Hebt die Titanic
- Regie:
- Jameson, Jerry
- Jahr:
- 1980
- Genre:
- Abenteuer
- Land:
- USA
- Originaltitel:
- Raise the Titanic
1 Review(s)
06.11.2008 | 14:11Wenn ein Schiff bzw. eine Katastrophe legendär ist, dann sicherlich die RMS "Titanic" und jahrzehntelang geisterten die wildesten Theorien über ihre Hebung durch die Köpfe der Menschen. Eine solche sorgte dafür, dass Clive Cussler als Autor von "Raise the Titanic" seinen literarischen Durchbruch schaffte und seinen späteren Stamm-Charakter Dirk Pitt etablieren konnte. Die Verfilmung des Bestsellers erfolgte schließlich 1980, das erste DVD Release ließ bis 1999 auf sich warten, seither folgten einige weitere - aber inhaltlich identische - Neuauflagen.
Zur Story
Amerika versucht sich während des kalten Krieges wieder einmal einen strategischen Vorteil zu verschaffen, indem es einen vermeintlich undurchdringlichen, energetischen Abwehrschild aufzuziehen gedenkt, welcher es sowjetischen Nuklear-Raketen unmöglich machen soll die USA zu treffen. Benannt hat man es "Sizilianisches Projekt", angelehnt an ein ähnlich klingendes Schach-Manöver. Der Haken: Die Energie für ein solchen Schild kann man nicht mal eben aus der Steckdose ziehen. Selbst alle Kernkraftwerke der USA zusammen können nicht soviel Saft aufbringen, da muss was anderes her. Byzantium - ein potentes und der breiten Masse weitgehend unbekanntes Mineral gegen das sich Plutonium und Uran ausnehmen wie Brausepulver.
Als weiterer Schönheitsfehler, befindet sich das einzige bekannte Vorkommen auf dem Territorium der Sowjets. Doch es gibt noch Hoffnung dennoch an ein gewisses Quantum heran zu kommen. Schon 1911 sind davon heimlich ein paar hundert Kilo abgebaut geworden, ohne dass man das wirkliche Potenzial des Minerals damals hat absehen können. Auf verschlungenen (See-)Wegen landete die Ladung über England mit Ziel New York schließlich im Tresor einer gewissen RMS Titanic. Diese hat bekanntlich den Zielhafen nie erreicht, da ihr ein herumstreunender Eisberg zum Verhängnis wurde. Mit ihr ging natürlich auch das wertvolle Byzantium den Bach ab. Das Wissen darum war lange unter Verschluss geblieben, doch nun reift ein verwegener Plan: Hebt die Titanic!
Durchführen will es der Ex-Navy-Querkopf Dirk Pitt, den man für diese Himmelfahrts-Unternehmen extra anheuert. Ihm helfen soll ein Expertenteam, dem auch der neue Freund seiner Ex-Lebensgefährtin Dana angehört. Pitt und Dr. Seagram haben in alter Gockel-Manier daraufhin gewisse Startprobleme was die professionelle Durchführung des ohnehin überambitionierten Plans angeht. Sie müssen ihre Differenzen jedoch zurückstellen, denn Finden und Heben der Titanic alleine ist schon heavy genug, sich die mittlerweile hellhörig gewordenen Russen vom Hals zu schaffen und einen Maulwurf in den eigenen Reihen zu enttarnen ist noch eine weitere Steigerung der Probleme. Kann es noch schlimmer kommen? Es kann.
Eindrücke
Als Meeres-Geologe Robert D. Ballard den Koloss 1985 - fünf Jahre nach der Verfilmung – nach ähnlich frustrierender Suche, wie im Film recht treffend und höchst vorausschauend dargestellt, fand und offenbar wurde, dass die einstige Königin der Meere in mehrere Teile zerschmettert in 3800 Metern Tiefe liegt, stand die Diagnose fest: Unhebbar. Nicht, dass es dafür in der Realität auch nur einen einzigen zwingenden Grund für solch ein Hirngespinst gegeben hätte. Anders bei der Story von "Raise the Titanic", wo die Erklärung für das Heben dahingehend lautet, dass es schneller ginge, als den Tresor mit dem Byzantium zu bergen. Das darf bei dem ganzen im Film zur Hebung der Titanic betriebenen Aufwand bezweifelt werden, gibt bei aller Fadenscheinigkeit aber natürlich einen guten Aufhänger für dieses haarsträubende Seemannsgarn ab.
