Best of TromaDance Film Festival Volume 2
- Regie:
- Diverse
- Jahr:
- 2003
- Genre:
- Kurzfilm
- Land:
- USA
- Originaltitel:
- Best of TromaDance Film Festival Volume 2
1 Review(s)
13.07.2003 | 17:49Nachdem uns die amerikanische Filmfirma Troma schon im vergangenen Jahr mit einer gelungenen Anthologie aus No- und Low-Budget-Kurzfilmen, die auf dem TromaDance Filmfestival liefen, beglückte, legt sie nun nach und präsentiert die DVD "The Best of TromaDance Film Festival Volume 2". Wieder einmal gibt es eine illustre Mischung aus allem, was sich im englischsprachigen Raum so im Untergrund- und Amateursektor tummelt. Festival-Initiator Lloyd Kaufman gibt erneut die noch von der ersten Scheibe bekannten einleitenden Worte ab, bevor es zum filmischen Teil übergeht:
Arrowhead Beer
Regie: Jeff Bacon
5 Minuten
Der Film besteht aus einigen Werbespots für das titelgebende, offensichtlich fiktive Arrowhead-Bier, bei denen allerhand schief geht. Das ganze artet dann auch lediglich in einer Aneinanderreihung von mehr oder weniger gelungenen Gags aus, ohne dass der Film in seiner Gesamtheit eine echte Pointe liefern kann.
Tasty
Regie: Chad Cardin
2 Minuten
"Tasty" ist ein kurzes Filmchen über die Verbindung von Essen und Sexualität. Ohne wirklich explizit zu werden, schwelgt der Film eher in Andeutungen, die aber doch ziemlich eindeutig sind. Auch wenn die freche Grundidee des Films grundsätzlich nicht schlecht ist, ist dieser doch viel zu kurz, um seine Wirkung voll entfalten zu können.
30 Minutes or Less
Regie: Scott Pearlman, Jay Pascua und Matt Van Gelder
18 Minuten
30 Minuten Zeit hat der junge Pizzabote noch bis zur Verabredung mit seiner Freundin. Leider erhält er just zu diesem Zeitpunkt noch einen Auftrag für eine Pizzalieferung. Unterwegs hat er es mit einem streitenden Ehepaar, einem gewaltgeilen Polizisten und schließlich am Ziel seiner Reise mit einem wiederbelebten Walt Disney-Zombie zu tun.
Nachdem das Backen der Pizza auf interessante Weise als erotische Inszenierung dargestellt wird, begleitet man den Pizzaboten auf seiner haarstäubenden Odyssee. Dabei hat das Regieteam einige abstruse, aber nicht immer wirklich gute Ideen verarbeitet. Die zahlreichen Gags treffen zwar nicht immer ins Schwarze, aber die bizarren Charaktere und vor allem die professionelle Inszenierung entschädigen den Zuschauer allemal für die paar danebengegangenen Witze.
Mondo Ford
Regie: Scott Calonico
6 Minuten
Bei "Mondo Ford" handelt es sich um eine Mockumentary, also um einen gefakten Dokumentarfilm, über den amerikanischen Präsidenten Gerald Ford, der hier mit dem Kennedy-Attentat, Außerirdischen, Bigfoot and allerhand anderen Abstrusitäten in Verbindung gebracht wird. Der Film ist dabei im Stil italienischer Mondo-Dokumentationen gefilmt, wie sie in den 60er Jahren populär waren. Der Bezug ist gar nicht mal schlecht, denn auch diese Dokumentationen nahmen es mit der Wahrheit nicht immer so ganz genau, sondern schwelgten eher in Sensationalismus. Allerdings ist "Mondo Ford" viel zu trocken und verworren, um als gelungene Parodie durchzugehen.
Undisciplined
Regie: Gym Jones
5 Minuten
Die Beziehung eines jungen Pärchen wird problematisch, als die Frau ihrem Liebhaber den Wunsch offenbart, dass sie von ihm den Hintern versohlt bekommen möchte. Dieser ist von der Idee nicht begeistert, da es seiner Vorstellung von einem normalen Sexualleben widerspricht. Von da an beginnt sie ihm das Leben zur Hölle zu machen, um ihn derart zur Weißglut zu bringen, damit er sich schließlich doch gezwungen fühlt, sie zu disziplinieren.
Regisseur Gym Jones verzichtet glücklicherweise auf eine plumpe Herangehensweise an das Thema, sondern setzt vielmehr auf witzig-freche, eher unterschwellige Erotik. Diese kommt vor allem aufgrund der exquisiten Fotographie und dem gelungenen Spiel mit Farben gut rüber.
