Hollow, The - Die Rückkehr des kopflosen Reiters
- Regie:
- Kyle Newman
- Jahr:
- 2004
- Genre:
- Horror
- Land:
- USA
- Originaltitel:
- The Hollow
2 Review(s)
14.04.2005 | 09:43Sleepy Hollow ist ein buchstäblich verschlafenes Dörflein etwa 40 km nördlich von New York. Es gibt nur eine zweifelhafte Attraktion: das Grab des Schriftstellers Washington Irving. Der schrieb 1819 die berühmte Legende vom mutigen Schulmeister Ichabod Crane nieder, welcher gegen den kopflosen Reiter von Sleepy Hollow antrat. Dieses finstere Gespenst pflegte angeblich des Halloweennachts den Unglücklichen, die es trafen, den Schädel abzuschlagen. Crane obsiegte, anschließend verschwand er aus Sleepy Hollow. Der Reiter taucht seitdem nur noch auf, wenn er von einem Schüler der örtlichen Highschool gemimt wird und die Teilnehmer der beliebten "Heufahrt" erschreckt, die sich in der Nacht des 31. Oktobers durch den Wald kutschieren und Gespenstergeschichten erzählen lassen.
Brody, testosterongeschwängerter Captain des Footballteams, übernimmt gern diesen Job. Er ist ein grober Klotz, der sich herzlich langweilt in der Kleinstadt. Außerdem hat ihm der dürre Neuling Scott Cranston gerade sein Mädchen ausgespannt. Die hübsche Joan steht zwar der Cheerleadertruppe vor, sucht aber keinen Sportlerhengst, sondern einen Traumprinzen. Scott, der lieber fechtet statt fightet, fühlt sich angesprochen. Leider kann die junge Liebe nur mühsam erblühen, denn ständig lauert dem Pärchen der alte Friedhofswächter und Dorftrunkenbold Claus Van Ripper auf. Der faselt von der Rückkehr des echten Reiters, der wieder Köpfe rollen lassen wolle in Sleepy Hollow. Nur Scott könne dies verhindern, denn er sei ein Nachkomme des Ichabod Crane.
Schon seit Jahren liegt der verschrobene Saufaus den Bürgern mit seiner Gruselmär in den Ohren. Geschehen ist natürlich nie etwas, so dass sich der Sheriff des lästigen Störenfrieds annimmt. Die Heufahrt findet statt, Scott und Joan nehmen daran teil, der eifersüchtige Brody steigt in sein Kostüm und auf sein Pferd. Doch ein anderer Reiter dreht schon früher seine Runde. Vor den Augen der entsetzten Heufahrensleute hat er der leider gar zu geilen Erica, die es mit ihrem tumben Freund in einem alten Schuppen treiben wollte, den Blondschädel vom Hals getrennt. In besagtem Schuppen stapeln sich schon weitere Häupter, doch der Reiter (der übrigens gar nicht kopflos ist, sondern merkwürdigerweise einen riesigen Fratzenkürbis auf den Schultern trägt) hat noch viel Platz in seiner Sammlung. Vor seinen tödlichen Schwertstreichen flüchten die Dörfler panisch in alle Richtungen. Nur Scott, Joan, Van Ripper und Brody stellen sich dem Gespenst in den Weg, das sich leider in den nachtdunklen Wäldern deutlich besser auskennt als sie und unseren Helden manche unschöne Überraschung bereitet …
Eines gleich vorweg: Mit Tim Burtons Filmmeisterwerk "Sleepy Hollow" aus dem Jahre 1999 hat der "Hollow"-Heuler von 2004 direkt rein gar nichts zu tun. Beide Werke stützen sich unabhängig voneinander auf den Literaturklassiker "The Legend of Sleepy Hollow" (dt. "Die Legende vom schläfrigen Tal"), welchen der Schriftsteller Washington Irving (1783-1859) anno 1819 niederschrieb.
