Strange Saga Of Hiroshi The Freeloading Sex Machine, The
- Regie:
- Yuji Tajiri
- Jahr:
- 2005
- Genre:
- Erotik
- Land:
- Japan
- Originaltitel:
- Sex Machine - Hiwai na kisetsu
2 Review(s)
13.06.2007 | 14:05Hintergrund
Seit den 1960-er Jahren gibt es in Japan die so genannten Pinku Eiga („Pink Movies“), ca. 60-minütige Softcore Sexfilme. Junge, aufstrebende Regisseure nutzen seitdem die Gelegenheit, solche Filme als Einstieg ins Filmbusiness zu nutzen, da ihnen nur sehr wenige Vorgaben seitens der Studios gemacht werden: Neben einer bestimmten Anzahl an Sexszenen dürfen die Filme eine Spielzeit von ca. 60 Minuten nicht überschreiten - alle weiteren Aspekte darf der Regisseur frei bestimmen.
Großaufnahmen primärer Geschlechtsorgane sind nicht zu sehen, dafür aber des Öfteren bedenkliche Vergewaltigungsszenen. Die Sexszenen sind mitunter lose in die Filmhandlung integriert. Je nach künstlerischem Anspruch wagen die Regisseure absurde Mischungen á la politischer Sexfilm (siehe "The Glamorous Life Of Sachiko Hanai"), gesellschaftskritischer Sexfilm o.ä. Während die sexuellen Handlungen sich also durchaus mit den 70-er Jahre "Schulmädchenreport"-Filmen vergleichen lassen, bietet sich bei der Handlung eine enorme Vielfalt. Den westlichen Zuschauer stellt diese Mischung vor eine größere Bewährungsprobe.
Handlung
Hiroshi (Mutsuo Yoshioka) ist ein leichtlebiger Herumtreiber. Sein einfaches und liebenswertes Gemüt gibt sich mit wenig zufrieden und macht keine Probleme. Als er die hübsche Haruka (Rinako Hirasawa) trifft, zeigt sich jedoch seine wilde Seite. Ihre Beziehung zeichnet sich durch wilden, hemmungslosen Sex aus, der sogar die Hauswände zum Beben bringt.
Über Harukas kleinen Sohn taucht Hiroshi in die spannende Welt des Grillen-Sumo ein. Fortan teilen Haruka und das Grillen-Sumo gleichermaßen seine Zuneigung. Doch bald bekommt es Hiroshi mit einem starken Gegner zu tun: Harukas Ex-Mann und Grillenzüchter Anzai (Kazuhiro Sano). Um ihn zu besiegen, muss Hiroshi die stärkste Grille Japans finden. Durch die Hilfe von Harukas Sohn und einem Haufen arbeitsloser Dorfeinwohner bekommt Hiroshi die Chance dazu.
Kritik
"The Strange Saga Of Hiroshi The Freeloading Sex Machine" - selten hatte ein Titel mehr Aussagekraft und hat den Film, den er bewirbt, besser beschrieben! Alles kommt so, wie man es vom Titel erwarten darf. Nach einem kurzen Intro in einem Bus, wo die beiden Hauptdarsteller eingeführt werden, kommt es sogleich zur ersten Sexszene - der Zusammenhang interessiert hier niemanden. Wildes Stöhnen, verkrampfte Gesichter, komische Laute und am Ende bebt das ganze Haus. Schon hier wird klar, dass "The Strange Saga Of Hiroshi The Freeloading Sex Machine" alles ernst nimmt, nur nicht sich selbst. In einer weiteren Szene wird eine Gurke zweckentfremdet, was Hiroshi, trotz (oder gerade wegen) höchster Erregung mit einer eigenwilligen Grimasse quittiert.
Nein, der Sex wird hier in keinster Weise stilisiert und erst recht nicht ästhetisiert. Das wilde Treiben soll augenzwinkernd die Triebbefriedigung des Menschen aufzeigen, ohne die zwischenmenschliche Erotik hochzuspielen oder in den Mittelpunkt zu stellen. So überrascht es auch kaum, dass Hiroshis Angebetete kurzerhand mit ihrem Ex schläft, während Hiroshi selbst munter fremdpimpert. Sogar die obligatorische lesbische Szene auf einem Begräbnis (!) fügt sich in den Kontext.
Das Grillen-Sumo schlägt die Brücke vom zwischenmenschlichen Treiben zur Handlung und bildet auch dort eine Analogie zum Trieb-Begriff. Beim Grillen-Sumo messen sich zwei männliche Grillen in einer kreisförmigen Arena. Wie beim echten Sumo verliert die Grille, die zuerst den Ring verlässt. Der Sumokampf der männlichen Grillen soll hier stellvertretend für das männliche Imponiergehabe und den Kampf um die Frauen stehen.
