Südwest nach Sonora
- Regie:
- Sidney J. Furie
- Jahr:
- 1966
- Genre:
- Western
- Land:
- USA
- Originaltitel:
- The Appaloosa
1 Review(s)
06.01.2008 | 14:42Ein Fall für die Privatdetektive der Filmgeschichte
US-Grenze zu Mexiko 1870: Der ehemalige Büffeljäger Matt Fletcher (Marlon Brando) träumt von einem neuen Leben als Pferdezüchter. Als Grundstock dafür soll ihm sein preisgekrönter Appaloosa-Hengst dienen. Doch der mexikanische Bandit Chuy Medina (John Saxon) hat ein Auge auf das prachtvolle Tier geworfen und stiehlt es. Fletcher startet zu einem gnadenlosen Rachefeldzug gegen Chuy ...
Die DVD zeigt eine digital überarbeitete und angeblich restaurierte Fassung.
Filminfos
O-Titel: The Appaloosa (USA 1966)
Dt. Vertrieb: Koch Media (30. November 2007)
FSK: ab 12
Länge: ca. 95 Min.
Regisseur: Sidney J. Furie ("Ipcress")
Kamera von Oscar-Preisträger Russell Metty ("Spartacus")
Drehbuch: James Bridges & Roland Kibbee nach einem Roman von Robert McLeod
Musik: Frank Skinner
Darsteller: Marlon Brando (Matt Fletcher), John Saxon (Chuy Medina), Anjanette Comer (Trini), Emilio Fernandez (Lazaro) u. a.
Handlung
Der ehemalige Büffeljäger Matt Fletcher (Brando) will sich im Jahr 1870 in dem Grenzkaff Ojo Prieto zur Ruhe setzen, denn dort lebt die Familie seines Cousins Paco (Rafael Campos) und dessen Frau Ana (Miriam Colon). Doch zuerst geht der ziemlich ramponiert aussehende Matt in die Kirche, um seine Sünden zu beichten. Und das sind wahrlich nicht wenige, denn er habe viele Männer im Krieg getötet und mit vielen Frauen gesündigt. Vor dem Beichtstuhl sieht er eine schöne Frau, die dann die Kirche verlässt und seinen schönen Appaloosa-Zuchthengst erspäht. Sie hält dies für eine gute Gelegenheit, damit abzuhauen, doch zuvor stoppt ihr "Verlobter" Chuy Medina sie. Um ihn loszuwerden, lügt sie, der Gringo habe sie angefasst. Sobald Chuy wütend in die Kirche gestürmt ist, um den Missetäter umzulegen, steigt sie aufs Pferd, um abzuhauen.
Matt weiß nicht, wie ihm geschieht, als Chuy ihm einen Revolver unter die Nase hält. Erst ein Ruf von Chuys Kumpan Lazaro (Fernandez) veranlasst Chuy, von ihm abzulassen. Draußen auf dem Platz droht Chuy von Trini, der schönen "Verlobten", bis auf die Knochen blamiert zu werden. Daher lässt er sich eine Notlüge einfallen: Sie habe nur einen Proberitt unternehmen wollen, mit dem Pferd, über das er und der Gringo gerade verhandeln. Doch Matt spielt nicht mit: Das Pferd sei unverkäuflich. Und er droht Chuy sogar, ihn so zusammenzuhauen, dass seine Pistoleros davon müde würden, seine Knochen aufzusammeln.
Kaum hat Matt sein Wiedersehen mit Paco und Ana und deren vierköpfiger Kinderschar bis zum Umfallen gefeiert, als ihm auch schon jenes Pferd gestohlen wird, mit dem er eine Pferdezucht anfangen wollte: der Appaloosa. Und natürlich ist es Chuy, der es raubt und ihn verhöhnt. Matt ist zu besoffen, um seinen Büffeltöter laden zu können. Vielmehr wird er von Chuy durch den Grenzfluss geschleift und an einer Grenzmarke aufgehängt. Dann fordert Chuy ihn heraus, sich doch nach Sonora zu wagen und seinen Gaul wiederzuholen. Falls er sich traut.
