Siegfried
- Regie:
- Sven Unterwaldt
- Jahr:
- 2005
- Genre:
- Komödie
- Land:
- Deutschland
1 Review(s)
04.08.2005 | 07:30Aufmerksame Leser unserer VideoZone haben bestimmt noch das Tom-Gerhardt-Interview in Erinnerung, in dem neben einer Kritik der ersten zwanzig Minuten auch noch die eine oder andere Information über den Film zu finden ist. Jetzt läuft das komplette Werk im Kino und wird auch heftig beworben. Ob aus der Grundidee ein guter Film entstanden ist, will ich nachfolgend näher analysieren.
Filminfos
Titel: Siegfried
Kinostart: 28.07.2005
Info: http://www.siegfried.de
Studio: Constantin Film
Laufzeit: ca. 90 Minuten
Regisseur: Sven Unterwaldt ("7 Zwerge – Männer allein im Wald")
Drehbuch: Tom Gerhardt/Hermann Weigel
Musik: Karim Sebastian Elias
Kamera: Peter von Haller
Darsteller:
Siegfried (Tom Gerhardt)
Kriemhild (Dorkas Kiefer)
Hagen (Volker Büdts)
Alberich (Axel Neumann)
Gunther (Jan Sosniok)
Anita (Daniela Wutte)
Mime (Michael Brandner)
Giuseppe (Mirco Nontschew)
Fleischer (Markus Maria Profitlich)
Stimmen:
Schwein (Maximilian Belle)
Erzähler (Elmar Wepper)
Grille (Otto Waalkes)
Drache (Atze Schröder)
Handlung
Mime (Michael Brandner), der Schmied, findet eines Tages am Rhein einen Korb mit einem Jungen. Er nimmt ihn bei sich auf und zieht ihn auf wie seinen eigenen Sohn. Doch das Leben mit dem Jungen gestaltet sich als sehr schwierig, da er übernatürliche Kräfte hat und nicht mit ihnen umzugehen weiß. Neben diversen Dorfjungen, denen er beim Spielen die Knochen bricht, muss auch Mimes Haus darunter leiden. Als Erwachsener macht es Siegfried (Tom Gerhardt) den übrigen Dorfbewohnern und natürlich Mime nicht einfacher. Zwar verfügt er immer noch über dieselben, wenn nicht sogar stärkere Kräfte als früher, doch sein Verstand ist auf dem Niveau eines siebenjährigen Kindes stehen geblieben.
Eines Tages begegnet er Kriemhild (Dorkas Kiefer) im Wald und entdeckt in sich bisher nie wahrgenommene Gefühle: die Liebe! Besessen von der Frau, macht sich Siggi, wie er gemeinhin genannt wird, auf die Suche nach ihr. Alle Dorfbewohner sind froh, ihn endlich loszuwerden, bis auf ein Schwein, das mit ihm Freundschaft schließen will. So macht er sich auf die Suche nach der Burg und wird auch fündig. Durch einen dummen Zufall jedoch muss er sich plötzlich mit Hagen (Volker Büdts) in der Arena messen. Als Hauptpreis winkt dabei die Hand von Kriemhild. Natürlich gewinnt er den Kampf, doch die Odyssee nimmt hier erst ihren Anfang. Da Kriemhild alles andere als erpicht darauf ist, Siggi zu heiraten, kommt ihr Bruder Gunther (Jan Sosniok) auf eine genial-fiese Idee: Siggi soll Ringe aus Rheingold beschaffen, die in der Höhle des Drachen zu finden sind. Um auch ganz sicher zu gehen, dass Siggi nicht mehr lebend zurückkommt, beauftragt Kriemhild Hagen und Alberich (Axel Neumann), Siggi umzubringen. Als ob das nicht genug wäre, verliebt sich die Küchenmagd Anita (Daniela Wutte) in Siegfried, doch er hat nur Augen für Kriemhild.
Ob das teuflische Duo es schaffen wird, Siggi um die Ecke zu bringen, was das Schwein mit all dem zu tun hat und ob sich Siggi für Anita oder Kriemhild entscheiden wird, das soll hier nicht verraten werden.
