Piefke-Saga, Die
- Regie:
- Felix Mitterer
- Jahr:
- 1990
- Genre:
- Komödie
- Land:
- Deutschland/Österreich
- Originaltitel:
- Die Piefke-Saga
1 Review(s)
01.03.2009 | 13:42"Die Piefke-Saga“
Bei dieser 4-teiligen Saga aus dem Jahre 1990 handelt es sich um eine neue Art von heimatlichem Fernsehspiel, einer Satire von Felix Mitterer, in welcher er die Problematik des Tourismus aufs Korn nimmt. Es gibt bekanntlich bei allem zwei Seiten und diese werden hier sehr gut gezeigt. Jeder braucht jeden um zu überleben.
Story:
Teil 1: Der Skandal
Es ist eine jahrelange Tradition, dass viele Deutsche mindestens einmal jährlich ins Tirol in Österreich in den Urlaub fahren um dort die Natur zu genießen und sich zu erholen.
Im Jahre 1982 gibt es plötzlich einen handfesten Skandal, als während der Fernsehsendung „Auf Los geht’s los“ der Moderator Joachim Fuchsberger die österreichischen Geschworenen fragt, wer von ihnen die Deutschen „Piefkes“ nennt. Es sind deren 6 von 9 und sie erklären den Begriff, indem sie die Deutschen als arrogante Touristen bezeichnen, welche mit der Mark um sich herumwerfen und meinen sie seien etwas Besseres.
Dies ist für die Tiroler, welche die deutschen Touristen natürlich heimlich auch die Piefkes nennen, eine Katastrophe. Die Sommersaison steht vor der Türe und es droht die Gefahr, dass die zum Überleben notwendigen Touristen ausbleiben.
Trotz allem reist die Familie Sattmann aus Berlin wieder in das Hotel der Wechselberger im Tirol und wird dort noch freundlicher als sonst empfangen und bewirtet.
Doch die österreichische Presse gibt keine Ruhe und immer auf der Suche nach einem Skandal, hakt sie nach und fragt provozierend, ob man die Piefkes überhaupt brauche. Dies verärgert die Familie Sattmann so sehr, dass sie aus dem Hotel auszieht und zu der Bergbauernfamilie vom Rotterhof zieht.
Die Familie Sattmann besteht aus Karl Friedrich Sattman, einem ehrgeizigen und zielstrebigen Geschäftsmann, seiner freundlichen Ehefrau Elsa, seinem militärischen Vater Heinrich mit seiner bissigen Schäferhündin Asta und den fast erwachsenen Kindern, der attraktiven Sabine und dem rebellischen Gunnar. Es zeigt sich, dass in der Familie auch nicht immer alles so läuft, wie es das Familienoberhaupt gerne hätte. Sabine flirtet mit dem überall tätigen Joe Rotter (im Sommer Mädchen für alles, im Winter Skilehrer) und Gunnar läuft als Punk herum und weigert sich ständig die Musikhörer vom Kopf zu nehmen.
Karl Friedrich und Vater Heinrich setzen sich für die als Piefkes bezeichneten deutschen Touristen ein, und versuchen die im Ort anwesenden Touristen zu einem Boykott Österreichs zu mobilisieren. Dazu sind ihnen alle Mittel recht und das Ganze artet ziemlich aus.
Der Bürgermeister, die Hotelbesitzer, aber auch der Bruder des Hotelbesitzers Wechselberger haben ein Interesse an dieser Sache, nur nicht jeder auf dieselbe Art und Weise...
Teil 2: Die Animation
Bereits im folgenden Winter ist die Familie Sattmann wieder in Lahnenburg im Urlaub. Alles scheint wieder in Ordnung zu sein. Sabines Beziehung zu Joe ist ernsthafter geworden und der Gunnar verguckt sich in die Rotterhofbauerntochter Anna, welche im Hotel der Wechselsberger arbeitet.
In den Sommerferien desselben Jahres ist die ganze Familie wieder zu Besuch und aus dem Flirt von Gunnar ist mehr geworden, denn Anna erwartet ein Kind von ihm. Dies hindert Karl-Friedrich Sattmann nicht daran seinen Ehrgeiz unter Beweis zu stellen, indem er wandert und klettert was das Zeug hält, um am Ende die "Goldene Wandernadel" zu erhalten. Leider macht seine Familie dabei nur kurz mit und auf seinen Bergtouren lernt er die attraktive Jutta Karge aus Wuppertal kennen...
Am Ende der Ferien beschließt er in Lahnenberg zu investieren, um im Ort mehr Arbeitsplätze zu schaffen, aber vor allem um sich endlich als echter Tiroler zu fühlen!
Teil 3: Das Geschäft
Karl Friedrich Sattman wird in allen Ehren im Dorf Lahnenberg aufgenommen, da seine neue Schneekanonenfabrik im Ort eröffnet wird. Er hat beim Bürgermeister jeden Wunsch frei und möchte sich nun den Traum eines eigenen Hauses mit schöner Sicht erfüllen. Doch leider gibt es strenge Gesetze, welche es Ausländern verbieten Land im Tirol zu kaufen. Der Bürgermeister und sein Helfer sind jedoch nicht auf den Kopf gefallen und ziehen alle Stricke, egal was es koste um dieses Gesetz zu umgehen und Sattmans den Traum zu erfüllen. Derweilen heiratet Sabine Joe Rotter, welcher natürlich einen wichtigen Job in der Fabrik erhält. Gunnar, inzwischen Wirtschaftsstudent pflegt regelmäßssigen Kontakt mit der Familie seines Sohnes und dessen Mutter Anna. Er hängt aber besonders am Großvater Andreas und hilft ihm auch dabei sein Glück zu finden.
