Romanzo Criminale 1. Staffel (DVD)
- Regie:
- Stefano Sollima
- Jahr:
- 2008
- Genre:
- Kriminalfilm
- Land:
- Italien
- Originaltitel:
- Romanzo Criminale. Season 1
1 Review(s)
28.01.2013 | 10:34Realitätsnahe Verbrecherkarrieren alla italiana
"Rom, 1977: Während verschiedene Verbrecher-Organisationen weite Teile Italiens beherrschen, agieren in der Hauptstadt mehrere kleinere Banden. Eine davon gehört Pietro, genannt ,,Der Libanese". Der Kleinganove hat hochfliegende Träume: Zusammen mit seinen Männern will er ganz Rom kontrollieren. Mit dem Gewinn aus einem Diebstahl beschafft er sich erste Waffen und beginnt seinen Plan mit Entführung, Intrigen und geheimen Verhandlungen in die Tat umzusetzen...
Filminfos
O-Titel: Romanzo Criminale. Season 1 (Italien 2008)
Dt. Vertrieb: Edel Motion
FSK: ab 18
VÖ: 21.09.2012 [Kauf-DVD]
EAN: 4029759075967
Länge: ca. 661 Min.
Regisseur: Stefano Sollima
Drehbuch: Barbara Petronio, Daniele Cesarano, Giancarlo De Cataldo
Musik: Pasquale Catalano (18 Episoden)
Darsteller: Roberto Infascelli, Vinicio Marchioni, Mauro Meconi, Edoardo Pesce, Alessandro Roja, Andrea Sartoretti, Daniela Virgilio, Marco Bocci, Giorgio Caputo, Riccardo De Filippis, Dario DAmbrosi u.a.
Die Episoden
Episode 1
Prolog
Ohne das römische Sozialghetto Magliana ist der Aufstieg der "Banda della Magliana" nicht zu verstehen. Deshalb beginnt die Geschichte hier, zwischen Mietskasernen aus Beton. In der Gegenwart von 2008 schlagen drei junge Männer einen älteren zusammen, um ihn um sein Geld zu erleichtern. Doch er kehrt zurück und schießt dem Rädelsführer zunächst ins Knie. "Ich war ein Freund des Libanesen", schreit er. Da bekommt der Angeschossene offensichtlich Angst, denn der Libanese ist hier ein Volksheld, eine Legende. Wie konnte er sie bloß vergessen? Doch alles Flehen nützt ihm nichts, denn der Ausgeraubte feuert diesmal in seine Brust und ruft erneut in die leer gefegten Straßen. Aber wer, zum Teufel, war überhaupt dieser Libanese, den die Jugend von heute nicht mehr kennt?
Haupthandlung
Magliana, 1977. Pietro, "der Libanese", holt seine drei Freunde ab, um einen Coup zu starten: Einen LKW mit Olivetti-Schreibmaschinen auszurauben, ist kein großes Ding, sollte man meinen. Aber jeder Coup will gut organisiert sein, und damit hapert es offenbar. Er kann froh sein, noch ein Million Lire für die 50 fabrikneuen Maschinen zu bekommen. Doch er teilt den Lohn nicht wie abgemacht auf, sondern kauft damit Waffen von einem Dealer. Der lässt ihn beschatten.
Pietros Auto wird am Hippodrom geklaut - mitsamt den Waffen! Nachdem sie den kleinen Gauner Sorgio ausgequetscht haben, weiß er auch, dass er ein Problem hat: Den Wagen hat jetzt "Fredo" Soleri, ein Drogenhändler mit einer schlagkräftigen Organisation. Doch wider Erwarten kann man sich mit Fredo arrangieren, denn der will am nächsten großen Coup des "Libanesen" partizipieren: die Entführung des Königs der Pferderennbahnen, Baron Rossellini. Der Coup sollte mindestens 5 Milliarden Lire bringen. Doch schon gleich nach Beginn der Planung kriegen die beiden Banden Streit...
