OSS 117 - Der Spion, der sich liebte
- Regie:
- Hazanavicius, Michel
- Jahr:
- 2006
- Genre:
- Komödie
- Land:
- Frankreich
- Originaltitel:
- OSS 117: Le Caire nid d´espions
1 Review(s)
10.12.2009 | 20:28Persiflagen aller großen Filmgenres gibt es mittlerweile wie Sand am Meer, sodass man es sich im Angebots Wirr-Warr wirklich schwer tun kann, die Perlen von den weniger guten Satiren zu unterscheiden. Bei der Masse an humoristischen Interpretationen bekannter Filme, ist in der letzten Zeit aber vor allem das Genre der Agentenfilme zu kurz gekommen. Abhilfe verspricht da die französische Komödie „OSS 117 - Der Spion, der sich liebte“, welche sich mit sehr großer Liebe zum kleinen Detail und einem hervorragenden Cast daran wagt Agenten a la James Bond und Konsorten liebevoll, aber gnadenlos durch den Kakao zu ziehen.
Mitte der 1950er Jahre. Langsam spitzt sich die Lage am Sueskanal immer weiter zu und droht zu eskalieren. Die westlichen Mächte, bestehend aus den Amerikanern, den Briten und den Franzosen, zeigen sich alles andere als erfreut über die Lage in Ägypten, vor allem nach der gewaltsamen Übernahme des Landes durch den Oberst Gamal Abdel Nasser. Um die brenzlige Lage zu entschärfen, und um den spurlos verschwundenen amerikanischen Spion Jack Johnson (Philippe Lefebvre), wird der französische Geheimagent Hubert Bonisseur de La Bath, kurz OSS 117 (Jean Dujardin), in das nordafrikanische Land geschickt um für Klarheit zu sorgen. Der tollpatschige Frauenheld kommt, zwischen peinlichen Eskapaden und Verständigung zwischen den Völkern, einer Verschwörung auf die Spur...
Ian Fleming gilt mit seinen Romanen über den britischen Spion James Bond quasi als Vater aller fiktiver Geheimagenten. Tatsächlich war es aber der Franzose Jean Bruce, sowie dessen Frau Josette, welche Ende der vierziger Jahre mit dem Schnüffler Hubert Bonisseur de la Bath, aus ihren „OSS 117“ Romanen, dem Genre seine ersten, ambitionierten Gehversuche gaben. Die von Haus aus bereits humoristisch veranlagten literarischen Werke, sowie die recht populäre Filmreihe aus den 60er Jahren um den französischen Agenten, sind allerdings außerhalb Frankreichs ziemlich unbekannt und haben nie wirklich große Berühmtheit erlangt. Ob sich dies mit der nun neu gestarteten Filmreihe um den von Bruce geschaffenen Charakter ändern wird, ist eher unwahrscheinlich, Fans von Agenten-Filmen und deren Persiflierungen dürften mit „OSS 117 - Der Spion, der sich liebte“ aber ihre große Freude haben, verbirgt sich hinter dem mittlerweile fast schon vier Jahre alten, aber erst jetzt in Deutschland erscheinenden, Film, doch eine äußerst liebevolle Auseinandersetzung mit dem Genre der Spion-Filme.
In erster Linie besticht „OSS 117 - Der Spion, der sich liebte“ durch seine Inszenierung, die überraschend nah und mit einem großen Hang zum Detail an den klassischen Agenten-Filmen der 60er Jahre angelehnt ist. Es gibt die für das Genre so typischen Kameraeinstellungen- und fahrten, absolut stimmige Sets die zu jeder Minute an die alten Schinken von vor fünfzig Jahren erinnern sowie den großartigen Hauptcharakter, Hubert Bonisseur de La Bath, welcher zwar laufend wie eine Parodie auf James Bond wirkt, aber doch auch noch etwas sehr eigenes mit sich bringt. Diese Mischung aus sehr liebevoller Hommage mit einem meist recht dezent eingesetzten, manchmal aber auch auf brachiale „Austin Powers“ Plattitüden tretenden, Humor sowie der sehr stimmigen Szenerie ist, es, die das französische Schaffenswerk ausmacht.
Dass das Zusammenspiel so gut funktioniert, ist nicht zuletzt dem fantastisch aufspielenden Cast zu verdanken, welcher von einem großartigen Jean Dujardin („39,90“, „Ca$h“) angeführt wird. Dujardin gelingt das Spiel als naiv-trotteliger Agent, der immer wieder ins Fettnäpfchen tritt aber irgendwie eine doch sehr charmante Art hat, nahezu perfekt und trägt mit seiner fabelhaft ironischen Vorstellung „OSS 117 - Der Spion, der sich liebte“ so gut wie alleine auf seinen Schultern. Die restlichen Rollen sind dabei keinesfalls schlecht besetzt, spielen in erster Linie dem Hauptdarsteller aber ziemlich in die Hände und haben prinzipiell nicht mehr als eine Pointengeber-Rolle vorzuweisen.
Das Problem, das der Film von Michel Hazanavicius, leider hat, ist der Umstand, das eben sehr viel Wert auf das Äußere gelegt wurde und dafür die Handlung ziemlich herabgesetzt wurde. Keinesfalls braucht man bei einer Parodie eine in sich schlüssige oder gar zum erstaunen bewegende Erzählung erwarten, jedoch verliert sich „OSS 117 - Der Spion, der sich liebte“ sehr schnell in seinen einzelnen Szenen, und vergisst dabei die Gesamtheit. Somit sieht´s im vorliegenden Fall mit der Spannung eher Mau aus, auch eine gewisse Homogenität ist kaum auszumachen.
Original Filmtitel:
OSS 117: Le Caire nid d'espions (2006)
Länge des Filmes:
Ca. 99 Minuten
Darsteller:
Jean Dujardin...Hubert Bonisseur de La Bath alias OSS 117
Bérénice Bejo...Larmina El Akmar Betouche
Aure Atika...La princesse Al Tarouk
Philippe Lefebvre...Jack Jefferson
Constantin Alexandrov...Setine
Saïd Amadis...Le ministre égyptien
Laurent Bateau...Gardenborough
Claude Brosset...Le patron
...
Regisseur:
Michel Hazanavicius
FSK:
Ab 12 Jahren
Fazit
Für Freunde gepflegter Old-School Spionunterhaltung, ist „OSS 117 - Der Spion, der sich liebte“ genau das richtige. Vor allem die sehr vielen kleinen, stets wunderbar in Szene gesetzten Details und Anspielungen, sowie der großartige Hauptdarsteller machen den Film für alle Genre-Fans zu einem Genuss. Lediglich was die Erzählung an sich angeht, wurde das vorhandene Potential kaum angerührt. Der einzige Nachteil, den diese ansonsten sehr komische Persiflage aus Frankreich mit sich bringt.
6/10
- Redakteur:
- Adrian Trachte