Man hat die Tatsache, dass das Wrack mitnichten in einem Stück sank, was man hätte in wissen können bzw. zumindest Erwägung ziehen müssen, sowohl der Vorlage als auch dem Film später immer wieder vollkommen zu unrecht angekreidet. Dabei darf man nicht vergessen, dass beide vor dem Fund entstanden. Fakt ist auch, dass es sich hier um reine Fiktion handelt und es daher eigentlich gar keine Rolle spielt, in welchen Zustand sich das Originalwrack befindet. Treffender sind da schon die Vorwürfe einer lieblosen, langatmigen Inszenierung der leidlich spannenden Bestseller-Vorlage. Dabei ist es nicht mal der typisch unrealistische und mit bestenfalls billigen Tricks durchsetzten Film-Stil der späten Siebziger/frühen Achtziger, der sauer aufstößt.
Es sind vielmehr die ganzen Längen, wie etwa die für den ohnehin unnötig aufgeblähten und in die Länge gezogenen Plot eigentlich vollkommen unwichtige Dreiecksbeziehung Pitt-Archibald-Seagram. Das verlangsamt alles nur noch weiter und irgendwann findet sich der Finger ganz unweigerlich auf der Skip-Forward-Taste der Fernbedienung wieder. Die schauspielerischen Leistungen hauen auch keinen Matrosen vom Topmast, bis auf Sir Alec Guinness in einer kleinen Nebenrolle als Überlebender der Katastrophe findet sich im Cast kaum ein Gesicht, welches einem wirklich bekannt vorkommt - allenfalls aus der filmischen B-Garnitur dieser Ära vielleicht noch Emmet Walsh und David Selby. Der Rest schafft mit dem hölzernen und stereotypen Rumgehampel nicht mal die damals sicher noch geringer ausfallenden Minimalanforderungen an die Absolventen einer Schauspielschule. Erschwerend wird ihnen vom Drehbuch fast jedes noch so dämliche Klischee aufgezwungen.
DVD und Bonusmaterial
Erschreckend, was man im Zeitalter der digitalen Technik auf den Zuschauer loslassen kann. Es ist nicht leicht zu entscheiden, ob der dumpfe, auf Pseudo-Stereo gemischte Mono-Ton oder das pixelige oftmals verwaschen wirkende Bild die goldene Himbeere verliehen bekommen sollen. Vermutlich beide. Beim Bonusmaterial stellt sich die Frage nicht, denn entweder war keins vorhanden, oder MAWA hat erst gar nicht danach gesucht. Die DVD ist ein Reinfall.
Fazit
Kein Film, den man unbedingt im Schrank stehen haben muss. Man ihn sich allenfalls einmal anschauen, wenn man grade überhaupt nichts Anderes vor hat und eventuell noch am Titanic-Themenkomplex interessiert ist. Seine Erwartungen sollte man aber sowohl was die vollkommen übertriebene Filmhandlung und Darstellergüte, als auch die DVD selbst angeht, drastisch reduzieren. Diese kommt mit miesem Bild und Ton, sowie gänzlich ohne Zusatzmaterial daher. Besser also man wartet bis im TV die X-te Wiederholung läuft - aber Warnung: Bis etwas Sehenswertes in der hanebüchenen und klischeebelasteten Story passiert, zieht sich's zuweilen hin wie Kaugummi. Realisten machen am besten gleich einen ganz weiten Bogen um den Film.
Die DVD-Daten auf einen Blick:
OT: "Raise the Titanic"
Nach dem Roman von Clive Cussler
USA 1980
Genre: Action / Thriller
DVD 2001, Cine Plus (MAWA / VCL)
Version: Single-Disk, FSK 12
EAN: 4040316225786
Laufzeit: 109 Min.
Bildformat: 4:3 Vollbild (1,66:1)
Soundformat: DD 5.1, DD 2.0 (Deutsch)
Bonusmaterial: Keins
Produktion: William Frye, Martin Starger
Drehbuch: Eric Hughes
Musik: John Barry
Kamera: Mathew F. Leonetti
Regie: Jerry Jameson
Darsteller u.a.: Richard Jordan (Dirk Pitt), Jason Robards (Admiral Sandecker), David Selby (Dr. Seagram), Anne Archer (Dana Archibald), Alec Guinness (John Bigalow) Bo Burundin (Kapitän Pevlov), J.D. Cannon (Captain Burke), Emmet Walsh (Chief Walker)
- Redakteur:
- Jürgen Pern