Selbstverständlich hat das finanzierende Studio (geschätztes Budget: 3 Dollar 15) nichts dagegen, wenn vertrauensvolle (= dumme) Zuschauer "The Hollow" für eine Fortsetzung von "Sleepy Hollow" halten. (Das Originalcover zeigt sogar frech die Silhouette des Burtonschen Reiters, der mit zwei Breitäxten zu Werke ging.) Dem ist wie gesagt nicht so; Tim Burtons Ichabod Crane – ein Kriminalist, kein Lehrer – hatte den bösen Reitersmann, Geist eines hessischen Söldners aus dem Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg, zuverlässig in die Hölle zurückgeschickt und war mit einer schönen Braut im Triumph davongezogen.
"The Hollow" geht dagegen korrekt von Cranes spurlosem Verschwinden aus. Der Reiter tauchte mit ihm unter. Im 21. Jahrhundert kehrt er zurück. Wieso dem so ist, bleibt ungeklärt; nach Auskunft des Claus Van Ripper will er "die Ranken auf Irvings Grab mit dem Blut seiner Opfer tränken". Das liegt auf dem Friedhof von Sleepy Hollow, den es erstaunlicherweise (http://www.sleepyhollowcemetery.org ) tatsächlich gibt.
Warum dies gerade jetzt geschehen muss bzw. wieso sich der Reiter in den vielen früheren Jahren mit dem Gartendienst zurückgehalten hat, bleibt leider das Geheimnis des alten Claus'. (Womit hat sich der Reiter eigentlich in seinen Spuknächten die Zeit vertrieben, als Washington Irving noch quicklebendig war?) Der muss ohnehin viel mehr wissen als er preiszugeben bereit ist. Da ist z. B. auch die Frage, wieso er und nur er zunächst den Reiter zu sehen vermag, dessen Geschichte er haarklein kennt und zudem weiß, dass man ihn durch einen Schwertstich ins Herz ausschalten kann? (Worin er fatal irrt.)
Aber Handlungsstringenz oder gar Logik bleiben in "The Hollow" durchweg abwesende Größen. Wir sehen einen der gerade wieder in Mode gekommenen Teenieslasher, dessen hauptsächlicher Zweck es ist, möglichst viele junge Leute möglichst malerisch zu Tode zu bringen. Genrekonform erwischt es auch dieses Mal die "bösen" Jungs & Mädchen, die sich aufreizend kleiden, gut meinende Autoritäten (Eltern, Sheriff, Lehrer etc.) verhöhnen und "es" unentwegt tun wollen. Die systemkonformen Mitläufer wie Scott und Joan, die es "ernst" miteinander meinen (geplante Zukunft: Kaffeetrinken – Schulball – Hochzeit; das ist nicht als Scherz gemeint!) dürfen überleben.
Schade, denn gerade diese Langweiler müsste das Schwert des Reiters treffen! Anschließend sollte der Geist auch hinter der Kamera aufräumen! Unfähige Dilettanten haben hier in vier Tagen (laut imdb.com) einen dümmlichen, stimmungsfreien, witzlosen Gruselmumpitz ohne jeden Unterhaltungswert zusammengepfuscht. Die "Kulisse" beschränkt sich auf das, was sowieso irgendwo in der Landschaft stand, sowie auf einige ins Gras gestellte Styropor-Grabsteine.
Geld für vernünftige Filmtricks war auch keines da. Der "kopflose" Reiter der Legende führt wie gesagt eine groteske Kürbismaske vor, deren Augenlöcher vor einer Attacke unheilvoll aufzuleuchten pflegen. Hier und da sieht man in der Tat Köpfe rollen, was immerhin ganz anständig realisiert wurde. Das war's auch schon mit den Effekten (falls man Umhergestolper und Geschrei nicht dazu zählen möchte). Grausig ist allein das stetige Gedudel des letztklassigen Dumpfrocks, der hier eine Filmmusik ersetzt. Die deutsche "Synchronisation" gibt dem Machwerk endgültig den Rest.