Ausgerechnet ein Kommunist! Commissario Scaloias Kollegen und Vorgesetzte bei der Stadtpolizei von Rom schütteln über ihn den Kopf. Ob das mal gut geht? Man kann nicht behaupten, dass sie ihn tatkräftig unterstützen, denn zwischen der außerparlamentarischen Opposition auf der Straße und den "Roten" machen die Kryptofaschisten wenig Unterschiede. Als Giogiana Masi, eine Studentin, auf der Garibaldi-Brücke erschossen wird, gerät die APO noch mehr in Aufruhr und inszeniert einen Protest vor der Polizeipräfektur. Bestürzt entdeckt Scaloia unter den Demonstranten seine eigene Schwester Sandra, die er finanziell unterstützt. Sie hasst ihn trotzdem, denn er ist ein Cop.
Auf die Spur der Banda della Magliana stößt Scaloia zunächst beim ausgeraubten LKW. Die gleiche Marke von Mentholzigarillos findet er zudem am Ort, wo Baron Rossellini entführt worden ist. Dass es sich um Sarden handelt, wie der Anruf der Entführer suggerieren soll, glaubt er keine Sekunde. "Es sollen Römer sein?" fragt Staatsanwalt Borgia ihn ungläubig. "Aber hier gibt es keine Bande, die groß genug für solch einen Coup wäre, geschweige denn die Mafia!"
Doch die weiteren Ereignisse bestätigen Scaloia in seinem Verdacht. Etwas entsteht da in seiner Stadt, und er befürchtet, es könnte etwas sein, das ihn noch lange verfolgen wird.
Episode 2
Das Lösegeld von 2 Millarden Lire will der Libanese durch Drogenhandel schnellstmöglich verdreifachen. Fredo Soleri ist dabei, aber woher den Stoff nehmen und nicht stehlen? "Der Sarde" bietet Stoff, den die Camorra hat, zu Wucherpreisen an. Der Libanese lehnt daher ab. Da macht ihm der Waffen- und Drogenhändler Terribile ein "besseres" Angebot, das Pietro ebenfalls ablehnt. Bis ihm endlich die Erleuchtung kommt: Er muss bloß die Kaufsumme erhöhen - sofort bekommt er bessere Konditionen.
Unterdessen beginnt Scaloia weisungswidrig gegen die Banden von Pietro und Fredo zu ermitteln. Er schießt Fotos davon, wie Dandy sich mit der Hure Patrizia vergnügt, sich Fredo mit der Freundin seines Bruders einlässt und Satana sich als Buchmacher betätigt. Als ein markierter Geldschein aus dem Lösegeld auftaucht, ist das ein erster Lichtblick: Die Gangster werden unvorsichtig...
Episode 3
"Der Sarde" liefert den Stoff per Kurier: in dessen Hintern. So entgeht dieser der Hundekontrolle. Der Libanese teilt Rom in Bezirke auf, die es zu erobern gilt. Ein ehemaliger Dealer überlässt ihm den Bezirk von EUR sogar freiwillig. Doch der Dealer Shanghai, der für Terribile arbeitet, ist eine sehr harte Nuss. Bei ihm fruchten nur "Spezialmethoden".
Der Libanese merkt, welches Spiel Dandy mit seiner Hure Patrizia treibt: viel zu auffällig. Zu spät: Scaloia hat alle bereits auf Film gebannt. Unterdessen will der "Sarde" den Libanesen offenbar linken, indem er einen Deal mit Terribile macht. Dandy demütigt den "Sarden" mit einer kleinen Entführung aufs Land. Unterdessen verrät Patrizia Dandy an Scaloia, der sie unter Druck setzt. Aber er braucht handfeste Beweise: Wo ist Baron Rossellinis Leiche vergraben?
