Jet Pilot - Düsenjäger
- Regie:
- Josef von Sternberg
- Jahr:
- 1957
- Genre:
- Action
- Land:
- USA
- Originaltitel:
- Jet Pilot
1 Review(s)
15.01.2008 | 16:03In der "John Wayne Collection Teil 2" ist jetzt ein Film erschienen, auf den wohl viele Filmfans schon lange gewartet haben: "Jet Pilot - Düsenjäger". Mich hat der Titel vor allem wegen Produzent Howard Hughes ("Hells Angels") interessiert - jenem Flugzeugnarren, der das reale Vorbild für die Hauptfigur des Films "Aviator" darstellte. Ein "Flugzeugfilm" von diesem Mann musste einfach etwas Besonderes sein. Zudem führte auch "Josef von Sternberg" ("Der blaue Engel", "Marokko") Regie, dazu John Wayne einmal nicht in einem Sattel - ein Fest für einen Cineasten wie mich.
Daten:
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 1950-1957
Laufzeit: 108:01 Minuten (PAL)
Darsteller: John Wayne, Janet Leigh, Jay C. Flippen, Paul Fix, John Bishop, Richard Robe, Roland Winter, u.a.
Musik: Bronislau Kaper
Kamera: Winston C. Hoch
Regie: Josef von Sternberg
Produktion: Howard Hughes, Jules Furthmann
Drehbuch: Jules Furthmann
Ein paar Infos über Howard Hughes:
Um meine Faszination bezüglich des Produzenten Howard Hughes ein wenig besser zu verstehen, möchte ich an dieser Stelle noch kurz ein paar Eckdaten seines ungewöhnlichen Lebens aufführen.
Hughes kam nach dem Tod seines Vaters in den Besitz des Familienunternehmens (Hughes Tool Company), das hauptsächlich mit dem Verkauf von Erdöl-Bohrköpfen jährlich Millionen-Gewinne erwirtschaftete. Schon zu diesem Zeitpunkt hatte er eine genaue Vorstellung, wie sein weiteres Leben aussehen sollte. Zitat (1925): "Mein erstes Ziel ist es, der beste Golfspieler der Welt zu werden. Zweitens der beste Flieger zu werden und drittens der berühmteste Filmproduzent. Und dann will ich, dass Sie mich zum reichsten Mann der Welt machen."
Mit dem Geld seiner Firma im Rücken ging Hughes dann nach Hollywood um Filme wie "The Racket" (1928), "Scarface" (1932) und "The Outlaw" (1940) zu drehen. Eine seiner erfolgreichsten Produktionen war aber "Hell's Angels", ein Film, der aber auch Unsummen gekostet hat. Schon damals war klar, dass der Film die Kosten der Herstellung niemals einspielen können würde – aber das war Hughes egal, es war sein Film, denn als Flugzeugnarr lag ihm gerade diese Produktion am Herzen (eben wie später auch "Jet Pilot").
Doch das Filmgeschäft – er besaß übrigens auch ein Filmstudio – war nur eine Sache, mit der er sich beschäftigte. Seine wahre Passion galt der Fliegerei. Hughes entwickelte Flugzeug-Prototypen und testete die neuen Konzepte, um damit neue Geschwindigkeitsrekorde aufzustellen. Auch damit war der Flugzeugnarr sehr erfolgreich, unter anderem stellte Hughes im Jahr 1935 den absoluten Geschwindigkeitsrekord von 567 km/h auf und flog in der Rekordzeit von 7 Stunden, 28 Minuten und 25 Sekunden die Strecke von Los Angeles nach New York. Ebenso erwähnenswert ist sein Rekord der schnellsten Erdumrundung in nur 91 Stunden.
Aus dieser Affinität zu Flugzeugen ging dann die Firma Hughes Aircraft hervor und später wurde der Millionär sogar Mehrheitsaktionär der Fluglinie TWA. Auch dort brachte er seine Ideen im Flugzeugbau ein, z.B. stammt von ihm auch das Konzept für das erfolgreiche Reiseflugzeug "Lockheed Constellation", welches bis heute als eines der schönsten Flugzeuge überhaupt gilt.
Einen ernsten Rückschlag erlitt Hughes allerdings bei seinem Großprojekt "Spruce Goose", einem riesengroßen Wasserflugzeug, welches Kriegsmaterial von Amerika nach Europa schaffen sollte. Zwar gelang es ihm ein flugfähiges Exemplar zu bauen, doch die Bauzeit war zu lang und als er es fertig gestellt hatte, war der Krieg bereits vorbei. Bis heute gilt dieser Prototyp aber als das Flugzeug mit der größten Spannweite, das jemals gebaut und geflogen wurde.
