Geschichte vom weinenden Kamel, Die
- Regie:
- Byambasuren Davaa, Luigi Falorni
- Jahr:
- 2003
- Genre:
- Dokumentarfilm
- Land:
- Deutschland
1 Review(s)
19.01.2005 | 07:40Ein Film, der 40 Wochen lang im Kino zu sehen war und immerhin 400.000 Besucher in die Filmpaläste gelockt hat, zudem mit dem Prädikat 'besonders wertvoll' ausgezeichnet wurde und selbst von Zeitschriften wie 'Der Spiegel' in höchsten Tönen gelobt wird, verspricht so einiges. Da es sich aber bei "Die Geschichte vom weinenden Kamel" nicht um den neuesten Action-Reißer oder die nächste schmalzige Liebesgeschichte handelt, ist diese Auszeichnung besonders hoch einzuschätzen, denn im Grunde genommen ist dieses 'Märchen' nur ein zum Spielfilm avancierter Dokumentarfilm, der die tragische Geschichte eines jungen Kamels beleuchtet, welches von der eigenen Mutter nach der Geburt abgestoßen wird.
Der Film spielt mitten in der Wüste Gobi, genauer gesagt in einem Nomadendorf, und beginnt damit, dass eine in die Jahre gekommene Kamelstute ein weißes und daher ungewöhnliches Fohlen zur Welt bringt. Von Anfang an akzeptiert die Mutter ihr andersartiges Junges nicht und verweigert ihm die Muttermilch, welche als Nahrung für das Fohlen überlebenswichtig ist. Die Nomaden lassen nichts unversucht, um das Kamel 'zur Vernunft zu bringen', binden es dafür sogar fest, doch ohne jeglichen Erfolg. Das junge Kamel scheint dem Tod geweiht, doch dann erinnern sich die Nomaden an ein uraltes Ritual, bei dem ein Geigenspieler die Stute zum Weinen bringen muss, um so ihr Herz zu erweichen und folglich die Liebe zu ihrem eigenen Kind zu erwecken.
Die Geschichte klingt so simpel und uninteressant, dass man sich sicherlich fragen wird, welche Zielgruppe mit diesem Film angesprochen wird. Die Antwort darauf ist einfach, denn dieser Spielfilm spricht jeden einzelnen Menschen an. Die Geschichte erzählt von der Suche nach Geborgenheit und Zugehörigkeit und spannt so relativ schnell den Bogen zur eigenen Realität. Daher kann ich dem abschließenden Satz auf der DVD-Rückseite auch nur bedenkenlos zustimmen, wo "Die Geschichte vom weinenden Kamel" als Gleichnis vom Bedürfnis nach Liebe, das jedem Lebewesen eigen ist, dargestellt wird.
Faszinierend dabei sind die tollen authentischen Aufnahmen aus der Wüste und weiterhin die fabelhaften einheimischen Laiendarsteller, die einfach ihr Leben im Spielfilm weiterleben und sich von den Kameras kein bisschen einschüchtern lassen. So bekommt man einen echten Einblick in ihr Leben, in ihre Motivationen und Sichtweisen und in die Dinge, die für das dortige Volk tatsächlich bedeutsam sind. Die einzige Kritik daran wäre, dass so der Blick auf die eigentliche Geschichte ein wenig verloren geht, denn ab und an verliert man sich in Gesprächen unter den Nomaden, die mit der eigentlichen Handlung (sofern man sie so nennen darf) nicht mehr viel gemein haben.
Trotzdem muss man lobend zusammenfassen, dass die Hochschule für Fernsehen und Film München in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Rundfunk ein einzigartiges Dokument erschaffen hat, welches den Zuschauer zum Denken über die wahren Werte auffordert und darüber hinaus einen wunderbaren Blick auf das Leben der Nomadenvölker in der Wüste Gobi liefert.
Die DVD bietet das Ganze im 5.1-Surround-Sound, welcher das Geschehen tatsächlich bis ins heimische Wohnzimmer bringt. Der stetig blasende Wind kommt aus allen Boxen geschossen und so entsteht ein naturbelassener Raumklang, der die Sache zunehmend faszinierend macht.
Weiterhin findet man auf dem digitalen Silberling noch eine Dokumentation über die Dreharbeiten des Filmteams, eine Bildergalerie, verschiedene Interviews und die üblichen Trailer, die aber mit dem Film rein gar nichts zu tun haben.
- Redakteur:
- Björn Backes