Episode 4
Die Geschäfte laufen gut, der Rubel rollt. Bis es Dandy einfällt, auf Terribiles Territorium vorzudringen. Dandys Dealer Sorgio wird brutal misshandelt - eine ernste Warnung. Doch was genau dahinter steckt, erfährt der Libanese erst von dem Dealer Puma, einem unparteiischen Mittelsmann: Terribile rächt sich an Pietro dafür, dass er ihm vor Jahren die Freundin Sara ausgespannt hat. An jenen ersten Racheakt trägt Pietro immer noch ein Andenken: Eine tiefe Messernarbe auf dem Unterarm. Puma arrangiert ein Treffen zwischen den beiden Bandenführern.
Statt einer blutigen Messerstecherei ist das Ergebnis des Treffens jedoch ein Bündnis mit Terribile. Pietros Kumpels sind verblüfft, doch Pietro weiß, dass der Frieden nicht lange halten wird. Da wird der Abgeordnete Aldo Moro von den Roten Brigaden entführt. Ganz Italien gerät in Aufruhr, die Geschäfte gehen gegen Null, denn nun bietet die Staatsmacht alles auf, was sie hat...
Episode 5
Weil sich kein Dealer mehr auf die Straße traut, wo die Cops alle filzen, müssen der Libanese, Fredo und Dandy eine neue Stofflieferung selbst abholen. Prompt geraten sie in eine Straßenkontrolle der Terroristenjäger. Doch weil sie listig, kommen sie diesmal noch damit durch. Aber wie lange noch? Die Camorra bittet den Libanesen sogar, nach Aldo Moro zu suchen, denn er kontrolliert ja jetzt praktisch die Unterwelt von Rom.
Doch das Schicksal scheint sich gegen ihn verschworen zu haben. Erst wünscht ihm seine Mutter, er wäre tot, dann beklaut ihn seine wiederaufgetauchte Freundin Sara um Geld, Gold und Porsche. Diese Sache endet blutig. "Die Kindheit ist längst zu Ende", versichert Pietro seinen Leuten. In der Tat: Terribile verpfeift seinen Partner an die Cops, und Scaloia lässt nach der Leiche Baron Rossellinis graben. Bingo! Staatsanwalt Borgia hat endlich den Beweis, der für einen Haftbefehl reicht...
Episode 6
Wer hat ihn verpfiffen, fragt sich der Libanese, und warum ist Buffalo nicht verhaftet worden? Doch der entkommt nur um Haaresbreite den Häschern Scaloias. Unterdessen übernimmt Terribile die herrenlos gewordenen Bezirke für seinen Drogenhandel, und der Sarde versorgt ihn mit Stoff. Im Knast bekommt Pietro heraus, wer ein unvorsichtiges Wort über das Rossellini-Grab verloren hat.
Aber das wird schnell sekundär, als ein erster Mordanschlag auf ihn versucht wird: Ein Bruder der getöteten Canizzaro-Brüder will sich rächen. Und da sich Pietro weigert, dem Don der kalabrischen Ndrangheta im Knast zu dienen, kommt es zu weiteren Anschlägen. Erst als es Pietro gelingt, den Canizzaro töten zu lassen, kehren sich die Machtverhältnisse im Knast um: Alle fürchten den Killer des Libanesen.
Unterdessen gehen bei der Polizei sehr merkwürdige Dinge vor sich. Scaloia bemüht sich, per Stimmenvergleich denjenigen dingfest zu machen, der seinerzeit den Erpresseranruf getätigt hat (es war Scrocchia). Alle Bandenmitglieder (außer Buffalo) werden auf Band aufgenommen, und diese Aufnahmen werden von der technischen Abteilung mit der Aufnahme des Erpresseranrufs verglichen. Das dauert einige Tage. Doch eines Morgens ist das Originalband des Erpresseranrufs durch ein gelöschtes vertauscht worden. Wieder steht Scaloia mit leeren Händen da. Aber wer steckt dahinter?