1946 stürzte Hughes mit einem seiner Flugzeugkonstruktionen auf einem Testflug ab. Dabei erlitt der Konstrukteur schwere Verbrennungen und weitere Verletzungen an Kopf und Rücken, von denen er sich nie mehr so richtig erholen konnte. Die Wirkung der Medikamente führte zu einer Wesensveränderung mit einhergehenden Wahnvorstellungen, so dass Hughes nur noch einen kleinen Personenkreis an seine Person heran ließ. Auch sein Alltag begann immer seltsamere Züge anzunehmen. So mussten beispielsweise sieben Mormonen jeden Gegenstand, den er anfasste, mit Papiertüchern abdecken. Seinen Geschäftssinn beeinträchtigte diese Paranoia anfangs aber nur wenig, so stieg Hughes z.B. in Rüstungsunternehmen ein.
Ab den 50er Jahren wurden die Veränderungen seiner Persönlichkeit aber so stark, dass er sich fast vollkommen aus der Öffentlichkeit zurück gezogen hatte. Howard Hughes verbrachte die letzten 20 Jahre seines Lebens aus Angst vor Bakterien in völliger Abgeschiedenheit in Hotelzimmern. Aus dieser Zeit wurde dann auch nur sehr wenig bekannt und das bot natürlich genügend Raum für die wildesten Spekulationen der Medien. Er war ein wirklich kranker Mann, als er im April 1976 starb. Einer der mächtigsten, merkwürdigsten Menschen des 20. Jahrhunderts. Seine Ziele hatte er jedenfalls erreicht.
Hughes ungewöhnliches Leben bot aufgrund des ihn umgebenden Mysteriums natürlich auch genügend Stoff für eine Umsetzung der Lebensgeschichte in einem Film. Bislang sind drei Filme über Howard Hughes gedreht worden:
1964 mit George Peppard in der Hauptrolle unter dem Namen "Die Unersättlichen".
1977 mit Tommy Lee Jones in der Hauptrolle unter dem Namen "Howard Hughes – Eine Legende".
2004 von Martin Scorsese mit Leonardo DiCaprio als Hughes und dem Titel "The Aviator".
Handlung:
Gerade ist Air Force Colonel Shannon (John Wayne) zurück von seinem Übungsflug über die Weiten Alaskas. Da erscheint ein feindliches Flugzeug auf dem Radarschirm der Flugüberwachung. Es steigt sogleich ein Düsenjet auf, um das Flugzeug abzufangen und zum Landen zu zwingen. Der Pilot leistet auch keinerlei Widerstand und landet bereitwillig auf der Air-Base.
Die Soldaten staunen nicht schlecht, als aus dem russischen Jet eine junge hübsche Pilotin aussteigt. Sie ergibt sich sofort und erklärt, dass sie aus der UdSSR flüchten musste. Daraufhin wird sie zu Colonel Shannon gebracht, welcher vom Pentagon angewiesen wurde die ersten Verhöre durchzuführen. Bereits beim ersten Anblick der hübschen Anna (Janet Leigh) verliebt sich der Colonel bis über beide Ohren in die junge Russin.
Was Shannon zu diesem Zeitpunkt nicht weiß, ist, dass die vermeintliche Überläuferin als KGB-Spionin die neueste Flugzeugtechnik ausspionieren soll. Doch auch Colonel Shannon bekommt nach kurzer Zeit vom Pentagon einen Auftrag die gegnerische Seite auszuspionieren. Die Russin ist aufgeflogen als sie Kontakt zum Feind aufgenommen hat und soll nun ausgewiesen werden. Doch Colonel Shannon liebt diese Spionin noch immer...
Kritik:
"Jet Pilot", ein Film der von Flugzeugnarr Howard Hughes produziert wurde, bei dem Josef von Sternberg Regie geführt hat und zudem "Der Duke" John Wayne die Hauptrolle spielte. Eine Kombination, die mich erst einmal zum Nachdenken anregte. Liest man anschließend die Handlung, so wird sehr schnell klar, dass der Film thematisch ein typisches Kind seiner Zeit ist. Der kalte Krieg war zu dieser Zeit noch voll im Gange, Kommunisten waren der Staatsfeind Nummer eins und die US Airforce der Retter aus allen bedrohlichen Lagen.
