Sherlock Holmes Collection 1
- Regie:
- Sydney Lanfield / Alfred Werk / John Rawlins / Roy
- Jahr:
- 1942
- Genre:
- Kriminalfilm
- Land:
- Großbritannien
1 Review(s)
26.03.2007 | 12:05Inhalt
“Der Hund von Baskerville“
Auf der Familie der Grafschaft Baskerville scheint seit Jahren ein Fluch zu liegen. Als das Familienoberhaupt auf grausame Weise ermordet wird, bewahrheitet sich diese merkwürdige Tatsache ein weiteres Mal und ruft schließlich auch den berüchtigten Detektiv Sherlock Holmes und dessen Gefährten Dr. Watson auf den Plan. Gemeinsam ermitteln sie in der ländlichen Idylle des Anwesens der Baskervilles und sind gleichzeitig darum bemüht, den direkten Erben vor einem erneuten Übergriff zu schützen. Während sich nach und nach eine überschaubare Schar aus Verdächtigen bildet, klingen auch die Gerüchte nicht ab, dass sich der einst in der Legende beschriebene Hund von Baskerville hinter all dem verbirgt.
“Die Abenteuer des Sherlock Holmes“
Professor Moriarty, Holmes’ hartnäckigster Feind, kündigt bereits nach einem weiteren zweifelhaften Freispruch vor Gericht an, dass er den Coup seines Lebens landen will. Mittels verschiedener seltsamer Botschaften setzt er einige unbeteiligte Personen unter Druck, die sich daraufhin in größter Sorge an Holmes wenden. Der wiederum erkennt sofort Moriartys Handschrift, ist sich aber nicht schlüssig, welche der schriftlichen Drohbriefe er nun ernst nehmen muss. Während der geniale Verbrecher Englands berühmtesten Detektiv in die Irre führt, muss jener beweisen, dass das Gesetz letzten Endes noch ein Stück genialer als das Verbrechen ist.
“Die Stimme des Terrors“
Ein deutscher Propagandasender versetzt ganz England in Angst und Schrecken. In regelmäßigen Abständen kündigt er Attentate an, die nur wenige Sekunden später unaufhaltsam in die Realität umgesetzt werden. Die britische Regierung ist machtlos und greift zu ihrem letzten Trumpf: Sherlock Holmes. Gegen den Widerstand einiger Abgeordneter ermittelt er gegen den Ursprung des Senders und entdeckt mit Watsons Unterstützung auch schon bald den Urheber der Anschläge. Doch bei einem direkten Aufeinandertreffen flieht der Nazi-Verbrecher Meade in einen Hinterhalt und entkommt dem Detektivgespann. Holmes ist auf der Hut, denn die Nationalsozialisten planen bereits das nächste Attentat. Ausgerechnet ein Verräter der eigenen Regierung soll ihm dabei helfen, die Spur wieder aufzunehmen.
“Die Geheimwaffe“
Der schweizerische Wissenschaftler Franz Tobel hat eine Waffe entwickelt, die es ermöglicht, Bomben zielgenau auf ein vorab bestimmtes Ziel zu steuern. Diese revolutionäre Entdeckung ruft auch Holmes’ längere Zeit untergetauchten Todfeind Moriarty wieder auf den Plan, der ebenfalls Interesse an diesem unheimlich effektiven Mechanismus hat und einen Weiterverkauf an Nazi-Deutschland plant. Holmes bringt Tobel mit einer List in die Obhut seiner englischen Wohnung, kann aber sein plötzliches Verschwinden nicht verhindern. Offensichtlich hat Moriarty den Forscher entführt, um Baupläne seiner Waffe zu erhalten. Für Watson und Holmes ist nun Eile angesagt; Tobel hat ihnen einen schwer zu dechiffrierenden Code hinterlassen, der auf den momentanen Aufenthaltsort einzelner Teile der Waffe schließen lässt. Auch der verbrecherische Professor ist im Besitz dieser Codes, aber er hat ebenfalls Schwierigkeiten, die darin verborgenen Namen zu entschlüsseln. Wird Holmes dem tot geglaubten Gegner zuvorkommen?
Meine Meinung
Mit dem ersten Teil der “Sherlock Holmes Collection“ veröffentlichen Koch Media nun vier der wohl bekanntesten und auch populärsten Filme aus der riesigen Spanne an Verfilmungen des britischen Romanhelden. In Form von “Der Hund von Baskerville“ ist dabei auch der Klassiker schlechthin unter den Holmes-Geschichten enthalten, der nach zahlreichen Stummfilm-Fassungen 1939 zum ersten Mal im Tonformat erschien. In diesem rund einstündigen Machwerk treten erstmals Basil Rathbone und Nigel Bruce gemeinsam als Ermittlerteam auf und legten damit auch den Grundstein für die Karriere als eines der erfolgreichsten Kino-Duos dieser Zeit.
Gleichzeitig handelt es sich dabei innerhalb der 4-DVD-Box aber um den wohl am unprofessionellsten inszenierten Streifen, denn sowohl das Setting, als auch die einzelnen Bewegungen der Rahmenschauspieler wirken stellenweise noch arg laienhaft. Lediglich Rathbone alias Holmes und sein Sidekick Watson, gespielt von besagtem Nigel Bruce, treten in ihrem Holmes/Watson-Debüt bereits als gefestigte, professionelle Charaktere auf und setzen die Basis für einen unheimlich spannenden Krimifilm aus dem viktorianischen England.
