Post geht ab, Die
- Regie:
- Helmuth M. Backhaus
- Jahr:
- 1962
- Genre:
- Komödie
- Land:
- Deutschland
1 Review(s)
21.11.2005 | 08:10Für das Jahr 1962 haben sich die Macher der "Filmpalast"-Reihe einen sehr musikalischen Film vorgenommen, nämlich den hochkarätig besetzten Streifen "Die Post geht ab", der durch viele Lieder aus der damaligen Zeit begleitet wird und daher besonders für Freunde des alten Schlagers interessant sein dürfte. Leute wie Vivi Bach, Gerhard Wendland und Peter Fröhlich übernehmen hier die Hauptrollen und nutzen jede Gelegenheit, einen ihrer aktuellen Hits darzubieten, weshalb man "Die Post geht ab" auch nicht mehr als reine Komödie bezeichnen darf, denn dafür überwiegt der Anteil der Musik letztendlich zu stark. Dennoch ist Regisseur Helmuth M. Backhaus mit sehr viel Humor an die Sache herangegangen und hat schließlich auch einen recht witzigen Film abgedreht, der das Bild des damaligen deutschen Films eigentlich perfekt widerspiegelt.
Story:
Jazzband-Trompeter Willy hat Glück im Unglück: Nachdem er einen Schlagerwettbewerb veranstaltet hat, geht ausgerechnet das Reisebüro pleite, bei dem er als Hauptgewinn zwei Touren in den sonnigen Süden gebucht hatte. Kurzerhand besinnt er sich auf seinen alten Autobus, um die Gewinner Barbi und Till nun persönlich an den Urlaubsort zu kutschieren. Doch Barbi reist nicht gern allein und nimmt noch ihre Freunde mit. Da die ganze Aktion jedoch ohne väterlichen Segen startet, machen sich die alten Herren in ihren Limousinen auf, dem Reisebus zu folgen. Nach vielen Hindernissen finden vier Paare zueinander und das Leben an der blauen Adria ist voller Freuden ...
Als Kind habe ich mir die Filme mit Heinz Erhardt immer sehr gerne abgesehen, wobei ich mich aber jetzt nicht mehr so genau an die Titel erinnere, in denen der Mann mit der markanten Brille mich zum Lachen brachte. "Die Post geht ab" gehörte aber ganz bestimmt nicht dazu, denn hier spielt Erhardt nur eine Nebenrolle und lässt in dieser auch den bekannten Wortwitz und die übliche Tolpatschigkeit vermissen. Dass "Die Post geht ab" also mit Heinz Erhardt in der Hauptrolle angepriesen wird, stiftet ein wenig Verwirrung und setzt Erwartungen, die schließlich nicht erfüllt werden können.
Davon mal abgesehen, ist dieser Streifen eine ganz nette Komödie, die aber gerade zu Beginn durch die große Anzahl von musikalischen Darbietungen nicht so richtig in Schwung kommen will. Bevor die Truppe sich Richtung Adria aufmacht, ist schon ein ganzes Stück vergangen, in dem rein handlungstechnisch nicht viel Relevantes passiert. Wenn man auf die Musik steht, die hier gespielt wird, geht das sicher in Ordnung. Sollte dies aber wie in meinem Fall nicht so sein, wird man sich schnell genervt fühlen.
Ist der Bus dann aber erst einmal auf Touren gekommen, beginnt auch der Film, immer mehr Freude zu bereiten und an Fahrt zu gewinnen. Erst dann blühen auch die beiden Hauptdarsteller Vivi Bach und Adrian Hoven in ihren Rollen auf und können bestens unterhalten, selbst wenn das Erzähltempo auch im weiteren Verlauf jetzt nicht sonderlich hoch ist und auch auf inhaltliches Basis nie wirklich Spektakuläres geboten wird. "Die Post geht ab" ist nämlich einfach nur sehr leichte Kost, die den Schwerpunkt nicht hauptsächlich auf den komischen Teil setzt, vielleicht aber gerade auch deshalb so gut funktioniert, weil hier niemand auf Teufel komm raus witzig sein will - und genau das ist ja wiederum an zahlreichen anderen Produktionen aus den Sechzigern zu bemängeln ... hier aber nicht!
Bei der Aufarbeitung der DVD gibt es gleichermaßen wenig zu bemängeln. Das Bild ist nach wie vor sehr gut erhalten und zeichnet sich durch kräftige Farben aus, die das partiell auftretende Bildrauschen oft relativ gut unterdrücken können. Zudem halten sich die Störfaktoren wie Kratzer und andere Verschmutzungen stark in Grenzen, was ebenfalls als Pluspunkt vermerkt werden darf.
Die Tonqualität ist auch sehr überzeugend. Gerade beim musikalischen Teil geht hier sprichwörtlich die Post ab und wird den übrigen, klanglich relativ hochwertigen Titeln aus dieser Reihe diesbezüglich durchaus gerecht.
Beim Bonusmaterial haben sich e-m-s indes nur auf die bekannte Music-Box, bei der man die acht im Film vorgetragenen Lieder noch einmal einzeln anwählen kann, einen Reprint des verkleinerten Original-Filmprogramms und ein sehr ausführliches Booklet mit vielen Hintergrundinformationen zu den Hauptdarstellern und dem Jahre 1962 im Allgemeinen beschränkt. Nicht sonderlich viel, aber immerhin gibt es überhaupt ein paar Extras.
Fazit:
"Die Post geht ab" ist ein typischer deutscher Film-Oldie mit guten Schauspielern, viel Musik und einer sehr transparenten, kurzweilig unterhaltenden Handlung - oder mit anderen Worten: sehr leichtes Kino, das speziell für die ältere Generation, die mit diesen Charakteren und derart strukturierten Streifen aufgewachsen ist, interessant sein sollte, wohingegen jüngere Zuscher möglicherweise Schwierigkeiten mit den nicht mehr ganz zeitgemäßen Schlagern bekommen könnten. Weil die Musik diese Produktion jedoch sehr stark limitiert, ist auch die Zielgruppe deutlich eingeschränkt und rekrutiert sich schlussendlich aus den Liebhabern des deutschen Schlagers aus den Sechzigern. Wer auf so etwa steht, ist also hier an der richtigen Adresse!
- Redakteur:
- Björn Backes