Als erste Frage kam mir aber in den Sinn, wie das wohl funktionierte - der exzentrische Perfektionist Hughes und ein erfahrener Regisseur wie Sternberg (übrigens war "Jet Pilot" sein letzter Film)? Nachdem ich den Film nun gesehen habe, ist mir die Sachlage jetzt schon ein wenig klarer. Während Sternberg die Handlungsteile am Boden drehte, kümmerte sich Flugzeugnarr Howard Hughes um Einstellungen, in denen seine Lieblinge, die Flugzeuge, zu sehen sind. Eine Trennung von Bodenhandlung und Flugszenen, so konnten sich die Beiden vorerst nicht in die Haare geraten.
Und noch etwas wurde mir klar - es ist ein Film, den Hughes für sich selbst gedreht hat. Denn ebenso wie bei seinem ersten Fliegerfilm aus dem Jahr 1930 "Hells Angels" stehen in "Jet Pilot" die fulminanten Luftaufnahmen im Vordergrund. Aus diesem Grund ist die Handlung dann eben auch nur eine Art Beiwerk, um den Film auch für "normale" Kinogänger interessant zu machen. Einen Beweis für Hughes' Gewichtung der beiden Handlungsteile stellen die unterschiedlichen Drehzeiten dar - während Josef von Sternberg für seine "Bodenszenen" gerade einmal 7 Wochen brauchte - natürlich auch weil er ein erfahrener Regisseur war - brauchte das zweite Team für die Flugaufnahmen stolze 17 Monate. Hughes gab sich niemals mit nur zweitklassigen Aufnahmen zufrieden und bis die für seinen Film richtigen Wolkenformationen gefunden wurden, dauerte es eben diese lange Zeit. Kosten spielten wohl nur eine untergeordnete Rolle.
Das Ergebnis spricht auf jeden Fall für Hughes - spektakulärere und schönere Flugaufnahmen habe ich noch in keinem anderen Film gesehen. Mit fast erotischem Knistern umfliegen, ja, umspielen sich die Düsenjets. Hughes war eben auch dafür bekannt, dass er den Flugzeugen eine Art erotischer Ausstrahlung nachsagte. Hier in diesem Film ist diese Aura für jeden Zuschauer fast greifbar umgesetzt.
Es gab aber noch weitere Verzögerungen, bis der Film endlich in die Kinos kommen konnte. Als endlich alle Aufnahmen im Kasten zu sein schienen, war Perfektionist Hughes mit dem Schnitt unzufrieden. Dieses ständige Umschneiden dauerte weitere sieben Jahre (!), in denen zwischenzeitlich sogar noch einige Einstellungen neu gedreht werden mussten. Einen Gewinn konnte man mit so einer Vorgehensweise natürlich nicht einfahren. Ich denke aber, dass Hughes das auch nicht wichtig war. "Seinen Film" zu verwirklichen, war ihm wichtiger als ein lautes Klingeln in den Kassen.
Was ist also für den Zuschauer herausgekommen? Nun, es ist eben ein zweigeteilter Film. Auf der einen Seite die Handlung, bei der sich der Airforce-Pilot in die junge Fliegerin aus dem kommunistischen Feindesland verliebt. Hier wird der Kommunismus im Minutentakt schlecht gemacht (Hughes war ein echter Kommunisten-Hasser). Dieser Handlungsstrang ist recht einfach strukturiert und bietet als eine typische Screwball-Komödie pointierte Dialoge. Auch diese Szenen sind von Kameramann Winston C. Hoch witzig und schön fotografiert worden, mit vielen Gesichts-Close-Up's, um die jeweilige Mimik zu den Dialogen einzufangen. Auch die Sets sind sehr liebevoll ausgestattet und zeugen vom Aufwand, der betrieben wurde.
Auf der anderen Seite stehen die sensationellen Luftaufnahmen. Formationen und Flugmanöver mit den unterschiedlichsten Düsen-Jets der damaligen Zeit dürften das Herz jedes Flugzeug-Fans höher schlagen lassen. Diese wunderschön choreografierte Flugshow findet vor weißen, wie gemalt wirkenden Wolkenformationen statt. Sehr dynamisch, aber diese Szenen bringen die Handlung leider nur selten weiter. Diese minutenlangen Flugshows sind für nicht-fluzeugverrückte Zuschauer eher als Schwachpunkt anzusehen, weil sie sich klar von der Handlung abgrenzen und auch zu lang erscheinen. Trotzdem wird dem Zuschauer aufgrund der Optik natürlich nicht langweilig.
