Mädchen mit den Katzenaugen, Das
- Regie:
- Eugen York
- Jahr:
- 1958
- Genre:
- Kriminalfilm
- Land:
- Deutschland
1 Review(s)
01.10.2008 | 10:46Möchtegern-Krimi mit Showeinlagen
Auf der Reeperbahn in Hamburg werden vermehrt Autos geklaut und Kommissar Norbert Wilms (Joachim Fuchsberger) bekommt den Auftrag, den Fall zu klären. Unterdessen kehrt Katja (Vera Tschechowa) zurück zu ihrem Vater (Gert Fröbe), sie hatte berufliches Pech gehabt und möchte bei ihm unterkommen. Bald schon merkt sie, dass in ihrem alten Zuhause etwas nicht stimmt. Ihr Vater wird von einer brutalen Autoschieberbande zur Mitarbeit erpresst. Dreh- und Angelpunkt dieser kriminellen Machenschaften ist die Rio Rita Bar, wo das Mädchen mit den Katzenaugen die Männer betört ... (Verleihinfo)
Filminfos
O-Titel: Das Mädchen mit den Katzenaugen (D 1958)
Dt. Vertrieb: e-m-s
FSK: ab 16
Länge: ca. 87 Minuten
Regisseur: Eugen York
Drehbuch: Werner P. Zibaso
Musik: Willy Mattes
Darsteller: Wolfgang Preiss, Mady Rahl, Emmerich Schrenk, Gert Fröbe, Joachim Fuchsberger, Hans Clarin, Bum Krüger, Stanislav Ledinek, Vera Tschechowa, Willy Krüger
Handlung
Hamburg Reeperbahn. Kaum hat der dicke Herr mit seiner hübschen Begleiterin das zwielichtige Lokal "Zum Silbersack" betreten, klaut ihnen auch schon ein windiger Bursche (Hans Clarin) namens Stückchen den protzigen Amischlitten. Die alarmierte Polente gibt sofort eine Suchmeldung raus, aber der Wagen bleibt vorerst verschwunden. Der Dieb hat ihn nämlich an den Stadtrand gefahren, auf das Grundstück der Werkstatt Tessmann. Dort sind die Autoschieber, die Tessmann in der Hand haben, gar nicht erfreut über den Amischlitten: viel zu auffällig, praktisch unverkäuflich.
Chef der Autoschieberbande ist ein Spanier namens Carlo Gormann (Preiss), zugleich Besitzer der Rio Rita Bar. In seinem Büro dort macht er Stückchen erst einmal zur Schnecke. Allerdings wird er unbemerkt von einem Inspektor der Hamburger Polizei belauscht. Um den Autodieben eine Falle zu stellen, gibt der Inspektor mit seinem Mercedes an und rauscht großspurig mit der Revuetänzerin Marietta ab.
Der Trick klappt auch beinahe, doch der Dieb entkommt. Der Inspektor verfolgt ihn bis zu Tessmanns Werkstatt. Statt jedoch Verstärkung herbeizurufen, versucht der Inspektor einen Soloauftritt. Kaum dass ihn die Mitarbeiter Gormanns niedergeschlagen haben, klingelt Tessmanns Töchterlein, die 18-jährige Katja (Vera Tschechowa) an der Haustür. Ob sie wohl etwas von dem bewusstlosen Polizisten merkt? Gormann geht lieber auf Nummer sicher ...
Nachdem der Inspektor so kläglich versagt hat, betraut der Polizeipräsident seinen besten Mann mit dem Fall der Autoschieber: Norbert Wilms (Fuchsberger). Der hat seine ganz eigenen Theorien und eine gewöhnungsbedürftige Methode, die darin besteht, sich zu tarnen und unters Volk zu mischen. Wie seltsam.
Als er mit einem Kollegen in der Rio Rita Bar aufkreuzt und so tut, als wären sie Autohändler, fällt sein Blick wohlgefällig auf die neue Tänzerin auf dem Parkett: Es ist Katja, die Gormann eingestellt hat, weil sie völlig ahnungslos von den Vorgängen um Gormann und Tessmann ist. Wilms tanzt mit ihr und schlägt ihr vor, aufs Volksfest zu gehen. Die 18-Jährige ist sofort Feuer und Flamme. Als er ihr auf den Zahn fühlt und merkt, wie ahnungslos und naiv sie ist, versucht er sie auszuhorchen. Immerhin werde für das Wiederfinden des gestohlenen Amischlittens die stattliche Belohnung von 5000 D-Mark versprochen. Wieder beißt sie nicht an.
Doch als sie daheim ihren Vater auf den Amischlitten anspricht, erfährt sie von ihm, in welcher Bredouille er steckt, und gedenkt, etwas dagegen zu unternehmen ...