Episode 7
Scaloia verzweifelt: Aldo Moro ist ermordet aufgefunden worden. Seine Schwester, eine linke Aktivistin bei einem Radiosender, wird im Zuge der Terroristenhatz erneut verhaftet. Er haut sie raus. Der freigelassene Libanese runzelt die Stirn: Das verschwundene Original-Tonband liegt in seiner Wohnung, mit einem düsteren Vermerk: "Sie schulden mir was." Das ist ganz bestimmt das Allerletzte, was er sich leisten kann.
Doch was Vorrang hat, ist die Liquidierung Terribiles. Leider ist dessen Villa schwer bewaffnet, zudem wird er von der napolitanischen Camorra gedeckt. Doch Terribile sieht diesen Zug voraus und schickt ihm seinerseits ein Killerkommando ins Haus...
Episode 8
Nach der Liquidierung Terribiles übernimmt die Banda della Magliana dessen gesamten besitz. Die Übertragung sei ein Klacks, behauptet Dandy. Und eines der hübschen Häuser bekommt seine Freundin Patrizia zugeschanzt, damit sie darin ein Bordell aufmacht. Es bedarf nur geringer "Überredung" Pietros, dass Nutte einwilligt, will sie ihr hübsches Gesicht behalten.
Ein hoher Vertreter der sizilianischen Mafia offeriert Pietro einen vorteilhaften Deal: jeden Monat 6 Kilo reines Kokain zu einem Festpreis, ohne jede Forderung eines Anteils am Erlös. Mit diesem Deal können alle Bandenmitglieder stinkreich werden, und so kommt es auch. Doch neues Ungemach zieht auf: Eines Tages muss Scaloia einen Banküberfall mit einem erschossenen Schutzmann aufklären. Es sieht nach der Handschrift Fredo Soleris aus, also lässt er ihn verhaften.
Doch die Mafia klärt den Libanesen auf: Es war doch ein Faschist aus dem Bezirk EUR! Eine neue Macht drängt auf den römischen Markt. Und das kann sich der "König von Rom" nicht leisten...
Episode 9
Pietro hat dafür gesorgt, dass Fredo, sein Partner wieder frei kommt, und Scaloia steht auch im Hinblick auf den Todesfall in Patrizias Bordell dank Dandys schneller Reaktion wieder mit leeren Händen da. Alles in Butter? Mitnichten. Als der Libanese sein neues Casino in Terribiles ehemaligen Räumen eröffnet, sieht Fredo mit Missfallen einige neue Gestalten, die die Mafia eingeschleust hat, so etwa einen "Investmentberater". Und Pietro sitzt mit zwei Agenten des Geheimdienstes in einer Ecke, zugekokst bis zur Halskrause. Diese Szene gefällt Fredo überhaupt nicht, und er sagt Pietro ins Gesicht.
In den Separees des Casinos entdeckt Pietro einen Spion von der Drogenfahndung. Zum Dank dafür, dass er ihn am Leben lässt, verrät er ihm, wie man in der Asservatenkammer der Drogenfahnder Unmengen Koks klauen kann. Den Schlüssel zur Hintertür gibt er ihm. Der Coup soll schon bald steigen. Pietro ahnt nicht, dass es sich eine Falle des Geheimdienstes handelt...
Unterdessen will die Sitte auf einmal Patrizias Puff dicht machen. Es sei denn, sie überlässt dem Geheimdienst ein Zimmer, um die Freier abhören zu können. Patrizia wendet sich an Dandy, der herausbekommt, dass ihr schwuler Freund Ranocchio ('Froschauge') erpresst wurde und sie verraten hat. Pietro bittet Fredo um Hilfe, um die Geheimdienstler rauszuwerfen. Die haben inzwischen Scaloia genötigt, seinen Schreibtisch zu räumen und nach Modena zu gehen. Staatsanwalt Borgia löst ihn ab.
