PTU - Police Tactical Unit
- Regie:
- Johnnie To
- Jahr:
- 2003
- Genre:
- Kriminalfilm
- Land:
- Hongkong
- Originaltitel:
- PTU
1 Review(s)
16.05.2008 | 11:25Daten:
Regie: Johnny To
In Deutschland erhältliche DVD’s vom Regisseur Johnnie To:
- Heroic Trio (1993)
- City on Fire (1995)
- A Hero Never Dies (1998)
- Running Out of Time (1999)
- The Mission - Ihr Geschäft ist der Tod (1999)
- Running Out of Time 2 (2001)
- PTU - Police Tactical Unit (2003)
- Running on Karma (2003)
- Breaking News (2004)
- Election (2005)
- Exiled (2006)
- Election 2 (2006)
Buch: Nai-Hoi Yau, Kin Yee Au
Musik: Chi Wing Chung
Kamera: Siu-keung Cheng
Darsteller:
Simon Yam als Sergeant Mike Ho
Maggie Siu als Kat (as Maggie Shiu)
Suet Lam als Sergeant Lo Sa (as Lam Suet)
Ruby Wong als Inspector Leigh Cheng
Ho-Yin Wong als Supervisor Wong (as Raymond Wong)
Eddy Ko als Eye Ball (as Ko Hung)
Hoi-Pang Lo als Bald Head (as Loi Hoi Pang)
Jerome Fung als Sergeant Fung
Frank Michael Liu als Triad (as Frank Liu)
PTU hat aufgrund seiner Qualität auch viele Preise auf den unterschiedlichsten Filmfestivals gewinnen können.
IMDB: http://german.imdb.com/title/tt0250638/award
Die Handlung:
Polizist Lo geht zum Abendessen wie so oft in ein kleines Restaurant, in dem zufällig auch ein paar Gangmitglieder der Snakehead-Bande zusammen mit ihrem Gruppenchef "Ponytail" zu Abend essen. Die Gangster wollen Lo nach dem Essen in eine Falle locken um ihn kräftig zu vermöbeln, doch dazu kommt es erst gar nicht, weil Lo bei der Verfolgung des Lockvogels ausrutscht und sich den Kopf anschlägt. So werden dem Polizisten eben im bewusstlosen Zustand "ein paar mitgegeben".
Die Schläge wären gar nicht so schlimm für Lo ausgefallen, aber nachdem er das Bewusstsein wiedererlangen konnte, ist seine Dienstwaffe verschwunden. Sofort werden die Kollegen das Police Tactical Unit alarmiert – diese sollen ihm ohne großes Aufsehen zu erregen helfen, seine Waffe wieder zu beschaffen - Eine verlorene Waffe hätte ihm gerade noch gefehlt. Solche peinlichen Vorfälle machen sich nicht gut im Bericht, und sie würden auch seine Beförderung gefährden.
Die Kollegen der PTU sind einverstanden, sie geben ihm aber auch nur bis zum nächsten Morgen Zeit, seinen peinlichen Fehler ungeschehen zu machen – dann müssen sie Bericht erstatten – so ist der Deal.
Die verloren gegangene Waffe war aber nur der Anfang einer ereignisreichen Nacht, denn kurze Zeit später wird "Ponytail", der Gruppenführer der Snakeheads erstochen aufgefunden. Er war der Sohn des örtlichen Triadenbosses Bald Head. Die Geschehnisse dieser Nacht werden immer komplizierter, denn inzwischen ist auch noch die Kontrollbehörde CID eingeschaltet. Alle Ereignisse scheinen miteinander verwoben zu sein – das macht die Suche nach Lo’s Dienstwaffe auch nicht unbedingt einfacher.
Es beginnt ein Katz- und Mausspiel zwischen den verschiedenen Polizeieinheiten und natürlich auch mit den Gangstern.
Kritik:
Als Erstes: Mir hat der Film Johnnie To’s wieder einmal sehr gut gefallen. Wie ich inzwischen durch viele Reviews erfahren habe, wird dieses subjektive Empfinden aber leider nicht von allen Filmfans geteilt. Aus diesem Grund beschreibe ich, warum mir dieser Film so gut gefallen hat, und was es für Gründe geben könnte, warum jemandem dieser Film vielleicht nicht gefallen könnte.
Um diesen Film besser einordnen zu können, sollte man schon vielleicht schon ein paar Werke Johnnie To’s gesehen haben. Dann weiß man als Zuschauer zumindest ungefähr, was einen erwartet. Denn Fans wissen: Die Filme von To sind keine typischen HK-Actionreißer, sondern meistens eher ruhige, detailversessene Werke mit ein paar eingestreuten Actioneinlagen. Wenn Action, dann aber richtig!
Schon diese Tatsache allein könnte ein Grund sein, warum ein Kritiker diesen Film nicht gut findet – Falls jemand - aufgrund der Herkunft Honkong - einen reinen Actionfilm erwartet hat, dann kann sich im Verlauf der ruhigen Handlung beim Zuschauer schnell Langeweile breit machen.