Mein Eindruck
Der fast unbekannte Krimi verbindet das klassische Thema der Verbrechensbekämpfung mit dem optischen und emotionalen Reiz der glamourösen Halbwelt. Die bürgerlichen Elemente wie der Inspektor (Fuchsberger) und Katja (Tschechowa) versuchen den Sumpf des Verbrechens zu bekämpfen, in dem Katjas Vater zu versinken droht.
Doch Carlo Gormann, knallhart gespielt von Wolfgang Preiss, dem Wehrmachtsoffizier vom Dienst, erweist sich als härterer Brocken, als die Polizei denkt. Ein wenig unschuldige Liebelei ergänzt das Potpourri aus Standardthemen und -bildern des deutschen Krimis.
Aber das war alles vor Jürgen Roland. Deshalb erscheinen uns die Polizisten wie Witzfiguren, die den Job mehr aus Liebhaberei betreiben - oder weil der Bürgermeister sie sonst nicht mehr zum Herrenabend einlädt. Der Polizeichef erinnert eher an einen jovialen Paul-Dahlke-Typ, der lieber Pferde züchten würde als Autoschieber zu jagen.
Und Blacky Fuchsberger, ansonsten der Actionheld vom Dienst, muss hier seine amourösen Fähigkeiten unter Beweis stellen, um als Don Juan für die Tschechowa glaubwürdig erscheinen zu können. So nicht, meine Herrn! Mit Jürgen Roland ("Stahlnetz", "Großstadtrevier" u. v. a.) änderte sich die gesamte Krimilandschaft in Deutschland, und dieser Streifen entstand eindeutig vor diesem Wandel.
Was Hans Clarin in diesem Stück verloren hat, ist unerklärlich, denn später trat er nur noch in Komödien auf, in denen viel Klamauk vorkam. Seine Figur mit dem lächerlichen Namen Puvogel hat keine Geschichte und hängt zudem irgendwo in einem sexuellen Zwischenreich. Homosexuell darf er aber auch nicht erscheinen, denn das hätte gegen die damalige Zensur verstoßen. Dass er irgendwann überflüssig erscheint, ist nur folgerichtig.
Die professionell choreografierten Damen-Shows in der Rio Rita Bar verraten einen Regisseur, der mehr Ahnung von Showfilmen hat als von Krimis. So kommen auch Show-Schönheiten wie Vera Tschechowa gut zur Geltung. Mögen die Verfolgungsjagden und Schlägereien auch eindrucksvoll aussehen, so wirken sie doch zu harmlos, als dass sie der Make-up-Abteilung Überstunden abverlangt hätten. Der Bürger kann sich beruhigt zurücklehnen und sich darauf verlassen, dass die Gesetzeshüter die Schurken schon schnappen werden.
Doch wer das "Mädchen mit den Katzenaugen" ist, von dem Julietta singt, werden wir wohl nie erfahren.
Die DVD
Technische Infos
Bildformate: Schwarzweiß, Widescreen (1.66:1 - anamorph)
Tonformate: Dolby Digital 1.0 in Deutsch
Sprachen: D
Untertitel: Deutsch, Englisch, Französisch, Polnisch, Italienisch
Extras: Plakate und Aushangfotos
Mein Eindruck: die DVD
Die meiste Zeit ist die Qualität des Bildes ganz gut, denn Schwarzweiß lenkt den Blick nicht auf Schattierungen, sondern auf Formen in einem Bild. Und davon gibt es in jeder Hinsicht viel zu sehen. Allerdings ärgerte mich mich über eine Stelle, in der Bildfehler so massiv auftraten, dass es aussah, als flögen weiße Schmetterlinge durchs Bild. Ausgerechnet in der entscheidenden Szene, in der Katja ihren Arbeitgeber Gormann wegen Erpressung ihres Vaters zur Rede stellt!
Die Bildergalerie umfasst ein farbiges (!) Filmplakat und schwarzweiße Aushangfotos, aber auch einen Werberatschlag und das Heft der "Filmbühne". Ansonsten bietet die Silberscheibe keine Extras, nicht mal einen Trailer oder eine Trailershow. Von Bio- und Filmografien darf der Zuschauer nur träumen.
Unterm Strich
Dieser urdeutsche Nachkriegskrimi erfreut das Auge weniger mit seinen Actioneinlagen als mit den Showauftritten in der Rio Rita Bar. Der Regisseur kennt sich besser mit Show-Filmen aus als mit Krimis, und das ist auch kein Wunder, denn dieser Streifen wurde vor der Ära Jürgen Roland gedreht. Wer einmal Rolands "Die vier Schlüssel" gesehen hat, bekommt eine Ahnung davon , welche Qualitäten schon Rolands frühe Filme aufweisen: Action, glaubwürdige Figuren, eiskaltes Kalkül und ein Plot, der bis zur letzten Konsequenz durchgespielt wird. "Das Kätzchen mit den Mädchenaugen" (sic!) ist jedenfalls nur für milden Nervenkitzel für den Wohlstandsbürger geeignet, aber nicht für einen erhöhten Adrenalinspiegel.
- Redakteur:
- Michael Matzer