Cheese Theatre Live at an Aquacade
Regie: Cheese Theatre
23 Minuten
In Anlehnung an gängige TV-Comedy-Shows liefert die Komikertruppe Cheese Theatre hiermit eine Aneinanderreihung von mehr oder weniger gelungenen sketchartigen Episoden. Dabei geht sie etwas derber zur Sache, als man das vom Fernsehen her gewohnt ist. Die Gags kann man dann auch auf der ganzen Palette von platt bis gelungen einordnen, wobei einige herrlich überdrehte, fast schon surrealistisch anmutende Passagen die schlechten Gags wieder etwas relativieren. Dennoch reicht es insgesamt nur zu durchschnittlichem Niveau, wohl auch, weil der Episodencharakter des ganzen einer Geschlossenheit des Films im Wege steht.
Foet
Regie: Ian Fischer
18 Minuten
Nach längerer Zeit trifft Denise eine alte Freundin wieder. Ihr fällt sofort deren außergewöhnlich schöne Handtasche auf. Als sie erfährt, dass diese aus der Haut eines abgetriebenen Fötuses hergestellt wurde, ist sie zwar erst etwas abgeschreckt, erliegt dann aber der Faszination und legt sich selbst eine solche Handtasche zu.
Nach der gelungenen Titelsequenz wird die gar nicht mal schlechte Story, die auf einer Kurzgeschichte von F. Paul Wilson basiert, überwiegend durch Dialogszenen aufgerollt. Der Film bekommt auf diese Weise leider ein etwas tristes Erscheinungsbild, welches nur von einer recht abgedrehten Alptraumsequenz kurzzeitig aufgebrochen wird. Der Film soll wohl - wie vermutlich auch die zugrundeliegende Kurzgeschichte – Diskussionsstoff zum Thema Schwangerschaftsabbruch liefern, aber irgendwie fehlt dazu ein richtiger, aufrüttelnder Schockmoment.
Trauma
Regie: Max Krueger
6 Minuten
Wieder einmal kann die Mutter ihren Sohn nicht dazu bewegen, das Abendessen aufzuessen, und so schickt sie ihn ohne Essen zu Bett. Dort belauscht dieser dann ein Telefongespräch der Mutter, in dem sie jemanden auffordert, ihren Sohn abzuholen. Daraufhin erscheint in der Nacht ein schwarz gekleideter Mann und entführt den Jungen in ein Verlies, in dem ein schreckliches Monster lebt.
An die Traumata der Kindheit, die sich rund ums Essen bewegen, wagt sich Max Krueger mit diesem alptraumhaften, in Schwarzweiß gedrehten Film. Durch die Anlehnung an den deutschen Expressionismus gelingt es ihm auch, eine bedrückte Atmosphäre zu schaffen, wobei allerdings die Visualisierung des eher billig aussehenden Monsters kontraproduktiv wirkt. Um zu einem wirklichen Knüller zu werden, fehlt dem Film allerdings gegen Schluss der rechte Biss.
Radiation March
Regie: Lloyd Kaufman
1 Minute
„Radiation March“ ist ein offenbar ohne jegliches Budget, aber einigem Einfallsreichtum gedrehter Clip gegen Umweltverschmutzung. Leider wirkt er jedoch zu amateurhaft, um einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen.
Rashomoron (Bonusfilm)
Regie: Lloyd Kaufman
8 Minuten
Aus zusammengeschnittenen Szenen einer gefilmten Radiosendung besteht der in Anlehnung an Kurosawas "Rashomon" (1950) betitelte Film "Rashomoron". Eigentlich als Promotion zum Film "Citizen Toxie" (2000) gedacht, benehmen sich Regisseur Lloyd Kaufman und Darstellerin Heidi Sjursen während der Sendung derart daneben, dass das Konzept der Moderatoren total zusammengewürfelt wird. Das ganze ist dann auch nur an ganz wenigen Stellen lustig, ansonsten aber nur albern.
Als Extras gibt es auf dieser DVD ein bisschen Material zum TromaDance Film Festival, u.a. eine wenig informative Podiumsdiskussion zum Thema "Is Art Being Stolen from the People?", und einiges Werbematerial rund um Troma.
Auch wenn Troma wieder eine gute Auswahl an Underground- und Independent-Filmen gelungen ist, so zieht diese zweite Anthologie im Vergleich zur ersten klar den kürzeren, da hier wirkliche Höhepunkte fehlen. Nichtsdestotrotz ist die Scheibe für Freunde von Filmen jenseits des Mainstreams auf jeden Fall empfehlenswert. Leider ist auch für diese zweite DVD eine deutsche Veröffentlichung eher unwahrscheinlich.
- Redakteur:
- Andreas Fecher