Jason King
- Regie:
- Roy Ward Baker, Paul Dickson
- Jahr:
- 1971
- Genre:
- Komödie
- Land:
- Großbritannien
1 Review(s)
15.09.2005 | 09:58Zeitgleich mit der Veröffentlichung der ersten Staffel der legendären Serie "Department S" legen Koch Media auch die zweite Kultserie mit Peter Wyngarde neu auf, die quasi auch als Nebenprojekt zu "Department S" betrachtet werden darf. "Jason King" ist nämlich einer der drei Hauptakteure aus dem Department für ungewöhnliche und mysteriöse Fälle und war schon damals beim Publikum aufgrund seines skurillen Auftretens der heimliche Favorit. Außerdem galt Peter Wyngarde in den frühen Siebzigern wegen seines ausgeflippten Aussehens und vor allem mit seiner eigenwilligen Frisur als Ausnahmeerscheinung in Sachen Mode, deren Stil die britische Kultur zu dieser Zeit maßgeblich geprägt hat. Kein Wunder also, dass die beiden Regisseure Roy Ward Baker und Paul Dickson sich dies für eine weitere Serie zunutze gemacht haben, in der Wyngarde die alleinige Hauptrolle zukommt.
Bei "Jason King" kommt die Person dementsprechend nicht nur als Hobby-Detektiv sondern auch samt und sonders seiner Hobbys voll zum Tragen, und King tritt nicht nur im Auftrag des britischen Geheimdienstes, sondern auch als Krimi-Autor und Extremsportler in Erscheinung. Selbstredend kommt dabei auch der eigenartige und sehr selbstbewusste Humor des Protagonisten vermehrt zur Geltung und übertüncht phasenweise die eigentliche Handlung, die im Großen und Ganzen bei den Episoden von "Jason King" nicht ganz so spektakulär ist wie kurze Zeit vorher noch bei "Department S". vor allem sind die Fälle ganz 'normaler' Art und folgen einem von Anfang an ersichtlichen roten Faden, wohingegen die mysteriösen Aufklärungsversuche beim Department spannungstechnisch auf einem höheren Level angesiedelt waren.
Nichtsdestotrotz ist auch diese Serie von der ersten bis zur letzten Minute vollkommen sehenswert, einfach schon, weil Peter Wyngarde ein Unikum in der gesamten Film- und Seriengeschichte ist, über dessen überzogene Sprüche selbst der Hartnäckigste nach einiger Zeit schmunzeln muss. Außerdem freundet man sich auch immer mehr mit dem Charakter des Lebemanns Jason King an, der einem feinen Tröpfchen bei seinen Ermittlungen ebenso wenig abgeneigt ist wie der ein oder anderen hübschen Dame. Aber der Mann ist kein haltloser Prolet, sondern ein außergewöhnlicher Charmeur, nein, der Mann ist einfach Peter Wyngarde, das alleine ist schon ein Trademark, welches diese Serie zu etwas Besonderem macht.
Die DVD-Box von Koch Media enthält neben den damals schon ausgestrahlten Folgen auch die 13 Episoden, die in Deutschland bisher noch nie gezeigt wurden. Insgesamt bringt es das 8 DVDs umfassende Set auf eine Spielzeit von fast 1300 Minuten bei ganzen 26 Serienteilen. Letztere sind allerdings nur in der englischen Originalsprache mit deutschen Untertiteln enthalten, aber das stört letztendlich wenig, denn immerhin bekommen langjährige Fans jetzt endlich die Gelegenheit, das verloren geglaubte Material doch noch zu sehen - und das nach mehr als 30 Jahren. Übrigens ist auch bei den 13 englischen Folgen der Grund für die Nicht-Ausstrahlung, dass ihr Inhalt damals für das deutsche Publikum als zu heikel eingestuft wurde. Armes Deutschland, kann man da nur sagen, denn wirklich heikel ist hier nicht eine einzige Szene. Na ja, in den frühen Siebzigern hat man das wohl anders gesehen ...
Die Aufmachung der DVD-Bos ist ebenfalls sehr schön. Das schlichte und für diese Zeit typisch eintönige Cover passt einfach perfekt, und auch das schicke Digipak ist sehr edel aufgemacht und gefällt sehr gut. Außerdem hat man dem Set noch acht Postkarten hinzugefügt, die das Flair der Serie sehr schön einfangen.
Bonusmaterial gibt es auch, nämlich ein kurzes Interview mit der Synchronstimme von Peter Wyngarde, Jürgen Thormann, in dem aber dann nur wenige Fakten, von denen man bis dato noch nichts wusste, an die Oberfläche kommen. Trotzdem: nicht schlecht gemacht!
Einen Schwachpunkt muss es aber doch noch geben, und hiermit meine ich die Aufarbeitung. Leider habe ich keinen Vergleich, aber das Bild von "Jason King" ist doch an vielen Stellen sehr unscharf, und immer wieder tauchen auch mittendrin einige Kratzer auf, die anscheinend nicht mehr reparabel waren. Im Vergleich zu "Department S" wirken auch die Farben nicht so kräftig und lassen die schillernde Ausstrahlung der Serie etwas verblassen. Dementsprechend verhält es sich mit dem Ton: Ab und zu hallen die Stimmen etwas nach und klingen sehr steril, aber das ist wohl der Makel, welchen man bei einer so alten Serie schlucken muss. Immerhin ist es bei den englischen Folgen ein wenig besser, aber wirklich gut ist der Stereoklang dennoch nicht.
Schade eigentlich, dass der sehr gute Gesamteindruck der Serie und der Aufmachung des Paketes durch eine eher mäßige Aufarbeitung getrübt wird. Da bekommt man irgendwie den Eindruck, dass die Macher irgendwann keine Lust mehr hatten und sich am Ende keine Mühe mehr gegeben haben. Spekulativ war aber auch nicht mehr aus dem Originalmaterial herauszuholen, was ich jedoch nach dem Release von "Department S" bezweifeln möchte. Dennoch: Peter Wyngarde bleibt eine einzigartige und sonderbare Erscheinung, und es hat mir eine Menge Freude bereitet, dem wortgewandten und witzigen Charakter Jason King bei der Arbeit zuzusehen. Bleibt schließlich die Frage im Raume stehen, warum solche Serien nicht wieder mal im deutschen Fernsehen laufen. Genügend Nostalgiker bzw. eine gesunde Nachfrage scheint es ja zu geben. Aber gut, diese Box ist ja auch nicht die schlechteste Alternative ...
- Redakteur:
- Björn Backes