Prison on Fire
- Regie:
- Ringo Lam
- Jahr:
- 1987
- Genre:
- Action
- Land:
- Hongkong
1 Review(s)
14.08.2005 | 18:37Prison Action mit Superstar Chow Yun Fat
Hongkong 1987: Ka-Yiu (Tony Leung Ka Fai) muss in den Knast, da er unbeabsichtigt den Tod eines Ladendiebs verschuldet hat. Der sensible junge Mann mit der Sträflingsnummer 51910 hat große Mühe, sich dem brutalen Knastalltag anzupassen. Er wird misshandelt und gedemütigt.
Der Gangsterboss Micky sitzt ihm genauso im Nacken wie der gewalttätige Oberwärter (Roy Cheung). Doch da naht Rettung in Person des gefangenen Ching (Chow Yun Fat). Er kennt die Regeln im Knast und verbündet sich mit Ka-Yiu. Alle Zeichen deuten auf einen blutigen Kampf gegen ihre Peiniger. (Klappentext)
Filminfos
O-Titel: Prison on Fire (HK 1987)
DVD-Hersteller: E-M-S
Kaufversion: 21.07.2005
FSK: ab 16
Länge: 98 Min., HD-ready
Regisseur: Ringo Lam
Drehbuch: Nam Yin
Musik: Lowell Lo
Darsteller: Chow Yun Fat, Tony Leung Ka Fai, Roy Cheung u. a.
Handlung
Lo (Familienname) Ka-Yiu (Vorname) muss für drei Jahre in den Knast von Hongkong. Er muss seine persönlichen Sachen abgeben und sich den Hintern examinieren lassen: Die Würde wird den Häftlingen ebenso genommen wie die Identität - jede bekommt eine Nummer und wird nur damit angesprochen. Diese Behandlung trifft den jungen Mann, der Werbe-Design studiert hat, besonders hart. Und die Strafe ist obendrein ungerecht: Er hat lediglich die Triaden-Gangster, die im Laden seines Vaters Randale machten, vertreiben. Als sie seinen Vaters verletzten, ist er ausgerastet und hat einen der Gangster vor einen Bus gestoßen. Das war's dann für ihn. Wenigstens halten seine Familie und seine Freundin Mae noch zu ihm.
Aber drei Jahre - rund 1000 Tage - können eine verdammt lange Zeit sein.
Wenig später humpelt Ching (Yun Fat) ins Gefängnis, sein Bein steckt in einem Gipsverband. Er scheint schon ein Veteran zu sein und kennt sich mit dem Knastsystem aus. Als er Ka-Yiu einen Fehler nach dem anderen machen sieht, kann er nur den Kopf schütteln. Aber es nutzt nichts, den Jüngeren zu belehren: Er muss alles auf die harte Tour lernen.
Und wie hart es laufen kann, wird schon bald demonstriert. Bei einer Bandenschlägerei auf dem Gefängnishof schlägt der Sicherheitschef Hung, genannt "Der Killer", einem der Rädelsführer den Schädel ein. Als Ka-Yiu den Helfer des Bandenchefs Micky bei Ching verpfeift, macht er sich bei Micky höchst unbeliebt. Nach einer Zelleninspektion durch Hung macht Micky einen Deal mit dem Sicherheitschef und hängt Ka-Yiu was an. Dieser ist fortan noch schlechter angesehen und wird zusammengeschlagen. Da kann Ching nichts tun.
Als alles schon nach Besserung aussieht, kommt es in der Wäscherei, wo Ching und Ka-Yiu arbeiten, zu einer schweren Auseinandersetzung mit Mickys Bande. Ka-Yiung gerät derart in Rage, dass er sogar seinen Freund Ching verletzt und sich anschließend selbst töten will. Aber mit Glasscherben geht das wirklich schlecht. Als der Sicherheitschef aufkreuzt, begehrt Ching gegen ihn auf, sich des Risikos voll bewusst. Ching und Ka-Yiu werden zu Einzelhaft und Haftverlängerung verdonnert. Wenigstens ist Micky verlegt worden.
Doch der Friede ist trügerisch, und ein Jahr später, kaumm dass Micky zurück ist, geht der Ärger von vorne los. Diesmal ist es jedoch Ching, der komplett ausrastet.
Die DVD
Technische Infos
Bildformate: 1,85:1 (anamorph)
Tonformate: DD 5.1
Sprachen: D, Kantonesisch
Untertitel: D
Extras:
- Originaltrailer
- Bio-Filmografien von Chow Yun Fat, Tony Leung Ka Fai, Ringo Lam
- 4-seitiges Booklet
- Trailershow: The Machinist; R-Point; Prison on Fire 2; Wishing Stairs; Inugami; Ginger Snaps 2+ 3; Evil; Into the Mirror.
Mein Eindruck
Der Film wird von vier Figuren und ihren jeweiligen Darstellern dominiert, und die Handlung ergibt sich aus dieser spannenden Konstellation: Ching und Ka-Yiu sind wie Brüder, die ständig von Bandenchef Micky gepiesackt und bekämpft werden. Diesen drei Häftlingen steht Sicherheitschef Hung gegenüber, doch das ist ein krummer Hund, der, um die Ordnung und Kontrolle zu behalten, mit Micky einen Deal nach dem anderen ausmacht und infolgedessen zum - letzten Endes fast tödlichen - Gegner von Ching und Ka-Yiu wird.
