Maschinist, Der
- Regie:
- Brad Anderson
- Jahr:
- 2004
- Genre:
- Thriller
- Land:
- Spanien
- Originaltitel:
- El Maquinista
1 Review(s)
26.05.2005 | 09:49In Hollywood ist es kaum noch etwas Besonderes, wenn man für eine Filmrolle 30kg abnimmt, Christian Bale hat es getan und sieht in "The Machinist" aus wie ein wandelndes Gerippe und kann sich dort sogar noch gut hinter Jim Caviezel verstecken, der in "Die Passion Christi" auch nicht gerade beleibt gewesen ist. War diese Rolle wirklich all diese Qualen wert? Wird sich die Diät für Bale auszahlen, sodass er am Ende womöglich mit dem Oscar in der Hand dasteht? Leider nein.
Schlank ist schön?
Trevor Raznik (Christian Bale) ist ein lebender Hungerhaken, pedantisch notiert er auf gelben Post-its sein aktuelles Gewicht an der Wand über der Waage. Seine Hosen passen ihm alle kaum noch und er ist inzwischen bei etwa 120 Pfund angekommen, was man ihm auch durchaus ansieht. Doch Trevor hat andere Probleme, denn er kann schon seit einem Jahr nicht mehr schlafen. Die Nächte vertreibt er sich lieber bei der Prostituierten Stevie (Jennifer Jason Leigh) oder im Flughafencafe, wo ihn Nacht für Nacht die hübsche Kellnerin Marie (Aitana Sanchez-Gijon) bedient, die ihn schließlich sogar dazu einlädt, mit ihr und ihrem Sohn den Muttertag zu verbringen. Tagsüber arbeitet Trevor als Maschinist. Eines Tages verliert ein Arbeiter einen Arm durch Trevors Verschulden, und von dem Zeitpunkt an wird das Arbeitsklima in der Firma für Trevor immer schlimmer.
Trevor fühlt sich verfolgt, der mysteriöse Schweißer Ivan (John Sharian) hat ihn in der Firma abgelenkt, sodass es erst zu diesem Unfall kommen konnte, doch wer ist überhaupt Ivan? Auch in seiner Wohnung geschehen seltsame Dinge, denn am Kühlschrank klebt plötzlich ein Post-it mit einem Galgen und sechs Strichen drauf. Welches Wort ist hier gesucht? Trevor schreibt sich zur Erinnerung auch selbst kleine Zettel, doch sind diese offenbar verschwunden. Was geht hier vor? Eines Tages steht Trevors Vermieterin in der Wohnungstür, weil es aus seiner Wohnung tropft. Nun stellt Trevor fest, dass aus seinem Kühlschrank Blut hervorquillt ...
Ein Geheimtipp!
"The Machinist" besticht auf den ersten Blick zuallererst durch seine Bilder und Farben, denn nahezu der gesamte Film ist in schwarz-weiß mit einem leichten Blaustich zu sehen; so spielt sich fast das gesamte Geschehen im Halbdunkel ab und ist beklemmend farblos dargestellt. Dadurch erreicht der Film eine einzigartige Atmosphäre, die dafür sorgt, dass man mit schweißnassen Händen im Publikum sitzt und gebannt der Handlung folgt. Obwohl größtenteils eigentlich nichts Schlimmes oder Bedrohliches passiert, läuft es einem doch immer wieder kalt den Rücken runter, da die Musik ebenfalls zu der bedrohlichen Stimmung im Film beiträgt. Diese klassische Musik fast immer nur dezent im Hintergrund zu hören, doch verstärkt sie stets die gezeigten Bilder und untermalt daher den Film ideal. Zumeist weiß man als Zuschauer, wenn etwas Spannendes geschehen wird, da Bilder und Musik darauf hinleiten und dafür sorgen, dass man seine Muskeln anspannt und sich auf das Folgende gefasst macht.
Die Regiearbeit ist deutlich positiv hervorzuheben, da der Film einfach gut gemacht ist. Die meisten Elemente mögen nicht neu sein, auch nicht die Idee, dem Film seine Farbe zu nehmen und fast alles in schwarz-weiß zu zeigen, doch passen all diese Stilmittel hervorragend zur Handlung. Besonders deutlich wird dies in der Maschinenfabrik, in der alle Mitarbeiter in dunkelgrauen Blaumännern zu sehen sind und auch die Maschinen nicht für Farbtupfer sorgen können. Die Situationen in der Firma wirken daher immer sehr beklemmend, zumal auch recht früh der schlimme Unfall passiert, für den Trevor Raznik verantwortlich ist, weil er sich durch den Schweißer Ivan ablenken ließ. Auch in Trevors Wohnung ist alles dunkel, nachdem er seine Stromrechnung nicht bezahlt hat und er mit tragbaren Lampen arbeiten muss. Besonders gelungen fand ich eine erschreckende Szene, in der sämtlicher Ton ausgeblendet wurde, um die Bilder sprechen zu lassen. So saß ich fast die gesamte Dauer des Filmes angespannt und aufmerksam in meinem Sessel, um keine wichtigen Szenen zu verpassen und um am Ende den Film auch zu verstehen.
Angekündigt wird der Film als eine Mischung aus Memento und Matrix, die auf den ersten Blick beide nicht sonderlich leicht zu durchschauen sind, daher ließ ich meine Aufmerksamkeit keine Minute schweifen, um nichts Wichtiges zu verpassen. Doch klären sich manche Szenen und Sprüche erst mit Wissen um das Ende des Filmes auf. Besonders ein Zitat, das auf Trevors geringes Gewicht anspielt, bekommt dadurch hinterher eine spezielle Bedeutung.
