Omagh - Das Attentat
- Regie:
- Pete Travis
- Jahr:
- 2004
- Genre:
- Drama
- Land:
- Irland / Großbritannien
- Originaltitel:
- Omagh
1 Review(s)
18.12.2005 | 08:42Am 15. August 1998 ereignete sich im nordirischen Omagh ein verheerender Bombenanschlag. Im Zentrum der Kleinstadt detonierte ein Sprengsatz und riss 29 Menschen in den Tod, zweihundert wurden zum Teil schwer verletzt. Verantwortlich für das Attentat war eine radikale Splittergruppe der IRA, die sogenannte Wahre IRA (kurz: RIRA, steht für "Real Irish Republican Army"), die sich als Verfechter der "wahrhaftigen" Ziele der Irisch-Republikanischen Armee sieht.
Regisseur Pete Travis zeichnet in seinem Film "Omagh" die schrecklichen Ereignisse dieses Samstags und seiner weit reichenden Folgen nach und stützt sich ausschließlich auf Fakten; so sind weder Handlung noch einzelne Charaktere fiktiv. Die Geschichte konzentriert sich dabei auf den Familienvater Michael Gallagher, der bei dem Anschlag seinen Sohn Aiden verliert und im weiteren Verlauf des Films einen Kampf für Gerechtigkeit und gegen die Unfähigkeit der Behörden führt. So wird er Sprecher einer Selbsthilfegruppe, der "Omagh Support Group", die es sich zum Ziel setzt, Druck auf Polizei und Regierung auszuüben, damit diese die Verantwortlichen der Bluttat zur Rechenschaft ziehen.
Durch die große Medienpräsenz, welche Gallagher mit seinem Engagement zuteil wird, erregt er die Aufmerksamkeit eines mysteriösen Informanten, der Einblicke in die RIRA zu haben scheint und ihm die Namen der Attentäter zuspielt. Doch entgegen der Erwartungen, dass nun Anklage erhoben wird, stellt sich sowohl die nordirische Polizei als auch die britische Regierung absolut taub. Darüber hinaus hält sich der politische Arm der IRA, die Sinn Feín, ebenfalls aus allem heraus, obwohl sie die Ereignisse des 15. Augusts aufs Schärfste verurteilt und sich deutlich von der RIRA distanziert. Gallagher erfährt schließlich, dass die Behörden einerseits von dem geplanten Anschlag wussten, jedoch trotzdem nichts unternahmen, und andererseits keine Verurteilungen zu erwarten sind, da die Terroristen ein Abkommen mit allen beteiligten Parteien geschlossen haben. Jede weitere Ermittlung gegen die Täter gefährde so den Friedensprozess und würde keineswegs dazu beitragen, die Situation zu entspannen.
"Omagh" zeigt auf sehr nachdenklich stimmende Art und Weise, wie verfahren die Situation in Nordirland war und trotz der in diesem Jahr durch die IRA erfolgten Erklärung des Endes der bewaffneten Kämpfe vielleicht auch immer noch ist. Dabei ist der Film einerseits ein Plädoyer für den Dialog zwischen den verschiedenen Konfessionen – in der Selbsthilfegruppe finden sich sowohl Katholiken als auch Protestanten, die trotz unterschiedlicher Ansichten ein gemeinsames Ziel verfolgen – und andererseits ein Aufruf an alle Betroffenen des Bürgerkriegs, sich nicht einschüchtern zu lassen.
Im Jahr 2003 widerfuhr den Hinterbliebenen der Opfer des Omagh-Attentats zumindest ein wenig Gerechtigkeit. In Irland wurde zum ersten (!) Mal jemand wegen der Koordination eines terroristischen Anschlags sowie der Mitgliedschaft in einer illegalen Vereinigung schuldig gesprochen. Es handelte sich dabei um den Drahtzieher der Anschläge des 15. Augusts und Chef der RIRA, Michael McKevitt. Ob diese Verurteilung dem Engagement Michael Gallaghers und seiner kleinen Gruppe zu verdanken ist, bleibt zwar spekulativ, dass sein Einsatz sehr viel Staub aufgewirbelt hat, ist allerdings eine Tatsache.
Letztlich ist Pete Travis' "Omagh" ein unbequemer, mutiger Film, der aufrüttelt und bedrückt, aber gleichzeitig Hoffnung ausstrahlt; ein bedeutendes Zeitdokument des schlimmsten Terroranschlags in der Geschichte Nordirlands.
Ein wichtiger Film!
- Redakteur:
- Oliver Schneider