Love & Dance - Liebe auf den zweiten Schritt
- Regie:
- Eitan Anner
- Jahr:
- 2006
- Genre:
- Drama
- Land:
- Israel
- Originaltitel:
- Sipur Hatzi-Russi
1 Review(s)
10.12.2008 | 20:53"Love & Dance"
Story:
Chen ist ein 13-jähriger Junge in einem Flüchtlingsvorort in Israel. Seine Mutter ist Russin, sein Vater Israeli. In ihrem Vorort leben vor allem russische Emigranten, alle in eher armen Verhältnissen, mit vielen Schwierigkeiten.
Seine Eltern streiten sich oft und um seiner Mutter eine Freude zu machen, begleitet er sie eines Abends zu einen Salsakurs im Kulturzentrum. Sein Vater ist als Fotograf viel unterwegs und nur selten für die Mutter da.
An diesem Abend sieht er die gleichaltrige Natalie beim Proben von Standardtänzen und er verliebt sich auf der Stelle in sie. Nun versucht er alles um sie wieder zu sehen und steigt vom Judokurs auf Standardtanz um. Yulia, die russische Tanzlehrerin, hat viel Geduld und hilft ihm dabei, sich auf den anstehenden Wettbewerb vorzubereiten. Leider hat auch sie ihre Probleme mit ihrem Tanzpartner und Ehemann Roman.
Rund um Chen gehen Ehen kaputt, immer wieder verzweifeln Frauen und Männer an ihren Beziehungen, doch seine Hartnäckigkeit lässt ihn nicht aufgeben und er kämpft um Nathalie, die selber große Probleme hat. Wird dieser hartnäckige, ruhige und liebevolle Junge es schaffen das zu bekommen was er möchte?
Review:
In diesem Film gibt es verschiedene Themen, aber zu aller erst muss ich sagen, dass es ein menschlicher Film ist, ein berührender Film. Ein introvertierter Junge verliebt sich und will dem Mädchen seiner Träume nah sein und ihr helfen sich aus einer schwierigen Lage zu befreien. Dazu kommen die vielen Konflikte zuhause, sein Dilemma zwischen dem streitenden Elternpaar zu stehen und beide zu lieben. Er tut alles, um seiner Mutter eine Freude zu machen, übernimmt teilweise die Rolle, welche der Vater übernehmen müsste.
Dazu kommt der Konflikt zum Vorschein, welcher in Israel momentan unter anderem herrscht: Es sind viele Juden aus Russland nach Israel ausgewandert, doch sind sie kulturell sehr verschieden und nicht wirklich integriert. Die israelische, sowie die russische Kultur halten sich einander für überlegen und wie Rami, der Vater, einmal zu einem frisch verheirateten Ehepaar sagt, finden Israelis und Russen nie einen gemeinsamen Weg in einer Beziehung.
Im Tanzkurs erklärt Julia Chen, was ein Paar ausmacht. Es sind nicht nur ein Mann und eine Frau, sondern wichtig sei, dass man einander hilft und sich gegenseitig beschützt, was viel Arbeit ist.
Chen sagt dem Vater nicht, dass er einen Tanzkurs besucht, denn dieser hält Tänzer für Homosexuelle und er meint, dass nur Russen so etwas gut finden können. Überhaupt ist es für Chen nicht einfach sein Ziel zu erreichen, um an den Wettkampf, beziehungsweise an Nathalie, zu kommen. Sie hat bereits einen Tanzpartner, einen Jungen, welcher sie immer runtermacht, dominiert und bedroht. Chens Tanzpartnerin, das Mädchen Sharon hat auch seine besondere Geschichte. Sie ist eine starke Persönlichkeit, ist immer wieder für Chen da und lässt ihn nicht hängen, obwohl er es ihr nicht einfach macht.
Persönliche Meinung:
Der Film zeigt eine Welt, welche mir bislang völlig unbekannt war, mich aber sehr berührt hat. Die Filmfiguren sind schön gezeichnet, die Charakteren teilweise subtil und mit Tiefe, auch wenn mehr durch die Mimik und Gestik, als durch Worte gesagt wird. Chen ist ein sehr introvertierter Junge, welcher gelernt hat mehr zu beobachten als zu sagen. Er ist schüchtern und doch hartnäckig in dem was er möchte. Er ist ein Idealist, ein Mensch der merkt, wann er an seine Grenzen kommt und dennoch seine Träume oder die der anderen verwirklichen will.
Es lohnt sich den Film von Anfang bis Ende zu schauen, denn gerade das Ende schenkt dem Zuschauer einen der berührendsten Momente des ganzen Films.
Ein herzerwärmender Film, mit einer teilweise brutalen Realität, Überlebensstrategien und Träumen von gestrandeten Menschen und ihren hoffnungsvollen Kindern, geboren in einer anderen Welt als ihre Eltern.
Darsteller:
Meiner Meinung nach sind alle Darsteller die ideale Besetzung für jede Rolle. Sie spielen sehr überzeugend, allen voran Wladimir Wolow als Chen. Der Junge IST Chen und in keinem Moment zweifelt man daran. Alle Darsteller mussten das Tanzen in kürzester Zeit erlernen und tun dies hier überzeugend. Aber auch die Emotionen und Situationen werden sehr gut rüber gebracht. Vielleicht ist es auch der konstante Sprachmix im Film, welcher das Ganze so authentisch macht. Es wird wild durcheinander Russisch und Hebräisch gesprochen, ein jeder spricht so, wie ihm "der Schnabel gewachsen ist". Es lohnt sich übrigens, den Film im O-Ton zu schauen, da das Ganze so auf eine Art mehr Authentizität bekommt, sogar wenn man die Sprachen nicht versteht. Der Unterschied ist hörbar und zeigt auch die Grenzen zwischen den Kulturen gut auf.
Die Darsteller sind bei uns eher unbekannt, kommen sie doch aus Russland und Israel. Wladimir Wolow lebt hingegen in den USA.
DVD:
Die DVD enthält ein Making Off, welches teilweise interessant, teilweise irgendwie skurril ist. Es zeigt die Darsteller bei der Arbeit und einige Interviews oder auch das Casting des "Chen".
Daneben enthält die DVD diverse Trailer zu folgenden Filmen:
-"Love is in the air"
-"The way home"
-"Just friends"
-"Love wrecked - Liebe über Bord"
Sprachen: Hebräisch/Russisch 5.1 mit deutschen Untertiteln (manchmal eigenartig übersetzt)
Deutsch 5.1
Lauflänge: 93 Minuten
Eine berührende, menschliche Geschichte, über das Erwachsenwerden, die erste Liebe und Träume, in einer trockenen und sandigen Welt, in einem heißen Vorort einer Stadt in Israel.
- Redakteur:
- Doris Flückiger