Green Hornet, The (Kino)
- Regie:
- Gondry, Michel
- Jahr:
- 2011
- Genre:
- Action
- Land:
- USA
- Originaltitel:
- Green Hornet, The
1 Review(s)
10.06.2011 | 13:25The Green Hornet - Die rote Laterne der Superhelden-Liga
Ein unsympathischer Held, Drehbuchschwächen und ein verschenkter Christoph Waltz zeigen, wie ein Superheldenfilm nicht aussehen sollte.
Jeder einzelne wird andere Menschen vor Augen haben, wenn er an Helden denkt: Feuerwehrleute, Che Guevara, Gandhi. Das zu Grunde liegende Konzept bleibt gleich. Das Grimmsche Wörterbuch definiert den Begriff "Held" als einen "durch Tapferkeit und Kampfgewandtheit hervorragender Krieger, der in irgendeinem Gebiet etwas ausgezeichnetes, hervorragendes leistet, im guten und nützlichen Sinne."
Helden wachsen über sich hinaus. Sie stellen sich in den Dienst der guten Sache und begeben sich für ihre Ziele im Zweifel in Todesgefahr. Ihre Taten bewegen die Massen, sie illustrieren ihr Sein für die Ewigkeit.
Britt Reid (Seth Rogen) wäre auch gerne ein Held. Der Verlegersohn aus LA verliert sich jedoch lieber im ausschweifenden Junggesellenleben und fällt eher als Trunkenbold, denn als Wohltäter auf. Als sein Vater plötzlich stirbt und ihm sein Zeitungsimperium vererbt, muss Britt zum ersten Mal in seinem Leben Verantwortung übernehmen - und versagt prompt. Statt die Verlegerrolle ausfüllen, stellt er lieber der Redaktionssekretärin Lenore Case (Cameron Diaz) nach.
Durch Zufall trifft Britt auf Kato (Jay Chou), den begnadeten Automechaniker seines Vaters. Nach einer gemeinsamen Sauftour freunden sich die beiden an und beschließen kurzerhand, dem Verbrechen in LA den Kampf anzusagen. Katos Martial-Arts-Künste kommen da ebenso gelegen, wie seine wahnwitzigen Ingenieurskünste. In Verkleidung und einem mit allerlei Waffen hochgerüsteten Auto sagen die beiden der Unterwelt den Kampf an. Zwecks Tarnung selbst als Gesetzlose, was den Untergrundboss Chudnofsky (Christoph Waltz) auf den Plan ruft.
Buddy-Movie-Superheldenfilm
Ein gewohnter Plot, der einen unterhaltsamen Film nach sich ziehen könnte. Vor allem, wenn man bedenkt, dass Bildästhet und Videoclip-Revoluzzer Michel Gondry ("Vergiss mein nicht!") auf dem Regiestuhl sitzt. Doch "The Green Hornet" liefert 118 Minuten lang Versatzstücke und Halbgares. Zu keinem Zeitpunkt wird klar, ob der Film das Genre persiflieren oder hochleben lassen möchte. Kaum ein Witz (von denen es nicht viele gibt) sitzt, kaum eine Actionsequenz begeistert. Was jedoch am meisten enttäuscht, ist die unausgegorene visuelle Linie. Michel Gondrys einzigartiger Stil kommt kaum zum Tragen. Erst kurz vor Schluss als die beiden "Helden" mit der vorderen Hälfte ihres Streitwagens durch das Verlagshaus rasen, blitzt die Handschrift des Künstlers kurz auf.
Zu Gondrys Ehrenrettung sollte gesagt werden, dass er erst spät an Board geholt wurde. Ursprünglich war Kevin Smith ("Dogma") für Drehbuch und Regie verantwortlich. Später sollte Hongkong-Star Stephen Chow das Zepter schwingen (und gleichzeitig in die Rolle von Kato schlüpfen). Nach einigen Hin und Her saß letztendlich Michel Gondry auf dem Regiestuhl.
Das Drehbuch stammt unterdessen von Hauptdarsteller Seth Rogen ("Superbad", "Beim ersten Mal"). Ohne Kompromisse versucht er, das Erfolgsrezept aus seinen Loser-Komödien auf eine Comicverfilmung zu übertragen. Das Resultat dieses Buddy-Movie-Superheldenfilms sind schlecht gezeichnete Figuren, die sich als bloße Schemen durch eine bruchstückhafte Handlung bewegen.
Immerhin schafft es Rogen mit seiner Darbietung des Protagonisten, den Begriff des Antihelden neu zu definieren. Er ist vorlaut und nervtötend. Auch nach seiner Katharsis trägt er keine Sympathien. Er ist weder Held im oben genannten Sinne, noch Antiheld à la "Hulk", "Spawn" oder "Blade". Das schwache Drehbuch gibt auch den anderen Darstellern keinen Raum, sich in den Vordergrund zu spielen. Christoph Waltz ist als Untergrundboss Chudnofsky ohne wirkliche Screentime verschenkt, Cameron Diaz förmlich nonexistent. Einzig Jay Chou als Kato kann während der Actionsequenzen überzeugen.
Ob Gondrys erster Blockbuster eine versuchte Persiflage des Comicgenres oder eine Liebeserklärung an es ist, sei an dieser Stelle dahingestellt. Was sich sicher sagen lässt, ist, dass"The Green Hornet" kein guter Film ist.
Deutschlandstart: 13.01.2011
Länge: 119 Minuten
FSK 12
Studio: Sony Pictures
www.green-hornet.de
- Redakteur:
- Martin Przegendza