Ansonsten verschafft uns Hollywood einmal mehr Einblick in das faszinierend sinnlose Leben an einer US-Highschool. Die ältesten Schüler der Welt drücken hier die Bänke, was auch viel Schminke und Kamerafilter partout nicht verbergen können. Ihre Darsteller wurden kongenial zu Drehbuch und Ausstattung angeheuert: Es wird kein Quäntchen künstlerisches Talent vergeudet, was eine kluge Entscheidung seitens der Betroffenen ist.
Allerdings mag es sein, dass da ohnehin kein Fünkchen Schauspielgeschick vorhanden ist. Auf einen der Darsteller trifft dies ganz sicher zu: Nick Carter alias Footballcrack Brody ist ein Mitglied der "Backstreet Boys", die allmählich in die Jahre kommen, so dass ihr Publikum das Unvermögen zu singen oder zu tanzen womöglich nicht mehr lange tolerieren wird. So strebt Carter neuerdings eine Schauspielerlaufbahn ab, zu der man ihm nur viel Glück wünschen kann; leider lässt sich darstellerisches Vermögen anders als Gesang nicht nachträglich im Computer erzeugen.
Zwei bekannte Gesichter fallen auf dem Set auf. Da ist zum einen Stacy Keach, der noch vor gar nicht zu langer Zeit als brillanter Schauspieler glänzen konnte und mit der TV-Serie "Mike Hammer" überaus erfolgreich wurde. Seine Drogen- und Trunksucht hat verhindert, dass Keach seinen Starstatus festigen konnte. Stattdessen versank er seit den 1980er Jahren im Sumpf der B- und C-Movies und hat sich deutlich unter Wert verkauft. Auch die Teilnahme an "The Hollow" dürfte nur seiner Geldbörse geschuldet sein. Manchmal meint man Ansätze von Selbstironie erkennen zu können, doch bald resigniert Keach und reiht sich willenlos in die Reihen der übrigen Fratzenschneider ein.
Mindestens ebenso schmerzlich ist der Auftritt des ausgebrannten Judge Reinhold anzuschauen. Er dürfte sogar jüngeren Filmfreunden noch als Eddie-Murphy-Sidekick Billy Rosewood aus den drei "Beverly Hills Cop"-Klamaukreißern bekannt sein. Auch seine Karriere ist versandet; er schlägt sich mit Billigmist à la "Ein Hund namens Beethoven", Teil 3 und 4, durch. In "The Hollow" gibt er völlig fehlbesetzt einen starrköpfigen Vater, der erst beim Monsterraufen dem entfremdeten Sohn wieder näher kommt.
Besetzung/Stab und DVD-Daten
Originaltitel: The Hollow (USA 2004)
Produktion: Seed Productions für Platform Entertainment
Regie: Kyle Newman
Drehbuch: Hans Rodionoff
Darsteller: Joseph Mazzello (Scott Cranston), Eileen Brennan (Joan Van Etten), Nick Carter (Brody Van de Baer), Kevin Zegers (Ian), Kaley Cuoco (Karen), Lisa Chess (Helen), Nicholas Turturro (Sheriff Duncan), Ben Scott (angeblich kopfloser Reiter) sowie Stacy Keach (Claus Van Ripper), Judge Reinhold (Carl Cranston) u. v. a. Knallchargen
Label: e-m-s
Länge: 80 min.
FSK: ab 16
Bildformat: Widescreen (1.78:1/anamorph)
System: PAL
Ländercode: 2
Tonformate/Sprachen: Dolby Digital 2.0/DS in Deutsch.; Dolby Digital 5.1 in Deutsch u. Englisch
Leih-DVD: 20.12.2004
Kauf-DVD: 31.03.2005
Die "Extras" beschränken sich auf den Original-Trailer sowie auf knappe und Bio- und Filmografien zu Kevin Zegers, Nick Carter und Stacy Keach. Man sollte dafür dankbar sein, dass weder Zeit oder Geld noch Hirnschmalz darauf vergeudet wurden, die unglücklichen Zuschauer mit einem "Making-of" oder weiteren Zugaben über die 80 Minuten hinaus zu quälen, die er bis zum absolut unspektakulären Finale dieses desaströsen Schunds durchgehalten hat.
