Midnight Man
- Regie:
- Lawrence Gordon Clark
- Jahr:
- 1995
- Genre:
- Thriller
- Land:
- Großbritannien
1 Review(s)
23.08.2005 | 08:20Der Killer mit dem Fehler: Anschlag auf die Royals
Der Ex-IRA-Terrorist Sean Dillon (Lowe) ist mittlerweile mit der Chinesin Suyin (vgl. "On dangerous Ground") verheiratet und hat sich in den Ruhestand zurückgezogen. Als jedoch sein früherer IRA-Mitstreiter John Engel, ein eiskalter Killer, auf der Bildfläche erscheint, tritt der britische Geheimdienst an Dillon heran. Angeblich sind Anschläge auf Angehörige der königlichen Familie geplant und er soll helfen, den gefährlichen Terroristen zu fangen. Widerwillig nimmt Dillon den Job an. Er ahnt nicht, dass er damit eine Serie tragischer Ereignisse in Gang setzt, die auch ihn treffen.
Filminfos
O-Titel: Midnight Man (GB ca. 1995)
DVD-Hersteller: http://www.e-m-s.de
Kauf-DVD: 21.07.2005
FSK: ab 16
Länge: 170 Min.
Regisseur: Lawrence Gordon Clark
Drehbuch: Jurgen Wolff nach dem Roman "Die Lerche fliegt im Morgengrauen/Eye of the Storm" von Jack Higgins
Musik: Leon Aronson
Darsteller: Rob Lowe (als Sean Dillon), Hannes Jaenicke (als John Engel), Deborah Moore (als Bernstein), Kenneth Cranham (als Ferguson), Michael Sarrazin (Mr. Tayi) u. a.
Handlung
"Midnight Man" ist die direkte Fortsetzung von "On dangerous Ground". Die Handlung ist wieder in mehrere Abschnitte aufgeteilt.
Prolog.
John Engel (Jaenicke), seines Zeichens militärisch ausgebildeter Ex-IRA-ler und Profikiller, tötet in Luxemburg einen allzu aussagefreudigen Zeitgenossen. Mitten auf der Brücke, die das Tal in der Hauptstadt überspannt. Auftraggeber ist ein Herr Novotny aus Moskau, den wir noch oft sehen werden. Dieser führt ihn zu einem Mr. Tayi (Michael Sarrazin), der einen speziellen Auftrag für ihn hat, hinter dem wiederum irgendwelche Kameltreiber oder Ölscheichs stehen.
Teil 1
Engel kontaktiert Sean Dillon (Lowe) in Luxemburg, um zu sehen, ob Dillon verfügbar ist. Ist er nicht, denn er wird bald die schöne Chinesin Suyin heiraten, die er in London kennen lernte. Wenig später bekommt Dillon schon wieder Besuch: Brigadier Ferguson vom MI5 (Cranman) und die Antiterrorspezialistin Hannah Bernstein (Moore) wollen, dass Dillon Engel ausschaltet. Als er nein sagt, legen sie ihm die Daumenschrauben an.
Wie das Verhältnis zwischen Dillon und Engel aussieht, das für den gesamten Film sehr wichtig ist, stellt sich schnell heraus: Engel hat das Kommando über vier Attentäter übernommen, die den britischen Außenminister im Visier haben. Er macht die Stümper kalt, als er merkt, dass das "sichere Haus" umstellt ist und verschwindet durch einen Tunnel - nicht ohne eine kleine explosive Überraschung für das anrückende Spezialkommando. Am Ende des Tunnels wartet aber schon Dillon - und der lässt ihn laufen, weil Engel ihm zweimal das Leben gerettet hatte. Das war aber das letzte Mal, schwört er.
Der von Engel und einem Helfer ausgeführte Anschlag auf den Außenminister entpuppt sich als Fehlschlag, und Mr. Tayi ist "not amused". Der Anschlag sollte einer IRA-Splittergruppe in die Schuhe geschoben werden. Das soll mit dem nächsten Coup gelingen: Der Anschlag, für den Engel eine Million Dollar bekommen soll, gilt der königlichen Familie.
Teil 2
Dafür besorgt Engel in der tiefsten südenglischen Provinz bei Danny, einem in den Ruhestand gegangenen Waffenexperten der IRA, ein intelligentes Präzisionsgewehr mit Ziel-Software. Dannys Tochter Mary bandelt mit Engel an und will mit ihm nach London. Gebongt!
Nach einem verhängnisvollen Besuch Engels bei Dillon ist aus der Sache ein persönlicher Rachefeldzug geworden. Dillon ahnt schon bald, nahdem er wieder für Ferguson und Bernstein zu arbeiten begonnen hat, dass in deren Büro ein Verräter sitzen muss. Aber wer ist es und für wen arbeitet der Maulwurf? Die Zeit wird knapp.
Die DVD
Technische Infos
Bildformate: 4:3
Tonformate: Deutsch in DD 2.0 und 5.1, Englisch in DD 2.0
Sprachen: D, Englisch
Untertitel: keine
Extras:
- Biografien von Jack Higgins, Rob Lowe, Hannes Jaenicke
- Originaltrailer
- Trailershow
Mein Eindruck
"Midnight Man" ist ein vielschichtiger Polit- und Actionthriller, der sich der literarischen Vorlage als würdig erweist. Wo "On dangerous Ground" auf ganzer Linie versagt, punktet "Midnight Man". Denn diesmal geht es nicht um einen "McGuffin", also um ein im Prinzip bedeutungsloses Objekt, um das sich aber alle streiten. Diesmal geht es um sehr persönliche Dinge - und natürlich um die Gefahr für die Royals.
