Harry Potter und der Orden des Phönix
- Regie:
- David Yates
- Jahr:
- 2007
- Genre:
- Fantasy
- Land:
- Großbritannien, USA
- Originaltitel:
- Harry Potter and the Order of the Phoenix
1 Review(s)
07.01.2008 | 11:40Fast ebenso regelmäßig wie vom Weihnachtsmann bekommen wir auch in diesem Jahr wieder Besuch von unserem Lieblingszauberer Harry Potter. Er muss in diesem fünften Jahr seiner Ausbildung so einige schwierige Situationen lösen und steht diesmal auch Lord Voldemort direkt gegenüber. Ich war ja ein wenig skeptisch, was aus dieser Geschichte noch an neuen Ideen herauszuholen ist. Fortsetzungen kranken ja häufig an Ideenarmut, wobei sich die Vorgänger zu diesem fünften Teil jeweils stark voneinander unterschieden haben. Aber hier erst einmal die Vorgänger mit einer kurzen Einschätzung meinerseits:
2001: Harry Potter und der Stein der Weisen (Harry Potter and the Philosopher's Stone)
Regie: Chris Columbus
Der Start der Geschichte um den Waisenjungen Harry Potter, der von seiner Stieffamilie nicht gerade gut behandelt wird. In diesem ersten Teil findet Harry heraus, dass er kein normaler Junge ist, sondern ein Kind eines Zauberers. Er wird in der Zauberschule Hogwarts aufgenommen, lernt Hermine und Ron kennen. Auch hört er in diesem ersten Teil erstmals vom bösen Zauberer Voldemort, der mit dem Tod seiner Eltern zu tun haben soll.
Ein kindgerechter erster Teil, der sich gut an die Romanvorlage hält. Der Zuschauer kann sich von der zauberhaften Stimmung gefangen nehmen lassen.
2002: Harry Potter und die Kammer des Schreckens (Harry Potter and the Chamber of Secrets)
Regie: Chris Columbus
Im zweiten Schuljahr des Zauberlehrlings spukt es auf Hogwarts. Schüler versteinern und eine Wandinschrift wird gefunden, nach deren Wortlaut die "Kammer des Schreckens" wieder geöffnet wurde. Dieses Geheimnis versucht Harry nun mit Hilfe seiner Freunde zu lösen. Die Anzeichen verdichten sich, dass hinter all diesen bösen Vorzeichen Lord Voldemort steckt.
Dieser zweite Teil ist ebenfalls noch sehr kindgerecht erzählt und hält sich ebenfalls eng an die Romanvorlage.
2004 Harry Potter und der Gefangene von Askaban (Harry Potter and the Prisoner of Azkaban)
Regie: Alfonso Cuarón
Im dritten Lehrjahr an der Hogwarts-Schule für Zauberei entkommt der gefürchtete Zauberer Sirius Black aus dem Gefängnis von Askaban. Dieser scheint es auf Harry Potter abgesehen zu haben. Was hat dieser gesuchte Zauberer mit Voldemort oder Harrys Eltern zu tun, und warum stellt er Harry Potter nach?
Ein etwas seltsamer dritter Teil, der mit seinen aufgesetzten Gags nicht so den Geschmack des Publikums getroffen hat. Zudem bewegt sich die Geschichte nicht mehr so genau an der Romanvorlage, wie es die Fans gerne gesehen hätten. Noch einigermaßen kindgerecht, doch schleichen sich einige zu harte Szenen ein.
2005 Harry Potter und der Feuerkelch (Harry Potter and the Goblet of Fire)
Regie: Mike Newell
Im vierten Schuljahr erwartet Harry Potter zunächst die Quidditch-Weltmeisterschaft. Zudem veranstaltet die Zauberschule Hogwarts das Trimagische Turnier, an dem Mannschaften verschiedener Schulen teilnehmen. Die Teilnehmer von drei unterschiedlichen Schulen werden vom Feuerkelch ermittelt. Natürlich wird Harry ausgewählt, am Turnier teilzunehmen, um zum Gewinnen des Turniers die drei Aufgaben zu lösen. Neben den schwierigen Aufgaben des Turniers, gewinnt auch der Erzfeind Potters, Lord Voldemort, einen Teil seiner alten Macht zurück. Dieser vierte Teil endet auch mit der Prophezeiung: Voldemort ist zurück....
Ein optisch beeindruckender vierter Teil, der aber aufgrund seiner harten Bilder Kindern nur noch sehr eingeschränkt empfohlen werden kann. Die Altersfreigabe von 12 Jahren geht somit voll in Ordnung, stößt aber jüngere Zuschauer etwas vor den Kopf.
