Lain Vol. 4: Reset
- Regie:
- Ryutaro Nakamura
- Jahr:
- 1998
- Genre:
- Trickfilm
- Land:
- Japan
1 Review(s)
25.10.2005 | 12:05Vol. 1
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Vol. 3
"Who am I?". Mit der "Wer bin ich?"-Frage ist der vierte und letzte Teil der "Lain"-Saga auf DVD überschrieben. Und mit dem Wörtchen: "Reset" ... Es ist der wohl kreativste Part des Internet-Thrillers, ein Anime wie aus einem Guss und voll dunkler Phantasie, angereichert mit tiefsinnigen Fragen nach dem Leben, dem Sein, dem Nicht-Sein. So fängt die Scheibe schon brillant an: Lain blickt auf ihr Leben zurück, progressive Gitarrenklänge à la JIMI HENDRIX begleiten den Bilderrausch. Doch Lains Suche nach ihrem eigenen Selbst endet vorerst enttäuschend, sie findet nichts. Zudem hat sie niemanden mehr, der ihr helfen könnte, nachdem ihre Freundinnen sich allesamt von ihr abgewendet haben. Sogar ihre Eltern sind nicht mehr da, haben sich als Schauspieler zu erkennen gegeben und sind einfach gegangen. Ist sie also nur eine Software? Oder doch mehr? Wie kann die Zeit zurückgedreht werden, damit alles wieder gut wird? Oder ist das überhaupt erstrebenswert? Und wenn niemand weiß, wer sie ist, hat sie dann jemals existiert - oder wird sie vielleicht gerade dadurch zu einem Teil des kollektiven Unterbewusstseins der Menschheit?
Krasse Fragen? In jedem Fall. Gleich vorweg: Auch am Ende der "Lain"-Reihe gibt es keine klaren Antworten. Das ist auch gut so. Die Serie möchte bewusst als Angebot wahrgenommen werden, sich mit den Risiken und Chancen der modernen Kommunikationsgesellschaft auseinanderzusetzen. Was bedeutet es für die Welt, wenn alles vernetzt ist? Wer steht hinter dem Überfluss an Informationen? Wo bleiben in einer Gesellschaft, die total auf Kommunikation ausgerichtet ist, die zwischenmenschlichen Beziehungen? Wo passiert das richtige Leben: In der Welt oder im Netz? Schon ein Jahr vor dem ersten "Matrix"-Film stellte Regisseur Ryutaro Nakamura solche Fragen. Wie alle Teile der Serie ist der Plot zu diesem Thema kompliziert angelegt; wer wirklich die ganze Reihe begreifen will, kommt nicht umhin, sich "Lain" mehrere Male anzusehen - viele Details werden erst bei mehrmaligem Sehen verständlich.
Damit sich diese Zeitspanne des bewussten Sehens nicht als zu mühsam entpuppt, setzen die Macher von "Lain" auf spannende Kameraschwenks, inspirierende Farbkontraste und vor allem auf die beklemmende Wirkung leerer Räume. Bei den Synchron-Stimmen dürfen sich unter anderem Detlef Bierstedt (die Stimme von George Clooney), Stefan Friedrich (die Stimme von Jim Carrey) und Sven Plate (die Stimme von "Bugs Bunny") versuchen - also durchweg Sprecher der zweiten Reihe, die noch nicht so im Ohr bekannt sind und deshalb den Anime auch in dieser Hinsicht auffrischen können. Wie bei allen vier DVDs ist die Bild- und Tonqualität ebenfalls im grünen Bereich. Bleibt unterm Strich ein Weltklasse-Anime mit Tiefgang statt stumpfer Martial-Arts-Action - und das gilt für alle vier "Lain"-DVDs, die zwar insgesamt ein ganz schön großes Loch in den Sparstrumpf reißen, aber für Fans von japanischer Zeichentrickkunst und düsteren Zukunftsvisionen als essenziell zu bezeichnen sind.
- Redakteur:
- Henri Kramer