Quills - Macht der Besessenheit
- Regie:
- Philip Kaufman
- Jahr:
- 2000
- Genre:
- Drama
- Land:
- USA
- Originaltitel:
- Quills
1 Review(s)
02.02.2008 | 15:41Einführung:
Eigentlich habe ich mir "Quills - Macht der Besessenheit" aufgrund seiner hervorragenden Kritiken, wie auch seiner Oscarnominierung gekauft. Außerdem spielt eine meiner Lieblingsdarstellerinnen, Kate Winslet, im Film die Hauptrolle, deren Präsenz mir ein zusätzlicher Kaufanreiz war.
Doch was zunächst nach einem harmlosen Kostümdrama ausgesehen hat, entpuppte sich schnell als wirklich harter Brocken mit Tiefgang. Deshalb möchte ich diesen Film auch nicht für jedermann empfehlen – doch dazu später...
Daten:
Regisseur: Philip Kaufman
Drehbuchautoren: Doug Wright, Doug Wright
Originalmusik: Stephen Warbeck
Kamera: Rogier Stoffers
Darsteller:
Geoffrey Rush als The Marquis de Sade
Kate Winslet als Madeleine 'Maddy' LeClerc
Joaquin Phoenix als The Abbe du Coulmier
Michael Caine als Dr. Royer-Collard
Billie Whitelaw als Madame LeClerc
Patrick Malahide als Delbené
Amelia Warner als Simone
Jane Menelaus als Renee Pelagie
Stephen Moyer als Prouix, the Architect
Tony Pritchard als Valcour
Michael Jenn als Cleante
Danny Babington als Pitou
George Yiasoumi als Dauphin
Stephen Marcus als Bouchon
Elizabeth Berrington als Charlotte
Die Handlung:
Frankreich, Anfang des 19. Jahrhunderts. Die Revolution ist gerade vorüber und Napoleon hat bereits den Thron bestiegen. Die meisten Adligen wurden enthauptet, die restlichen schmachten nun in den Gefängnissen.
Auch der Marquis de Sade (Geoffrey Rush) hat die Revolution überlebt, ist aber wegen seiner perversen Sexspiele und anderer menschenverachtender Straftaten in die "Irrenanstalt" Charenton eingewiesen worden, in der er ein einigermaßen luxuriöses Leben führt. In diesem "goldenen Käfig" schreibt er nun über seine sadistisch-erotischen Phantasien. Dies wird ihm auch vom Anstaltsleiter Abbe du Coulmier (Joaquin Phoenix), sozusagen als therapeutische Maßnahme, erlaubt.
Dass diese Schriften aber veröffentlicht und gedruckt werden, entzieht sich der Kenntnis der Anstaltsleitung. Hierfür ist die junge und hübsche Wäscherin Madeleine LeClerc (Kate Winslet) verantwortlich, welche von den ungewöhnlichen Werken de Sade's fasziniert ist und diese deshalb regelmäßig mit der Wäsche nach draußen schmuggelt.
Aufgrund der immer größer werdenden Beliebtheit dieser Schriften in der Bevölkerung, bleibt deren Existenz auch dem Kaiser Napoleon nicht lange verborgen. Erschüttert und fasziniert zugleich, sendet er den für sein hartes Vorgehen bekannten Psychiater Dr. Royer-Collard (Michael Cain) in die Anstalt, um de Sade am weiteren Schreiben und vor allem am Veröffentlichen seiner Machwerke unter allen Umständen zu hindern.
Bestraft und seiner normalen Schreibutensilien beraubt, findet de Sade aber immer wieder zum Teil auch drastische Möglichkeiten, seine Wärter zu überlisten und seine Werke dem Verleger zukommen zu lassen, denn das Verfassen seiner Romane ist für ihn sein Lebensinhalt.
Kritik:
Ich habe lange überlegt, ob ich eine Kritik zu diesem wirklich sehr schwierigen Film verfassen soll. Ich versuche jetzt trotz des schwierigen Themas einmal, meine Gefühle und meine Überlegungen beim Anschauen dieses gesellschaftskritischen Dramas zu beschreiben. Trotzdem werde ich hoffentlich neutral bleiben.
Zunächst zur technischen Seite des von Regisseur Philip Kaufman ("Twisted - Der erste Verdacht", "Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins", "The Wanderers") in Szene gesetzten Werkes.