Doch der ehemalige Lehrer und Bruder des Bürgermeisters, der Umweltschützer Hans Wechselberger gibt keine Ruhe. Er deckt immer wieder Missstände im Dorf auf und wehrt sich gegen die Ausländer und seinen eigenen korrupten Bruder. Am Ende heiratet er Anna, damit diese ihren Sohn zu sich nehmen kann und nicht mehr im Hotel der Wechselberger arbeiten muss.
Am Ende, das heißt, kurz vor den Neuwahlen des Bürgermeisters, tritt bei Franz Wechselberger das wahre Gesicht wieder an den Tag. Piefkes bleiben Piefkes und er versucht sich aus der Verantwortung zu ziehen. Die Familie Sattman reist enttäuscht ab und sucht sich einen neuen Urlaubsort.
Teil 4: Die Erfüllung
Nach 7 Jahren kehren die Sattmans zurück nach Tirol. Doch schon der Weg dorthin ist mühsam. Auf der Welt herrscht eine Untergangsstimmung, überall gibt es politische Unruhen, das Ozonloch ist omnipräsent und im Stau werden sie noch überfallen. Doch als sie endlich in ihrem geliebten Tirol ankommen, sind sie entzückt. Alles scheint perfekt. Die Menschen sind freundlich, die Häuser und Landschaft erscheinen intakt, alles ist biologisch geführt und erinnert an die frühen Zeiten - eine Idylle. Nebst dem Urtümlichen nach außen hin, gastieren sie in einem hochtechnisierten Hotel im 13. Stockwerk unter der Erde, mit jedem Luxus verwöhnt. Doch ihr Besuch auf dem Rotterhof bringt sie zum Stutzen. Es kann doch nicht mit rechten Dingen zugehen. Überall stehen freundliche Dorfbewohner mit Sonnenbrillen und Maschinengewehren herum. Gleichzeitig sieht man Joe mit seinem Freund Stefan in den Wäldern als Terrorist herum klettern. Nach und nach dämmert den Sattmans, dass es hier nicht mit rechten Dingen zugeht und als sie versuchen zu fliehen, müssen sie um ihr Leben kämpfen. Dabei entdecken sie manch unglaubliches Geheimnis, welches dieses Paradies Tirol versteckt hält. Das Ende dieses 4. Teiles ist der logische, aber äußerst skurrile Abschluss dieses Vierteilers.
Kritik:
Alle vier Teile der Piefke Saga sind eine pure Satire zur Thematik des Tourismus und enden in einem extrem skurrilen vierten Teil, welcher eine düstere Zukunft prophezeit. Als Zuschauer kann man für keine Partei Position beziehen, sondern leidet mit den verschiedenen Persönlichkeiten eher mit. Die deutschen Touristen sind zu bemitleiden, da sie von den Tirolern als Goldesel gesehen und ausgenutzt werden, die Tiroler sind zu bemitleiden, da sie alles tun, nur um zu Geld zu kommen. Dazu ist jedes Mittel recht. Auch untereinander sind sie sich nicht einig und wer es wagt sich gegen die örtliche Behörde aufzulehnen wird mundtot gemacht, was im vierten Teil bis zum Extrem ausgeführt wird. Es geht immer nur um das Geld. Und die Deutschen, die sogenannten Piefkes, kommen um sich zu erholen oder sportliche Höhepunkte zu erringen und dank ihrer Mark in den Genuss des Verwöhntwerdens zu kommen. Karl Friedrich Sattman treibt es noch weiter. Er hat sich in diese Gegend verliebt und möchte als vollwertiger Tiroler aufgenommen werden. Doch dies bleibt ihm immer verwehrt, denn die Tiroler werden die Piefkes nie mögen, egal wie nett sie sind. Am Ende bleibt nur noch wenig übrig und man fragt sich, wem nun dieser Tourismus wirklich dient. Er hat sich verselbständigt, der einzelne Mensch ist ersetzlich und dient nur noch dem Zweck. Frage ist: welchem Zweck?
Auch wenn diese Satire von den Deutschen und Österreichern handelt, so könnte man sie auf jeden Ort dieser Welt übertragen. Überall läuft es genau gleich. Vorurteile und Klischees sind wohl ein Teil der Menschen und die Gier nach Geld ebenfalls.
1990 wurden die ersten 3 Teile der Saga gedreht. Erst 1993 kam ein vierter Teil dazu.
Diese Saga hat bei ihrer Ausstrahlung viel zu reden gegeben. Der vierte Teil wurde lange nicht im Fernsehen ausgestrahlt, da er einige extreme Momente aufzeigt, welche heutzutage beinahe Fernsehalltag sind, aber sicher nicht wirklich kindertauglich.
Ich habe mich von Anfang bis Ende köstlich amüsiert. Auch wenn die Serie schon 17 Jahre alt ist, wirkt sie keineswegs verstaubt. Einzig an der Kleidung oder an der Bildqualität ist das Alter zu erkennen. Alles andere ist zeitlos und deshalb kann ich diese sarkastische und verrückte Satire all jenen empfehlen, welche kritische Filmproduktionen mögen.
DVD:
Die 2 DVDs kommen in einem schönen Digipack daher. Dieses beinhaltet ebenfalls ein informatives Booklet mit Informationen zu den einzelnen Folgen, sowie zu den Darstellern und ihren Rollen.
Auf den DVDs gibt es keine Extras.
Sprache: Deutsch (Dolby Digital 2.0)
Laufzeit: ca. 385 Minuten
- Redakteur:
- Doris Flückiger