Konga
- Regie:
- John Lemont
- Jahr:
- 1961
- Genre:
- Horror
- Land:
- Großbritannien
1 Review(s)
05.07.2005 | 07:23Frankensteins Gorilla: Showdown am Big Ben
Nach einem unfreiwilligen Aufenthalt in Afrika kehrt der Biologe Charles Decker mit seltsamen Pflanzensäfte und dem jungen Schimpansen Konga nach Hause zurück. Aus fleischfressenden Pflanzen extrahiert er ein Wachstumsserum, das er an Konga testet. Dieser wächst zu einer Art Gorilla mit Riesenkräften heran, den Decker skrupellos einsetzt, um seine Widersacher aus dem Weg zu räumen. Scotland Yard tappt im Dunkeln. Als er seine Komplizin Margaret mit einer jungen Studentin betrügen will, kommt es zur Katastrophe.
Filminfos
O-Titel: Konga (GB 1961)
DVD: 26.05.2005
ASIN: B00094H6IQ
FSK: ab 16
Länge: 86 Min.
Regisseur: John Lemont
Idee & Drehbuch: Aben Kandel, Herman Cohen
Musik: Gerard Schurmann
Darsteller: Michael Gough (Decker), Margo Johns (Margaret), Claire Gordon (Studentin Sandra Banks), Jess Conrad (Sandras Freund Bob Kenton), Konga (Sam Sylvano) u. a.
Mehr Info: http://www.e-m-s.de
Handlung
Dr. Charles Decker ist vor einem Jahr im Dschungel von Uganda abgestürzt, nun, ein Jahr später, kehrt er wieder zurück. Die Reporter interviewen ihn sofort am Flughafen. Er hat einen jungen Schimpansen namens Konga mitgebracht, den er als seinen Freund und Lebensretter betrachtet. Als Botaniker befand sich Decker in Uganda quasi im Schlaraffenland: Er fand fleischfressende Pflanzen und einen Medizinmann, der ihm ein paar Tricks verriet.
Nach so langer Abwesenheit erwartet seine befreundete Assistentin und Hauswirtschafterin Margaret zumindest etwas Dankbarkeit, wenn schon nicht herzliche Gefühle. Nichts da! Der manisch gewordene Decker faselt etwas davon, dass er Konga zu einem der ersten Könige machen werde, die die Welt beherrschen werden. Was das bedeutet, muss Margaret schnell lernen: Decker knallt ihre Hauskatze ab, als diese vom Extrakt der fleischfressenden Pflanzen schlabbert. Das Geheimnis darf nicht zu früh bekannt werden.
Im Treibhaus züchtet er mit der immer noch treuen Margaret fleischfressende Pflanzen, deren Extrakt er Konga spritzt. Dieser wächst sofort zu einem intelligenten Schimpansen heran. An der Uni, wo Decker seine Lehrtätigkeit wieder aufnimmt, heuert er die blonde Studentin Sandra Banks an, um ihm zu assistieren. Ihr Freund Bob beobachtet diesen Annäherungsversuch misstrauisch, doch sie beruhigt ihn.
Als Deckers Boss, der Dekan Foster, ihn wegen seiner Ideen für verrückt erklärt, spritzt Decker Konga ein anderes Serum, das aus dem sanften Schimpansen einen aggressiven Gorilla macht. Erstaunlich, wie schnell so ein Spezies-Wechsel erfolgen kann. Er indoktriniert ihn (mit primitivsten Methoden) zu absolutem Gehorsam und befiehlt ihm, den Dekan zu töten. Das Unheil nimmt seinen Lauf.
Als Margaret erkennt, dass Decker sie zu seiner Mordkomplizin macht, zwingt sie ihn, sie zu heiraten. Doch Decker willigt ein, hat aber andere Pläne. Er will die junge blonde Studentin Sandra vernaschen. Die von Eifersucht erfüllte Margaret kann das schwerlich übersehen und benutzt nun ihrerseits Konga als Macht- und Mordinstrument. Sie lässt Konga weiter wachsen, bis er fünf Meter hoch ist.
Nachdem sich Konga Decker geschnappt hat, macht er London unsicher. Doch Margaret hat nichts von ihrer Rache. Sie ist zu diesem Zeitpunkt bereits mausetot. Es kommt zum Showdown am Big Ben.
Die DVD
Technische Infos
Bildformate: 1,66:1, 4:3
Tonformate: Mono
Sprachen: D, Englisch
Untertitel: D (ausblendbar)
Extras:
- englischer Trailer (2:00)
- deutscher Trailer (2:00)
- Super-8-Fassung (7:30)
- Deutscher Titel (1:55) von "Konga - Frankensteins Gorilla"
- Affenfilmografie 1913-1998 (24 Textseiten, illustriert)
- Werberatschlag von Rank
- Werberatschlag von AB-Film
- Filmprogramm
- Bildergalerie (2:30)
Mein Eindruck
Die Figur des Kongas weckt natürlich sofort Assoziationen an den berühmtesten Filmaffen aller Zeiten: "King Kong". Der Showdown an einem heraus-ragenden Bauwerk der Stadt - hier Big Ben, dort das Empire State Building - unterstreicht die Ähnlichkeit noch.