Harukas Ex-Mann Anzai wiederum bildet die Brücke vom Grillen-Sumo zu Hiroshi. Er fungiert als Grillenzüchter und Endgegner, gleichzeitig aber auch als Nebenbuhler um die hübsche Haruka.
Zwischen diesen Brücken fließt ein wilder Strom aus Sex, Kopulation und Geschlechtsverkehr, in allen erdenklichen (und abstrusen) Formen und Arten. Was hier überrascht, ist die Visualisierung. Regisseur Yuji Tajiri schafft es gekonnt interessante Perspektiven zu finden, die schöne Bilder liefern. So findet ein Akt auf einem Kran statt, dessen Arm sich phallus-artig gen Himmel streckt.
Überhaupt ist "The Strange Saga Of Hiroshi The Freeloading Sex Machine" visuell überraschend stark ausgefallen. Akustisch wird das Ganze durch rhythmische Trommelmusik begleitet, die zu Teilen auch direkt von Haruka im Film gespielt wird. Die hypnotischen Klänge finden sowohl während des Grillen-Sumos, als auch während der Kopulationsakte Gehör.
Als Zuschauer sollte man vom Film genau das erwarten, was der Titel suggeriert: eine stumpfe Handlung ohne großen Sinn, viel Sex (in einem komödiantischen Stil) und kein Deut ernst. Sicherlich, ohne jegliche Affinität zur asiatischen Kultur (respektive Film) dürfte man an diesem sehr eigenen Film keinen Gefallen finden. Andererseits ist "The Strange Saga Of Hiroshi The Freeloading Sex Machine" so dermaßen Stumpf, dass sich förmlich ein Trash-Fun einstellt.
Die DVD
Pinku Eigas haben ein Budget von ca. 25000 € - dass man da keine großen Ansprüche an Bild und Ton stellen darf, sollte klar sein.
Das mit DV-Kameras aufgenommene Bild (1,85:1 Letterbox) ist grundsolide. Die Schärfe ist ok, die Farben leisten sich keine großen Ausrutscher und auch der Kontrast arbeitet in einem soliden Maß. Bei schnelleren Bewegungen stellen sich zu erwartende Verwischeffekte ein und auch Hintergrundrauschen bleibt nicht aus.
Der Ton (Deutsch, Japanisch DD2.0) schlägt in eine ähnliche Kerbe. Beide Spuren tönen solide aus den Lautsprechern. Die Dialoge sind gut verständlich, Rauschen oder ähnliche Störungen sind nicht zu vernehmen. Die Wahl der Spur bleibt einzig den Vorlieben der Zuschauer überlassen. Die optionalen Untertitel liegen im Übrigen in zwei Versionen vor: einer für 4:3 und einer für 16:9 Fernseher.
Die Extras sind zwar spärlich, aber hochgradig interessant. Neben der üblichen Trailershow und dem Originaltrailer befindet sich noch ein gut halbstündiges Interview mit Regisseur Yuji Tajiri auf der DVD. Darin plaudert er munter über den Film und das Genre des Pinku Eiga, liefert aber auch viele Hintergrundinformationen. Qualität statt Quantität.
Fazit
"The Strange Saga Of Hiroshi The Freeloading Sex Machine" ist ein süffisant unterhaltsamer Film, der selbst in der schrägen Welt des Pinku Eiga eine Sonderstellung einnimmt. Die Handlung ist skurril, die Sexszenen sind amüsant und das Drumherum ist stimmig. Nichts in diesem Film nimmt sich wirklich ernst, was sich gut an Hand der Handlungsangabe ablesen lässt. Schnell stellt sich eine Freude am Stumpfen, ganz im Stile der Thrashperlen der Troma Studios (Splatterhorror), ein, wodurch sich im Laufe des Films viele Lacher ergeben. "The Strange Saga Of Hiroshi The Freeloading Sex Machine" ist typisch japanisch und erfordert mehr als andere Produktionen eine leicht asiaphile Grundhaltung des Zuschauers. Wer dies mitbringt und sich auf "Hiroshi" einlässt, wird sicherlich in der einen oder anderen Form seinen Spaß haben.
