Keizoku - Ungelöste Morde
- Regie:
- Yukihiko Tsutsumi
- Jahr:
- 2000
- Genre:
- Thriller
- Land:
- Japan
- Originaltitel:
- Keizoku
1 Review(s)
11.01.2005 | 09:24Als Mischung aus "Akte X" und "Ring – Das Original" wird "Keizoku – Ungelöste Morde" angepriesen. Was den "Akte X"-Vergleich betrifft, so ist auch "Keizoku" eine TV-Serie, in der zwei Angehörige eines Sonderdezernats ungelösten Fällen nachgehen. Dabei müssen Jun Shibata – sozusagen Scully – und ihr Partner Toru Mayama – die obercoole und schießwütige Mulder-Variante – sowohl Intrigen und Verschwörungen überstehen als auch die Frage lösen, wer sich hinter dem geheimnisvollen Serienmörder Asakura verbirgt. Und der "Ring"-Vergleich rührt daher, dass Hauptdarstellerin Miki Nakatani eben durch jenen Horrorfilm und seine Fortsetzung in Japan zum Star wurde. Hier hören die Ähnlichkeiten aber auch schon fast wieder auf. Denn anders als erwartet, entpuppt sich "Keizoku" schnell als total schräge Komödie.
Die erste Szene könnte noch aus "Akte X" stammen: Auf einer dunklen Straße treffen sich zwei Gestalten, die ebenso Krycek und Mr. X heißen könnten. Nach einem geheimnisvollen Dialog reicht der ältere dem jüngeren Mann die Hand – und zückt eine Handgranate. Um den Hintergrund für die folgende Explosion zu verstehen, muss man wohl die japanische Serie kennen. Danach beginnt jedoch die eigentliche Filmgeschichte, die auch ohne Vorwissen zu verstehen ist: Shibata und Mayama sollen eine Gruppe von sieben Menschen, die einst ein Fährunglück überlebten, auf eine mythenumwaberte Insel begleiten. Dorthin eingeladen hat sie die Tochter der beiden einzigen Unglücksopfer, und sie verfolgt nur einen Plan: Ihre Eltern zu rächen und einen nach dem anderen Passagier umzubringen. Allerdings auf so hinterlistige Weise, dass auch das Polizei-Duo keine Beweise hat. Zudem wird der Inselbesuch für Shibata und Mayama zum Trip in die eigene Vergangenheit.
Klingt spannend, ist es auch – und darüber hinaus völlig skurril in Szene gesetzt. Das Keizoku-Team geizt nicht mit witzigen Dialogen, überspitzt gezeichneten Charakteren, Slapstick-Einlagen und abgefahrenen Kameraeinstellungen. Auf aberwitzige und unkonventionelle Weise versuchen die beiden Polizisten, den Fall zu lösen. Daneben will sich beispielsweise ihr ehemaliger Vorgesetzter in einem kleinen Handlungsstrang von seiner Frau scheiden lassen und ein junges Mädchen heiraten. In völlig überdrehten und humorvoll-sarkastischen Szenen wird hier Pädophilie aufs Korn genommen. Auch andere japanische Unsitten wie Frauen-das-Höschen-klauen werden veräppelt. Nur selten nimmt sich die Leinwand-Adaption der TV-Serie ernst. Erst am Ende hört der Spaß auf, als Shibata und Mayama ein letztes Mal mit dem Schatten Asakuras konfrontiert werden. Als Nichtkenner der Serie versteht man zwar nur Bahnhof, und drei finale Duelle überspannen den Bogen auch etwas. Dafür ist jeder einzelne der Endkämpfe sehr cool in Szene gesetzt. Und auch sonst bieten die 114 Minuten zahlreiche malerische wie trickreiche Kamerafahrten. Inklusive einer Titanic-Persiflage ...
Wer wie ich in letzter Zeit genug japanische Horror-Filme gesehen hat, für den ist "Keizoku – Ungelöste Morde" eine willkommene und sehr erfrischende Abwechslung. Auch wenn das Gleichgewicht zwischen den beiden Extrempolen "Humor" und "Spannung" gerade am Ende Geschmackssache ist, sollte sich kein Fan japanischer Filme oder der X-Akten dieses Spektakel entgehen lassen. Wäre mal interessant zu wissen, ob die TV-Serie durch das selbe humorvolle Gewässer schifft. Wer also die Möglichkeit hat, auch die "Keizoku"-Serie zu sehen, sollte nicht lange zögern.
Die DVD enthält neben den für e-m-s üblichen Trailern, optionalem japanischen Originalton und Making-of eine Bildergalerie und ein lustiges Interview mit den Machern dieser Thriller- und Horror-Komödie. Die Kaufversion erscheint am 20. Januar.
- Redakteur:
- Carsten Praeg