Doch nun zum Film selbst.
Die Story findet, wie schon weiter oben im Text beschrieben, in einer einzigen Nacht statt. Als Location dienen der Handlung die fast menschenleeren Strassen von Tsimshatsui, sie geben dem Film durch die herrschende Leere fast schon einen surrealen Anstrich. Natürlich unterstützt die gekonnte Kameraarbeit dieses beabsichtigte Vakuum hervorragend.
In dem nur auf das Nötigste beschränkte und fast menschenleere Szenario wird der Zuschauer hauptsächlich mit den ausgefallenen Charakteren konfrontiert. Die actionreichen Shootouts und die polizeiliche Arbeit rücken in den Hintergrund und sollen nur die Handlung voranzubringen. Auch wenn es am Schluss natürlich einen Actionpart gibt, der sich sehen lassen kann. Ein paar witzige Elemente hat der Film noch zusätzlich zu bieten, diese halten sich aber dezent im Hintergrund ohne im Geringsten die Spannung oder den Handlungsfluss zu stören. Gekonnte Regiearbeit!
Allgemein fällt der detaillierten Darstellung der herrschenden Verhältnisse in den verschiedenen Polizeigruppen und der Beleuchtung von persönlichen Motivationen einzelner Polizisten eine große Bedeutung zu. Aufgrund dieser "Detailbesessenheit" schreitet die Handlung nur langsam voran und dem Zuschauer wird nur Stück für Stück die unvorhersehbare Lösung serviert. Dadurch bekommt er aber auch immer nur ein wenig mehr Überblick über die gesamten Zusammenhänge. Diese "Häppchen für Häppchen-Lösung" könnte ebenfalls bei manchem Zuschauer für Missfallen gesorgt haben.
Doch gerade diese "Schwächen" haben mir an "PTU" so gut gefallen. "PTU" ist spannendes Puzzle mit ausgefallenen Charakteren – ohne eine für den Zuschauer klar erkennbare Grenze, wo gut und böse ist. Ich denke, dass die in der Wirklichkeit vorherrschenden Verhältnisse bei der Polizei Hong Kong’s von Regisseur ziemlich gut getroffen wurden, und dass diese auch für den Zuschauer nachvollziehbar dargestellt sind. Trotz der langsamen Vorgehensweise wird die Spannung zu jedem Zeitpunkt aufrechterhalten. Daher gab es wohl auch die Preise für Regie und Drehbuch.
Ganz besonders gelungen fand ich gerade die für diese besondere Atmosphäre so wichtige Musik bzw. die eindringlichen Hintergrundgeräusche. Musik wird vom Regisseur nur ganz behutsam eingesetzt - ansonsten herrscht fast Stille, die mit Windgeräuschen und tiefen Tönen unterlegt ist. Dies hat bei mir ein ungutes Gefühl verursacht, das schlecht zu beschreiben ist. Ungemütlich!
Wie gesagt – erwartet bitte keinen typischen HK-Actioner à la "Hard Boiled", sondern eher einen Film Noir mit sorgfältiger Charakterzeichnung. Genrekino der Extraklasse, für das Johnnie To so bekannt und beliebt geworden ist. Ich bin jedenfalls von diesem kleinen Meisterwerk begeistert – ohne wenn und aber.
Die DVD:
Auch bei der DVD-Veröffentlichung hat Mc One der hohen Qualität dieses Films Rechnung getragen und der DVD ein schickes geprägtes Steelbook spendiert. Toll...
Auch beim Bild oder beim sehr räumlichen dynamischen Ton in Deutsch (Dolby Digital 5.1) und Kantonesisch (Dolby Digital 2.0 Stereo) konnte ich keine echten Fehler erkennen, wobei in dunklen Bildteilen vielleicht ein paar Details verschluckt werden. Das ist aber wirklich nicht oft der Fall und nur von High End-Pedanten zu bemerken.
Die Extras:
- Interview Simon Yam
- Interview Johnnie To
- Trailer
- Slideshow
Fazit:
Was soll ich denn nun noch als Fazit schreiben? Für wen soll dieser Film nun sein?
Ich würde sagen für Filmliebhaber, die einen Film Noir mit sehr guter Charakterzeichnung, einem gutem Drehbuch, toller Technik und ein paar Actionszenen sehen wollen. Filmfreunde, die einen reinen HK-Actionfilm suchen, sollten sich "PTU" lieber erst einmal ausleihen, da sie sonst eventuell enttäuscht werden könnten.
Trotzdem: Ich bin begeistert und bleibe bei meiner Meinung. Kein Meisterwerk, aber sehr nahe dran. Die gewonnenen Preise für die Regieleistung des Regisseurs gehen für mich voll in Ordnung.
- Redakteur:
- Detlev Ross