Der Vergleich mit "Memento" ist teilweise durchaus zutreffend. Allerdings läuft "The Machinist" nicht rückwärts ab, auch wenn er mit einer Szene vom Ende des Filmes startet, wenn Trevor Raznik nämlich versucht, eine Leiche loszuwerden, diese in einen Teppich wickelt und im Meer versenken will. Diese Szene wird zu Beginn des Filmes nur halb gezeigt, später dann allerdings bis zum Ende. Später wartet die Szene noch mit einer größeren Überraschung auf. Der Film ist so konzipiert, dass der Zuschauer zwar zum Mitdenken angeregt wird und gespannt auf jedes Detail achtet, um die entscheidenden Hinweise nicht zu verpassen, dennoch bekommt man lange Zeit so wenige Informationen über die wahren Vorgänge, dass man kaum das Ende ahnen kann. Recht bald wird klar, dass die Auflösung des Filmes mit der Person des Ivan zusammenhängen muss, allerdings muss man lange auf Hinweise auf die wahren Geschehnisse warten. Das Ende des Filmes ist wirklich sehr gut gelungen, man ist überrascht, obwohl die Ideen nicht ganz neu sind. Mit innovativen Ideen kann "The Machinist" also nicht dienen, dennoch ist der Film überzeugend gelungen und sehr spannend.
Schauspielerisch fällt allen voran natürlich zuerst Christian Bale auf, der für seine Rolle 30 Kilo abgenommen hat, um deutlich zu machen, dass Trevor Raznik nicht nur geistig, sondern auch körperlich am Ende ist. Christian Bale spielt womöglich die Rolle seines Lebens, denn den Wahnsinn sieht man ihm in jeder Situation an. Seine Augen sind leer und schreckhaft, je länger der Film andauert, umso schwärzer und tiefer werden seine Augenringe und in den Szenen, in denen Bale mit freiem Oberkörper zu sehen ist, kann man jede einzelne Rippe sehen. Seine Hungerkur und die Maske haben hier hevorragend ineinandergegriffen, um die Person des Trevor Raznik überzeugend auf Zelloloid zu bannen. An Bales Leistung gibt es nichts zu deuteln, er spielt wirklich hervorragend und lässt den Zuschauer immer mit ihm mitfühlen, wenn er Ivan jagt oder wenn er weitere Galgenrätsel an seinem Kühlschrank vorfindet. Christian Bale ist der eindeutige Mittelpunkt des Filmes und das zu Recht. Seine Rolle nimmt nicht nur das meiste Gewicht ein, er spielt auch alle anderen Mitwirkenden an die Wand. Bale hätte ich eine Oscarnominierung gewünscht angesichts seiner überragenden Leistung, dennoch war schon vorher klar, dass es dazu sicherlich nicht kommen würde, da der Film nicht den Geschmack der Massen treffen kann. Schade, dass "The Machinist" im Kino nur ein kleines Publikum gewinnen konnte, denn alleine Bales Leistung war absolut sehenswert.
Neben Bale zu nennen wäre noch Jennifer Jason Leigh, die die verständnisvolle Prostituierte spielt, zu der sich Trevor Raznik verkriecht, wenn der Wahnsinn ihn wieder einmal überkommt. Jennifer Jason Leigh ist nett anzusehen in der Rolle und sie fällt auch nicht negativ auf, dennoch kommt ihre schauspielerische Leistung kaum zum Tragen, da sie zu wenige Auftritte hat. Sie konnte daher zwar überzeugen, hat aber sicherlich nicht die Rolle ihres Lebens gespielt. Ebenso ist John Sharian als Ivan einzuordnen, der im Prinzip nur bedrohlich für Trevor wirken muss, sonst aber sein halbes Gesicht hinter einer übergroßen Sonnenbrille verstecken kann. Charakteristisch für ihn ist sein fieses Grinsen, das einem einen Schauer über den Rücken laufen lassen kann. Alle anderen Darsteller haben nur kleine Rollen und sind daher nicht weiter erwähnenswert.
Die DVD
Bislang liegt lediglich die Verleih-Version dieses Filmes vor, die leider völlig ohne sehenswerte Bonusfeatures auskommt. Lediglich vier kurze Trailer (Maschinist, Evil, Oldboy, Cube Zero) gehören zur Sonderausstattung der DVD, selbst Untertitel sind hier Mangelware. Den Trailer vom "Maschinist" sollte man sich lieber erst nach dem Hauptfilm ansehen, da eine wichtige Information über die gelben Post-its im Trailer verraten wird.
- Sound: Deutsch DD 5.1 und DTS, Englisch DD 5.1
- Bild: 16:9 anamorph
Toller Film, schwache DVD
"The Machinist" ist ein überzeugender und spannender Film, der mit einem überragenden Hauptdarsteller aufwarten kann. Darüber hinaus besticht der Film durch seine beklemmende Atmosphäre und die schwarz-weiß Zeichnungen der Bilder, die für eine ganz besondere Stimmung sorgen, die durch die passende Musik weiterhin untermalt wird. Christian Bales Crashdiät und die hervorragende Maske sorgen dafür, dass man als Kinozuschauer einen körperlich heruntergekommenen Trevor Raznik zu sehen bekommt, dem man all seine Wahnvorstellungen abnimmt. Das Ende des Filmes überzeugt durchaus, wartet allerdings mit alten Ideen auf, weswegen der Film leichte Abzüge in der B-Note zu verbuchen hat. Dennoch ist er durchaus empfehlenswert für Filmliebhaber, die gerne spannende und gruselige Filme mit düsterer Atmosphäre sehen wollen und die Lust am Mitraten haben. In Bezug auf die DVD sollte man allerdings auf die Verkaufsversion warten, die mit einer Bonus-DVD aufwarten soll.
Offizielle Filmhomepage:
http://www.machinistmovie.com/
- Redakteur:
- Maike Pfalz