Der Dreh
Gedreht wurde vom 8. August bis zum 4. Oktober 2004 in Bratislava (Slowakei), das sich mit seinen Burgen und der schönen Natur anbot. Dabei hatte die Crew, die einen eng abgesteckten Drehplan hatte, Glück mit dem Wetter. Manchmal hatte die Crew auch zu viel Glück, wie beim Turnier im Burghof. Während Tom Gerhardt leicht bekleidet war, musste Dorkas Kiefer in ein enges Korsett gequetscht werden, was wiederrum positiv war, da sie so die bösartige Zicke geben konnte, ohne sich großartig zu verstellen. Am meisten musste aber Volker Büdts alias Hagen leiden, der die ganze Zeit in einer Ritterrüstung spielen durfte. Bei 35 Grad Außentemperatur heizte sich sein Kostüm auf bis weit über 50 Grad auf. Kein Wunder, dass er an noch nicht mal drei Drehtagen sieben Kilo verlor.
Wer gedacht hat, dass die Szenen mit dem Schwein die schwierigsten waren, musste sich eines besseren belehren lassen. Ausgerechnet die Szene mit Anita, als sie Siegfried zum Abschied eine dicke Stulle Brot überreicht, war das größte Problem. Die Stulle war natürlich extra groß und mit viel Butter bestrichen, die selbstverständlich bei der Hitze recht schnell schmolz. Die Stulle zerbrach mehr als einmal und dann war kein Brot mehr da. Die letzte Möglichkeit war nur noch, das Brot von beiden Seiten kunstreich mit Pappe zu kleben. Ein Glück, dass Tom Gerhardt da nicht reinbeißen musste.
Mein Eindruck
Was auf jeden Fall sehr lustig aus dem Rahmen fällt, ist der rheinische Dialekt, der sich durch den ganzen Film zieht. Allen voran Volker Büdts legt eine klasse Leistung hin, aber auch Jan Sosniok als schwuler Gunther ist einfach nur köstlich. Das Schwein ist auf die Dauer nervig und erinnert sehr stark an "Schweinchen Babe", was aber auch kein Wunder ist, da es von Karl Lewis Miller trainiert wurde, der auch der Tiertrainer für "Babe" war. An Tom Gerhardt scheiden sich wiederum die Geister: Im Prinzip spielt er einen naiven Tommi und bewegt sich dabei in dem ihm vorgegebenen Rahmen. Auf die Dauer ist er meiner Meinung nach, ähnlich wie das Schwein, einfach nur nervig, aber das wird Fans von "Ballermann 6" nicht davon abhalten, da reinzugehen.
Desweiteren sind alle Nebenrollen bestens besetzt, ob Mirco Nontschew als durchgeknallter Italiener, Markus Maria Profitlich als "Mad Butcher" oder Daniela Wutte, die eine wahrhaft wunderbare Augenweide ist und das Herz manch eines männlichen Zuschauers höher schlagen lässt - alle haben sie ihren Platz und kommen dabei nicht zu kurz oder zu lang zum Einsatz (wobei, Frau Wutte hätte Monsieur Unterwaldt schon häufiger in Nahaufnahme zeigen können). Ferner ist noch zu erwähnen, dass die Stimme des Erzählers mit Elmar Wepper mehr als optimal besetzt wurde und das Schwein, auch wenn es mehr als offensichtlich an "Babe" erinnert, ist ebenfalls sehr passend. Einzig die Grille fällt aus dem Rahmen, da sie zum einen schlecht animiert ist und zum anderen die üblichen Otto-Sprüche vom Stapel gelassen werden. Was den Drachen zu guter Letzt angeht, so ist die Ähnlichkeit mit Atze Schröder mehr als offensichtlich und auch die Animation kann sich sehen lassen.
Fazit
Fans von "Ballermann 6" und "Voll Normaal" werden ihre Freude haben. Ich weiß nicht, wo ich´s gelesen habe, aber ein Kritiker hat geschrieben: "Hausmeister Krause meets Tommi". Kann man so stehen lassen, wobei Siegfried um einiges naiver ist als der Hausmeister. Von den Kritikerkollegen, die in der Vorführung waren, wurde der Film zwar verrissen, aber ich hatte meinen Spaß. Der Regisseur Sven Unterwaldt hat eine sehr gute Umschreibung für den Film, die da lautet: "(...) Wir brauchen temporeiche Unterhaltung, die Spaß macht. Aber letzlich auch einen Familienfilm, in den guten Gewissens die Mutter mit den Kindern reingehen kann und der auch einen Märchenanspruch erfüllt (...)" Das kann man so stehen lassen, oder frei nach EXODUS: "Good friendly fun for the whole family!"
- Redakteur:
- Tolga Karabagli