Howard The Duck - Ein tierischer Held
- Regie:
- Willard Huyck
- Jahr:
- 1986
- Genre:
- Komödie
- Land:
- USA
- Originaltitel:
- Howard The Duck
1 Review(s)
11.01.2008 | 13:06Einführung:
Jedes Jahrzehnt hat seine unverwechselbaren Filme, die einem aufgrund ihrer für diese Zeit typischen Machart im Gedächtnis bleiben. In den 80-er Jahren waren das bei mir hauptsächlich Titel wie "Beverly Hills Cop", "Indiana Jones" oder im Horrorgenre "Nightmare on Elmstreet" - eben Unterhaltungsgranaten, die dem Zuschauer meistens viel Action, Witz und Abenteuer geboten haben. Auch bei den Special Effects wurde in den 80-er Jahren ein großer Schritt nach vorne getan. Genau in dieses Schema passt dann auch "Howard The Duck – Ein tierischer Held" (Originaltitel: Howard The Duck). Denke ich an die 80-er, fällt mir immer gerade auch dieser Film ein.
Heute ist "Howard – Ein tierischer Held" aufgrund seiner außergewöhnlichen und übertriebenen Machart schon fast kultverdächtig. Dabei floppte der Film zu seiner Zeit in den Kinos gnadenlos, weswegen er 1987 sieben Mal für die "Goldene Himbeere" - eine Art Anti-Oscar - nominiert wurde. Gewonnen hat er diese "Auszeichnung" dann auch in den Kategorien Schlechtester Film, Schlechtestes Drehbuch, Schlechteste Special Effects und Schlechtester Newcomer für die Darsteller im Entenkostüm. Weitere Nominierungen erhielt der Film in den Kategorien Schlechteste Regie, Schlechtester Song und Schlechtester Nebendarsteller (für Tim Robbins). Drei Jahre später war "Howard – Ein tierischer Held" für die Goldene Himbeere als schlechtester Film des Jahrzehnts nominiert. Aus heutiger Sicht kann ich das aber wirklich nicht verstehen.
Finanziell war der Film dann deshalb auch ein Mega-Flop und brachte dem Studio ein Minus von 21 Millionen Dollar ein. Einen für uns heute positiven Aspekt hatte dieses finanzielle Desaster dann aber doch, denn dieser Verlust zwang Lucasfilm, seine Animationsabteilung "Graphics Groups" an den heutigen Apple-Boss zu verkaufen, und genau aus dieser Abteilung wurden dann später die Pixar Studios, welche uns heute mit schönen Animationsfilmen ("Toy Story", "Die Monster AG", "Findet Nemo", "Die Unglaublichen", "Cars" und aktuell "Ratatouille") verwöhnen. Trotz des inzwischen doch noch zu späten Ehren gekommenen Films, reagiert George Lucas ("Star Wars", "Indiana Jones") noch immer etwas gereizt, wenn man ihn auf "Howard" anspricht.
"Howard – Ein tierischer Held" basiert übrigens auf einer Marvel Comicserie von Steve Gerber. Koch Media bringt uns dieses heute etwas trashig wirkende Unterhaltungsjuwel nun erstmals ungeschnitten auf den heimischen Bildschirm. In dieser ungeschnittenen Fassung sind 84,5 Sekunden mehr zu sehen als in der alten Videofassung - das mag sich jetzt nicht nach sehr viel anhören, für Kenner der bisherigen Fassung sind aber einige zusätzliche, sehr interessante Details vorhanden.
Daten:
- Erscheinungsjahr: 1986
- Länge: 110 Minuten
- Altersfreigabe: FSK 16 ungeschnitten, FSK 12 geschnitten
- Regie: Willard Huyck
- Drehbuch: Willard Huyck, Gloria Katz
- Produktion: Gloria Katz
- Musik: John Barry
- Kamera: Richard H. Kline
- Schnitt: Michael Chandler, Sidney Wolinsky
Darsteller:
- Lea Thompson als Beverly Switzler
- Jeffrey Jones als Walter Jenning
- Tim Robbins als Phil Blumburtt
- Paul Guilfoyle als Lieutenant Welker
- Tommy Swerdlow als Ginger Moss
Handlung:
Howard lebt in einer Großstadt, hat einen vielversprechenden Job und sitzt gemütlich auf seinem Sessel um das abendliche Fernsehprogramm zu genießen. Ein ganz normaler Bürger möchte man meinen, doch eine Besonderheit hat Howard dann doch: Er ist eine Ente und lebt auf einem Planeten, der unserer Welt bis ins kleinste Detail gleicht - nur eben, dass sich dort, statt Affen wie bei uns, Enten zur dominanten Art weiterentwickelt haben. So sitzt er nun auf seinem Sessel und trinkt Bier.