- Redakteur:
- Michael Drewniok
Eine moderne Version des Originalfilms "Sleepy Hollow" soll "The Hollow" sein, besser gesagt die Fortsetzung des bereits jetzt legendären Horrorfilms über den kopflosen Reiter - doch letztendlich ist der Film mit dem Untertitel "Die Rückkehr des kopflosen Reiters" nicht mehr als ein drittklassiger Horrorstreifen, der genauso viele Spannungsmomente bietet wie er Gruseleffekte beinhaltet, und die kann man dann doch allesamt an einer Hand abzählen.
Story:
Die Sage um den rachedürstigen kopflosen Reiter ist in Sleepy Hollow auch weiterhin noch eine Legende, die man sich immer wieder erzählt. Ian Cranston ist ein solcher Geschichtenerzähler, der am Halloween-Abend Leute um sich schart, um ihnen die Story des Reiters näher zu bringen. Jedoch scheint an der Legende tatsächlich was dran zu sein, denn plötzlich sterben wirklich zwei Menschen infolge eines tödlichen Säbelhiebs, der auf das Konto eines reitenden Menschen gehen soll.
Der Friedhofswärter bringt schließlich Licht ins Dunkel und verrät Ian, dass er selbst ein Nachfahre des Reiters ist und somit auch die direkte Zielscheibe des kaltblütigen Monsters. Erst viel zu spät merkt Ian, dass diese Geschichte nicht an den Haaren herbeigezogen ist, und als eine weitere Horrorparty schließlich zur Todesfalle für einige seiner Freunde wird, realisiert der junge Mann, dass er sich dem Reiter höchstpersönlich stellen muss ...
Bewertung:
Mal davon abgesehen, dass wieder mal sämtliche billigen Gruselklischees aufgefahren werden, ist die Handlung von "The Hollow" erwartungsgemäß ziemlich dröge. Der nette Geschichtenerzähler von nebenan wird von einem kopflosen Reiter gejagt und stellt sich schließlich im großen Finale dieser Bestie. Toll, da kann man sich gleichermaßen jeden anderen Underground-Film in diesem Genre anschauen, und sehr oft wird man dabei sogar auf Produktionen stoßen, die als Nachfolger für einen Film wie "Sleepy Hollow" weitaus würdiger wären.
Aber so ist das nun mal; ein bekannter Streifen wird als Vorlage benutzt, auf übelste Art und Weise kopiert und schließlich als legitimer Nachfolger angepriesen. Manchmal funktioniert das tatsächlich, im Falle von "The Hollow" aber keinesfalls. Dass zusätzlich Leute, die völlig von der Bildfläche verschwunden sind, und dort auch eigentlich noch nie hingehört haben (Nick Carter, einst Sänger bei den Backstreet Boys, ist da das beste Beispiel), als namhafte 'Stars' verpflichtet worden sind und die Hauptrollen besetzen, kann da nur sinnbildlich für diesen verkorksten Versuch verstanden werden. Und von der kitschigen, beiläufig handelnden Lovestory wollen wir mal gänzlich schweigen ...
Nein Mr. Newman, so einfach läuft das nicht; "The Hollow" ist ein typisches Beispiel für die mittlerweile viel zu groß gewordene Liste von unnötigen Horror-Produktionen - und die Behauptung, dass diese dann angeblich auch noch an das Original von Tim Burton anknüpfen soll, ist eine absolute Frechheit. Guter Sound und gestochen scharfes Bild in allen Ehren, aber mehr hat dieser Film definitiv nicht zu bieten!
- Redakteur:
- Björn Backes