State Of Violence - Kampf der Gerechtigkeit
- Regie:
- Yun-ho Yang
- Jahr:
- 2006
- Genre:
- Drama
- Land:
- Südkorea
- Originaltitel:
- Holli-dei
1 Review(s)
07.12.2007 | 12:18Handlung
Seoul 1988: Korea erwartet die Olympischen Spiele. Das Land will seine internationalen Gäste Willkommen heißen und sich von seiner besten Seite präsentieren - Slums passen da natürlich nicht ins Bild. So wird zügig beschlossen, eines der vielen Elendsviertel der Großstadt anzureißen. Dies geschieht selbstverständlich nicht ohne den Widerstand der Bewohner, die sich mit allem was sie haben gegen die brutalen Räumungsaktionen wehren.
Bei einem dieser Abrisse wird der junge Ju-hwan, der Bruder Ji Kang-heons (Lee Seong-Jae) vom brutalen Polizisten Kim An-seok (Choi Min-Su) erschossen. Zu allem Überfluss landet Kang-heon auch noch wegen Widerstand gegen die Polizeigewalt für sieben Jahre im Gefängnis. Dort erwarten ihn Erniedrigungen, Folter und An-seok, der zum Gefängnisdirektor befördert wurde.
Nach einigen versuchten Attentaten auf den Direktor beschließt Kang-heon schließlich mit einigen Mitgefangenen auszubrechen, um der Öffentlichkeit von den unglaublichen Missständen im koreanischen Rechtssystem zu berichten.
Kritik
Regisseur Yang Yun-ho dürfte den asiaphilen Lesern sicherlich durch sein Martial Arts-Drama "Fighter in the Wind“ bekannt sein. Mit "State of Violence“ versucht er sich erneut an einem Drama, das auf wahren Begebenheiten beruht. Diesmal dreht sich alles um einen Gefängnisausbruch zur Zeit der Olympischen Spiele in Seoul, anno 1988.
Der Film beginnt dabei sehr vielversprechend. Regisseur Yun-ho zeigt eindrucksvoll und blutig, wie die aufständischen Slum-Bewohner versuchen, den Abriss zu verhindern. Da Verhandlungen erfolglos bleiben, kommt es schnell zum unausweichlichen und gewaltsamen Aufstand gegen die Polizeigewalt, der brutal niedergeschlagen wird.
Den Protagonisten des Films, Kang-heon, trifft es dabei dreifach: er verliert nicht nur sein Dach über dem Kopf, sondern auch seinen Bruder, der völlig unnötigerweise vom jetzt schon erkennbaren Antagonisten An-seok erschossen wird. Zu allem Überfluss landet Kang-heon auch noch wegen Widerstand gegen die Staatsgewalt für überzogene sieben Jahre im Gefängnis.
Mit dem Eintritt ins Gefängnis endet der realistische und sozialkritische Anspruch des Films. Was folgt, sind "Lock up"-artige Erniedrigungen und sadistische Foltermaßnahmen des mehr und mehr cartoonhaften Antagonisten und nun Gefängnisdirektor An-seok. Sein Spiel definiert den Begriff des Overacting und nimmt "State of Violence" sehr viel von seinem zuvor sorgsam aufgebauten Anspruch.
Der absehbare Ausbruch folgt dann auch bei Fuße. Dass die kommende "Tour de Force" dabei nicht einmal im Ansatz die tatsächlichen Ereignisse aus dem Jahre '88 widerspiegelt, überrascht wenig. Es folgt ein phasenweise lächerliches Katz- und Maus- Spiel, ohne jeglichen Hang zur Realität. Regisseur Yun-ho versucht unermüdlich seine Gefangenen zu tragischen Helden zu machen, zu Philanthropen, die lediglich durch die ungerechte Judikative ihres Landes zu dem geworden sind, was der Zuschauer in diesem Film zu sehen bekommt. Auf der anderen Seite steht der egomane Misanthrop des An-seok, der seinen unbändigen Hass auf die Ausbrecher richtet.
Mehr als dieses Schwarz-und-Weiß-Spiel hat "State of Violence" nicht zu bieten. Der eigentliche Anspruch, die soziale und judikative Ungerechtigkeit der damaligen Zeit zu porträtieren, gelingt nur zu Anfang. Lediglich dort zeigt sich, dass man im Korea der damaligen Zeit Unrecht mit Geld begleichen konnte. Um den Film zu zitieren: "Wer Geld hat, wird freigesprochen, wer keins hat, ist schuldig".
Leider wird dieser interessante Ansatz durch ein schlechtes, da zu breit angelegtes Skript zerstört. Der Gefängnisabschnitt wirkt wie eine schlechte koreanische Hommage an Stallones "Lock Up", die alle Charaktere zu Karikaturen simpler Schwarz-und-Weiß-Gebilde verkommen lässt. Viel mehr folgt danach auch nicht mehr.
Der Rest ist klischeebeladen, vorhersehbar und zum Teil sogar widersprüchlich zur eigentlichen Aussage (oder dem Anspruch) des Films: Einige der Ausbrecher versuchen, sich freizukaufen, um mit dem Geld nach Hongkong zu flüchten - wer Geld hat, ist unschuldig, so weit verstanden ...
Was "State of Violence" vor dem Totalabsturz rettet, hat einen Namen: Lee Seong-jae ("Attack the Gas Station“ - zur Review verlinken). Sein Spiel rettet den ganzen Film und gibt ihm den nötigen Touch Realismus.
Davon abgesehen, sind sowohl Kameraarbeit als auch Schnitt und Filmmusik solide, wenn auch am Ende tonal ein wenig zu dick aufgetragen wird. Nichtsdestotrotz versagt der Film beim Übermitteln seiner Botschaft, was einzig und allein dem miesen Skript zu verdanken ist.
Die DVD
Das Bild (1.85:1) ist ausgesprochen gut und bietet eine knackige Schärfe, die viele Majorveröffentlichungen der letzten Tage haben vermissen lassen. Auch der Kontrast und der Schwarzwert wissen zu überzeugen und spielen in der absoluten Oberklasse des langsam sterbenden Mediums DVD. Die Farben wurden bewusst verfremdet, um dem Film einen realistischeren Anstrich zu geben. Das leichte Hintergrundrauschen lässt sich verschmerzen.
In Ermangelung meines Dolby Equipments, kann ich den Ton nicht ausreichend bewerten. Was sich jedoch sagen lässt, ist dass die deutsche Synchronisation nicht besonders gelungen ist. Die Sprecher passen nicht wirklich, was auf die generelle Prosodie zutrifft. Klare Empfehlung für die O-Ton Spur.
Extras hat die mir vorliegende DVD leider keine zu bieten. Wer Extras möchte, sollte zur "Limited Gold Edition" des Films greifen.
Fazit:
Vielversprechender Beginn, schwacher Rest. Ein Fazit nach 25 Minuten der Spieldauer würde definitiv freudiger ausfallen. Das Urteil nach knappen zwei Stunden fällt indes deutlich verheerender aus. Ein guter Schauspieler (Lee Song-jae) reicht nun mal nicht, ein missratenes Skript zu retten. Folglich braucht "State of Violence" wirklich niemand!
- Redakteur:
- Martin Przegendza