Die Handlung vom fünften Teil der Reihe: Harry Potter und der Orden des Phönix:
Inzwischen ist klar, Lord Voldemort ist noch am Leben und er wird immer mächtiger. Seine dunklen Gestalten können Harry Potter (Daniel Radcliffe) bereits in der Welt der Muggels angreifen, weshalb er sich auch mit einem starken Zauber wehren muss. Das ist in der Welt der normalen Menschen verboten, weshalb er sich vor dem Gericht verantworten muss. Doch während jedem aufmerksamen Zauberer klar sein dürfte, dass Lord Voldemort zurückgekehrt ist und einen großen, finalen Angriff vorbereitet, versucht das Ministerium der Zauberer die Fakten zu leugnen und zu verharmlosen. Um in Hogwarts für Ruhe zu sorgen - dort wird vom Ministerium die Quelle für die Unruhe vermutet - wird die Ministerialbeamtin Umbridge (Imelda Staunton) für das Fach "Verteidigung gegen dunkle Magie" eingesetzt. Sie soll die jungen Zauberer davon abhalten, aktiv zu werden.
Derweil formiert sich im Untergrund der geheime "Orden des Phönix". Dieser Orden hat bereits im ersten Kampf, bei dem Potters Eltern zu Tode kamen, gegen Voldemort gekämpft. Potters Onkel Sirius Black (Gary Oldman) und der ehemalige Lehrer Madeye Moody (Brendan Gleeson) sind ebenfalls Mitglieder dieser Résistance. Harry Potter wird zunächst aber nicht in diesen Orden aufgenommen und bleibt deshalb auf sich alleine gestellt. So formiert der Zauberlehrling in Hogwarts seine eigene Widerstandsbewegung. Alle seine Freunde sind natürlich mit von der Partie und lernen nun von ihm, wie sie sich gegen schwarze Zauberer wehren können.
Doch es gibt eine durchlässige Stelle. Um die volle Kontrolle über die Schule zu erhalten, wird Schulleiter Dumbledore (Michael Gambon) entlassen. Von nun an hat Ministerialbeamtin Umbridge (Imelda Staunton) das Sagen. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann es zu einem Showdown zwischen den von Potter geführten Zauberlehrlingen und Voldemort kommt. Kann Potter mit der Hilfe des "Phönix-Ordens" rechnen?
Kritik:
Harry Potter ist erwachsen geworden. Es gibt ja wenige Filme, die auch bei der 5. Fortsetzung einer Geschichte noch die Spannung halten können. "Harry Potter und der Orden des Phönix" ist einer dieser Filme. Der inzwischen 5. Teil, der auf den Büchern von J.-K. Rowling basierenden Reihe, ist aber sehr düster, fast apokalyptisch geraten. Wurde der Zuschauer in den ersten beiden Teilen noch in eine phantastische Zauberwelt entführt, die er mit ebenso erstaunten großen Augen wie die Hauptfigur erkunden konnte, ist diese bunte, positive und eher verspielte Welt inzwischen einer düsteren, kalten und unheilschwangeren Welt der politischen Macht und des Krieges von Gut gegen Böse gewichen. Nur vereinzelte Szenen knüpfen noch an die gute alte Zeit an. So gleicht "Harry Potter und der Orden des Phönix" öfters einem Politthriller, mit Machtmissbrauch und Intrigen als einem Film, der die Zuschauer durch seine zauberhafte Atmosphäre gefangen nehmen kann. Dies ist aber auch durchaus positiv zu sehen, denn dadurch wiederholt sich die Geschichte nicht, sondern bietet immer etwas Neues und die Story wird kurzweilig und spannend vorangetrieben. Zwar gibt es lustige Szenen, die ein wenig vom Charme der ersten beiden Teile an den Tag legen, diese sind aber wirklich sehr sparsam im Film verteilt.
Ebenso positiv finde ich, dass sich die Charaktere - Harry Potter und seine Freunde - weiterentwickelt haben. Sie sind älter geworden, jetzt fast schon erwachsen. Dies war auch schon in den letzten Teilen der Fall, so dass der Zuschauer fast wie bei einem nahen Verwandten die Entwicklung vom gerade eingeschulten Kind zum jungen Erwachsenen beobachten kann. Die Charaktere formen sich, die Fähigkeit eigene Entscheidungen zu treffen ebenfalls, und in diesem fünften Teil bekommt Harry Potter auch seinen ersten Kuss. Eine Weiterentwicklung des Charakters, die auch auf die nächsten beiden Teile neugierig macht. Eben diese birgt dann das größte Problem. Waren die ersten Harry Potter Filme noch gut für Kinder geeignet und daher auch mit der Freigabe ab 6 Jahren geprüft worden, so war dann ab Teil 3 der Serie damit Schluss. Ist im Anfangsjahr also ein sechsjähriges Kind ins Kino gegangen, konnte es sich zwar noch den zweiten Teil angucken, doch bereits im dritten Jahr gab es wegen der Freigabe "ab 12" damit ein vorzeitiges Ende der Geschichte - zumindest hier in Deutschland. Der neueste Teil dieser Serie beginnt nun aber schon mit Szenen, die einem Horrorfilm entsprungen sein könnten. Ab 12 finde ich sehr bedenklich, deswegen rate ich jedem Erwachsenen den Film auf seine Kindertauglichkeit zu prüfen. Es sind aber nicht nur die angesprochenen "Horrorszenen", die ich für fragwürdig halte. Nein, es ist die gesamte düstere Handlung selbst. Ein düsterer Horror-Politthriller für Kinder? Genau aus diesem Grund finde ich es mehr als nur bedenklich, wenn auch in diesem Jahr DVD-Boxen mit allen 5 Teilen zu Weihnachten unter dem Gabentisch liegen (Diese sind zwar mit FSK 12 gekennzeichnet, aber Harry Potter halten viele Menschen für reine Kinderfilme). Die ersten beiden Teile sind noch gute Kinderunterhaltung, doch dann folgen eher Albtraum erzeugende Teile. Zudem können sicher viele Kinder nicht viel mit der ernsten und komplizierten Handlung anfangen (Gericht, Ministerium, die Résistance des Ordens). Ich habe jedenfalls von Kindern gehört, der fünfte Teil sei langweilig, zu "grausig" und ich wurde dann auch zum Film befragt, weil sie offensichtlich die Handlung nicht ganz verstanden hatten. Hier ist die elterliche Verantwortung gefragt.