Diese Konstellation spiegelt in der begrenzten Knastwelt die größere Welt der Machtverhältnisse in der damaligen Kronkolonie Hongkong wieder: Die Bürokraten und Verwalter arbeiten mit den Gangsterchefs der Triaden zusammen, um die Bürger ebenso wie die Kleinkriminellen zu kontrollieren. Ka-Yius Vater ist ein Opfer dieses infamen Bündnisses. Der Überfall auf ihn setzt eine verhängnisvolle Kettenreaktion in Gang, in deren Verlauf Ka-Yiu und Ching die Verhältnisse - zumindest im Knast - radikal verändern.
Dabei verändert sich Ka-Yiu in seinem ehrlichen Engagement ebenfalls stark. Schließlich wird er von seinen Mithäftlingen doch noch als Ihresgleichen anerkannt. Leider wird seine innere Veränderung nicht reflektiert, sondern in schier pausenloser Action umgesetzt.
Bei der Darstellung der Action hält sich der Regisseur nur wenig zurück, was den Realismus angeht: man könnte auch Brutalität dazu sagen. Ganz besonders der Höhepunkt der letzten Schlacht ist gespickt mit blutigen Details, zu denen auch das Abbeißen eines Ohrs gehört - die Apotheose der Gewalt.
~ Weder Martial Arts noch Gangsterfilm ~
Nur für den Fall, dass sich jemand an spätere Martial-Arts- und Gangster-Splatter-Filme erinnert fühlt: Dieser Streifen ist meilenweit davon entfernt. Martial Arts kommen überhaupt nicht vor, denn derart unbeholfene Würfe und Stürze würden in jenem Genre keinesfalls vorkommen: viel zu unästhetisch. Gangster treten zwar auch einige auf, aber natürlich nicht mit Waffen, sondern lediglich mit ihren Fäusten (und dem einen oder anderen Stuhlbein). Von Splatter kann also ebenfalls keine Rede sein. In welche Schublade könnte man also den Ringo-Lam-Film stecken? "Social Action" klingt leider viel zu sehr nach "Streik". Nennen wir das Kind also "Prison Action". In dieses Bild passt auch die Fortsetzung "Prison on Fire 2", in der ebenfalls Chow Yun Fat als Star auftritt.
Die DVD
Der Sound im Standard Dolby Digital 5.1 kann sich hören lassen, doch mit dem Bild ist man nicht immer zufrieden. So treten bei den Innenaufnahmen im Gegenlicht der Fenster typische Weichzeichnereffekte auf, bei denen die Konturen der Fenster verschwimmen. Das war in einer Aufnahme besonders auffällig. Aber sonst achtete der Kameramann darauf, solche riskanten Aufnahmen nicht noch einmal zu wagen. Der Rest des Filmes ist einwandfrei, besonders bei den Außenaufnahmen (auch bei Regen).
Die Dokumentationen halten sich sehr in Grenzen, denn es gibt keine. Man könnte allenfalls den Artikel von Ralph Umard im vierseitigen, illustrierten Booklet als Doku rechnen. Umard berichtet, wie der Film entstand. Zusätzlich liefern die drei Bio-Filmografien zu Chow Yun Fat, Tony Leung Ka-Fai und Ringo Lam Informationen in Form von Texttafeln. Dabei wird besonders bei Ringo Lam auch auf die Wirkung seines Films eingegangen. Demnach wurde 1987 das Knastsystem in Hongkong diskutiert. Denn die Darstellungen sind authentisch, selbst wenn zu Beginn des Films deutlich gesagt wird, dass Figuren und Schauplätze erfunden seien. - Der Rest der Extras besteht aus Werbung.
Unterm Strich
Da weder die Freunde von Geisteroper, Gangsterfilm noch Martial-Arts-Spektakel auf ihre Kosten kommen, bleibt nur eine kleine Zielgruppe übrig: die beinharten Fans von Superstar Chow Yun Fat. Diese kommen dafür voll auf ihre Kosten, denn diesmal legt Meister Fat einen tollen Auftritt hin, der von witziger Parodie, einfühlsamer Zwiesprache über fröhliche Tänzchen bis zur großen Klappe und beinharten Action reicht.
Das ist eine ziemlich erstaunliche Palette, die man sich bei seinem Sidekick Tony Leung Ka-Fai keinesfalls vorstellen könnte, der im Schatten des Superstars immer etwas verblasst. Wahrscheinlich zu Unrecht. Dafür bringt Leung die notwendige Prise Realismus ein, denn er wird wiederholt von seiner Familie und seiner Freundin besucht und muss sich mit Beziehungsproblemen herumschlagen.
Dieses dynamische Duo setzt sich in einem langen Kampf mit den Schurken auseinander, von denen es jede Menge gibt. Erstaunlich ist die differenzierte Darstellung dieser negativen Figuren: Ihr Verhalten bleibt stets nachvollziehbar und einsichtig, was sie deutlich von den stilisierten Figuren der Geisteroper und den gesichtslosen Schlägern der Gangsterfilme unterscheidet.
Die DVD ist hinsichtlich der Extras sparsam ausgestattet, doch der gute Sound und die passable Bildqualität entschädigen für den Mangel an visuellen Dokumentationen. Man ist dankbar für die Texttafeln und das vierseitige Booklet mit dem Artikel von Ralph Umard. Für die Asien-Klassiker-Sammlung reicht es der DVD als Qualifikation allemal.
- Redakteur:
- Michael Matzer