Masters Of Horror: Tobe Hooper - Dance Of The Dead
- Regie:
- Tobe Hooper
- Jahr:
- 2005
- Genre:
- Horror
- Land:
- USA
- Originaltitel:
- Masters Of Horror 1.03: Dance of the Dead
1 Review(s)
11.12.2006 | 11:41Hintergrund
Mick Garris, der u.a. bei "Critters 2" Regie führte, erstellte 2005 für den amerikanischen Kabelfernsehsender „Showtime Cable Network“ ein besonderes TV-Format: "Masters of Horror". Diese Serie besteht aus 13 Episoden, die je eine Spieldauer von 60 Minuten umfassen. Der Clou dieses Formats ist, dass jede Episode von einem anderen, namenhaften Genreregisseur gedreht wurde. So beinhaltet die Serie sowohl Episoden von John Carpenter ("Das Ding aus einer anderen Welt", "Christine", etc.) und Dario Argento ("Tenebrae", "Suspiria"), als auch von Japans Kultregisseur Takashi Miike ("Ichi the Killer", "Izo") und zehn weiteren Genregrößen. Bei "Dance Of The Dead" handelt es sich um die dritte Episode dieser Serie, unter der Regie von Tobe Hooper ("Texas Chainsaw Massacre").
Handlung
Nach dem Dritten Weltkrieg liegt die Welt in Trümmern. Nur wenige haben das apokalyptische Ausmaß des Krieges überlebt, Mensch und Umwelt sind gebrandmarkt. In diesem post-apokalyptischen Umfeld existieren nur noch sehr wenige intakte Städte. Die Menschen leben in Angst, Chaos und Gewalt sind vorherrschend.
Inmitten dieses unwirklichen Umfelds betreiben Peggy (Jessica Lowndes) und ihre Mutter Kate (Marilyn Norry) ein kleines Diner-Café. Einzig hier schient die Welt noch in Ordnung zu sein. Als eines Tages zwei Motorrad-Rowdies ihr Diner betreten, eröffnet sich für Peggy eine völlig neue Welt. Die wilden, martialischen Männer faszinieren sie, ihre unbändige Kraft und ihr Tatendrang ziehen sie an. Noch in der gleichen Nacht reißt sie, von der Abenteuerlust gepackt, mit ihnen aus. Zusammen suchen sie den unwirklichen Ort des „Doom Room“ auf - eine Bar, die neben ihrem illustren und obskuren Publikum vor allem mit dem "Dance of the Dead" lockt. Peggy wird zu spät klar, wohin sie sich begeben hat ...
Kritik
Große Namen versprechen im Vorfeld meist mehr, als sie letzten Endes halten können. Dies ist auch leider bei "Dance Of The Dead" der Fall. Tobe Hooper ist sicherlich einer der „Meister des Horrors“, bleibt dem Zuschauer mit seinem Serienbeitrag aber einiges schuldig.
Dabei schienen die Vorraussetzungen doch so gut ... Der Regiestuhl ist sehr gut besetzt, das Budget für diese Episode hoch angesetzt und mit Kultstar Robert Englund (Freddy Krueger aus "Nightmare On Elmstreet") konnte auf Darstellerseite eine Ikone des Genres verpflichtet werden. Zudem zeichnete sich auch noch Billy Corgan (Ex-SMASHING PUMPKINS, aktuell ZWAN) für die musikalische Untermalung des Geschehens verantwortlich.
Woran liegt das Versagen des Films dann? "Dance of the Dead" zeigt mal wieder eindringlich, dass der schöne Schein oftmals trügt. Trotz der guten Vorzeichen hapert es nämlich am Kern: dem Drehbuch! Es erscheint schwer vorstellbar, dass ein 60-minütiger Film deutliche Längen aufweisen kann. Leider ist dies genau das Problem von Tobe Hoopers Serienbeitrag! Hooper nutzt die ersten 20 Minuten, um dem Zuschauer das Szenario näher zu bringen und seine Charaktere vorzustellen. Leider verliert man schon hier zeitlich den Faden. Drei Szenen wurden ineinander geschnitten und werden zusätzlich noch von einem Flashback ergänzt. Eine zeitliche Einordnung der Geschehnisse innerhalb der Handlung ist nicht möglich, scheint aber vom Regisseur auch nicht intendiert. Während das Szenario also stimmig rüberkommt, gestaltet sich die zeitliche Kontinuität überaus schwierig.
