Paheli - Das Rätsel einer Liebe
- Regie:
- Amol Palekar
- Jahr:
- 2005
- Genre:
- Komödie
- Land:
- Indien
- Originaltitel:
- Paheli
1 Review(s)
27.01.2008 | 17:23Einführung:
Ich bin ja bekennender Anhänger der indischen Filmkunst. Natürlich kann ich es verstehen, wenn einige Menschen nichts mit diesen sehr speziellen Filmen zu tun haben wollen, doch es gibt in Indien weitaus mehr Filme, als nur die typischen Vertreter mit viel Tanz, Gesang und der üblichen Liebesschnulze.
Einen ungewöhnlichen Vertreter dieser Art fand ich dann in "Paheli". Ich fand den Film wirklich gut und er scheint mir eben auch für ein Publikum geeignet, welches normalerweise mit solchen Filmen nichts zu tun haben möchte. Daher möchte ich diesen Film jetzt etwas näher vorstellen.
"Paheli" ist ein Film, der mir wie ein Märchen aus "Tausend und einer Nacht" vorgekommen ist, wohl auch deshalb wurde er als Oscar-Kandidat für sein Heimatland Indien ins Rennen geschickt.
Daten:
Regie: Amol Palekar
Buch: Vijayadan Detha (Roman), Sandhya Gokhale (Dialoge, Drehbuch)
Musik: M.M. Kreem, Adesh Shrivastava
Kamera: Ravi K. Chandran
Darsteller:
Shahrukh Khan als Kishanlal / Geist
Anupam Kher als Bhanwarlal, kishan lal's Vater
Rani Mukherjee als Lachchi (als Rani Mukerji)
Amitabh Bachchan als The Shepherd
Naseeruddin Shah als Männliche Puppe (Nur die Stimme)
Sunil Shetty als Sunderlal
Juhi Chawla als Gajrobai, Sunderlal's Ehefrau
Dilip Prabhavalkar als Kanwarlal
Nina Kulkarni als Mrs. Bhanwarlal
Padma Rani als Bhanwarlal's Tante
Aditi Govitrikar als Kamli - Lachchi's Freund
Ratna Pathak als weibliche Puppe, nur die Stimme)
Die Handlung:
Die junge und bildhübsche Lachchi (Rani Mukherji) wird mit dem reichen und ehrgeizigen Händler Kishan (Shahrukh Khan) verheiratet. Eine arrangierte Hochzeit.
Doch Kishan hat für Lachchi leider gerade überhaupt keine Zeit. Nicht einmal in der Hochzeitsnacht kümmert er sich um sie. Kishan rechnet lieber nach, was die Hochzeit gekostet hat. Was für eine Enttäuschung für Lachchi, aber Ordnung muss sein!
Noch in der Hochzeitsnacht teilt er ihr außerdem mit, dass er bereits am nächsten Morgen für fünf Jahre in eine weit entfernte Stadt reisen muss, um dort die lukrativen Geschäfte seines habgierigen Vaters zu führen. Das ist für die Familie momentan am wichtigsten und die Geschäfte gehen nun mal über die persönlichen Interessen.
Die junge Frau ist schockiert. Sie hatte sich ein schönes Familienleben mit Kindern versprochen und jetzt soll sie ganze fünf Jahre auf ihren Ehemann warten? Zum Glück lebt Kishans Schwägerin Gajrobai (Juhi Chawla) auch in ihrem Haus, sodass sie dadurch nicht völlig vereinsamt. Die beiden Frauen sind sozusagen Leidensgenossinnen, denn auch Gajrobai's Ehemann ist seit längerer Zeit spurlos verschwunden.
Doch bereits nach kurzer Zeit steht Kishan unerwartet wieder vor der Tür. Er wirkt völlig verwandelt und total verliebt, wie es eigentlich bei frisch verheirateten Paaren üblich ist. Lachchi ist jetzt völlig verunsichert.
