Notting Hill
- Regie:
- Roger Michell
- Jahr:
- 1999
- Genre:
- Komödie
- Land:
- England/USA
1 Review(s)
18.05.2005 | 07:40Es war einmal in Notting Hill ...
William Thacker (Hugh Grant) besitzt einen kleinen Buchladen für Reiseführer im Londoner Stadtteil Notting Hill, der nicht gerade eine Goldgrube für seinen Besitzer darstellt. Doch eines Tages steht die berühmte Filmschauspielerin Anna Scott (Julia Roberts) in der Ladentür und interessiert sich für Reiselektüre über die Türkei. Kurz darauf stoßen die beiden auf der Straße zusammen, wobei William seinen Orangensaft auf Annas Shirt verschüttet. Der schüchterne Buchhändler lädt Anna in seine benachbarte Wohnung ein, damit sie dort ihre Kleidung wechseln kann, und obwohl William seinem Überraschungsgast allerlei unsinniges Zeug erzählt, küsst Anna ihn, bevor sie wieder aus seinem Leben verschwindet.
Einige Tage später berichtet Williams schusseliger Mitbewohner Spike (Rhys Ifans) ihm, dass eine gewisse Anna für ihn angerufen habe. Um Anna in ihrem Hotel sprechen zu können, gibt William sich als Reporter der Zeitschrift "Horse & Hound" aus und muss anschließend einige der Darsteller aus Annas neuestem Film zu dem neuen Streifen befragen, den Williams nur leider gar nicht gesehen hat. Doch Annas Herz scheint er erobert zu haben, denn diese begleitet ihn sogar zum Geburtstagsessen seiner kleinen Schwester und trifft dort auf Williams Familie.
Aber es kommt, wie es kommen muss: Annas Freund besucht sie überraschend in London, woraufhin William wieder abgemeldet ist und enttäuscht zurückbleibt. Erst als Nacktfotos aus Annas Vergangenheit veröffentlicht werden, sucht die berühmte Filmschauspielerin wieder Zuflucht bei William ...
Ein modernes Märchen
"Notting Hill" weiß selbst die meisten Cineasten zu überzeugen, die üblicherweise einen weiten Bogen um Liebesfilme machen, denn "Notting Hill" ist mehr als nur ein herzerweichendes Märchen. Es geht nicht nur darum, auf die Tränendrüse weiblicher Zuschauer zu drücken, die zu nah am Wasser gebaut haben, denn "Notting Hill" baut auch auf seinen Humor, der insbesondere durch Rhys Ifans in der Rolle des Spike vertreten wird. Aber auch Williams Geschwister sorgen für Erheiterung, wenn sie beispielsweise Anna nicht erkennen und für skurrile Dialoge sorgen oder ihr aus lauter Verehrung bis auf die Toilette folgen. Nie sind es aber die platten Schenkelklopfer, die den Humor ausmachen, sondern die mehr oder weniger subtilen Wortspiele und großartigen Charaktere.
Aber auch die romantische Seite kommt nicht zu kurz, denn im Zentrum des Filmes stehen natürlich William Thacker und Anna Scott, deren Liebe eigentlich keine Chance haben dürfte, weil sie in so unterschiedlichen Welten leben. Im Film ist jedoch nichts unmöglich, schon gar nicht in einem modernen Märchen, das uns auf herzerwärmende Weise in eine romantische Welt entführen will. Auch wenn auf viele gängige Klischees zurückgegriffen wird und die meisten Szenen mehr als unrealistisch sind, strahlt "Notting Hill" doch einen ganz besonderen Charme aus und hat seinen Ehrenplatz in meiner DVD-Sammlung sicher.
Perfekt in das Gesamtbild passt die hervorragende Filmmusik; so sind stimmungsvolle Songs wie 'When You Say Nothing At All' von Ronan Keating zu hören, aber auch Charles Asnavours 'She'. Besonders gelungen fand ich die Szene, die durch Bill Withers' 'Ain't No Sunshine' untermalt wird und in der man Hugh Grant in verschiedenen Jahreszeiten durch Notting Hill spazieren gehen sieht. Am Anfang dieser Sequenz taucht eine schwangere Frau auf, die am Ende der kurzen Szene bereits ihr Kind auf dem Arm trägt. Hier wird also deutlich, wie William Thackers Leben ohne Anna weitergeht. Insgesamt überwiegen natürlich die Balladen im Soundtrack, etwas anderes würde aber auch kaum in den Film passen.