Doch im Unterschied zum berühmten Vorbild muss Konga erst noch wachsen, bis er so Furcht einflößend ist wie sein berühmter Vetter. Der ganze Film dreht sich um Wachstum, denn es verspricht Macht und Glück. Aus übergroßen fleischfressenden Pflanzen wird Kongas Wachstumsdroge destilliert. Doch zunächst bleibt er ein Schimpanse. Das ändert sich, als der Dr. Frankenstein dieses Films mörderische Absichten hegt. Konga, als Deckers Werkzeug, wird zum Gorilla, zum Untier.
Kongas Wachstum steht in direktem, symbolischen Zusammenhang mit der Abweichung von der moralischen Norm, die Decker zunehmend an den Tag legt. Als auch Kongas Frauchen vom Pfad der Tugend abweicht und ihn zum Mord anstiftet, damit sie sich rächen kann, wird die Sünde ebenso monströs wie Kongas Gestalt. Er selbst ist stets unschuldiges Opfer der menschlichen Machenschaften, und zwar selbst dann, wenn er für Decker mordet. Denn er steht ja unter dem hypnotischen Zwang zum Gehorsam. Ein Wesen, das über keinen eigenen Willen verfügt - kann das schuldig genannt werden? Kongas Ende ist daher eher tragisch, weil völlig unverdient.
Auf seine populäre Art der Darstellungsweise übt der Film Kritik an möglichen "sündigen" Auswüchsen der Wissenschaft, die schon seit Mary Shelleys "Frankenstein" für allerlei Schreckgespenste herhalten muss. Vor märchenhaften Ideen wird dabei nicht zurückgeschreckt: eine Spritze und - schwupps! - schon haben wir einen Fünfmetergorilla. Alice könnte es im Wunderland nicht besser machen.
Ob es neuerdings biologische oder elektronische Viren sind, die uns in Thrillern à la "Triple X" oder James Bond Angst einjagen sollen, der Effekt bleibt doch stets der selbe: Horror und Faszination lassen uns die Sesselkante umklammern, doch dann taucht meist ein Retter auf, der die Welt vor dem Schlimmsten bewahrt. In "Konga" trägt dieser Retter das Outfit von gesellschaftlichen Institutionen: Armee, Polizei, Scotland Yard, die Feuerwehr - die werden das Schlimmste verhindern und dem Schrecken ein Ende bereiten. Anno 1961 war die britische Gesellschaft eben noch in Ordnung. (Das sollte sich rasch ändern, als Leute wie die Beatles und die Stones das Bowler Hat tragende Bürgertum verunsicherten.)
Die Schauspieler, allen voran der beeindruckende Michael Gough, spielen einigermaßen glaubwürdig, doch das Affenkostüm hat mich leider zum Lachen gebracht. Über die schreiende Blondine habe ich mich geärgert - das war wohl damals Standard (und ist es zum Teil heute noch, siehe Estella Warren in Tim Burtons "Planet der Affen").
Die DVD
Das Booklet ist wie immer bei den British Horror Classics kenntnisreich formuliert, diesmal von Ingro Strecker (www.monstrula.de). Die ideale Ergänzung dazu bildet die Affenfilmografie im Bonusmaterial. Auf nicht weniger als 24 Textseiten klärt sie erschöpfend über Affendarsteller zwischen 1913 und 1998 (immerhin 85 Jahre) auf. Allerdings handelt es sich dabei lediglich um eine lange Liste von Filmen, nicht um eine kritische Würdigung - sonst wäre dieses Extra dreimal so lang geworden.
Der Ton in Mono ist ebenso bescheiden wie die Effekte, wohingegen das Bild erträglich ist. Die Effekte stammen keineswegs vom Produzenten Herman Cohen, sondern von Spezialisten. Flammenmeere, Riesenpflanzen, ein "Riesenaffe", das ist ja alles ganz nett. Aber wenn der Affe vor oder hinter einem Haus auftaucht, das offensichtlich ein Modell ist, dann wird das Ganze dubios und eine Lachnummer. Vermutlich konnte 1961 noch niemand darüber lachen.
Nach den zwei Trailern folgte ein etwas kurioses Extra: eine Super-8-Fassung mit Ausschnitten aus dem Film, die den Plot in siebeneinhalb Minuten zusammenfasst. Was das soll, entzieht sich meinem Begriffsvermögen. Vermutlich sollte den Studiogewaltigen so der Film nahe gebracht werden. Der schwankende Ton trägt nicht zum Sehvergnügen bei.
Der Rest der Extras besteht aus abgefilmten Heften, die den Film in geraffter Form darstellen und mit Szenenfotos garnieren. Die Bildergalerie zeigt zahlreiche Filmszenen und Filmplakate in mehreren Sprachen. Die deutsche Titelsequenz zeigt genau das, was im Hauptfilm in Englisch gezeigt wird, bringt also wenig Neues.
Unterm Strich
"Konga" ist ein klarer Fall für Sammler der Anolis-Serie "British Horror Classics". Die Reihe wäre nicht vollständig ohne diese DVD. Der Film bildet im Horrorgenre eine spezielle Mischung aus Frankenstein-Thema und den Monstren à la King Kong. Für unterhaltsame 90 Minuten ist also gesorgt. Für einige Lacher aber auch.
- Redakteur:
- Michael Matzer