Ungeachtet dessen spitzt sich die Handlung auf die Show im „Doom Room“ zu. Unweigerlich betritt die junge und schüchterne Peggy mit ihren drogensüchtigen, wilden, männlichen Begleitern den Hort des Obskuren, den Zufluchtsort der Ausgestoßenen der post-apokalyptischen Gesellschaft. Das Ganze gestaltet sich dabei sehr vorhersehbar und wird von einer unnötigen großen Länge auf dem Weg zum „Doom Room“ begleitet - alleine hier ließe sich die 57-minütige Handlung um fünf Minuten kürzen!
Während das Drehbuch also mit massiven Schwächen zu kämpfen hat, brilliert der Film dank eines Mannes auf einer anderen Ebene: dem Schauspiel! Horrorikone Robert Englund zeigt in der Rolle des extrovertierten „Doom Room“-MCs sein ganzes Können und sorgt beim Zuschauer durch viele zynische Kommentare für einige Lacher. Seine Szenen bilden die Highlights des Films. Die restlichen Darsteller agieren sehr durchschnittlich, ohne einen bleibenden Eindruck zu vermitteln.
Glücklicherweise hat der Film, neben Robert Englund, mit seiner grandiosen musikalischen Untermalung, noch eine weitere Stärke zu bieten, die ihn vor dem Abgrund rettet. Billy Corgan, ZWAN-Sänger und Ex-SMASHING PUMPKINS-Mastermind, zeichnet sich für den Score dieser Episode verantwortlich. Die metallischen Klänge passen sehr gut zur Handlung und ergänzen die Visualisierung mehr als treffend.
Die DVD
Hier gibt es keinen Anlass zu meckern.
Das Bild (1.78:1 anamorph) ist wirklich gut, überzeugt vor allem durch seine Schärfe und den tollen Schwarzwert und leistet sich keine groben Patzer in den weiteren Disziplinen. Die Farben sind kräftig, der Kontrast gut und Verschmutzungen oder Defekte sucht man vergebens. Einzig das sichtbare Hintergrundrauschen stört ein wenig.
Der Ton weiß ebenfalls zu überzeugen. Es befinden sich zwei DD5.1 Tonspuren auf der DVD (in deutscher und englischer Sprache), die mit einem ordentlichen Basseinsatz und einer guten Sprachverständlichkeit punkten. Leider tritt nur vereinzelt Räumlichkeit auf, das tonale Geschehen beschränkt sich zumeist auf die Front. Das Original ist der Synchronisation wie so oft vorzuziehen, da die Dialoge besser ins akustische Geschehen integriert sind.
Die Extras sind reichhaltig und liefern einen netten Einblick in die Produktion. Knapp 80 Minuten an Interviews (Drehbuchschreiber und Darsteller), drei unkommentierte Behind the Scenes Featurettes und ein kurzes Making Of einer Make Up Szene sind auf der Scheibe zu finden. Die Qualität schwankt dabei sehr stark, wobei die Einblicke in den Produktionsalltag und das Maskendesign als ganz nett zu bezeichnen sind. Es befinden sich jedoch KEINE Untertitel auf der DVD - weder beim Hauptfilm, noch bei den Extras. Somit sind zwingend gute Englischkenntnisse vonnöten, um die Extras zu konsumieren.
Fazit
"Dance Of The Dead" verschenkt unnötigerweise sehr viel Potential. Das post-apokalyptische Szenario ist sehr gelungen, Robert Englund glänzt als Story-Katalysator und die musikalische Untermalung weiß ebenfalls zu überzeugen. Leider bewegt sich das Drehbuch bei weitem nicht auf diesem Niveau. Die Handlung wird von deutlichen Längen durchzogen und zeigt Charaktere, die nicht nachvollziehbare Entwicklungen durchmachen. Horrorfans können einen Blick riskieren, Fans der "Masters Of Horror"-Serie greifen ohnehin blind zu. Alle anderen werden mit "Dance Of The Dead" einen tief durchschnittlichen Film vorfinden.
- Redakteur:
- Martin Przegendza