Spike for President
Im Mittelpunkt des Filmes stehen Julia Roberts und Hugh Grant, die beide für diese Rollen wie geschaffen sind. Julia Roberts scheint teilweise sich selbst zu spielen, nämlich die anfangs zickige Filmschauspielerin, die sich schließlich in einen ganz normalen Mann verliebt. Julia Roberts überzeugt in jeder Szene; so spielt sie die Zicken der berühmten Filmdiva genauso realistisch wie die romantischen Szenen, in denen besonders ihre großen braunen Augen und ihr berühmtes breites Lächeln zum Einsatz kommen. Eine große schauspielerische Leistung war die Rolle der "Anna Scott" allerdings sicherlich nicht, eher scheint sie für Julia Roberts geschrieben worden zu sein.
Den gleichen Eindruck vermittelt auch Hugh Grant, der einmal mehr der verliebte und ein wenig vertrottelte schüchterne Träumer ist, der sich unglücklich in eine scheinbar unerreichbare Frau verliebt. Perfektioniert hat Grant seinen herzerweichenden Hundeblick, der immer dann zum Tragen kommt, wenn William Thacker zurückgewiesen und verletzt wird. Zumindest alle weiblichen Zuschauer werden diesen Herzschmerz mitfühlen können - Wer kann leidender dreinblicken als Hugh Grant in diesen Situationen?
Doch auf schauspielerischer Seite bleibt auch Rhys Ifans erwähnenswert, der die wohl schrägste Rolle in diesem Film zu spielen hat, nämlich die des schusseligen wie nervigen Mitbewohners Spike, der fröhlich in seinem Joghurt löffelt, bevor er merkt, dass es sich dabei eigentlich um Mayonnaise handelt. Spike sorgt eigentlich in jeder seiner Szenen für einen Lacher, auch wenn er im Taucheranzug auftritt, weil er keine saubere Wäsche mehr anzuziehen hat. Ifans kann man nur ein großes Lob aussprechen, da er den Spike absolut urkomisch verkörpert hat.
Die DVD
Lauflänge: 119 Minuten
FSK: ohne Altersbeschränkung freigegeben
Sprachen: Deutsch, Englisch, Französisch (Dolby Digital 5.1)
Bildformat: 2.35:1 anamorph widescreen
Untertitel: Deutsch, Englisch, Französisch (Menütafeln in Deutsch und Englisch verfügbar)
Extras:
- Original-Kinotrailer
- Film-Highlights
- Kommentare der Darsteller und Filmemacher
- Feature-Kommentare vom Regisseur, Produzenten und Drehbuchautor
- Produktionsnotizen
- Biografien
- zusätzliche Szenen
- Hugh Grant über "Notting Hill"
- Reiseführer über Notting Hill
- DVD-Rom Features (Musik-Highlights ...)
Bei den entfallenen Szenen handelt es sich teilweise um ganze Szenen, nicht nur um kurze Sequenzen. In einer entfallenen Szene begleiten wir William Thacker zu einer Essenseinladung bei seinen Eltern, bei der er von seiner neuen Bekanntschaft Anna Scott berichtet. Thackers Eltern fehlen in der endgültigen Filmfassung nahezu komplett. Dieses Schicksal musste auch eine Dame erleiden, die mit William verkuppelt werden sollte und am Ende dem Schnitt zum Opfer gefallen ist. Insgesamt sind sechs neue Szenen zu sehen, die zusammen etwa zwölfeinhalb Minuten dauern.
Zu kurz geraten ist leider Hugh Grants Führung durch die Dreharbeiten von "Notting Hill", die wirklich sehenswert ist. Wir erfahren währenddessen einiges über die Sexszenen zwischen Julia und Hugh und über gewisse fleischfarbene Stringtangas, die Hugh Grant während der Dreharbeiten tragen musste. Außerdem lernen wir Grants Eltern kennen, die ihren Sohn zum ersten Mal bei einem Filmdreh besuchen durften. In diesem Special ist Grant einmal von einer ganz anderen Seite zu sehen, doch leider ist der Spaß nach nur viereinhalb Minuten wieder vorbei.
Sowohl die entfallenen Szenen wie auch Hugh Grants Führung über den Filmset sind in englischer Sprache, deutsche Untertitel sind allerdings zuschaltbar.
Unterm Strich
"Notting Hill" ist eine romantische und absolut sehenswerte Liebeskomödie, die ich jedem Freund dieses Genres, aber auch Skeptikern nur empfehlen kann. Der Film lebt einmal von seinen überzeugenden Darstellern, aber auch von seinem Humor, der keine Langweile zulässt. Der Zuschauer wird hierbei auf unterhaltsame Weise in eine Welt entführt, in der auch ein einfacher Buchhändler mit einer berühmten Filmschauspielerin anbandeln kann. Die Ausstattung der DVD ist umfangreich und interessant, Bild- und Tonqualität lassen keine Wünsche offen, nur bei den entfallenen Szenen müssen kleine Abstriche gemacht werden, da sie offensichtlich nicht filmreif sind. Insgesamt überzeugen mich Film und auch DVD auf ganzer Linie.
- Redakteur:
- Maike Pfalz