My Dinner with Jimi
- Regie:
- Bill Fishman
- Jahr:
- 2003
- Genre:
- Komödie
- Land:
- USA
1 Review(s)
05.06.2005 | 08:59Die TURTLES – eine amerikanische Popband aus den 60ern, die auf der Welle der BEACH BOYS und BYRDS mitsurfte. Gegründet im Jahr 1965, machte sich die Gruppe um Sänger Howard Kaylan als Coverband einen Namen und konnte mit einer Version von BOB DYLAN'S "It Ain't Me Babe" eine Top-10-Platzierung erreichen. Den Durchbruch schließlich schafften sie im Jahr 1967 mit dem heutigen Evergreen "Happy Together" – einem Ohrwurm par excellence. "Happy Together" blieb der größte Erfolg der TURTLES, die Band veröffentlichte noch einige Alben und Singles, bis sie sich nach dem Album "Wooden Head" (1970) trennte. 22 Jahre später, im Jahr 1992, kam es zu einer Reunion: Von den ehemals sechs Herren waren jedoch nur noch Sänger Howard Kaylan und Saxophonist Mark Volman dabei.
Story:
Der Film "My Dinner with Jimi" erzählt einen kurzen Ausschnitt aus dem Leben der TURTLES, kurz nach Veröffentlichung ihrer Hitsingle "Happy Together". Die gerade bekannt gewordene Truppe gibt Interviews in Jugendzeitschriften, spielt mit den DOORS als Vorgruppe, ist keinen bewusstseinserweiternden Essenzen abgeneigt und lebt die 60er nach allen Regeln der Kunst. Die TURTLES sind auf dem besten Weg, Amerika zu erobern, als sie auf Geheiß ihres Tourmanagers Bill Uttley nach England fliegen, um dort einen Gig zu spielen. Bereits am Abend ihrer Ankunft treffen sie Graham Nash, der sie ins SpeakEasy, dem angesagtesten Club Londons, schleift. Dort treffen sie die großen Ikonen der Musikgeschichte: Die BEATLES, die MOODY BLUES und schließlich auch Jimi Hendrix, dessen gemeinsames Abendessen mit TURTLES-Sänger Howard Kaylan dem Film seinen Titel verleiht.
Bewertung:
Die simple Rahmenhandlung von "My Dinner with Jimi" ist nur eine Spielwiese, die den Platz für die wirklich wichtigen Dinge des Films bereithält: Die unzähligen witzigen Anekdoten von Drehbuchautor und TURTLES-Sänger Howard Kaylan, die so exzellent umgesetzt wurden, dass man sich als Zuschauer gleich von Filmbeginn an fühlt, als würde man dazugehören – als Beobachter einer wahnwitzigen Geschichte, wie sie nur das Leben selbst schreiben kann. Sei es die Einberufung in die Armee (zur Musterung gehen die betroffenen TURTLES unter dem Einfluss einer dreitägigen Drogenorgie ohne Schlaf und Dusche), die Reise in einem Flieger der AIR INDIA, die sie unter allerlei Geflügel verbringen, oder die perfekt eingefangene Atmosphäre des SpeakEasy, in dem sich die Größen der damaligen Musikwelt die Klinke in die Hand geben. "My Dinner with Jimi" ist nicht nur eine großartige Hommage an die Sechzigerjahre, sondern gleichzeitig einer der unterhaltsamsten Filme, die ich in die letzten Jahren gesehen habe.
Ein besonderes Augenmerk muss hierbei auf die Schauspieler gelegt werden, die den in der Geschichte auftretenden Bekanntheiten mit wenigen Ausnahmen wie aus dem Gesicht geschnitten sind. Das betrifft nicht nur die TURTLES selber, sondern vor allem die "Nebendarsteller": Jimi Hendrix, John Lennon, Paul McCartney, Ringo Starr, George Harrison, Mama Cass, Jim Morrisson, Donovan und Frank Zappa, um nur einige zu nennen. Die Menge Zeit und Arbeit, die das Casting gekostet haben muss, war es definitiv wert. Die Auftritte dieser Persönlichkeiten (und vor allem die Seitenhiebe auf sie) werden den Fans dieser Zeit Freudentränen in die Augen treiben. Und so wie die vielen Anekdoten und Begebenheiten für den Film wichtiger sind als eine ins Detail ausgereifte Handlung, so sind die Auftritte der genannten Größen der Rockgeschichte wichtiger als die TURTLES selbst.
Eine gewisse Affinität zur Musik der Sechzigerjahre muss man natürlich schon haben, um diesen Film so richtig genießen zu können. Nichtsdestotrotz ist "My Dinner with Jimi" einwandfrei ein Film, an dem jeder seine Freude haben wird – egal ob Musikliebhaber oder nicht. Ganz klar ein kleines Juwel, das hier erschaffen wurde.
Die DVD von Sunfilm bietet eine gute Bild- und hervorragende Tonqualität. Neben der deutschen Synchronisation ist auch das originale, englische Tonformat vorhanden, beides wahlweise in Stereo oder Dolby Digital 5.1. Als Specials stehen lediglich die Geschichte der TURTLES in Textform sowie der Originaltrailer bereit. Leider ein wenig mager: Gerade bei diesem Film wären Interviews, ein Making-of und auch Aufnahmen vom Casting wünschenswert gewesen.
- Redakteur:
- Christian Debes