Doch diese Ruhe wird abrupt gestört - durch eine Art Energiestrahl wird er mitsamt seinem Fernsehsessel durchs Weltall direkt auf unseren Planeten "gebeamt", wo er sich völlig verunsichert in New York wiederfindet. Bevor er noch realisieren kann, was gerade mit ihm geschehen ist, muss er auch schon die junge Sängerin Beverly vor ein paar Kriminellen schützen. Sein erster Kontakt mit den Menschen ist also hergestellt - Beverly nimmt ihn aus Dankbarkeit mit zu sich nach Hause, ein Dach über dem Kopf hat er also nun auch schon. Jetzt kann er sich darum kümmern, wieder auf seinen Heimatplaneten zurück zu kehren, denn auf der Erde will er garantiert nicht bleiben - leben hier doch nur "haarlose Affen".
Im Laufe von turbulenten Ermittlungen stellt sich heraus, dass es auf der Erde eine Versuchsanlage gibt, deren Fehlfunktion der Grund war, dass er auf der Erde gestrandet ist. Doch nicht nur Howard ist durch so ein missglücktes Experiment auf die Erde gekommen, auch andere, wesentlich ungemütlichere Gäste hat man so auf den Planeten geholt ...
Kritik:
Eine Bewertung von "Howard – Ein tierischer Held" fällt mir nicht ganz leicht. Dies liegt zum einen daran, dass ich ein bekennender Fan erster Stunde bin, zum anderen sind die Effekte natürlich nicht mehr zeitgemäß und wirken heute auf den Zuschauer etwas billig. So konzentriere ich mich also auf die reinen Fakten.
Die phantasievolle Handlung kann auch heute noch sehr gut unterhalten. Natürlich ist thematisch bedingt keine Gehirnaktivität gefragt, aber wer hätte das auch schon erwartet? Es ist eben zu hundert Prozent Popcorn-Unterhaltung. In diesem Film gibt es zum Glück keine ruhige Minute, um über die zugegebenermaßen sehr merkwürdige Geschichte nachzudenken. Turbulente Action, dazu dann witzige Wortspielereien, die sich hauptsächlich daraus ergeben, dass Howard eben eine Ente ist, dann noch eine schöne Frau, eine Welt, die gerettet werden muss, und für gut eineinhalb Stunden kurzweilige Unterhaltung ist gesorgt. Mehr erwarte ich von so einem Film nicht.
Hinzu kommt das nostalgische Gefühl, wenn sich Zuschauer jenseits der dreißig durch die Ausstattung des Films an die damalige Mode erinnern. Auch die ist in "Howard – Ein tierischer Held" natürlich reichlich zu bewundern: Bunt, grell und eigentlich fürchterlich übertrieben gestylt; ebenso sind die aus heutiger Sicht wirklich grausamen Frisuren.
Die vielen im Film vorhandenen Effekte waren zu damaliger Zeit ganz nett gemacht: Howard ist nicht computeranimiert, sondern ein Mensch im Entenkostüm, auch das sorgt für nostalgische Stimmung und erzeugt bei mir inzwischen eher ein wohliges, wehmütiges Gefühl. Dazu passend gibt sich der Score im 80-er Jahre Gewand. Er besteht aus fetzigen Pop/Rock-Stücken, wobei das Titelthema Ohrwurm-Qualitäten aufweist. Mehr kann man dazu eigentlich nicht sagen. "Howard – Ein tierischer Held" ist ein typisches Kind seiner Zeit, ein unterhaltsames Abenteuer für Nostalgiker oder eben ein Zeitzeuge für Leute, die diese Zeit verpasst haben.