Episode 10
Der Geheimdienst schlägt zurück. Pietro, Dandy und ein drittes Bandenmitglied werden verhaftet. Fredo versucht herauszubekommen, wer oder was dahinter steckt. Wo ist zum Beispiel auf einmal Buffalo abgeblieben, zusammen mit 30 Mio. Lire aus der Bandenkasse? Fredo erfährt, dass der total zugekokste Buffalo in Patrizias Puff eine Nutte zusammengeschlagen hat. Die Bordellchefin, die auch ins Visier von Borgia geraten ist, wendet sich hilfesuchend an Fredo. Er muss den Laden in Schwung halten. Doch er wird selbst von seinen eigenen Genossen gelinkt.
Der Geheimdienst erpresst Pietro - mit Fotos, die von seinem Raub in der Asservatenkammer der Drogenfahndung gemacht worden sind. Sie wollen, dass er für die Agenten arbeitet. Er erbittet Bedenkzeit und die Zustimmung Fredos, seines Partners - die dieser nie erteilt. Als die Faschisten Waffen der Gang erbeuten und falsche zurück liefern, gerät die Bande in ihre schwerste Krise...
Episode 11
In den Hügeln von Bologna wird ein Mann auf der Flucht erschossen - mit Kugeln aus den Waffen der Gang. Zu gleichen Zeit explodiert im Bahnhof genau jene Bombe, die er kurz zuvor gelegt hat. Sie reißt über 80 Menschen in den Tod. Doch kurz zuvor hat Scaloia, der ja jetzt in Modena arbeitet, den Schützen in das Auto eines Geheimagenten steigen sehen. Nun macht der Geheimdienst also auch Geschäfte mit den Faschisten, denkt der Commissario empört. Es wundert ihn nicht, als der Geheimdienst Scaloias Fall mit dem getöteten Bombenleger - der übrigens aus Rom kam - an sich reißt. Die Verbindung zur Gang des Libanesen: die zwei Kugeln aus einer auf ihn registrierten Beretta...
Doch Pietro hat noch einen dringenderen Fall am Hals: Der Heroindealer Angeletto, ein Neffe des ausgestiegenen Dealers Puma (s.o.), ist praktisch auf offener Straße hingerichtet worden. Von wem und warum? Puma will sich an Pietro rächen. Aber Angeletto stand gar nicht auf der Lohnliste, sondern arbeitete selbständig, mit Heroin, das ihm jemand von außerhalb besorgt haben muss. Der "König von Rom" ahnt, dass man ihn nicht nur in den eigenen Reihen hintergeht, sondern dass ein Rivale auf sein Territorium vordringt...
Episode 12
Pietro ist inzwischen vom Kokain abhängig. Er erlebt Albträume und Flashbacks, sogar Halluzinationen. Ihm erscheint seine Mutter, doch die sagt, er dürfe den "Herrn des Hauses" nicht stören. Wen kann sie nur meinen, fragt er sich. Doch da er nunmehr in Terribiles Villa wohnt, liegt die Antwort nahe. Eines Tages erscheint ihm Terribiles geist mit einem wichtigen Hinweis: Wer hat das Klappmesser in seinem Besitz, das ihm Fredo in Pietros Auftrag ins Herz gestoßen hat? Zu seinem Leidwesen, findet Pietro heraus, sind es die dreckigsten Lumpen, denen er je begegnet ist: die Geheimagenten...
Als Fredo herausfindet, dass sein Freund Pietro einen Deal mit dem Geheimdienst gemacht hat, ohne ihn zu fragen, steigt er aus. Er will mit Robertina nach Brasilien auswandern. Doch Scaloia, der mittlerweile wieder für Borgia in Rom arbeitet, lässt seinen Pass sperren und ihn verhaften. Wegen eines lumpigen Joints? O nein: Scaloia will, dass Fredo ihm hilft, den Libanesen dranzukriegen und die Bombenleger von Bologna dingfest zu machen - denn für ihn sind sie ein und dieselben! Aber Fredo verpfeift seine Freunde nicht, denn sonst bräche er den Ehrencodex der Bande.