- Redakteur:
- Martin Przegendza
Ein ureigenes japanisches Film-Genre ist der 'Pink Movie', ein einstündiger Sexfilm, dessen Besonderheit es ist, dass der Regisseur abgesehen von den obligatorischen Sexszenen freie Hand für die Verwirklichung seiner Visionen hat. Nicht selten entstanden in diesem Genre also Filme von erstaunlich hohem künstlerischen Niveau. "The Strange Saga Of Hiroshi The Freeloading Sex Machine" gehört auch in dieses Genre und weckt gerade dadurch Interesse, dass er auf internationalen Film-Festivals wie der Nippon Connection gezeigt wird.
Zufällig lernt Hiroshi die alleinerziehende Mutter Haruka kennen und zieht bald darauf bei ihr ein. Die Beziehung zwischen den beiden ist vor allem durch ausufernde Sexualakte geprägt, die auch mal das ganze Haus zum Wackeln bringen. Sonst ist aber in dem Ort, in dem die beiden leben, nicht viel los. Und so wundert es auch nicht, dass die Männer im Ort, die wohl alle – wie Hiroshi auch – keiner geregelten Arbeit nachgehen, eine eigenartige Spielsucht entwickeln: Sie alle züchten und sammeln Heuschrecken, um sie im Wettkampf gegeneinander antreten zu lassen. Auch Hiroshi kann sich dieser besonderen Abart des Glücksspiels nicht lange entziehen.
Haruka schwant Übles, weil es ihrem Ex-Ehemann genauso erging und dieser schließlich durch die Heuschrecken-Besessenheit abgestürzt ist, wodurch die Beziehung in die Brüche ging. Bei Hiroshi nimmt die Sucht ebenfalls immer krankhaftere Züge an, und in der Überzeugung, eine unschlagbare Heuschrecke gezüchtet zu haben, legt er sich schließlich mit dem örtlichen Großmeister des Heuschreckenkampfes an.
Dass die ganzen Sexszenen für den Regisseur Yuji Tajiri ein notwendiges Übel waren, um den Film zu finanzieren, kann er trotz mancher guter Idee bei der Umsetzung nicht ganz verhehlen. Im schlimmsten Fall passt der Sex zwischen zwei Figuren einfach nicht zu deren Charakteren, im besten Fall nimmt er die Sexszenen mit augenzwinkernder Ironie aufs Korn. In einer Szene, in der Haruka beispielsweise von hinten 'genommen' wird, zeigt ein auf die Frontalansicht folgender Gegenschnitt ganz deutlich, dass sie noch ihren Slip anhat, wodurch der Sex als simuliert enttarnt und die Szene somit ad absurdum geführt wird. Wer also erotikgeladene Sex-Szenen erwartet, wird in den meisten Szenen enttäuscht werden – trotz gut aussehender Darsteller, die oft zeigen, was sie unter ihren Klamotten noch so zu bieten haben.
Die ironisch gebrochenen Sexszenen passen dann wiederum zu der bizarr anmutenden Story um die Heuschrecken-Kämpfe, die auf alle Fälle ungewöhnlich, über weite Strecken des Films aber auch sehr belanglos ist. Mit vielen schrägen Ideen schafft es der Regisseur zwar, den Zuschauer bei der Stange zu halten, es gibt auch viele gute Gags und einige der Sex-Szenen sind ebenfalls nicht übel, dennoch hat der Film für seine ca. 60 Minuten Laufzeit erstaunlich viel Leerlauf. Dabei ist es durchaus nicht so, dass der Film dröge oder langweilig wäre, aber an manchen Stellen kommt es einem doch so vor, als hätte der Regisseur Mühe gehabt, die vom Produzenten vorgegebene Zeit sinnvoll zu nutzen. Und so ergibt sich am Ende ein recht zwiespältiges Bild, weil der Film zwischen pfiffigen Szenen, die glänzend unterhalten können, und totaler Belanglosigkeit pendelt. Da kann auch die Tatsache, dass der Film durchgehend sehr schön fotografiert ist, den üblen Beigeschmack nicht mehr mindern. Insgesamt eher durchwachsen.
Yuji Tajiris Saga vom schmarotzenden Hiroshi kann zwar mit den im Titel angekündigten Seltsamkeiten und mit viel Sex aufwarten, schafft es aber nicht über die ganze Laufzeit, sein Unterhaltungsniveau aufrecht zu erhalten. Ungewöhnlich ist der Film aber dennoch und auch die Brüche mit den genre-typischen Sex-Szenen sind teilweise gut gelungen. Unterm Strich bleibt allerdings Mittelmaß, der Genrefreunden trotzdem durchaus gefallen dürfte.
- Redakteur:
- Andreas Fecher