~ Nach Sonora ~
Theoretisch könnte Matt aufgeben und den Gaul sausen lassen, aber er fühlt, das ist er seinem verstorbenen Ziehvater schuldig, der sich für ihn abrackerte und dem er nun etwas zurückgeben wollte. Das ist auch der Grund, warum sich Matt völlig verwandelt: Er schneidet sich die Haare, rasiert, wäscht und bräunt sich die Haut mittels Kaffeesatz. Dann verkleidet er sich mit Vaters Sachen als Mexikaner, komplett mit Poncho und Sombrero.
Doch schon im ersten Kaff auf der mexikanischen Seite wird er auffällig. Er säuft zwar seinen Agavenschnaps Pulque nach ortsüblichem Brauch in einem Zug runter, doch als ihn ein Narbengesicht (Alex Montoya) veralbern will und ausfragt, zeigt er ihm, dass das bei ihm nicht zieht. Insgeheim benachrichtigt Narbengesicht seinen Boss Chuy Medina, dass der erwartete Gringo im Anmarsch ist. Matt bekommt auch von dem Ziegenhirten Ramos den Rat, Sonora links liegen zu lassen.
Aber natürlich will Matt seinen Zuchthengst zurück und reitet weiter. Unerwartet erscheint er in den Gemächern Trinis, der "Verlobten" Chuys, die dort wie eine Gefangene zu dessen Verfügung stehen muss. Er bittet Trini, den Gaul zu stehlen, doch sie wendet zu Recht ein, dass es ihr verboten wurde, ein Pferd zu reiten (klingt nach Saudi-Arabien, wo Frauen nicht Auto fahren dürfen). Als Matt daher selbst zur Tat schreitet, sieht er sich sofort von Chuys und seinen Pistoleros umzingelt. Doch sie verprügeln ihn keineswegs, sondern Chuy fordert ihn zu einem Wettstreit heraus: Armdrücken. Der Trick dabei ist jedoch, nicht von dem tödlichen Skorpionstachel getroffen zu werden, der auf der Tischplatte auf den Verlierer wartet.
Während Chuys Männer grinsend zusehen, drückt Trini dem Gringo die Daumen. Und Matt Fletcher scheint sich sichtlich anzustrengen, doch ob es reicht, dem Stachel des Todes zu entgehen?
Mein Eindruck
Die folgenden Eindrücke und Urteile mache ich unter dem Vorbehalt, den ganzen, endgültigen und vollständigen Film gesehen zu haben. Dass dem vielleicht nicht so ist, werde ich im Abschnitt "Bonusmaterial" ausführen.
Die Geschichte dreht sich weder um den Diebstahl eines Pferdes noch um dessen Wiederbeschaffung, sondern in Wahrheit um Impotenz und Auferstehung. Schon die Szene vor der Kirche von Ojo Prieto ist ein erster Hinweis auf dieses Thema. Chuy ist von seiner Frau Trini lächerlich gemacht worden. Die Umstehenden fragen sich: Ist er nicht fähig, seine Frau zu befriedigen, so dass sie nun versucht, ihm wegzulaufen? Um diesen Eindruck zu vermeiden, muss sich Chuy eine Notlüge einfallen lassen, deren Opfer Matt Fletcher wird.
Hinweis Nummer zwei erfolgt, als Matt seinem Cousin Paco erklärt, dass er vorhat, mit seinem Appaloosa-Hengst eine Pferdezucht aufzuziehen. Die Stuten werde er mit seinen 200 Dollar in Gold, die er als eiserne Reserve besitzt, kaufen. Und Paco werde sein Partner werden. Wer braucht da schon ein Maisfeld? Matt ist offenbar ein Glücksritter, der auf verwegene Anfänge steht. Und der ein Faible für Religion hat, wie sein Kirchgang inklusive Beichte belegt. Die ganze Zeit fragte ich mich, warum Matt keine Frau bei sich hat. Die Frage wird nie beantwortet (außer in einer apokryphen Vorgeschichte - mehr dazu unter "Bonusmaterial").
Matts Traum, der auf der Potenz seines Zuchthengstes basiert, wird jäh zerschlagen, als der potenzgestörte Chuy auftaucht. Schlaff baumelt Matt alsbald an der Grenzmarkierung - es ist seine erste Kreuzigung, doch es ist noch ein langer Weg bis Golgatha. Dieses findet Matt erst in Chuy Medinas Haus, in dem Trini wie eine Leibsklavin gehalten wird, seit sie fünfzehn war - sie wurde von ihrem Vater an Chuy verkauft. Ihre Träume von Potenz in Gestalt einer umfangreichen Kinderschar zerschlugen sich ebenfalls, als Chuy sie lediglich als Privathure benutzte. Deshalb will sie ständig weglaufen. Offensichtlich ist es wirklich so, dass Chuy ihr nicht das geben kann, was sie will und braucht.