Er ist kurz davor, das Land mit einem falschen Pass zu verlassen, als er einen Anruf erhält: Pietro ist vor dem Haus seiner Mutter in der Magliana hingerichtet worden. Dreimal darf er raten, von wem...
Mein Eindruck
"Romanzo Criminale" rekapituliert den Aufstieg und Fall einer römischen Verbrecherbande namens ,,Banda Della Magliana". Die Gang existierte tatsächlich und war vor allem zwischen 1977 und 1983 aktiv. Sie zeichnete verantwortlich für zahlreiche Banküberfälle, Überfälle auf Geldtransporter, Drogen- und Waffenhandel, Glücksspiel und Prostitution, später auch Entführungen und Bombenanschläge.
Ihr Operationsgebiet war zunächst Rom, dann das gesamte italienische Territorium. Aus den Anfängen einer Bande von Kleinkriminellen entwickelte sich mit der Zeit eine der einflussreichsten und gefährlichsten Gruppierungen Organisierter Kriminalität Italiens, mit Querverbindungen zur sizilianischen Mafia, zur napolitanischen Camorra, aber auch zum italienischen Geheimdienst und diversen (faschistischen) Geheimlogen." (erweiterte Verleihinfo)
Realismus
Das Drehbuch beruht auf dem gleichnamigen Bestseller des italienischen Richters Giancarlo De Cataldo. Seiner Darstellung des Unterweltmilieus und der polizeilichen Ermittlungen verdankt die kongeniale Serie ihren Realismus. Michele Placido, Hauptdarsteller und einer der Macher der unvergessenen Serie ,,Allein Gegen Die Mafia", führte nicht nur Regie bei der Kino-Verfilmung, sondern begleitete zudem als künstlerischer Berater die TV-Produktion von ,,Romanzo Criminale". Die Handschrift dieser beiden Koryphäen lässt sich in der selbstsicheren Darstellung aller Abläufe im kriminellen wie auch im kriminalistischen Milieu ablesen.
Besonderheiten
Was den deutschen Zuschauer, der v.a. britische, US-amerikanische oder skandinavische Krimikoste gewöhnt ist, als besondere Spezialität der italienischen Szene verblüffen dürfte, ist die zwielichtige Rolle von Geheimdienst und Faschisten. Die italienischen Nazis nahmen, im Unterschied zum deutschen NSU, vor allem Richter und andere ihrer Verfolger ins Visier. In einer Folge dieser Staffel wird ein Richter in Florenz von dem Faschisten Nero regelrecht exekutiert.
Mindestens ebenso bestürzend ist die Rolle des Geheimdienstes. Er bildet eine Art Staat im Staate, verantwortlich nur sich selbst bzw. seinem Leiter, einer grauhaarigen Eminenz ohne Gewissens, der wie ein Schachspieler agiert. Ihm sind alle Figuren recht, seien sie nun kriminell oder sonstwo, Hauptsache, sie tun, was er ihnen sagt oder wie sie ihm nützen. Er ist der reine Utilitarist, dem ein Menschenleben gar nichts bedeutet, solange er es nicht ausbeuten oder missbrauchen kann. Eine Spinne im Netz, die ihre Fäden zieht. Und eigene Bombenanschläge irgendwelchen Phantom-Terroristen in die Schuhe schiebt.
Als Pietro Proietti, genannt "Der Libanese", am Schluss dieser Staffel exekutiert wird, ahnen wir bereits, wer dahinter steckt. Aber für Fredo, der aussteigen wollte, bedeutet es das Ende der Wahlfreiheit: Seine Pflicht gilt nun der Rache - die er hoffentlich in der 2. Staffel, die bereits auf dem Markt ist, vollziehen wird.