Im zweiten Streifen tritt dann zum ersten Mal Professor Moriarty auf, der hier noch von George Zucco verkörpert wird. Er ist der wohl härteste und konsequenteste Gegner im Verlauf dieser Kino-Serie und schafft es immer wieder, plötzlich aus der Versenkung aufzutauchen. So ist der Sturz vom Tower am Schluss des Streifens noch immer nicht sein sicheres Ende. Davon abgesehen ist auch “Die Abenteuer des Sherlock Holmes“ ein echtes Meisterstück und in Sachen Spannung vielleicht sogar das Highlight der Box. Moriartys verquere Taktiken führen den Meisterdetektiv zwischenzeitlich tatsächlich in die Irre und verbreiten zum ersten Mal so etwas wie Unruhe. Holmes verliert ein kleines Stück seiner Souveränität und somit auch kurzzeitig die Kontrolle – doch einmal mehr beweist er, warum er im Ernstfall von nichts und niemandem aus der Fassung gebracht werden kann.
Teil 3 leitet dann einen echten Umschwung in der langen TV-Karriere des berühmten Detektivs ein. Die 20th Century Fox wollte keine weiteren Holmes-Filme mehr drehen und gab die Rechte einige Jahre später an die Universal Studios ab, die jedoch einige grundlegende Rahmenbedingungen der Serie veränderten. Spielten alle vorherigen Filme noch im England der viktorianischen Zeit, passte man die Hintergründe an das aktuelle Zeitgeschehen an und funktionierte das Ganze zu einer nicht nur unterschwellig politischen Sache um. Besonders die beiden hier vorgestellten Streifen “Die Geheimwaffe“ und ganz besonders “Die Stimme des Terrors“ richten sich strikt gegen Nazi-Deutschland und sind eine inoffizielle Propaganda gegen die Machenschaften des dritten Reichs. Fans des Detektivs sahen dieser Entwicklung mit größter Skepsis entgegen, weil so der ursprüngliche Charakter der Holmes-Geschichten verloren ging und unverhofft einige moderne Elemente Einzug hielte. Flugzeuge, Kampfbomber und Kriegsmaschinerie wurden daher auch zunächst mal nicht als Inhalt der neuesten Kriminalfilme akzeptiert, obwohl diese Produktionen hinsichtlich des Spannungsaufbaus wirklich exzellent waren und auch weiterhin sind. Speziell das vorläufig letzte Duell mit Professor Moriarty ist für den Zuschauer eine echte Wonne und widerlegt die kritischen Aussagen im Bezug auf den Inhalt des Universal-Abschnitts.
Auch wenn die hier getroffene Mischung aufgrund der sehr unterschiedlichen Themengebiete stellenweise ein wenig obskur anmutet, ist diese Box ein absolutes Muss für Freunde des historischen Kriminalfilms. Vier Filme, vier Klassiker und gut 260 Minuten Spannung an der Seite des wohl bekanntesten Ermittlers aller Zeiten, personifiziert von seinem wohl populärsten Darsteller, dem eleganten Sir Basil Rathbone, der den perfekten Detektiv mit einer Bravour darbietet, die schier einzigartig ist. Seine kühle, treffsichere Art alleine ist ein Garant für beste, teils auch humorvolle Unterhaltung. Nicht minder sehenswert: Sein Kollege Watson, dessen tollpatschige Art weitere Sympathien mit sich bringt und einen angenehmen Kontrast zu den teils sehr ernsten Ermittlungen entwirft.
Ähnlich brillant wie die schauspielerischen Leistungen ist auch die Aufarbeitung der Streifen. Tanzt “Der Hund von Baskerville“ aufgrund der dürftigen Kulissen noch ein wenig aus der Reihe, sind die übrigen drei Filme diesbezüglich und gerade im Hinblick auf die Entstehungszeit absolut vorbildlich. Und dies spiegelt sich auch in der Bildqualität der teils lange Zeit verschollenen Filme wider. Gerade die Streifen aus der Universal-Reihe glänzen mit einem beinahe störungsfreien, scharfen s/w-Bild und ebenso gut reproduzierter Tonqualität – was jedoch auch damit zu begründen ist, dass diese beiden Episoden erst viel später, nämlich 1992 synchronisiert wurden, weil sie zur damaligen Zeit wegen der politischen Situation natürlich hierzulande nicht ausgestrahlt werden konnten. Die daraus resultierende Diskrepanz zwischen zeitgemäßem Tonformat und dem recht alten Bild spürt man dabei jedoch nur in wenigen Situationen, weshalb es diesbezüglich auch keine Schwierigkeiten gibt.
Aufgewertet wird das Ganze schließlich noch von einem 24-seitigen, unheimlich informativen Booklet, welches nicht nur die einzelnen Entstehungsgeschichten reflektiert sondern auch noch zusätzliche Hintergrundstorys zu allen vier Filmen bereithält. Insgesamt also ein vollkommen wertiges, in jeglicher Hinsicht komplettes und ohne Einschränkung lohnenswertes Set, welches – die Vorfreude ist schon sehr groß – bereits in naher Zukunft fortgesetzt werden soll.
- Redakteur:
- Björn Backes