National Geographic - Einzigartiger Everest
- Regie:
- -
- Jahr:
- 2003
- Genre:
- Dokumentarfilm
- Land:
- USA
- Originaltitel:
- National Geographic - Surviving Everest
1 Review(s)
26.06.2005 | 09:03Der im Himalaya-Gebirge gelegene Mount Everest ist mit seinen 8850 Metern der höchste Berg der Erde (vorausgesetzt, man misst die Höhe vom Meeresspiegel an). Als prominentester Vertreter der Achttausender übte der nach dem britischen Landvermesser George Everest im Jahre 1865 benannte Berg schon immer eine große Faszination auf die Menschen aus. Aber trotz vieler Bemühungen sollte es bis zum Jahr 1953 dauern, bis der Mount Everest erstmals bestiegen wurde. Der Neuseeländer Sir Edmund Hillary und der Sherpa Tenzing Norgay haben sich mit dieser gerade zur damaligen Zeit höchst beachtlichen Leistung ein Denkmal gesetzt.
Seit dieser Zeit gab es viele weitere Besteigungen, es hat sich sogar ein wahrer Everest-Tourismus entwickelt, der es wohlhabenden alpinistischen Anfängern gestattet, das vielzitierte Dach der Welt zu erklimmen. Für rund 60.000 Dollar ist man dabei, das Basislager ist mittlerweile sogar mit WLAN ausgestattet.
Seit jeher spielen bei der Besteigung des Mount Everest die Sherpa eine fundamentale Rolle. Ein tibetanischer Volksstamm, dessen Männer seit Beginn des Interesses westlicher Abenteurer am Mount Everest als Träger und Führer beschäftigt werden. Ohne diese kundigen und kräftigen Männer – die ihr Leben riskieren, um ihre Familie zu ernähren – wären die Besteigungen nicht ohne Weiteres möglich gewesen. Und so war auch bei der Erstbesteigung im Jahr 1953 ein Sherpa (Tenzing Norgay) mit dabei, der vom Bergsteiger Sir Edmund Hillary immer als gleichberechtigter Partner angesehen wurde. Keiner der beiden ließ je ein Wort darüber verlauten, wer nun tatsächlich als Erster seinen Fuss auf den Gipfel setzte – man sprach immer von einem nahezu gleichzeitigem Ankommen.
Im Jahr 2002 – 49 Jahre nach der Erstbesteigung wagen sich nun zwei Männer, die im wahrsten Sinne des Wortes in die Fußstapfen ihrer Väter treten wollen, an die Erklimmung des Mount Everest: Peter Hillary und Brent Bishop. Peter Hillary ist der Sohn des legendären Sir Edmund Hillary, Brent Bishop der Sohn von Barry Bishop (Mitarbeiter von National Geographic, der den Gipfel als einer der ersten Amerikaner im Jahr 1963 bezwungen hat und im Jahr 1994 bei einem Autounfall ums Leben kam).
Ein Kamerateam von National Geographic begleitet in dieser Dokumentation die beiden Bergsteiger auf ihrem Weg zum Gipfel und zeigt, wie Krankheit, Kälte und Natur das Unterfangen schwierig machen. Neben der Geschichte und dem Aufstieg von Peter Hillary und Brent Bishop werden immer wieder historische Aufnahmen gezeigt, die die Geschichte der Everest-Besteigungen dokumentieren. Doch wird in der 90-minütigen Dokumentation nicht nur über die westlichen Bergsteiger, sondern auch in großem Maße über die Sherpa, ihre Arbeit, ihr Leben und ihre Kultur erzählt, wodurch "Einzigartiger Everest" einen sehr symphatischen Eindruck zurücklässt. Sind es doch gerade die Sherpa, die in vielen Erlebnisberichten von Bergsteigern nicht oder nur flüchtig – und schon gar nicht namentlich – erwähnt werden.
Nichtsdestotrotz muss sich diese Dokumentation den Vorwurf gefallen lassen, ihrem Titel nicht gerecht zu werden. "Einzigartiger Everest" berichtet vom Aufstieg zweier Bergsteiger, einem tibetanischen Volksstamm und in historischen Rückblenden über andere Bergsteiger. Der Mount Everest ist hierbei nichts weiter als eine nett anzuschauende Hintergrundskulisse, über den man geografisch, geologisch oder auch kulturell (viele Stämme in Nepal und Tibet sehen in dem Berg eine Gottheit) herzlich wenig erfährt. Stattdessen erfahren wir, dass amerikanische Bergsteiger sich manchmal fragen, wo die iranischen und russischen Kollegen zur Toilette gehen und dürfen Peter Hillary zusehen, wie er sich fast in den Schnee übergibt.
Vielleicht liegt es daran, dass ich die Natur an sich immer interessanter finde als die Menschen, die auf ihr herumtrampeln, aber eine gewisse Enttäuschung über diese Dokumentation kann ich nicht verbergen. "Einzigartige Bergsteiger am Fallbeispiel Mount Everest" wäre der passendere Titel gewesen.
Neben dem 90-minütigen Hauptfilm enthält die DVD von National Geographic einen interaktiven Themenglobus, der knappe Informationen über die zehn höchsten Berge der Welt bereithält, ein nettes zehnminütiges Interview mit Sir Edmund Hillary, das jedoch kaum Wissenswertes enthält, sowie eine kurze Übersicht über die Geschichte Nepals. Als Sprachen stehen Deutsch und Englisch zur Verfügung, den Ton gibt es wahlweise in Stereo oder Dolby Digital 5.1.
Wer akzeptiert, dass der Mount Everest an sich bei dieser Dokumentation sehr kurz kommt und ohnehin eher Interesse an dessen Besteigern hat, findet mit "Einzigartiger Everest" eine lohnende DVD, die einige interessante Einblicke in den Alltag beim Aufstieg und viele Informationen über die Sherpa bereithält.
- Redakteur:
- Christian Debes