Frau auf der Brücke, Die
- Regie:
- Patrice Leconte
- Jahr:
- 1999
- Genre:
- Drama
- Land:
- Frankreich
- Originaltitel:
- Fille sur le pont, La
1 Review(s)
20.01.2008 | 21:20Es gibt sie also doch noch, diese magischen Momente, wenn man durch ein DVD-Geschäft geht und einen lohnenden Blindkauf entdeckt, von dem man noch nie etwas gehört oder gesehen hat. So ging es mir jedenfalls am Wochenende. Dann gleich nach Hause und etwas skeptisch die DVD "Die Frau auf der Brücke" eingelegt. Schwarzweiß? Na ja, ich bin bei aktuellen Filmen eigentlich kein großer Fan davon – außer "es passt". Und wie es gepasst hat!
Die Handlung:
Adèle (Vanessa Paradis) ist Anfang zwanzig und steht mit Selbstmordgedanken auf einer Brücke. Sie denkt, dass sie vom Pech verfolgt wird und die Männer, die sie bislang kennen gelernt hat, wollten sie ebenfalls nur ausnutzen.
Im letzten Moment bevor sie ins kalte Wasser springen will, spricht sie der Messerwerfer Gabor (Daniel Auteuil) an, ob sie - wenn sie sich schon umbringen will - nicht den gefährlichen Job als seine Assistentin annehmen wolle.
Adèle geht auf das Angebot nicht weiter ein und springt von der Brücke – sicher in den kalten Tod, doch Gabor springt hinterher und rettet sie. Im Krankenhaus kann der Messerwerfer die junge Frau doch noch davon überzeugen, für ihn zu arbeiten. Umbringen kann sie sich später ja auch noch, so sein Argument.
Gabor hat sich offensichtlich in Adèle verliebt und die Geschichte nimmt ihren Lauf.
Kritik:
Es ist einfach toll, was Regisseur Patrice Leconte hier in schwarzweiß auf die Mattscheibe zaubert. Eine der schönsten, aber zugleich auch ungewöhnlichsten Liebesgeschichten, die ich bislang gesehen habe – soviel schon mal vorweg.
Die kunstvoll arrangierten Bilder nehmen den Zuschauer auch sofort gefangen und sind in Schwarzweiß optimal passend eingefangen. Ein Spiel mit Licht und Schatten mit dynamischer Kamera, das muss man einfach selbst gesehen haben. Geradezu ein Lehrfilm für Filmhochschulen.
Als erstes fallen dem Zuschauer natürlich dieser ungewöhnliche Look und vor allem auch die außergewöhnliche Geschichte positiv auf. Diese Liebesgeschichte ist erfrischend anders und nicht einmal so französisch, wie ich zuerst erwartet hatte. Es ist eine Handlung der leisen Töne, ein Taktieren mit Gefühlen und den Reaktionen darauf, bei dem auch die Erotik und der feine Humor wahrlich nicht zu kurz kommen – aber eben ohne die Präsentation nackten Fleisches.
Die beiden hervorragenden Darsteller stellen die Idealbesetzung für diesen Film dar und können ihre Gefühle glaubhaft und sehr differenziert darstellen – das ist sehr wichtig bei diesem sensiblen Film. Von Vanessa Paradis hätte ich so eine Leistung vorher wirklich nicht erwartet. Daniel Auteuil konnte für die hervorragende Leistung sogar den César als bester Darsteller einfahren.
Die Sets des Films sind ebenso vielfältig wie der Soundtrack oder die Handlung. Die Reise geht von Frankreich nach Monaco, über Italien bis nach Griechenland und in die Türkei. Musikalisch bediente man sich der unterschiedlichsten Musikrichtungen, auch orientalische oder arabische Töne sind zu hören. Alles passt zu den kunstvollen Bildern wie die Faust aufs Auge und vermittelt eine ganz besondere Atmosphäre.
Ich kann diesen Film mit Worten nicht genug würdigen, man muss dieses Kunstwerk einfach gesehen haben. Deshalb lege ich dieses kleine, fast unbekannte französische Meisterwerk wirklich jedem ans Herz, der sich für kunstvolles und ruhiges Kino begeistern kann. Auch Romantiker und Fans schöner Liebesgeschichten werden hier fündig. Einfach ein schöner Film ohne Effekthascherei und nicht einmal besonders schmalzig.
Die DVD:
Die DVD von Concorde hält sich in allen Disziplinen sehr wacker. Das Bild ist zwar nicht frei von Fehlern, aber es ist scharf und der Kontrast ist recht gut gelungen, sodass keine Details in dunklen Bildteilen verloren gehen. Gerade dies ist ja bei schwarzweiß Filmen sehr wichtig. Ansonsten sind einige Filter (Weichzeichner etc.) zur Verwendung gekommen, die eine weitere Bewertung des Bildes sehr schwierig machen. Ich war damit zufrieden.
Beim Ton konnte ich auch keine nennenswerten Fehler ausmachen. Es tönt natürlich fast nur von vorn, das ist aber bei so ruhigen Filmen auch nicht weiter verwunderlich.
Die verfügbaren Tonformate:
Deutsch (DD 2.0 Stereo)
Französisch DD 2.0 Stereo)
Deutsch (DD 5.1)
Französisch (DD 5.1)
Die Extras:
- Infos zu Cast&Crew
- Slideshow
- Deutscher und französischer. Kinotrailer
- Interview mit Regisseur Patrice Leconte (OmU)
- Programmtipps zu anderen Titeln von Concorde
Fazit:
Einer der schönsten Liebesfilme, der mein Auge und die Seele in den letzten Jahren entzücken durfte. In kunstvollen schwarzweiß-Bildern wird eine ungewöhnliche Geschichte erzählt, die einem noch lange im Gedächtnis bleiben wird.
Die Darsteller spielen ausgezeichnet und die Musik passt ebenfalls wirklich sehr gut für die besondere Atmosphäre dieses Meisterwerks.
Ich kann diesen Film jedem nur empfehlen. Anschauen! Unbedingt!
- Redakteur:
- Detlev Ross