Mr. Rock 'n' Roll
- Regie:
- Andy Wolk
- Jahr:
- 1999
- Genre:
- Drama
- Land:
- USA
1 Review(s)
06.01.2005 | 08:42Es hat in der gesamten Zeit, in der ich nun schon Filmkritiken schreibe, wohl noch keinen Film gegeben, dem ich von vornherein mit so vielen Vorurteilen begegnet bin wie "Mr. Rock 'n' Roll". Alleine das kitschige Cover ließ schon Fürchterliches vermuten, und als ich dann die ersten Minuten eingeschaltet hatte, fühlte ich mich sofort bestätigt. Kitschiges Bubblegum-Kino mit einer vollkommen belanglosen Handlung und Schauspielern, die gerade mal dritte Klasse sind, wenn überhaupt. Glücklicherweise hat sich das Gesamtbild im Laufe des Films ein wenig geändert, aber der (vorsichtig ausgedrückt) lächerliche Beigeschmack konnte auch nach 85 Minuten nie abgelegt werden.
Erzählt wird die Geschichte von Alan Freed, dem weltberühmten Radiokommentator, der damals den Namen Rock 'n' Roll ins Spiel gebracht hat, nachdem er sich seine ersten Sporen als knallharter Verfechter von Rhythm & Blues verdient hatte. Freed überzeugt seinen lokalen Sender davon, Rhytm & Blues, damals als Musik der schwarzen Bevölkerung verpönt, aufzulegen, und schnell baut sich Freed eine riesige Anhängerschaft auf. Rhythm & Blues wird immer beliebter, Freed immer bekannter und bevor er sich versieht, präsentiert der einst kleine Radiokommentator komplette Shows in ausverkauften Arenen.
Seine Frau steht anfnags noch voll hinter dem Lebensinhalt von Freed, als dieser jedoch immer mehr in seiner Arbeit versinkt, dem vollkommenen Stress nicht mehr gewachsen zu sein scheint und aufgrund des stetigen Schlafmangels einen selbstverschuldeten Unfall baut, verlangt sie von ihm, in Sachen Musik einen Schritt kürzer zu treten.
Doch Alan folgt ihrem Rat nicht und nimmt das Angebot einer New Yorker Radiostation an, wo er schließlich den Begriff Rock 'n' Roll einführt, eine Musikrichtung, die endgültig die 'langweilige' Tanzmusik der 50er ablöst. Alan nimmt zunehmend Einfluss auf die New Yorker Musikwelt, lässt sich aber auch mit den falschen Leuten ein. Neben den familiären Problemen, die sich immer mehr häufen, gerät Freed schließlich ins Kreuzfeuer der Mafia, die ihm erst nach ganz oben verhilft, ihn aber nach einigen unverschuldeten Skandalgeschichten auch wieder fallen lässt. Am Ende ist Freed's Karriere ruiniert, die Ehe zerstört und infolge der Unfallschäden und der ungesunden Lebensweise stirbt Alan Freed schließlich vollkommen zurückgezogen.
Die definitiv dramatische Story ist es auf jeden Fall wert, verfilmt zu werden, dann aber bitte ganz anders. Bei "Mr. Rock 'n' Roll" werden nämlich sämtliche peinlichen Klischees auf so billige Art ausgereizt, dass man fast im Sekundentakt aufgrund der unfreiwilligen Komik einen Lachanfall bekommt. Man sieht Alan Freed nicht einmal mit Zigarette, als er jedoch nach ärztlicher Empfehlung auf Nikotin und Alkohol verzichten soll, raucht der Mann wie ein Schlot und genehmigt sich einen Drink nach dem anderen. Aber überhaupt gleicht Freed, der in diesem Film von Judd Nelson verkörpert wird, einer einzigen Witzfigur. Nicht ein einziges Mal wirkt die Begeisterung für die Musik echt, alles sieht total aufgesetzt aus und dass Freed ca. die Hälfte des Films damit verbringt, zu irgendeiner Musik in die Hände zu klatschen, passt da ganz gut rein.
Dann die 'spontane' Ehe mit seiner erst kurz vorher kennen gelernten Freundin. Innerhalb weniger Minuten sind die beiden verheiratet und direkt danach auch schon Eltern. Komischerweise ist gerade diese Geschichte das eigentliche Drama des Films, da hätte man also definitiv mehr Zeit investieren sollen.
Als Letztes noch ein Wort zu den Synchronstimmen: Sollte man sich wider Erwarten dazu entscheiden, "Mr. Rock 'n' Roll" eine Chance zu geben, dann tut man sich nur selber einen Gefallen damit, auf die englische Tonspur zurückzugreifen. Sprüche wie "Seid ihr ready to rock?!" sprechen jedenfalls eine eindeutige Sprache.
Ich könnte mich jetzt noch über weitere Peinlichkeiten und Klischees wie aufgebrachte Eltern oder ungerechte Business-Menschen auslassen, aber das wäre alles nur Zeitverschwendung - genau wie dieser Film. Wenn hier etwas gut ist, dann ist es die Musik, aber die kann man sich auch auf Platte besorgen, da braucht man sich keine laienhaften Klone von Buddy Holly oder Little Richard anzusehen. Nennt es unfreiwillige Comedy, ein Eigentor oder was auch immer, aber bevor ihr 85 Minuten mit diesem Film verbringt, könnt ihr euch genauso gut die selbe Zeit lang schlafen legen, das ist, glaube ich, auch spannender ...
- Redakteur:
- Björn Backes