Ich fand den neuen Potter auf jeden Fall sehr gut und vor allem spannend gemacht. Die Effekte und die ganze, inzwischen düstere Welt, wirkten wie aus einem Guss. David Yates hätte aber vielleicht nicht ganz so viele Horrorfilme sehen sollen, denn manche Szenen sind auch für erwachsene Zuschauer schon sehr gruselig und trostlos. Der Film wird trotz seiner langen Laufzeit von knapp über zwei Stunden nie langweilig, auch wenn ich den Kampf gegen Voldemort für etwas zu schnell abgehandelt empfunden habe. Besonders interessant finde ich übrigens auch die Schauspieler, die sich - wie die Charaktere, die sie spielen - weiter entwickeln. Aus einem etwas unbeholfenen Schauspielanfänger wurde ein echter Schauspieler. Auch das verleiht dem Film einen authentischen Touch. Mir hat der fünfte Teil jedenfalls wieder Lust auf den nächsten Teil gemacht. Hoffentlich ist dieser wieder etwas positiver. WIRKLICH eine Serie, die bislang keinen einzigen WIRKLICH schwachen Teil hatte. Mich wundert der Erfolg der Bücher schon lange nicht mehr, schließlich kann man anders als beim Film die Welt des Harry Potter in seinem Kopf entstehen lassen, so wie man sie gerne hätte. Und diese wäre beim fünften Teil bei mir sicher ein wenig positiver ausgefallen. Trotzdem kommen Fans der ersten vier Teile auch um diesen hervorragend gemachten fünften der Serie nicht herum.
Die DVD:
Die Bildqualität dieser Warner-Veröffentlichung ist bis auf ein paar sichtbare Kompressionsartefakte als gut zu bezeichnen. Zum Glück sind die Schwarzwerte sehr gut, und auch Details sind in dunklen Bildteilen gut zu erkennen. Gerade diesem größtenteils dunklen Film ist das sehr wichtig.
Beim Ton ein ähnlich positiver Gesamteindruck. Sehr dynamisch und räumlich sehr gut verteilt. Auf der DVD sind folgende Tonformate enthalten: Deutsch (Dolby Digital 5.1)
Englisch (Dolby Digital 5.1) und Englisch (Dolby Digital 2.0 Surround). Untertitel sind für folgende Sprachen verfügbar: Deutsch, Englisch, Deutsch für Hörgeschädigte, Englisch für Hörgeschädigte
Alles in allem also eine sehr gute Veröffentlichung.
Die Extras sind reichlich ausgefallen und befinden sich auf der zweiten DVD:
- Zusätzliche Szenen
- Die versteckten Geheimnisse von Harry Potter - Entdecke Harrys wahres Schicksal
- Auf den Fersen von Tonks: Natalia Tena (Nymphadora Tanks) auf einer sehr persönlichen Film Set Tour
- Harry Potter: Die Magie des Schnitts - Regisseur Davis Yates und Editor Day Show "Was ein guter Schnitt bedeuten kann"
- DVD-ROM Teil
Fazit:
Mit Abstand ist "Harry Potter und der Orden des Phönix" der bislang dunkelste, bösartigste Teil der Reihe um den jungen Zauberer. Harry Potter ist wie seine Mitstreiter erwachsen geworden und kämpft nun eher in einem politischen Szenario aus Macht und Intrigen. Dies macht den Film zwar für erwachsene Zuschauer interessant, weil sich so der neue Teil von den Vorgängern deutlich abhebt, doch gerade jüngere Zuschauer werden überfordert und gelangweilt. Die wirklich heftigen Horrorszenen tun dann noch ihr Übriges, um den Rest der Kindertauglichkeit zu entfernen. Nein, dieser Teil ist trotz seiner gelegentlich spaßigen Szenen nichts für Kinder unter 12-14 Jahren.
Erwachsene Zuschauer freuen sich aber über die komplexe Handlung, die gereiften Schauspieler und die bombastischen Effekte. Ein Fantasyfilm, den ich guten Gewissens weiter empfehlen kann. Die Vorgänger muss man aber auf jeden Fall vorher gesehen haben, denn für sich alleine - ohne Vorkenntnisse - funktioniert der Film nicht.
- Redakteur:
- Detlev Ross