Stunde, wenn Dracula kommt; Die
- Regie:
- Mario Bava
- Jahr:
- 1960
- Genre:
- Horror
- Land:
- Italien
- Originaltitel:
- La maschera del demonio
1 Review(s)
01.12.2005 | 07:58Die Geschichte dieses Streifens ist schon ziemlich seltsam, denn eigentlich wollte Mario Bava nie so wirklich auf dem Regiestuhl Platz nehmen. Als er dann aber beim Filmprojekt "Caltiki" den abgesprungenen Regisseur kurzzeitig ersetzte und von Lionelli Santi von Galantea Film das Angebot unterbreitet bekam, bei einem seiner eigenen Filme Regie zu führen, nutzte der ehemalige Kameramann die Gunst der Stunde und entschied sich dazu, "Der Vij", eine Geistergeschichte des ukrainischen Autors Nikolai Gogol, zu verfilmen. Das Ergebnis seiner Regiearbeit kam schließlich unter dem Namen "Black Sunday" in die Kinos und wurde auf Anhieb ein großer Erfolg. Bis heute zählt der Film als eines der Ursprungswerke des Gothic-Horrors und gleichzeitig als eines der besten und künstlerisch wertvollsten Stücke, die je von Mario Bava inszeniert wurden.
Story
Moldawien 1630: Die Inquisition macht auch vor Pinzessin Asa keinen Halt und verurteilt sie wegen Hexerei zu Tode. Doch bevor der Henker ihr die mit Stacheln gesäumte Maske aufsetzen kann, schwört sie, eines Tages grausame Rache an den Nachfahren ihrer eigenen Familie zu nehmen. Ihrem Tod kann sie jedoch nicht mehr entgehen, und so kommt sie mittels der grausamen Dämonenmaske ums Leben.
200 Jahre später reisen Professor Kruvajan und sein Assistent zufällig an Asas Gruft vorbei. Der Professor interessiert sich für das Grab und nimmt es näher unter die Lupe. Dabei entdeckt er auch die Maske und nimmt sie dem Leichnam ab. Doch seine Unvorsicht soll schon bald bestraft werden: Asa kehrt wieder aus dem Reich der Toten zurück und setzt alles daran, ihren Rachesschwur in die Tat umzusetzen ...
Meine Meinung
Es sind wiederum die obskuren Bilder und die zahlreichen (relativ simpel umgesetzten) visuellen Effekte, mit denen Bava hier zügig zum Ziel kommt. Und das heißt in diesem Fall des Öfteren, den Zsuchauer zu erschrecken und ihm einen kalten Schauder über den Rücken zu jagen. Alleine schon die Anfangssequenz, in der die angebliche Hexe Asa hingerichtet wird, hat es in sich. Die Art, mit der Bava das Aufziehen der Dämonenmaske darstellt, war in der damaligen Zeit vollkommen revolutionär. Man war von den Klassikern "Frankenstein" und "Dracula" schon einiges gewohnt, doch eine derart gewaltsame und brutale Darstellung hatte es bis dato nicht gegeben. Genau solche Effekte häufen sich dann auch im Laufe des Films, und wenn man mal bedenkt, dass der Streifen noch in Schwarz/weiß ist, dann ist schon fast beängstigend, wie genial die einzelnen Schocker-Situationen umgesetzt worden sind.
Die Handlung steckt aber hinter der Dominanz der Ausstrahlung der Bilder nicht zurück. Die Rückkehr der Hexe und ihr Rachefeldzug werden sehr gut eingefangen, und die Spannung steigt ebenfalls von Minute zu Minute. Dank der schaurigen Atmosphäre ist man als Zuschauer aber auch die ganze Zeit über sehr angespannt, alleine schon aus Ehrfurcht vor dem Moment, wo aus dem Blauen heraus wieder der nächste Schocker kommt. Daher empfiehlt sich auch, den Film abends im abgedunkelten Raum anzusehen, am besten noch alleine, um so das düstere Horror-Flair in vollen Zügen genießen zu können. Die Bedingung: Man darf nicht zu schreckhaft sein, ansonsten wird einen dieser Streifen auch später in den Träumen noch verfolgen.
"Die Stunde, wenn Dracula kommt" ist völlig zu Recht ein Genre-Klassiker und gilt als die Geburtsstunde der Regie-Ära von Mario Bava. Trotzdem wird der Film heute nicht in der Reihe der legendären Horrorfilme genannt, was ziemlich unverständlich ist, schließlich ist er den klassischen Universal-Streifen und selbst dem Hammer-Studio-Klassiker "Dracula" (mit Christopher Lee) in Sachen Atmosphäre haushoch überlegen. Hoffentlich wird sich der Status des Films jetzt mit dem Release der DVD bald ändern, denn ansonsten verpassen viele, viele Leute unwissend ein zeitloses Meisterwerk!
Die Aufarbeitung der DVD ist ebenfalls spitze. Das Bild hat fast schon ein halbes Jahrhundert auf dem Buckel, weist aber trotzdem kaum Verschmutzungen auf. Die Kraft der Bilder kann sich somit voll entfalten, und das, obwohl keine Farben enthalten sind. Einzigartig! Der Ton hingegen ist, wie leider meistens bei diesen neu aufgelegten Streifen, ziemlich dumpf, geht aber weitestgehend in Ordnung.
Wirklich interessant ist bei dieser DVD das Bonusmaterial. Hier gibt es ein kurzes Interview mit Barbara Steele, die in "Die Stunde, wenn Dracula kommt" sogar eine Doppelrolle übernommen hat, den englischen Audiokommentar von Tim Lucas, ein paar Szenen vom Schneidetisch und natürlich die üblichen Extras wie Bio- und Filmografien und eine in diesem Falle sehr große Bildergalerie. Das schönste Extra befindet sich aber nicht direkt auf dem Silberling: Neben dem erneut sehr aufschlussreichen Booklet haben die Macher dieser Veröffentlichung nämlich einen 36 Seiten starken Comic beigefügt, in dem das Gespann Nicole Z. Orro und Benno S. Orro die Geschichte des Films noch einmal in gruseligen Illustrationen rekapituliert.
Fazit: Hier gibt es nicht mehr viel zu sagen; "Die Stunde, wenn Dracula kommt" ist einer der besten Horror-Streifen seiner Zeit und hat auch 45 Jahre nach der Erstvorstellung noch nichts von seiner Ausstrahlung eingebüßt. Diesen heute leider unterbewerteten Klassiker darf man nicht verpassen.
- Redakteur:
- Björn Backes