Käpt'n Säbelzahn
- Regie:
- Stig Bergqvist
- Jahr:
- 2004
- Genre:
- Trickfilm
- Land:
- Norwegen
1 Review(s)
19.11.2006 | 14:07Story
Endlich hat Käpt’n Säbelzahn den letzten Teil einer wertvollen Schatzkarte in seinen Besitz gebracht, die ihn nun zum lange verschollenen und legendären Schatz des blutrünstigen Gabriel führen soll. An Bord des Piratenschiffes befindet sich auch der junge Tiny, der auf der “Dark Lady“, dem Schiff des zielstrebigen Kapitäns, groß geworden ist und davon träumt, eines Tages selber ein gefürchteter Pirat zu werden. Doch dies scheint alles nur Wunschdenken, denn Tiny wird von den Piraten nur für Handlangerarbeiten herangeholt und als Jüngling kaum ernst genommen. Als die Mannschaft dann die friedliche Insel Luna Bay ansteuert, steht Tiny deshalb auch vor einer schweren Entscheidung. Er lernt das Mädchen Veronica kennen und muss nun überlegen, ob er ihr Volk vor den Piraten beschützen und damit die Piraten verlassen soll. Dann wäre sein Traum allerdings für ewig geplatzt ...
Meine Meinung
Die Geschichte von Käpt’n Säbelzahn bringt eine ganze Menge Bewegung in den Zeichentrickmarkt. Der Film, produziert im Jahre 2003, ist nämlich erfrischend einfach animiert und zeichnerisch grundverschieden von dem, was sonst so veröffentlicht wird, so dass dieser hübsche Streifen aus dem hohen Norden eine ganz eigne Nische eröffnet. Die Zeichnungen sind gar so simpel, dass man auch geglaubt hätte, “Käpt’n Säbelzahn“ sei vor mehreren Jahrzehnten entstanden, wobei die Animation stark dem französischen Stil der Sechziger gleicht. Nun, in Wahrheit aber ist dies alles bewusst so schlicht inszeniert worden, und ehrlich gesagt, gefällt die äußere Aufmachung dieser Produktion auch sehr gut.
Allerdings wären übertriebene Effekte auch gar nicht nötig gewesen, denn in Norwegen, wo der Film entstanden ist, kennt jedes Kind den Piratenkapitän Säbelzahn, weil er zu einer der beliebtesten Kinderbuchfiguren überhaupt gehört. Diesen Ruf sollte er nach Betrachten des Zeichentrickabenteuers auch weiter innehaben, denn die Geschichte ist ebenso wunderschön aufgemacht wie die ihr zugrunde liegenden Bilder und bietet darüber hinaus auch noch eine satte Prise Humor, die sich aus einer guten Kombination von situativer Komik und flotten kessen Sprüchen zusammensetzt. Bereits die ersten Szenen entreißen einem einige dezente Lacher, wenn der Käpt’n ein Schiff mit reicher Besatzung entert und seine Mannschaft kurzen Prozess mit den Eroberten macht, sich dabei aber dennoch ziemlich tollpatschig anstellt. Weiterhin sind die Eigenheiten mancher Personen richtig lustig, angefangen beim seltsamen Piratenkoch, zu dessem festen Speiseplan Kakerlaken und sonstige Abscheulichkeiten gehören, bis hin zu einem übergewichtigen Geschwisterpaar welches kein Fettnäpfchen auslässt.
Aber natürlich soll “Käpt’n Säbelzahn“ nicht ausschließlich komisch sein; im Vordergrund steht schließlich die Geschichte des jungen Tiny, der auf dem Schiff der Piratenbande einen Traum entwickelt, ihm auch grundsätzlich sehr nahe ist, aber kaum Unterstützung erhält, um ihn eines Tages auch wirklich auszuleben. Im Gegenteil, er ist frustriert davon, ewig von der Besatzung ausgenutzt zu werden und gerät mit seinen eigenen Wunschgedanken in Konflikt, als sein Gewissen eines Tages auf die Probe gestellt wird. Ihm wird plötzlich bewusst, dass seine Mannschaft sich rücksichtslos durch die Weltmeere bewegt und andere Personen, selbst unschuldige, darunter erheblich leiden müssen. Also überlegt er, ob ein solches Leben auf Dauer für ihn erstrebenswert ist, wobei er gleichzeitig an das Schicksal von Veronica und den Bewohnern von Luna Bay denken muss, die unmittelbar von dieser Entscheidung abhängig sind. Plötzlich erscheinen ihm die alten Ziele abwegig, doch wie soll er sich seinen Freunden in den Weg stellen, wo er doch eh nicht ernst genommen wird? Für den kleinen Schiffsjungen entwickelt sich diese Situation zur Zerreißprobe, die nur von ihm selbst gelöst werden kann.
Die von Regisseur Stig Bergqvist in Kooperation mit Rasmus A. Silvertsen nacherzählte Story wird dieser Tage erstmals im deutschen Raum auf DVD veröffentlicht und sollte schnell zum Geheimtipp avancieren, denn “Käpt’n Säbelzahn – Der König der sieben Weltmeere“ vereint alle Elemente, die ein solcher Familienspaß benötigt: Humor, ein eigenständiges Storyboard, verschiedene Identifikationsfiguren für alle Altersklassen und einige Überraschungen, die die Handlung nicht sofort transparent erscheinen lassen. Dazu kommen die besagten, netten Animationen, die den Steifen meines Erachtens ungeheuer aufwerten, plus die hier Gott sei Dank nicht zu plakativ in den Raum gestellten moralischen Aspekte, die ja zum festen Stamm eines solchen Abenteuers gehören. Kurzum: Ein richtig schöner Film, an dem sowohl Jung als auch Alt Freude haben wird.
Die angesprochene DVD beinhaltet neben dem eigentlichen Film (in deutscher und norwegischer Sprache) noch ein kurzes Making Of sowie einen kleinen Einblick in die Welt des in Norwegen so beliebten Piraten. Weiterhin gibt es verschiedene Trailer zum Film, kurze Videoclips, in denen die Lieder aus dem Film mitgesungen werden können, und ein Quiz zu sehen, in dem man sein Wissen um die verschiedenen Charaktere prüfen kann. Dies alles in vorbildlicher Bild- und Tonqualität und mit weiteren, herrlich andersartigen Animationen.
Fazit
Diese DVD ist ein echtes Muss für kleine und große Piratenfreunde, zum einen natürlich wegen der abenteuerlichen Handlung des Hauptfilms, zum anderen wegen der schönen Bonusmenüs. Wer den Beweis sucht, dass Zeichentrickfilme auch abseits der ganzen Action mit einer schlichten, absolut nicht überladenen Handlung überzeugen können, sollte sich diese norwegische Produktion nicht entgehen lassen!
- Redakteur:
- Björn Backes