Natürlich lebt ein Film aber auch hauptsächlich von der Qualität seiner Schauspieler. John Wayne macht auch außerhalb eines Sattels eine gute Figur, er wirkte auf mich aber ein wenig unterfordert. Natürlich konnte er sein Können auch nur im Rahmen des Drehbuches ausspielen - dieses war genrebedingt nur etwas einfach gestrickt. Janet Leigh spielt die hübsche Spionin wirklich bezaubernd. Jeder kann nachvollziehen, warum ihr der Flieger erlegen ist. Besonders positiv sind mir dann noch die schönen satten Farben aufgefallen - in brillantestem Technicolor. Ein berühmter Regisseur sagte einmal, dass er in diesen Farben am liebsten ertrinken möchte - genau das trifft auch auf diesen Film zu. Nicht unbedingt natürlich, aber wahnsinnig schön...
"Jet Pilot" ist ein Meilenstein der Filmgeschichte, ebenso wie es bereits Hughes "Hells Angels" war. Wer sich für Flugzeuge interessiert und sich ähnlich wie Hughes selbst für die Fluggeräte begeistern kann, der kommt um "Jet Pilot" garantiert nicht herum. Die Handlung ist aber ein typisches Kind der damaligen Zeit. Im Kapitalismus ist alles Gold was glänzt und der Kommunismus die Ausgeburt des Bösen. Wer sich an solchen für die damalige Zeit typischen Aussagen nicht stört, der bekommt eine nette, aber nicht sehr gehaltvolle Screwball-Komödie mit Spionen, Gegenspionen und der großen Liebe.
Hughes hat übrigens einige Zeit nach dem Kinostart alle im Umlauf befindlichen Kopien des Films aufgekauft und diese bis zu seinem Tod im April 1976 unter Verschluss gehalten - auch ein Indiz dafür, dass es sein eigener, ganz privater Film war, der ihm unendlich wichtig war.
Die DVD:
Das Bild dieses Anfang der 50er Jahre gedrehten Films ist wirklich hervorragend auf die DVD gebracht worden. Alle Bildwerte, besonders die satten Technicolor-Farben und die Bildschärfe werden dem optisch beeindruckenden Film in fast jeder Disziplin gerecht. Nur ein leichtes Bildrauschen macht sich manchmal unangenehm bemerkbar. Auch die Bitrate ist nur auf durchschnittlichen 4,5 Mpbs - hier wäre sicher mehr drin gewesen, da auf der DVD aufgrund des fehlenden Bonusmaterials sicher kein Platzmangel herrscht. Trotzdem ein sehr guter Transfer, der bei höherer Bitrate vielleicht auch das Bildrauschen durch bessere Kompression in den Griff bekommen hätte.
Gefilmt wurde "Jet Pilot" übrigens in Academy Ratio (1:37,1), aber aufgrund der langen Drehzeit hat sich das Bildformat des Kinos inzwischen auf "Superscope" (2:1)geändert. So wurde dann immer wieder umkopiert. Für die DVD wurde jetzt ein Format von 1.78:1 gewählt - ein Kompromiss, der aufgrund fehlender Originalnegativen wohl zu verschmerzen ist.
Der 2.0-Mono-Ton dieses knapp 60 Jahre alten Films klingt ein wenig dumpf, ist aber trotzdem gut verständlich. Die ebenfalls auf der DVD vorhandene Originaltonspur in Englisch bringt hier leider auch keine bessere Klangqualität, zudem sind auf der Disc leider keine deutschen Untertitel vorhanden - ein echter Mangel.
Als Extras gibt es leider nur ein paar Werbefotos zu bestaunen, dafür liegt aber ein 24-seitiges Büchlein mit in der Hülle. Darin sind viele Infos über Hughes und Sternberg enthalten und dem Filmfreund bleibt fast keine Frage unbeantwortet.
Fazit:
"Jet Pilot" - eine Screwball-Komödie mit zotigen Sprüchen rund um das Thema "Die alten Klassenfeinde - USA gegen die Sowjetunion", eine Flugshow in traumhaften Bildern. Es steckt wirklich viel Unterhaltung in diesem Film. Leider verbindet sich die Handlung nur selten mit den Flugeinlagen, sodass die Story etwas unterbrochen und damit unruhig wirkt. Langeweile kommt beim Zuschauer aufgrund der schönen Bilder aber trotzdem niemals auf.
Für Cineasten und Flugzeugverrückte ist der Film ein weiteres Puzzleteil um die Lichtgestalt "Howard Hughes". Für normale Filmliebhaber gute, lustige Unterhaltung aus der Zeit des kalten Krieges, besetzt mit sehr guten Schauspielern. Koch Media hat bei der Umsetzung dieses Klassikers jedenfalls ausgezeichnete Arbeit geleistet.
- Redakteur:
- Detlev Ross