National Geographic - Die letzten wilden Schimpansen
- Regie:
- -
- Jahr:
- 2003
- Genre:
- Dokumentarfilm
- Originaltitel:
- National Geographic - Chimps on the Edge
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25.05.2005 | 07:04Jane Goodall ist eine der bekanntesten Pioniere auf dem Gebiet der Primatenforschung. In den 60er Jahren studierte sie die Schimpansen des Gombe Stream National Park in Tansania, wo sie viele Erkenntnisse über Schimpansen und deren Leben erhalten hat. In der Dokumentation "National Geographic – Die letzten wilden Schimpansen" begleitete sie ein Filmteam der renommierten National Geographic Society im Jahre 2003 bei ihren Anstrengungen zum Erhalt des Dschungels und auf einer Reise ins Goualougo-Dreieck, wo die vermutlich letzten Schimpansen leben, die noch nicht mit Menschen in Berührung gekommen sind.
Durch Dschungel-Rodungen und Bürgerkriege sind die in Afrika beheimateten Schimpansen immer mehr in ihrem Lebensraum eingeschränkt worden. Um dem in Zukunft entgegenzuwirken, hat Jane Goodall die Initiative zu einem Aufklärungs- und Entwicklungsprogramm gestartet. Die Bevölkerung Tansanias beispielsweise besteht zum überwiegenden Teil aus Bauern, die wegen mangelnder Landwirtschaftskenntnisse den Boden von Weideflächen bald ihrer Mineralstoffe berauben und dann Waldflächen roden, um an neues Weideland zu kommen. Da sich diese nur wenig um den Tierbestand und Umweltschutz kümmern, solange sie auf ein solches Vorgehen angewiesen sind, um nicht zu verhungern, ist hier zuerst einmal die Vermittlung vom Wissen des modernen Getreideanbaus nötig, ehe man die Bevölkerung für die Notwendigkeit des Umweltschutzes sensibilisieren kann. Im Laufe der Doku werden auch ihre Anstrengungen in dieser Richtung gezeigt.
Weiterhin geht es um eine Bestandsaufnahme der Schimpansenbevölkerung im Gombe Stream National Park, die ihr Kollege Jim Moore durchführt, den sie teilweise dabei begleitet. Dabei trifft sie auch auf eine alte Bekannte, nämlich die Schimpansendame Fiffi, die mit ihren Kindern in dieser Gegend lebt.
Schließlich bricht sie zusammen mit Dr. Mike Fay von National Geographic zum Nouabale-Ndoki National Park im Goualougo-Dreieck im Kongo auf. Dort haben die Doktoranten Dave Morgan und Crickette Sanz eine Forschungsstation aufgebaut, von wo aus sie ihre Expeditionen zu den einheimischen Schimpansen starten. Diese begegnen den Menschen noch vollkommen unvoreingenommen, da sie im Gegensatz zu Schimpansen in anderen Regionen noch keine schlechten Erfahrungen mit diesen gemacht haben. Daher haben sie für die Forschung natürlich eine besondere Bedeutung.
Wer bei dem Titel "Die letzten wilden Schimpansen" darauf hofft, dass die Doku sich vorwiegend um die Schimpansen und ihre Lebensweise dreht, der dürfte etwas enttäuscht sein, da sie mehr die Forscher und ihre Arbeit – sei es nun die Aufklärungsarbeit Jane Goodalls oder die Forschungsarbeit, die Schimpansen betreffend – in den Blick nimmt. Schimpansen bekommt man überwiegend in den Archivaufnahmen aus einem früheren Film über Goodall zu Gesicht, und natürlich gibt es auch einige Aufnahmen der 'letzten wilden Schimpansen'. So beeindruckend diese aus der Ferne aufgenommenen Bilder auch für die Forschung sein mögen, einen Normalbürger, der sich innerhalb kurzer Zeit von Angesicht zu Angesicht zu einem Zoo-Schimpansen begeben könnte, wird man damit weniger beeindrucken können. Die Doku handelt eben weniger von den Tieren selbst als vielmehr von dem ganzen Drumherum der Forschung.
Wenn man sich aber damit abgefunden hat oder auch gar nichts anderes erwartet, wird man doch mit einer sehr informativen und gut, wenn auch wenig innovativ in Szene gesetzten Doku belohnt, in der man viel über die Forschungsarbeit lernt, und wie man vorgeht, um sich einem Schimpansenstamm zu nähern. Dabei geben die meisten der beteiligten Forscher auch Statements über ihre Arbeit ab, wodurch man auch viel über sie als Menschen erfährt.
Der Zuschauer wird aber auch Zeuge vieler interessanter Momente, etwa, wenn ein Forscherteam nach tagelanger Suche nach Schimpansen endlich fündig wird oder die beiden Doktoranten Jane Goodall ihre Aufzeichnungen über die verschiedenen Schimpansen zeigen, von denen sie einen nach der Forscherin benannten, was Jane natürlich sehr erfreut. Dazu sollte man vielleicht erwähnen, dass es auch Jane war, die in den 60er Jahren ihren Forschungsobjekten als eine der ersten einen Namen gab und sie nicht nur mit einer Nummer versah. Und gegen Ende wird man dann doch noch Zeuge einiger Verhaltensweisen der Schimpansen, allerdings nachgestellt von den Forschern, die am Lagerfeuer sitzen und sich über ihre Arbeit austauschen.
Mitunter etwas nervig ist allerdings die ständige Erwähnung, wie wichtig der Erhalt des Dschungels ist und wie bedroht die Schimpansen doch sind. Das ist zwar richtig und sicherlich auch eine notwendige Erkenntnis, die es zu vermitteln gilt, aber das hätte man auch durchaus dezenter oder zumindest in quantitativ geringerem Ausmaß tun können.
Insgesamt ist "Die letzten wilden Schimpansen" eine interessante Doku über verschiedene Schimpansen-Forscher und ihre Tätigkeiten. Dabei wurde vor allem die Primatenforscherin Jane Goodall fokussiert, auf deren Leben auch mit einigen Archivaufnahmen näher eingegangen wird. Leider wird trotz des Titels reichlich wenig auf die Schimpansen selbst eingegangen.
Dafür gibt es aber auf der DVD noch eine weitere Doku, die den Titel "Leben und Legende von Jane Goodall" ("The Life and Legend of Jane Goodall", 1994) trägt und sich ganz der Lebensgeschichte dieser Frau widmet. Dabei spielt aber nicht nur ihre leibliche Familie eine Rolle, sondern auch die Schimpansenfamilie, mit der sie im Gombe Stream National Park zusammenlebte und deren Verhalten sie erforschte. Und so kommt es, dass die Aufnahmen der Tiere und ihrer Verhaltensweise, die man beim Hauptfilm noch vermisste, bei diesem Bonusfilm tatsächlich in nicht gerade geringer Anzahl zu sehen sind. Dabei sind doch auch einige sehr bezaubernde und liebenswerte Bilder zu sehen, so dass dieser Bonus den Liebhaber von Tieraufnahmen für deren weitgehendes Fehlen im Hauptfilm entschädigt.
Weiterhin befinden sich auf der DVD ein umfangreicher gelesener Text über die Schimpansen von Goualougo und ein Diagramm zur Taxonomie der Primaten. Außerdem kann man sich beide Dokus jeweils in Deutsch und in Englisch anschauen.
- Redakteur:
- Andreas Fecher