Die Hauptfiguren
Fabrizio "Fredo" Soleri ist die einzige Figur dieser Staffel, der ein Werdegang vergönnt ist. Ja, die anderen entwickeln sich zwischen 1977 und 1983 (s.o.), doch das ist erzählte Gegenwart. Fredo aber folgen wir über mehrere Rückblenden von seinem ersten Verbrechen, seiner ersten unmoralische Entdeckung (der Ehebruch seines Vaters) bis zum ersten Einfahren in den Knast. Er ist der Verbrecher reinen Herzens (so seltsam das klingen mag), und die Insassen des römischen Stadtgefängnisses bringen ihm Respekt entgegen.
Das Drehbuch strengt sich wirklich an, jedes Bandenmitglied genau unterscheidbar zu charakterisieren. Es sind nicht bloß die verschiedenen Gesichter - es sind auch die unterschiedlichen Verhaltensweisen, besonders unter den Top 4: Pietro, Fredo, Dandy und Patrizia. Wie eine Parodie auf den amerikanischen Traum zeigt sich an ihnen die Verwirklichung des italienischen: aus der Vorstadtgosse in die Topliga des römischen, nein, des italienischen Geschäftslebens.
Pietro wird "König von Rom", der wilde Partys schmeißt und sich mit Koks zudröhnt. Hinter ihm steht die sizilianische Mafia - und bizarrerweise auch der Geheimdienst. Obwohl er stets auf Unabhängigkeit beharrt, reißen ihn diese Beziehungen immer tiefer in einen Sumpf, aus dem es kein Entkommen gibt. Oft genug wird das auch Dandy alias Mario de Angelis zum Verhängnis, seinem Leutnant, der wohl zu gerne auch Patrizias Zuhälter wäre. Patrizia gelingt mit seiner Hilfe der Aufstieg von der Gelegenheitsnutte zur Bordellchefin, die überhaupt nicht mehr die Beine breit machen muss. Jetzt muss sie nur noch Wege finden, die Cops, den Geheimdienst und das Finanzamt auszutricksen.
Ausbruchsversuche
Was ich bisher noch gar nicht erwähnt habe, ist ihre leidenschaftliche Liebe zu Scaloia, dem glücklosen Commissario mit dem kommunistischen Parteibuch. Sie verführt auch ihn, der so etwas wie sie noch nicht kennengelernt hat - er ist einfach zu jung dafür und mit alten Haudegen wie Camilleris Montalbano überhaupt nicht zu vergleichen. Mit Patrizia kann er sich eine Zukunft vorstellen, und sie sich eine mit ihm.
Doch alle solchen Ausbruchsversuche aus dem jeweiligen sozialen Milieu sind von vornherein zum Scheitern verurteilt. In dieser Hinsicht ist die Botschaft der Serie ironischerweise eindeutig: man mag aufsteigen, so weit wie man will, doch wenn man einmal im Netz der Spinne (Verbrechen, Geheimdienst usw.) gefangen ist, kommt nicht mehr heraus. Aber das kann natürlich auch am Gesetz der Serie liegen: Kontinuität geht über alles. Auch wenn mal eine Hauptfigur ins Gras beißt.
Die DVD
Technische Infos
Bildformate: 1,78:1 (16:9)
Tonformate: D in DD 2.0 und DD 5.1, Italienisch in DD 2.0
Sprachen: D, Italienisch
Untertitel: keine
Extras:
- Trailershow
Mein Eindruck: die DVD
Der Tonstandard lässt sich entweder als DD 2.0 oder DD 5.1 (in Deutsch) festlegen. Das bedeutet theoretisch ein erheblichen Unterschied in der Qualität, praktisch aber auf nur einem TV-Gerät nur einen geringen Unterschied. DD 5.1 erfordert ein entsprechendes Heimkino.