Die Persönlichkeit des gedungenen Killers steht im Vordergrund, und Hannes Jaenicke erfüllt die Figur des John Engel mit Leben. Engel sagt einmal, ein Killer könne sich keine Gefühle leisten, und die Konsequenzen dieser Haltung werden bis zum Äußersten durchgespielt. Nachdem Engel einmal den Fehler gemacht hat, Dillon am Leben zu lassen, begeht er keinen zweiten mehr. Als er erfährt, dass er Kinder umbringen soll, verzieht sich seine Miene ebenfalls kaum: Sein Auftraggeber würde sich sonst Sorgen machen.
Er verrät den versteckt lebenden Waffenbauer Danny Farmer ebenso skrupellos wie dessen hinkende Tochter Mary, die er mit Leichtigkeit verführt und der er ein neues Leben im Ausland versprochen hatte. Danny ist bald mausetot, doch Mary ist sehr lebendig und rächt sich mit einem Hinweis an die Polizei. Das Einzige, was man einem Wesen wie John Engel noch zugestehen kann, so erkennen Dillon und Ferguson, ist ein ehrenhafter Tod von eigener Hand ...
Das Drehbuch von Jurgen Wolff ist trickreich aufgezogen, denn es scheint Wellen anzulegen, die von einem Epizentrum wie etwa John Engel oder Sean Dillon bis in höchste Kreise - wie etwa die Royals - führen. Diese ermöglicht zum eine Kritik an politischen Schießbudenfiguren wie dem russischen Putschisten Kortschow oder an dem Todeshändler Mr. Tayi, fördert aber auch eine Betrachtungsweise der Dinge, die sowohl tragische Ironie als auch bewegende Szenen ermöglicht.
Ein Beispiel hierfür ist das Schicksal von Danny und seiner Tochter Mary. Weil Danny seine Tochter liebt, lässt er sie mit Engel gehen und baut ihm dafür das Gewehr. Beides stellt sich als schrecklicher Fehler heraus, für den Danny bitter bezahlt. Mehrere Tage weiß Mary nichts von Engels Verrat, auch nichts von Dillons Kampf gegen Engel, in dem Danny geopfert wird. Dass Engel sie ebenfalls verraten könnte, weil er ist, was er ist, kommt ihr nicht in den Sinn. Die Söldner Dillon und Engel hinterlassen links und rechts Leichen, um ihr Ziel zu erreichen - in wenigen Actionstreifen - schon gar nicht im TV - wird die Kritik an diesen international tätigen Typen so deutlich geäußert wie in "Midnight Man".
Die DVD
Bild und Ton sind lediglich Durchschnitt, wie man das vom Fernsehen gewohnt ist. Der deutsche DD-5.1-Sound wird kaum ausgenutzt, und dem Bild fehlt häufig die Tiefenschärfe: Die idyllisch-grüne Landschaft von Sussex verdient eine bessere Darstellung. Dass es keine Untertitel gibt, führt zu einem dicken Minuspunkt. Ich hätte gerne erfahren, wie all die Leute richtig heißen.
Das Bonusmaterial beschränkt sich auf Trailer-Werbung und ein paar Textafeln mit den Bio-Filmografien von Jack Higgins, Rob Lowe, Hannes Jaenicke. Das ist recht sparsam.
Unterm Strich
Mich hat "Midnight Man" davon überzeugt, dass es noch gute Action- und Polit-Thriller geben kann, die nicht alle fünf Minuten mit einer pyrotechnischen Sensation aufwarten müssen. (Ich spreche von James Bond und seinen Epigonen.)
Während die "Guten" um Dillon, Ferguson und Bernstein den Sieg des "Gesetzes" betreiben, so muss doch festgehalten werden, dass die "Bösen" die weitaus besseren Szenen und Dialogzeilen haben. Dazu gehören Mr. Tayi, der Waffenhändler und Leichenbestatter Jack Harvey (sehr lukrativ und passend, diese Kombination), dessen Geliebte (die von Dillon schwer enttäuscht wird), Mr. Novotny (der sich eine Zukunft im Kreml erhofft), der sabbernde Putschist Kortschow und seine Schergen, der zwielichtige Casinobesitzer Harry Flood - und selbstverständlich John Engel.
Mit seiner lässig-charmanten Art scheint er die Damenwelt reihenweise zu betören, erweist sich aber, wenn's drauf ankommt, beim "Geschäft" als gnadenlos und kompetent. Der Spannungsbogen, dem er angehört, besteht bis zum Schluss - und das verleiht dem Film eine überzeugende Struktur, die den Zuschauer bei der Stange hält.
Vergleicht man den Streifen mit Tom Clancys "Das Kartell" oder "Stunde der Patrioten", reicht er nicht ganz heran. Der Unterschied zwischen Kinofilmproduktion und TV-Produktion macht sich hier negativ bemerkbar.
- Redakteur:
- Michael Matzer