Bunt, laut und unheimlich phantasievoll, so ist "Howard – Ein tierischer Held" gemacht, um Spaß zu haben und den Alltag zu vergessen. Mir hat es jedenfalls Spaß gemacht, meine Helden-Ente einmal wieder in meinem Wohnzimmer begrüßen zu dürfen - Koch Media sei Dank, sogar ungeschnitten und in bislang nie gesehener Qualität. Jüngere Semester dürften vielleicht etwas weniger Spaß an "Howard" haben, fällt doch die nostalgische Seite für sie weg, genügend kurzweilige Action-Unterhaltung bietet der Film aber trotzdem. Wer sich von den etwas trashigen Effekten nicht abhalten lässt, eine Ente als Held nicht zu lächerlich findet und sich vielleicht auch noch ein Quäntchen Kindlichkeit bewahrt hat, für den kann ich eine Empfehlung aussprechen.
Die DVD:
Koch Media hat mit dem ungeschnittenen "Howard – Ein tierischer Held" qualitativ wirklich den Vogel abgeschossen. So ein gutes Bild habe ich bislang selten gesehen, besonders, wenn man bedenkt, dass es sich um einen Film aus den 80-er Jahren handelt. Hier ist der Aufdruck "Digital remastered" tatsächlich einmal zutreffend. Die natürlich wirkenden Farben könnten satter nicht sein, der perfekte Kontrast und die guten Schwarzwerte ergeben dann eine Plastizität des Bildes, die ich so niemals für möglich gehalten hätte. Ein paar Schmutzpartikel und Dropouts sind hier und da dann doch vorhanden, sie stören aber nicht wirklich. Den positiven Gesamteindruck rundet die hervorragende Schärfe bis ins kleinste Detail ab. So muss ein Transfer aussehen, dann braucht man auch keine HD-Medien.
Beim Ton gibt zwar nur zweckmäßige Qualität zu hören, aber immerhin hat es auch die O-Ton Spur in Englisch mit auf die DVD geschafft. Die Tonspuren liegen somit in Deutsch und Englisch in Dolby Digital 2.0 (Surround) vor. Ausnahmsweise klingt bei dieser Veröffentlichung sogar einmal die deutsche Fassung besser. Sie wirkt räumlich besser verteilt und auch die Dialoge klingen klarer als bei der etwas dumpf klingenden englischen Originalfassung. Bei den Effekten wäre allerdings ein wenig mehr Bass wünschenswert gewesen, denn markerschütternde Explosionen gibt es bei "Howard – Ein tierischer Held" im heimischen Kino nicht.
Beim Bonus gibt es leider nicht viel Interessantes:
- Kinotrailer
- Bildergalerie
- "Duckumentary" zum Teaser
Schade, denn ein paar mehr Infos hätte ich mir schon gewünscht. Immerhin steckt die DVD aber noch in einem nett anzusehenden Papp-Schuber, und das ist ja auch schon etwas.
Fazit:
"Howard – Ein tierischer Held" ist ein für die 80-er Jahre typischer Vertreter der Art: "Abenteuer mit Dauer-Action, plus witzige Dialoge." Klar, dass die damaligen Effekte heute nur noch für Schmunzler und die Frisuren bei heutigen Zuschauern für Kopfschütteln sorgen dürften, aber seinen Unterhaltungswert und seinen Witz hat sich dieser Film bis heute bewahrt.
Wer also einmal wieder einen handgemachten Marvel-Helden ohne CGI-Einsatz sehen möchte, der liegt bei "Howard" sicher goldrichtig. Der Film ist liebevoll bis ins kleinste Detail ausgestaltet und bietet wirklich witzige Daueraction. Wer allerdings einen Schauspieler im Entenkostüm zu albern findet, sollte eher auf aktuellere Werke aus dem Marvel-Universum ausweichen. Auswahl gibt es ja genug. Für mich, der diesen Film schon in den 80-ern sehr gemocht hat, ist mit dieser ungeschnittenen DVD-Version von Koch Media jedenfalls ein kleiner Traum Wirklichkeit geworden. Einem heutigen Publikum könnte der Film allerdings etwas trashlastig vorkommen, was aber auch nicht unbedingt negativ gemeint ist.
Mich hat es damals jedenfalls sehr gewundert, dass so ein Film in den Kinos gefloppt ist; vielleicht war das damalige Publikum noch nicht bereit für eine biertrinkende, Quak-Fu kämpfende Ente. Wer weiß das schon so genau?
- Redakteur:
- Detlev Ross