Grand Theft Parsons
- Regie:
- David Caffrey
- Jahr:
- 2003
- Genre:
- Komödie
- Land:
- Großbritannien
- Originaltitel:
- Grand Theft Parsons
1 Review(s)
29.07.2005 | 07:51Der 1946 in Florida geborene Gram Parsons gilt als eine der wichtigsten Persönlichkeiten – ja sogar als Wegbereiter des Country-Rock-Genres. Durch seine Musik beeinflusste er nachhaltig Bands wie die EAGLES, die BYRDS und die ROLLING STONES, mit Letzteren pflegte er nicht nur eine gute Freundschaft, sondern auch die Konsumierung von allerlei bewusstseinserweiternden Drogen.
Die Umstände um Gram Parsons Tod (der aller Wahrscheinlichkeit nach durch eine Überdosis Drogen und Alkohol eingetreten ist) im Alter von nur 26 Jahren trugen kräftig dazu bei, den Mann zu einer Legende werden zu lassen: Kurz nach Grams Tod 'entführte' sein ehemaliger Roadmanager Phil Kaufman zusammen mit einem Freund die Leiche und verbrannte sie in der kalifornischen Wüste. Entgegen dem Willen von Grams Familie wollte er damit angeblich den letzten Wunsch des Country-Rockstars erfüllen.
Die beiden Leichendiebe kamen damals übrigens relativ unbehelligt davon: Ein toter Körper hat im Staat Kalifornien keinen einklagbaren Wert. Die beiden mussten lediglich 700 $ für das Verbrennen des Sarges berappen.
Über Sunfilm erscheint nun mit "Grand Theft Parsons" ein Film, der die verrückte Geschichte nach Parsons Tod als Roadmovie erzählt. Phil Kaufman wird gespielt von Johnny Knoxville ("Jackass"), Christina Applegate ("Eine schrecklich nette Familie") spielt Barbara - die zickige Ex-Freundin von Gram Parsons - und den Part von Grams Vater Stanley übernimmt Robert Forster ("Jackie Brown"). Eine recht interessante Mischung also, die einen unbeschwerten Filmspaß verspricht.
"Grand Theft Parsons" beginnt mit dem Tod Gram Parsons' im Jahr 1973. Grams Roadmanager Phil Kaufman erfährt schnell von dessen Tod und erinnert sich an ein Versprechen, das die beiden Freunde sich zu Lebzeiten gegeben haben: Wer auch immer als erster stirbt – der andere wird seine Leiche in Joshua Tree, Kalifornien, verbrennen. Mit der unfreiwilligen Hilfe des Kiffers Barney, der einen quietschbunt bemalten Leichenwagen sein Eigen nennt, entführt Phil Grams Leiche am Flughafen von Los Angeles, kurz bevor sie nach Louisiana zu dessen Familie überführt werden soll. Es beginnt eine Fahrt durch die kalifornische Wüste, verfolgt von der eingeschalteten Polizei, Grams Vater Stanley und Barbara – der geldgierigen Ex-Freundin des Toten.
"Grand Theft Parsons" hält, was er verspricht: ein unterhaltsames Roadmovie mit vielen Verrücktheiten, Action, Komik, viel Alkohol, aber auch – insbesondere in den letzten 20 Minuten des Films – tiefer gehenden, bewegenden Szenen. Hier ist vor allem das Verhältnis von Phil zu Grams Vater Stanley zu nennen. Zwei Personen, wie sie gegensätzlicher kaum sein könnten, der eine ein anständiger, gut gekleideter Mann mittleren Alters, der die Leiche seines Sohnes in dessen Heimat überführen will, der andere ein abgewrackter Alkoholiker, der seinem besten Freund den letzten Wunsch erfüllen will.
Und die Schauspieler? Allen voran brilliert Robert Forster als trauernder Vater, der sich Vorwürfe machen muss, dass er in den letzten Jahren auf Distanz zu seinem Sohn und dessen unkonventionellem Leben gegangen ist. Ebenfalls überzeugen kann Christina Applegate als besessene, hochgradig zickige Barbara, die alles tun würde, um an Grams Vermögen heranzukommen. Zwar wird sie ihr Dumpfbacke-Image wahrscheinlich nie los, aber die Zeiten, in denen man immer noch auf einen dämlichen Spruch und Tonbandlachen wartet, wenn Christina Applegate in einem Film den Raum betritt, dürften vorbei sein. Dem gegenüber fällt die Darstellung des Phil Kaufman leider etwas mau aus. Johnny Knoxville kann die Rolle des abgewrackten, alkoholabhängigen Roadmanagers zwar passabel (und über die gesamte Filmdauer mit demselben Gesichtsausdruck) spielen, dennoch wäre es schön gewesen, wenn er einen adäquaten Gegenpunkt zu Robert Forster hätte verkörpern können. Dafür ist die Rolle allerdings leider zu eindimensional gestrickt worden. Nichts, was das Flair des Films großartig stören würden, aber dennoch einen kleinen Makel darstellt.
Fazit: "Grand Theft Parsons" bietet alles, was ein Roadmovie braucht: verrückte Charaktere, eine mindestens ebenso verrückte Story, gute Musik, das Gefühl der Freiheit, ein paar verstreute Lebensweisheiten und viel Spaß trotz des eher traurigen Themas im Hintergrund.
Sunfilm veröffentlicht die DVD in exzellenter Bild- und Tonqualität. Insbesondere die Szenen, in denen entweder der Leichenwagen von Phil und Barney oder aber das Cabrio von Barbara bei untergehender Sonne durch die Wüste fahren, können so voll ihre Wirkung entfalten. Der Film liegt in deutscher und englischer Sprache vor, als Tonformat steht wahlweise Dolby Digital 5.1 oder Stereo zur Verfügung. Als Extras gibt es gut aufbereitete Bio- und Filmographien von Johnny Knoxville, Christina Applegate und Gram Parsons auf Texttafeln sowie die Hintergrundgeschichte und Phils Motivation, den Leichenklau durchzuführen.
- Redakteur:
- Christian Debes