Stimme des Herzens
- Regie:
- Yoshifumi Kondo
- Jahr:
- 1995
- Genre:
- Trickfilm
- Land:
- Japan
- Originaltitel:
- Whisper of the heart - Mimi wo sumaseba
1 Review(s)
16.01.2008 | 14:56"Stimme des Herzens – Whisper Of The Heart" ist der einzige Film, welchen Yoshifumi Kondo als Regisseur leiten konnte. Er war ein geschätzter Mitarbeiter von Hayao Miyazaki, verstarb jedoch ungewöhnlich früh und konnte nicht wie geplant die Arbeit von Hayao Miyazaki übernehmen.
"Whisper Of The Heart" will sagen, dass man auf sein Herz hören soll um seinen Weg und den Sinn im Leben zu finden.
Story:
Shizuku, ein 14-jähriges Mädchen, welches in die Mittelschule geht, hat gerade Sommerferien. Anstatt wie ihre Schwester aus der heißen Stadt zu verreisen, verbringt sie jede freie Minute mit Büchern, welche sie in der Bücherei holt. Ab und zu trifft sie sich mit ihrer Freundin aus der Klasse.
Plötzlich fällt ihr auf, dass in jedem der ausgeliehenen Bücher derselbe Name eines Jungens steht: Seiji Amasawa. Sie wird neugierig, will herausfinden, wer dieser Junge ist, der all die Bücher schon gelesen hat und sich vor allem für dasselbe wie sie interessiert.
Gleichzeitig widmet sie sich ihrem Hobby, nämlich dem Übersetzen von Songtexten aus dem Englischen ins Japanische. Momentan ist es "Country Roads". Der Song soll bei einer Aufführung in der Schule von einer Klasse gesungen werden. Sie versucht passende Worte zu finden, was gar nicht so einfach ist. Vor allem, weil ein gleichaltriger Junge sie deswegen auch noch verspottet.
Der Zufall will es, dass es genau derselbe Junge aus den Büchern ist. Durch einen dicken Kater lernen sie einander besser kennen.
Seiji, der Junge, ist oft bei seinem Großvater, welcher ein Antiquitätengeschäft besitzt, unter anderem eine wunderschöne Katzenstatue, diejenige vom Baron Humbert von Gikkingen. Shizuku ist von der Statue fasziniert, denn ihre Augen sind sehr speziell.
Seiji und Shizuku kommen einander näher, doch Seiji will unbedingt sein Glück in der Ferne versuchen, so dass Shizuku gleichzeitig auch beweisen will, dass sie etwas kann. Sie setzt sich ein Ziel und schreibt ein Buch über die Geschichte des Katzenbarons.
Persönliche Meinung:
"Whisper Of The Heart" ist eine Geschichte über Teenager, ihre Schwierigkeiten bei den ersten Gehversuchen in Bezug auf die Liebe, aber auch über die Suche nach sich selbst, nach einem Ziel im Leben.
Es ist für mich bislang der realistischste Ghiblifilm, was aber nicht heißt, dass er mich nicht genauso verzaubert hat wie alle anderen von mir gesehenen Filme aus diesem Studio.
Der Film beginnt mit dem bekannten Song "Country Roads", welcher Shizuku wie ein roter Faden durch die Geschichte begleitet. Sie versucht den englischen Text ins Japanische zu übersetzen, versucht die richtigen Worte sinngemäß zu finden, singt das Lied mit Seiji, sucht aber auch ihren Weg im Leben und ein Ziel, wo sie später ankommen kann.
John Denver hat das Lied 1971 komponiert und gesungen, aber hier im Film singt es Olivia Newton-John, später die Mädchen auf Japanisch übersetzt. Ein toller Song, der aber für mich in einem Ghiblifilm gewöhnungsbedürftig ist.
Man begleitet Shizuku durch den Alltag, sieht in ihre eigene Welt. Sie hat keine Lust sich mit der Familie auseinander zu setzen, im Haushalt zu helfen, will lieber in der Welt der Bücher, in der Phantasie versinken.
Als sie einmal einen Kater verfolgt, der neben ihr in der Bahn mitfährt, kommt sie in ein ihr unbekanntes, hoch über der Stadt gelegenes Quartier. Dort lernt sie Seijis Großvater kennen, welcher ihr Talent fördert, sie motiviert ihren Weg zu finden und zu gehen.
Zum Glück haben ihre Eltern dafür Verständnis, dass sie die Schule vernachlässigt und geben ihr die Chance sich zu beweisen, auch wenn sie nicht wissen, was sie genau tut. Was für ein Glück doch Shizuku hat. Nicht alle Eltern würden dieses Wagnis eingehen.
Deshalb würde ich es wagen zu sagen, dass es ein Film für jede Generation ist. Jede Generation findet etwas wieder, womit sie sich identifizieren kann. Und wer schon länger gelebt hat, erinnert sich mit einer gewissen Sehnsucht an diese Zeiten.
Der Film ist wieder einmal perfekt gemacht worden! Die Details in der Geschichte, wie z.B. wenn Shizuku das Licht ausmacht, sie schreibt, die Mine abbricht, sie den Schreiber nochmals drücken muss - alles winzig kleine Details, welche den Film lebendig machen. Für mich war es der reinste Genuss mich in die Story einzulassen. Dazu die perfekte Vertonung, der heiße Sommer ist durch das fast hörbare Flimmern der Luft, das Zirpen der Grillen richtiggehend spürbar. Dazu die realistische Darstellung des vielen Verkehrs. Überhaupt ist mir aufgefallen wie oft die Shizuku über die Straße rennen muss und jedes Mal beinahe überfahren wird!
Eine wunderbare Geschichte über das Erwachsenwerden in einem heißen Sommer in Japan. Ich kann den Film allen Anime-Liebhabern empfehlen, welche aber nicht allzu viel Phantasie erwarten sollten. Denn diese kommt nur in der von Shizuku geschriebenen Geschichte vor. Der Rest ist Realität, aber auf jeden Fall eine schöne Realität, auch wenn diese manchmal schwierig ist.
Ein sommerlich, leicht verträumter Film, welcher perfekt in die Reihe der Ghiblifilme passt.
- Redakteur:
- Doris Flückiger