Für den vermeintlichen Sinneswandel gibt es natürlich einen Grund. Der "verwandelte" Kishan erklärt ihr auch gerne, warum er sich plötzlich so völlig anders verhält. Er erläutert der verwunderten jungen Frau, dass er ein Geist sei, der nur äußerlich die Gestalt Kishans angenommen hat. Diesen kleinen Trick hat er angewandt, weil er sich in Lachchi hoffnungslos verliebt hat und so ohne Probleme in ihre Nähe kommen wollte.
Lachchi überlegt – da fällt ihr ein, dass sie und ihr Gemahl auf dem Heimweg von der Hochzeit an einem Ort vorbeigekommen sind, von dem es heißt, dass dort Geister leben. Einer der Geister steht jetzt also in der Gestalt ihres Mannes vor ihr und gesteht ihr seine bedingungslose Liebe.
Jetzt muss sich Lachchi entscheiden: Ein Geist der sie bedingungslos liebt, oder fünf Jahre auf einen emotionslosen Ehemann warten, dem die Geschäfte wichtiger sind als ihr Glück.
Kritik:
Ja, es ist ein Bollywoodfilm mit Gesang und Tanz. Ja, es ist eine Liebesgeschichte. Aber "Paheli" ist trotzdem auch völlig anders als all die anderen Filme aus Indien, welche ich bislang gesehen habe – eher massentauglich.
Die Handlung nach einem Roman von Vijayadan Detha, erinnerte mich dann auch eher an ein Märchen aus "Tausend und einer Nacht", als an einen typischen Bollywoodfilm. Die Storyline wird nur langsam und mit sehr feinem Humor gewürzt vorangetrieben, sodass der Zuschauer genügend Zeit hat, die schönen bunten Bilder genüsslich in sich aufzunehmen.
Überhaupt wird der Zuschauer sofort mit einer wahren Bilderflut überrascht – bunte und phantasievolle Kostüme, bezaubernde Landschaften und tolle Locations. Die wirklich manchmal sehr beeindruckenden Szenen wurden kunstvoll von einem technisch versierten Kameramann/Regisseur eingefangen, um bei den Zuschauern tiefe Eindrücke zu hinterlassen. Wirklich schön gemacht.
In diesen Bildern im Zusammenspiel mit der darauf gut abgestimmten, meist ruhigen Musik liegt dann auch das Geheimnis des ganzen Films – ein audiovisuelles Meisterwerk, das ich jedem Menschen ans Herz legen kann, der sich für solch ein Erlebnis begeistern kann.
Kommen wir nun zur Musik selbst. Die ist ja gerade für einen Bollywoodfilm von essenzieller Bedeutung. Bei "Paheli" unterstützt diese wie gesagt die tollen Bilder mit ihrer ruhigen, fast volkstümlichen Spielweise. Es fühlt sich daher entspannend wie ein Urlaub an, den tanzenden Schauspielern in ihren bunten Kostümen zuzusehen und zusätzlich den ruhigen Songs zu lauschen. Zusammen mit den Bildern eine fast magische Kombination. Ich hätte mir gewünscht, den Film im Kino genießen zu können.
Mit Shahrukh Khan, Rani Mukherji und Juhi Chawla wirken dazu die bekanntesten Schauspieler Indiens mit, sodass ich über die schauspielerischen Qualitäten der Darsteller wirklich keine Worte mehr verlieren muss. Toll gespielt! Als kleinere Nebenrolle ist übrigens auch Big B. Amitabh Bachchan zu sehen. Ich hätte ihn aber in seiner Verkleidung diesmal wirklich nicht erkannt. Kein Wunder also, dass der Film als Oscarkanditat ins Rennen geschickt wurde – massentauglich, Top-Schauspieler und eine prächtige Ausstattung.
