Old Men In New Cars – In China essen sie Hunde 2
- Regie:
- Lasse Spang Olsen
- Jahr:
- 2005
- Genre:
- Komödie
- Land:
- Dänemark
- Originaltitel:
- Gamble maend I nye biler – I Kina spiser de hunde 2
1 Review(s)
11.08.2005 | 07:39Mal ehrlich, wer hat Harald nicht geliebt? So einen coolen Ganster wie ihn hatte es sein "Pulp Fiction" nicht mehr gegeben. Damals fragten sich alle: Wie kann quasi aus dem Nichts plötzlich einer der coolsten Kultfilme unserer Zeit aus Dänemark kommen? Mit dem bissigsten schwarzen Humor, den die Welt je sah und den spaßigsten Vor-dem-Aufschlag-explodier-Szenen.
Viel weniger überraschen sollte es da, dass "In China essen sie Hunde" nicht alleine bleiben durfte. "Etwas, das sich so gut verkauft hat, braucht eine Fortsetzung", dachten sich die Macher wohl, den Rubel schon in die eigene Tasche rollen sehend. Und so schuf man ein Prequel, das dem Kult nun irgendwie das Wasser reichen sollte.
Handlung
Harald ist frisch aus dem Knast, da winkt auch schon die Balkan-Mafia und will irgendwelche Schulden eintreiben. Für die "souveräne" Umsetzung seiner Pläne zieht Harald mal wieder seine beiden Köche Martin und Peter heran. Doch es winken noch ganz andere Probleme. Haralds alter Kumpel Monk liegt im Sterben und will seinen Sohn noch ein letztes Mal sehen. Ungünstigerweise sitzt dieser gerade im wahrsten Sinne des Wortes hinter schwedischen Gardinen. Doch auch das sollte kein Problem darstellen, und fortan scheint die Lösung für alle Probleme immer das liebe Geld zu sein. Mal abgesehen von der suizidgefährdeten Mille …
Kritik
Die Bewertung dieses Film lässt sich ganz einfach in gute und schlechte Elemente einteilen. Allen "In China essen sie Hunde"-Anhängern sei aber schon mal versprochen, dass sie an diesem Film sicher ihren Spaß haben werden.
Wie immer bei einer Fortsetzung macht auch bei dieser das Ergebnis die Frage der Notwendigkeit aus. Eindeutig beantworten lässt sich diese allerdings nicht, weil der Film sehr wohl positive Sachen mit sich bringt, aber dennoch an den üblichen Kinderkrankheiten von Fortsetzungen leidet.
Klar ist es ein Hochgenuss, Harald wieder in Aktion zu sehen. Kim Bodnia ist vielleicht kein Heiland, aber er hat mit seiner Art, den unberechenbaren, rücksichtlosen Typen zu spielen, einiges drauf, um selbst die heißesten Kohlen aus dem Feuer zu holen. Immerhin hatte er schon im "ersten" Teil Dejan Cukic alias Arvid, den eigentlichen Hauptdarsteller, an die Wand gespielt. Wen wundert es da, dass er in diesem Film den Ton angibt? Überhaupt hat Regisseur Lasse Spang Olsen ein gutes Auge dafür bewiesen, was beim ersten Teil am besten ankam. Innerhalb kürzester Zeit sieht man alle Akteure, die nach dem ersten Teil als die coolsten abgefeiert wurden, wieder, noch dazu zu gewohnter Höchstform in ihren Rollen auflaufend. Besonders sind dabei auch Lie Kaas und Thomas Villum Jensen zu nennen, die erneut in den Rollen der beiden schüchternen Köche agieren und somit für einige Freude sorgen. Dass auch Kultopfer Vuk wieder mit von der Partie ist, wirkt allerdings eher gezwungen.
Scheinbar gefällt es Olsen, seiner vereinnahmenden Hauptfigur einen naiven Charakter gegenüberzustellen. Dieser Platz wird somit von Ludvig, Monks Sohn, ausgefüllt. An das schlichte Gemüt des Arvid kommt er allerdings nicht heran.
Will eine Fortsetzung nicht unweigerlich untergehen, so muss auch einiges Neues her. Und wirklich neu wird es erst mit der Rolle der toughen Mille alias Iben Hjele, die überhaupt die Einzige ist, die Harald mal so richtig in die Schranken verweist.
Insgesamt hätte diese Fortsetzung viel mehr Charaktere von der Marke der Mille gebraucht. Zu sehr geht der Film in längst bekannten Gags unter.
Das hätte aber auch nicht sein müssen, wenn denn die Story etwas besser gewesen wäre. Stattdessen hinterlässt sie einen leicht bitteren Geschmack. Einige Logikfehler, die man nicht mehr so einfach hinnehmen mag wie bei "In China essen sie Hunde", ziehen sich durch den Plot, und auch der Sarkasmus wurde zurückgeschraubt, was besonders an Vuks Verletzungsprozess gut nachzuvollziehen ist. Kamen dessen Blessuren im ersten Teil noch größtenteils zufällig zustande, so es ist in diesem Fall Harald, der stumpf auf ihn eindrischt. Das findet man dann nicht wirklich witzig, sondern nur zum Kopfschütteln.
Leider löst sich dann die eigentlich recht dichte Story auch noch ohne irgendein Highlight am Ende in Luft auf. Und spätestens in diesem Moment verliert der Film ganz eindeutig gegen seinen Vorgänger.
Fazit
Es werden immer noch richtig coole Sprüche geklopft, es fliegt immer noch einiges in die Luft, wenn auch leider mittlerweile unter Zuhilfenahme von unschönen Spezialeffekten. Sicherlich gibt es weitaus schlechtere Fortsetzungen und der Blick auf eine mögliche Vorgeschichte macht die Sache dann schon fast sehenswert. Dennoch sollte spätestens jetzt Schluss sein. Kim Bodnia hat einmal mehr nach "In China essen sie Hunde" und "Good Cop" in einer sehr ähnlichen Rolle überzeugt und sollte nun beweisen, dass er auch noch etwas anderes kann. Ob er das überhaupt kann, bleibt fraglich, sind doch fast alle Charaktere des Films zumindest in ihren Grundzügen, wenn man dem Regisseur glauben kann, wirklich so veranlagt wie die Rollen im Film. Immerhin lässt dies den Film, trotz seiner surrealistischen Story, wieder ein ganzes Stück echt wirken. So sind sie eben, die Dänen. So oder so sollte der Weg von Harald mit diesem Film aber zu Ende gehen und nicht unnötig fortgesetzt werden. Einmal konnten wir noch ordentlich lachen, auch wenn das Kopfschütteln schon häufiger wurde.
DVD & Zusatzmaterial
Was die Specials angeht, so hält man sich schon etwas zurück. Allerdings reißt der Audiokommentar von Lasse Spang Olsen alles raus. Nicht nur, dass man allerhand Wissenswertes vom Dreh und Hintergründe zu den Darstellern erfährt, Olsen macht auch so einige bissige Kommentare, schon allein über Schweden. Ansonsten gibt es mit einem Storyboard und Originaltrailer nur das Übliche.
Dafür ist aber das Menü sehr schön ausgefallen mit dem quietschegelben Auto, das nicht einmal im Film vorkommt, und der unbändigen Iben Hjele, wie sie sich mit irrem Blick eine Knarre an den Kopf hält.
- Redakteur:
- Michael Langlotz