Die Ausstattung, die Drehorte und auch die Wahl der Schauspieler sind einfach nur als gut durchdacht zu bezeichnen. Diese sorgfältige Auswahl und die Detailverliebtheit der Sets hat dann als Ergebnis, dass der Film fast schon dokumentarische Qualitäten aufweist. Durch die professionelle Kameraarbeit wird dieses Ergebnis noch verstärkt und bleibt so dauerhaft im Gedächtnis des Zuschauers haften.
Es ist wirklich ein besonderes, fast rauschhaftes Erlebnis, diese in der Anstalt klaustrophobischen und außerhalb der Anstalt auch prunkvollen Bilder auf sich wirken zu lassen. Hier stimmt wirklich alles. Dazu kommen die poetischen und harmlos wirkenden Dialoge, die aber bei genauerer Betrachtung messerscharf und punktgenau knüppelhart zum Einsatz kommen.
Nun zum schwierigeren Teil dieser Besprechung: Der Aussage des Films. Ich gebe zu, dass mich der Film bis heute noch beschäftigt und dass ich auch bis jetzt noch zu keinem eindeutigen Ergebnis gekommen bin.
Hier mal ein paar meiner Überlegungen:
Darf ein offensichtlich kranker Geist seine Werke veröffentlichen und mit seinem Gedankengut ein Volk vergiften oder muss hier die Staatsmacht eingreifen? Dies ist eine der Fragen, die der Film aufwirft. In dieser Hinsicht ließe sich natürlich auch ein aktueller Bezug in Hinsicht auf viele sehr fragwürdige DVD-Veröffentlichungen herstellen. Denn wenn jemand moralisch fragwürdige Werke unters Volk bringt, so findet sich immer auch eine Vielzahl von Personen, die daran Gefallen zu finden scheint. Das ist gesellschaftspolitisch eine Tatsache, d.h. das Interesse für solche im Roman beschriebenen perversen Handlungen ist schon vorher in der Gesellschaft latent vorhanden gewesen und das Interesse wurde nicht erst durch die Lektüre geweckt.
Die nächste Frage, die sich mir stellte: Welche Reaktionen oder Schäden kann ein Werk wie das von de Sade bei labilen Menschen anrichten und ist das Grund genug um ein Verbot auszusprechen? Auf diese Frage habe ich noch keine Antwort gefunden, ich bin aber der Meinung, dass eine gewisse gesetzliche Regelung manchmal nicht nachteilig ist. Verbote bringen aber wohl nichts, da sich ja immer eine Möglichkeit findet, diese zu umgehen. Das zeigt auch der Film.
Resümierend lässt sich festhalten, dass der Umgang mit fragwürdigen Schriften (oder auch DVDs) immer auch eine Frage der persönlichen Verantwortung, des eigenen Charakters und des Respekts gegenüber anderen ist. Mündige Bürger müssen wissen, was noch im Rahmen des Normalen und somit vor dem eigenen Gewissen vertretbar ist. Verbote bringen nichts – sie machen den Reiz der Verbotenen nur umso größer.
Die DVD:
Die DVD von 20th Century Fox bietet ein gutes Bild, ohne jedoch in punkto Bildschärfe Bäume auszureißen. Der leicht frontlastige Ton ist ebenfalls nur Durchschnitt, er stellt sich aber als sehr gut verständlich dar und ist in Dolby Digital 5.1 (Deutsch / Englisch) auswählbar.
Die Extras:
- Audiokommentar des Autors Doug Wright
- Featurette "Marquis On The Marquee"
- Featurette "Creating Charenton"
- Featurette "Dressing The Part"
- Original-Kinotrailer
- TV Spot
- Dokumentation "Fakten und Film"
- Foto-Galerie
Fazit:
Vorsicht! Der Film ist wirklich schwerer Stoff und eignet sich definitiv nicht für einen gemütlichen Videoabend. Nicht, dass dies jetzt in sehr harten Szenen begründen würde – nein, die wirklich harten und zum Teil sehr sadistisch-pornografischen Szenen spielen sich durch die im Film vorkommenden Beschreibungen im Kopf des Zuschauers ab. Wirklich sehr Abartiges.
Besonders sensiblen Personen kann ich dieses Werk deshalb nicht empfehlen, aber Cineasten mit Interesse an gesellschaftskritischen Themen durchaus. Technisch und schauspielerisch ist der Film auf jeden Fall erstklassig.
- Redakteur:
- Detlev Ross