Jetzt aber doch noch zu einigen Kritikpunkten, die ich leider auch loswerden muss. Die Geschichte wirkt bei näherer Betrachtung etwas zu emotionslos dargestellt. Nein wirklich, der SRK-Geist hätte ruhig etwas mehr Feuer in seiner Liebe zu Lachchi zeigen können. Manchem Zuschauer könnte bei der behutsamen Gangart des Films auch die Spannung etwas fehlen, oder eben die langsame Geschwindigkeit des Films sauer aufstoßen. Diese beiden kleineren Mankos werden aber durch die famose Optik und die tolle Musik relativiert. Zudem ist es ja ein Märchen - also ist träumen erlaubt.
Mir ist dann noch etwas aufgefallen, das für solche indischen Filme eher ungewöhnlich ist. Bei der Verwandlung und den Zaubertricks des Geistes kommen bei "Paheli" sehr gut gemachte CGI-Tricks zum Einsatz. So etwas in einem indischen Film – selten gesehen!
Was ist der Film denn nun? Ich würde sagen: ein orientalisches Märchen, das trifft die Sache ziemlich genau. Denn am Schluss gibt es wie bei solchen Märchen üblich, immer noch eine gewisse Lebensweisheit zu lernen. Ein ruhiges, in seiner Bilderflut einzigartiges Kunstwerk aus Indien, das ich jedem empfehlen möchte, der sich für so etwas begeistern kann.
Die DVD:
Es gibt zu diesem Film bislang zwei deutsche Veröffentlichungen. Die Erstveröffentlichung von Eurovideo ist aber in dieser Form nicht mehr auf dem Markt. Hier die Details.
Die DVD-Veröffentlichung von Eurovideo:
Bei dieser Veröffentlichung, handelt es sich eigentlich um eine zweiteilige Dokumentation über Shahrukh Khan. Als Bonus ist dann eben "Paheli" enthalten. Die beiden Disks fanden übrigens Platz in einem schön gestalteten Digipack. Sehr hochwertige Veröffentlichung, die Schule machen sollte.
Das Bild ist dann die nächste Sensation – ein schärferes und farbenfroheres Bild habe ich bislang bei keinem anderen indischen Film gesehen. Zum Glück, denn dadurch kommen die tollen Bilder ihrer ganzen Schönheit entsprechend qualitativ hochwertig ins heimische Wohnzimmer.
Den Ton gibt es nur in Hindi mit deutschen Untertiteln. Das sollte aber wirklich nicht vom Kauf abhalten, so man diese DVD noch im Handel finden kann.
Zusätzlich gibt es zwei umfangreiche Dokumentationen über den Superstar Sharuk Khan. Die Doku "Inner World Of Shahruk Khan" zeigt Einblicke in des private Leben des Superstars, bei "Outer World Of Shahruk Khan" wird die faszinierende Tournee "Temptation 2004" in den USA und in Europa gezeigt. Ein Einblick in das Tourleben und ein faszinierender Einblick in eine Welt voll Glitter und Glamour.
Eine weitere Veröffentlichung ist beim Label Stardust erschienen. Diese ist auch deutsch synchronisiert (Dolby Digital 2.0) und trägt als Extras ein "Making of" und eine Trailer-Galerie im Gepäck.
Fazit:
Ein optisches und musikalisches Bollywood-Meisterwerk mit den aktuellen Topstars des indischen Kinos besetzt und mit ein paar wenigen Schwächen in der Handlung behaftet – das ist "Paheli".
Am ehesten ist dieser Film als orientalisches Liebes-Märchen zu bezeichnen, dessen größte Stärke seine unvergleichlich schöne Präsentation darstellt. Wer sich für solche Werke begeistern kann, der sollte unbedingt zugreifen. Mir hat der Film sehr gut gefallen und er wird mir aufgrund seiner unvergleichlich orientalischen Atmosphäre für lange Zeit im Gedächtnis hängen bleiben.
- Redakteur:
- Detlev Ross