Ring des Buddha, Der
- Regie:
- Jochen Breitenstein
- Jahr:
- 2001
- Genre:
- Dokumentarfilm
- Land:
- Deutschland
- Originaltitel:
- The Ring of the Buddha
1 Review(s)
04.06.2005 | 09:03Am 18. April 2003 verstarb der Schweizer Toni Hagen, einer der bedeutendsten Nepal-Kenner überhaupt. Nur wenige Monate zuvor hatte der Film "Der Ring des Buddha" Premiere, der seine Lebensgeschichte nacherzählt, in einer Mischung aus Dokumentar- und Spielszenen. Als Rahmenhandlung dient dabei die Suche Toni Hagens nach einem buddhistischen Mönch in Kathmandu, der Hauptstadt Nepals, der ihm einst den Ring des Buddha überreichte und den er jetzt auf seiner letzten Reise begleiten möchte. In dieser Rahmenhandlung, die in der Gegenwart des Filmdrehs, also ca. zwei Jahre vor Hagens Tod, spielt, verkörpert er sich selbst. Begleitet wird er auf seiner Suche von der nepalesischen Chauffeurin Sarasvati Tapa (Sonja Metha), der er aus seinem Leben und von seinen Abenteuern in Nepal erzählt.
Zuerst kommt Hagen (in den Rückblenden gespielt von Martin Maria Abram) im Jahre 1950 nach Nepal, wo er als Mitglied einer Schweizer Mission für Entwicklungshilfe den Auftrag hat, in seiner Funktion als Geologe topographische Messungen vorzunehmen. Später setzt er diese Aufgabe erst für die nepalesische Regierung und dann für die UNO fort. Als nach der Niederschlagung des tibetischen Aufstandes gegen China eine riesige Menge tibetanischer Flüchtlinge nach Nepal drängt, setzt Hagen sich bei dem König von Nepal dafür ein, dass diese alle aufgenommen werden. Er beginnt ein Entwicklungshilfe-Projekt für die Flüchtlinge, durch dass er ihnen hilft, eigene Betriebe aufzubauen, so dass sie Arbeit haben und nicht auf Almosen angewiesen sind. Durch dieses Projekt rettet er wohl Tausenden Menschen das Leben und verhindert eine größere humanitäre Katastrophe.
Vom Aufbau her handelt es sich bei der "Ring des Buddha" um ein relativ konventionelles Doku-Drama, das aus einer Rahmenhandlung in der Gegenwart, die als Aufhänger für das Erzählen von Toni Hagens Lebensgeschichte dient, sowie aus einer Mischung aus Spielszenen und authentischen Zeitaufnahmen in den Rückblenden besteht. Dabei wirken gerade die Szenen in der Gegenwart mitunter etwas unbeholfen und amateurhaft gespielt – Hagen war nun mal ein Geologe und kein Schauspieler, auch wenn er nur sich selbst spielt. Irgendwie macht gerade das den Film allerdings auch ein wenig sympathisch. Aber auch die plumpe Art, wie Hagen und seine Begleiterin in diesen Szenen mehrere Orte abklappern, zu denen Hagen dann jeweils eine Anekdote oder ein Abenteuer aus seinem Leben einfällt, trägt dazu bei, dass das Ganze sehr gestellt und konstruiert wird.
Die Szenen in der Vergangenheit dagegen sind zumindest durchschnittlich in Szene gesetzt, auch wenn man ihnen zu keinem Zeitpunkt abnimmt, dass sie in den 50er Jahren spielen. Teilweise fühlt man sich aber in einen schlechten Abenteuerfilm versetzt, wenn wieder mal gezeigt wird, wie Hagen mit letzter Energie irgendein unüberwindbares Hindernis im Himalaya bezwingt. Das wirkt dann im Gegensatz zu vielen interessanten Anekdoten und Begebenheiten, die auch erzählt werden, sehr dick aufgetragen.
Dick aufgetragen ist auch das ständig wiederholte Loblied auf Nepal, auf das friedliche Zusammenleben der Menschen dort und die menschenfreundliche Regierung. Wenn man sich nämlich die Ereignisse in diesem Land und die Berichte der Amnesty International der letzten Jahre anschaut, ergibt sich ein ganz anderes Bild. Schließlich befindet sich Nepal aufgrund maoistischer Rebellen immer mal wieder im Ausnahmezustand, und auch die Regierung ist bei weitem nicht wirklich stabil. So kam der auch im Film vorkommende König von Nepal, Majestät Birendra, 2001 bei einem Mordanschlag ums Leben. Die Ernennung Nepals zum Paradies auf Erden ist unter diesem Blickwinkel wohl doch etwas übertrieben.
An der gerühmten Vielfalt der Religionen und Kulturen in Nepal und deren meist friedlichem Miteinander ist allerdings nicht zu zweifeln. Und so zeigen die beeindruckendsten Bilder von "Der Ring des Buddha" Aufnahmen vom Alltagsleben der Menschen dort, die Ausübung farbenprächtiger religiöser Rituale und auch herrliche Landschaftsaufnahmen. Denn trotz der Probleme, die in Nepal vorherrschen, handelt es sich um ein sehr faszinierendes Land, und diese Faszination weiß der Film über weite Strecken gut einzufangen. Das ist schließlich auch sein größter Pluspunkt, denn während die Szenen über Toni Hagen zwar oft sehr interessant sind, sind diese nur selten gut umgesetzt und können den Szenen über Nepals Land und Leute nicht das Wasser reichen.
In einer Mischung aus Dokumentar- und Spielfilm erzählt "Der Ring des Buddha" aus dem bewegten Leben Toni Hagens in Nepal. Dabei verschenkt er viel Potenzial durch die wenig gelungenen Spielsequenzen und viele grässliche Übertreibungen. Punkten kann er allerdings bei den Aufnahmen des Alltagslebens Nepals, bei dem viel von dem Flair vermittelt werden kann. So ist der Film letztendlich für Nepal-Interessierte eine enorme Bereicherung.
Die DVD von Polyband präsentiert den Film sowohl in Englisch als auch in Deutsch und im imposanten Widescreen-Format, das für die wunderbaren Landschaftsaufnahmen auch ein echtes Muss ist. Als Extras gibt es ein kaum lohnenswertes "Behind the Scenes"-Feauturette und ein Interview mit dem Dalai Lama, der als Freund Toni Hagens auch kurz im Film zu Wort kommt, in diesem Interview aber wenig Neues zum Besten gibt, was man nicht schon andernorts gehört hätte. Zudem gibt es noch eine umfangreiche Anzahl an Texttafeln mit Infos über Toni Hagen, den Dalai Lama, über Nepal und Tibet.
- Redakteur:
- Andreas Fecher