Guten Abend, Herr Wallenberg
- Regie:
- Kjell Grede
- Jahr:
- 1990
- Genre:
- Drama
- Land:
- Schweden
- Originaltitel:
- God Afton, Herr Wallenberg
1 Review(s)
16.01.2005 | 08:58"Guten Abend, Herr Wallenberg" ist die dramatische Verfilmung des Lebens von Raoul Wallenberg, der im zweiten Weltkrieg als schwedischer Diplomat ungarische Juden aus dem Budapester Ghetto freikaufen und ihnen so das Leben retten soll. Beinahe 100.000 Menschen sind dort unter übelsten Bedingungen zusammengepfercht worden, nicht wissend, was mit ihnen geschehen soll. Wallenberg erfährt nach einiger Zeit, dass die endgültige Vernichtung des Budapester Ghettos bevorsteht und ihm die Zeit davonläuft.
Wallenberg setzt sich schließlich über seinen Aufgabenbereich für die Menschenrechte in diesem Ghetto ein, was den Vertretern der Regierung überhaupt nicht gefällt, weshalb sie ihn wiederum bittet, aus Budapest abzureisen. "Herr Wallenberg, ihre Zeit in Budapest ist abgelaufen", mit diesem Satz wird der schwedische Diplomat immer wieder konfrontiert, und dennoch zeigt Wallenberg unermüdlichen Einsatz und kann tatsächlich eine große Zahl der gefangenen Juden retten. Trotzdem gibt Wallenberg sich nicht mit dem Erreichten zufrieden, denn er selber hat sich die komplette Befreiung in den Kopf gesetzt und quält sich schließlich mit dem Gedanken, dass er absolut keine Chance hat, sein Ziel auch nur annähernd zu erreichen.
Kjell Grede hat die Geschichte von Raoul Wallenberg im Budapester Ghetto sehr eindrucksvoll in Bilder gefasst und mit Stellan Skarsgard in der Rolle des Protagonisten zudem einen erstklassige Schauspieler verpflichten können, der vor allem mit seiner trockenen Mimik den Ernst der Situation sehr authentisch herüberbringt. Statt auf übertriebene Emotionen zu setzen, stehen stets die diplomatischen Aktionen im Vordergrund, was dem Film zwar von vornherein die Spannung raubt, den Zuschauer aber dafür umso näher ins Geschehen hineinversetzt. Und auch große Effekte werden komplett ausgespart. Die simpel gestrickte Handlung erfordert dies auch nicht, da in erster Linie die Schicksale der betroffenen Menschen im Mittelpunkt des Geschehens stehen und, wie eigentlich in jedem Film mit dem Thema Holocaust, auch tiefe Erschütterung hervorrufen.
Die kalte Atmosphäre unterstützt schließlich auch die kaltblütige Lebensweise der Soldaten, wobei es gerade solche Szenen sind, in denen Kinder erschossen werden, die nach wie vor Entsetzen auslösen.
Es ist alles schwer zu beschreiben, ich denke einfach, man muss den Film gesehen haben und gerade diese düstere Stimmung spüren, was mit anderen Worten so viel heißt wie, dass "Guten Morgen, Herr Wallenberg" ein wirklich sehenswerter Streifen ist, der die Lage im Zweiten Weltkrieg mal aus einer ganz anderen Sichtweise betrachtet, aber deswegen nicht minder bewegend ist als "Der Pianist" oder "Schindlers Liste".
Die DVD-Version weist dementgegen leider einige kleine Schönheitsfehler auf, wie zum Beispiel ein arges Bildrauschen, teilweise auch ein Flackern. Auch der Ton ist manchmal sehr schwach, bisweilen sind die Dialoge sogar unverständlich. Gut hingegen gefällt, dass die Gespräche zwischen den Juden in der Originalsprache (mit Untertitel) geblieben sind.
Ansonsten beschränkt sich die DVD auf eine minimal kurze Biographie Wallenbergs und einige Trailer. Da hätte man in Form von Dokumentationen sicherlich noch mehr herausholen können. Schade eigentlich, denn der Gesamteindruck erfährt so doch eine geringe Minderung, was den Film aber definitiv nicht unansehnlich macht.
Wer übrigens mehr über das Leben von Raoul Wallenberg erfahren möchte, kann sich unter diesem Link einen guten Eindruck über das Leben dieses Schweden machen.
- Redakteur:
- Björn Backes