Séance
- Regie:
- Mark L. Smith
- Jahr:
- 2006
- Genre:
- Horror
- Land:
- USA
- Originaltitel:
- Séance
1 Review(s)
19.01.2008 | 12:18Einleitung:
Ich habe beim Einlegen eines neuen Horrorfilms immer ein ungutes Gefühl. Nicht die Handlung betreffend - nicht dass sie vielleicht zu spannend wäre, sondern aufgrund der vielen Reinfälle, die ich in letzter Zeit mit diesem Genre erleben musste. In letzter Zeit zählt nur noch die Härte, möglichst blutige Details - dann noch ein "Unrated" auf dem Cover - und schon verkauft sich die DVD wie geschnitten Brot und bekommt auch gute Bewertungen. Auf die Handlung wird aber leider nur selten Wert gelegt.
So habe ich mich jetzt besonders über die Veröffentlichung von "Seance" gefreut - verspricht dieser Film doch einmal wieder gute Gruselatmosphäre - einen Geisterthriller, wie er in vielfältiger Ausführung nur noch in Asien anzutreffen war.
Daten:
Länge: 85 Minuten
Regie: Mark L. Smith
Buch: Mark L. Smith
Kamera: Geoffrey Schaaf
Originalmusik: Vincent Gillioz
Special Effects: Richard Miranda
Darsteller:
Kandis Erickson als Lauren
Ruby Garson als Young Rosa
Joel Geist als Grant
Jack Hunter als Syd
Mike Kimmel als Paramedic
A.J. Lamas als Diego
Chauntal Lewis als Alison
Emily O'Brien als Supporting
Adrian Paul als Spence
Kate Robbins als Rosa Furia
Bridget Shergalis als Cara Furia Martin Szumanski als Security Guard
Andrew Welsh als Cop
Tori White als Melina
Die Handlung:
Es ist Thanksgiving, die meisten Bewohner des Studentenwohnheims - ein altes Hochhaus, in dem aber nur einzelne Stockwerke bewohnt werden - fahren zu ihren Familien nach Hause um dort zu feiern.
Die einzigen in diesem Gebäude Verbliebenen stellen die Bewohner einer WG, Lauren (Kandis Erickson), Alison (Chauntal Lewis) und Melina (Tori White) dar. Zusätzlich sind noch Alisons Freund Diego (A.J. Lamas), der merkwürdige Grant (Joel Geist) und Syd (Jack Hunter) vom Sicherheitsdienst im Gebäude.
Dem Völkchen steht eine harte Probe bevor, denn Lauren ist schon seit einiger Zeit der Überzeugung, dass in ihrem WG-Zimmer der Geist eines kleinen Mädchens für Unordnung sorgt. Natürlich stößt ihre Angst bei den Mitbewohnerinnen auf Unverständnis, doch als Lauren auf den verschlossenen Grant trifft, der sogar Beweise für die Existenz des Geistes hat, müsste das doch auch ihre Mitbewohnerinnen überzeugen. Grant hat sogar herausgefunden, um wen es sich bei diesem Geist handelt. Vor 40 Jahren ist ein kleines Mädchen namens Cara in den Fahrstuhlschacht gefallen und hat dort den Tod gefunden. Sie kann aus irgend einem Grund anscheinend keine Ruhe finden und spukt daher in Laurens Zimmer.
Noch immer ungläubig stimmen die Freunde einer Seance zu, in deren Verlauf der Geist des kleinen Mädchens befragt werden soll, warum es nicht zur Ruhe kommen kann. Doch irgend etwas läuft nicht so wie geplant, plötzlich scheint ein zweiter Geist auf die Pirsch zu gehen. Immer wieder erscheint eine männliche Gestalt im alten Haus und merkwürdige Inschriften verzieren die Wände...
Kritik:
"Seance" gehört in die, leider immer seltener werdende Art, der echten Gruselfilme. Während der Trend zu immer mehr zu blutigen Details oder Folterschockern geht - wobei dann aber fast immer die Spannung auf der Strecke bleibt - beschreitet "Seance" lieber einen wohltuend bekannten Weg, zurück zu den Wurzeln des Grusel-Horrors. Von den Kritikern, bei denen Blut und Gedärm wohl inzwischen so eine Art Qualitätsmerkmal für Horrorfilme zu sein scheinen, etwas belächelt, macht sich "Seance" als reiner "Angstfilm" wirklich nicht schlecht. Regisseur Mark L. Smith hat eben "nur" bekannte Elemente neu kombiniert und dadurch einen neuen, frischen Grusler konstruiert, der gezielt mit den Grundängsten (Geister, Dunkelheit, Einsamkeit etc.) der Zuschauer spielt.
Technisch bietet der Film gehobenes Niveau, wobei ich mir bei den Special Effects ein wenig mehr erhofft hatte. Besonders die Darstellung der Geister wirkt ein wenig zu einfach "eingeblendet". Eine gezielte Verfremdung oder ein digitaler Filter für diese Szenen, hätten in dieser Hinsicht noch einmal einen Qualitätsschub nach vorne gebracht.