Bei der Qualität des Bildes ist eine etwas erstaunliche Entwicklung festzustellen. Während die ersten Folgen noch tief in den siebziger Jahren spielen, kann man fast die Körner im Bild zählen, so grobgekörnt ist die Bildauflösung. Das ist natürlich ein beabsichtigtes Stilmittel, denn Regie und Produzent arbeiteten mit den modernsten Mitteln. Das zeigt sich spätestens Anfang/Mitte der achtziger Jahre, wenn das Bild gestochen scharf wird.
Dass Edel Germany nichts in die Produktion deutschsprachiger Untertitel investiert, ist zwar bedauerlich, passt aber in die lange betrübliche Tradition seiner DVD-Editionen von TV-Serien.
Extras
In der Programmvorschau (vulgo: Trailershow) sind folgende EDEL-Werke zu sehen:
a) Hautnah - Die Methode Hill. Die komplette Staffel (2 min)
b) Lewis - Der Oxfordkrimi. Vol. 3 (1:15 min)
c) Der Preis des Verbrechens Vol. 2 (GB, 1:55 min)
Unterm Strich
Die ersten 12 Folgen der Krimiserie ,,Romanzo Criminale", die am 21.09.2012 von Edel:Motion auf DVD veröffentlicht wurden (die 2. Staffel mit weiteren 10 Folgen erschien am 02.11.2012, ebenfalls bei Edel:Motion), erzählen die Geschichte einer kriminellen Gruppierung, die in den 70er- und 80er-Jahren weite Teile Italiens in Angst und Schrecken versetzte.
Mich hat die über sieben Jahre linear erzählte Geschichte der Banda della Magliana und ihrer Gegner zunehmend gefesselt. Sie ist milieugetreu und detailgenau dargestellt, in kleinen Szenen menschlich interessant gestaltet und in den großen Szenen voll blutiger Action.
Man muss allerdings stets bei der Sache bleiben und sich unzählige Namen merken. Die des engsten Kreises der Banda ebenso wie die von Scaloia und Borgia auf der Polizeiseite. Bemerkenswerterweise haben die Geheimagenten nie Namen, deshalb nennt Pietro sie ironisch nur "A-Hörnchen und B-Hörnchen" wie zwei Cartoonfiguren, weil sie wie die bekannten Streifenhörnchen der Cartoons immer zusammen auftreten.
Man merkt also: Humor gehört ebenso zur grimmigen Story wie Sinnlichkeit und echte Liebe. Es menschelt sehr, ohne allerdings in Klischees zu verfallen. "Der Kommissar und das Mädchen", Version 599 (mit Lino Ventura und Romy Schneider)? Nein, danke! Geheimdienstler, die mit Faschisten zusammen Bahnhöfe in die Luft jagen und die Sache der Bande in die Schuhe schieben? Ja, bitte!
Die Regie und das Drehbuch bemühen sich sichtlich um Klischeefreiheit. Das fordert den Zuschauer und seine festgefahrenen Vorurteile heraus. In diesem Italien ist alles im Fluss und alles möglich. Das macht die ganze Sache so interessant.
Die DVD
In der ersten drei oder vier Episoden mag sich der Zuschauer über die miese Bildauflösung (Bildpunkte pro Zoll oder dpi) wundern. Das ist jedoch ein Stilmittel, das künstlich erzeugt wurde. Es passt zur Kameraoptik der damaligen Zeit, also um 1977/78. Die Bildauflösung wird mit jeder Folge besser, bis sie am Schluss gestochen scharf ist. Der Ton ist mit dem Standard Dolby Digital 5.1 auf einem guten DVD-gerechten Niveau. Man muss DD 5.1 jedoch extra anwählen, sonst wird DD 2.0 (Stereo) ausgegeben. Das Fehlen von Extras und Untertiteln führt zu Punktabzug.
Zur FSK 18-Einstufung: Nur die letzte CD hat diese Einstufung, die anderen sind FSK 16. FSK 18 ist durchaus gerechtfertigt, denn hier wird keine Bluttat beschönigt. Nur für starke Mägen!
Michael Matzer (c) 2013ff
- Redakteur:
- Michael Matzer