Ansonsten spielt der Regisseur mit Licht und Dunkelheit, größere technische Experimente wagt er aber nicht. Die für solche Filme so wichtige Spannungskurve verläuft anfangs nur langsam steigend, dann aber kontinuierlich nach oben. Gleich am Anfang wird der Zuschauer aber etwas wach gerüttelt, damit er sich darauf einstellen kann, was ihn später erwartet. Dies alles wurde eben sehr Genre-typisch und ohne gröbere Fehler inszeniert. Auch alle "Regeln" für Horrorfilme wurden eingehalten - Spanner und böse Mädchen sterben zuerst, Kiffer und sonstige schwache Personen später. Brave Mädchen haben eine gute Überlebenschance - so ist das eben in Horrorland (und im Wandschrank ist man ebenfalls immer sicher - niemals guckt ein Killer dort hinein).
Besonders positive Eindrücke hat bei mir Hauptdarstellerin Kandis Erickson ("Death Valley - The Revenge Of Bloody Bill") als Lauren hinterlassen. Während die übrigen Darsteller auf gehobenem Serienniveau agieren, bringt die darstellerische Leistung von Kandis Erickson die nötige Portion Glaubhaftigkeit in den Film. Beim Ton gab es ebenfalls ein paar nette Einfälle, die dem Film die nötige Gruselatmosphäre verpasst haben. Extremer Tiefton-Einsatz und ein sehr räumlicher Ton - gerade beim gepfiffenen Grusel-Kinderlied - erzeugen viel unheilschwangere Stimmung.
Kritische Naturen könnten dem Film ein wenig Inhaltslosigkeit vorwerfen, doch manchmal - und gerade in diesem Genre - braucht es eben nicht mehr als ein paar sich fürchtende Teenies, ein paar Geister und das Spiel mit Licht und Schatten in einem alten Gebäude, um für Gruselstimmung zu sorgen. Klar hätte dieser Film auch etwas Potenzial nach oben gehabt - ein paar mehr Schockmomente und etwas bessere Effekte - doch "Seance" macht auch so was es soll, nämlich gruseln. Mission erfüllt. Genrekenner, die schon alle Grusel-Perlen gesehen haben, können sich über frisches "Futter" für den DVD-Player freuen, Genreneulinge sollten sich aber erst einmal mit den Spitzenfilmen des Genres beschäftigen.
Die DVD:
Diese Veröffentlichung von "I-On New Media" kommt in einem hübschen Pappschuber daher. Die Bildqualität der DVD kann ich guten Gewissens als gut bezeichnen, wobei es zwar manchmal etwas an Schärfe fehlt und in wenigen Szenen ist auch der Kontrast etwas zu steil eingestellt. Trotzdem ist der Transfer sehr ordentlich, besonders weil mich die kräftigen Farben und der ideale Schwarzwert überzeugen konnten. Auch sonstige Bildfehler muss man mit der Lupe suchen.
Beim Ton kann ich heute einmal ein Extra-Lob aussprechen. Abgrundtiefe Bässe und in den Gruselsequenzen sorgt ein räumlich gut verteilter, klarer Klang für die nötige Angst einflößende Untermalung der Handlung. Die Dialoge sind klar verständlich und werden auch nicht von den Soundeffekten dominiert. Dies gilt gleichermaßen für beide auf die DVD gebrachten Tonspuren in Deutsch (Dolby Digital 5.1) und Englisch (Dolby Digital 5.1). Ein echtes soundtechnisches Highlight ist mit Sicherheit das gepfiffene Kinderlied, es verteilt sich im ganzen Raum, ist aber nicht so richtig ortbar - klasse.
Die Extras sind - sofern man überhaupt von Extras sprechen kann - sehr übersichtlich ausgefallen. Wenigstens ein paar zusätzliche Informationen zum Regisseur oder den Darstellern hätte ich mir gewünscht:
- Originaltrailer
Trailershow mit folgenden Titeln von I-On New Media:
- Black Kiss
- Cup of Blood
- Ghost
- Ghost Train
- Neighbour Nr. 13
- Naina
- Red Shoes
- Shinobi
- The Heart Is Deceitful Above All Things
- The Heirloom
Fazit:
Endlich mal wieder ein Horrorfilm, der sich echten, unverfälschten Grusel auf die Fahnen geschrieben hat und dem aktuellen Trend zum Trotz weder in Gewaltorgien ausartet, noch irgendwelche Folteropfer peinigt. Das Rad erfindet "Seance" natürlich nicht neu, aber Regisseur Mark L. Smith mixt bekannte Horrorelemente zu einem wirklich gruseligen Film zusammen, der auch aufgrund seiner passablen Darsteller zu gefallen weiß. Geister, Grusel und ein unheimliches Kinderlied - mehr braucht es manchmal eben nicht - da kann ich auf Blutorgien gerne verzichten, obwohl ein paar Szenen doch noch etwas blutiger ausgefallen sind.
Wer also einmal wieder einen netten Geisterfilm sehen will und sich auch schon durch die Riege der Genregrößen gegruselt hat, der findet in "Seance" neues Futter für seinen DVD-Player. Wirklich nicht schlecht gemacht.
- Redakteur:
- Detlev Ross