Stattdessen raubt Chuy sich die Potenz des weißen Mannes, der Gringos, die zuvor schon Mexiko geplündert haben. Politik als gestörte Sexualität, das scheint des Pudels Kern zu sein - wirklich? Für Matt ist die Wiederbeschaffung des Zuchthengstes fortan verbunden mit dem Raub der Frau seines Widersachers. Davor steht eine harte Prüfung: der Stachel des Todes (vgl. Apostelbriefe).
SPOILER
Später hat Matt Gelegenheit, Chuy zu verspotten. Sogar Chuys ach so tödliche Skorpione seien impotent. Und ihre Stachel (lies: Penisse) taugen nichts. Doch das Gift des Skorpions würde Matt umbringen, gäbe es nicht den Heiler Ramos, sozusagen der Johannes Baptist für den leidenden Jesus. Als nächstes fährt dieser Jesus in die Grube - jenes Grab, das Ramos für sich selbst vorgesehen hat. Nach einem Dialog mit seiner Maria Magdalena, Trini, steht Matt wieder aus diesem Grab auf, um die Verfolger zu töten - und um seine Potenz wiederzuerlangen.
Dazu muss er schließlich Chuy und Lazaro (Lazarus als Hinweis auf Auferstehung) erledigen, um die Frau und das Pferd endgültig zu gewinnen. Bemerkenswerterweise stellt ihn Chuy vor genau diese Wahl: Pferd ODER Frau. Nun wird's rätselhaft. Warum sollte Matt, der seine ganze Zukunft nicht auf die Frau, sondern auf sein Pferd gebaut hatte, ausgerechnet die Frau vorziehen, die er erst wenige Tage kennt, aber das Pferd opfern?
Aber es ist ein Trick. Chuy zielt auf das Pferd, macht sich dadurch sichtbar und kann von Matt erschossen werden. Bingo, Matt gewinnt sowohl die Frau als auch das Pferd. Er hat seine Potenz wieder komplett zusammen, inklusive Wiederauferstehung. Leider sehen wir ihn in dieser Fassung kein einziges Mal in liebender Umarmung eben dieser Frau. Warum sollte er also mehr für sie empfinden als für sein Pferd? Jesus, so scheint es, war eben ein Samariter. (Siehe jedoch apokryphe Handlungsstränge unter "Bonusmaterial".)
SPOILER ENDE
Der Film lebt von der Dreiecksgeschichte zwischen Matt, Chuy und Trini (vom Gaul ganz zu schweigen). Folglich sind dies die Stars. Brando soll beim Dreh so desinteressiert gewesen sein, dass er Regisseur Furie zur Weißglut trieb, indem er ständig ein Buch las und nur für eine Nahaufnahme seine Nase daraus nahm. Dem Studio Universal scheint der ganze Dreh in Mexiko eh ziemlich egal gewesen zu sein. Und der Regisseur hatte zuvor nur einen Film gemacht, "Ipcress" mit Michael Caine, und zwar ohne das Drehbuch, das er gleich am ersten Drehtag dem Feuer überantwortet hatte.
Brando drückt dem Film nicht seinen Stempel auf - wie könnte er auch bei diesem Desinteresse? Und so ist es den "Mexikanern" überlassen, etwas Überzeugendes zu schaffen. Emilio Fernandez ist Mexikos berühmtester Filmschauspieler und es ist ein Jammer, dass sein Lazaro eine so untergeordnete Rolle spielen muss. John Saxon muss wohl ebenso wie Brando künstlich nachgedunkelt worden sein, aber er überzeugt - wenn auch nicht als potenter Mann, sondern als Sadist. Dafür erhielt er eine Golden-Globe-Nominierung.
Anjanette Comer (geboren 1939) spielt die Trini als bescheiden blickende, aber hinterhältig lügende Banditenbraut, die sich dem Tramp Matt als ihrem Befreier anschließt - und als Maria Magdalena ihrem Jesus. In "Guns for San Sebastian" (1967) spielte sie neben Charles Bronson und später in den TV-Serien "Perry Mason" und "Inspektor Columbo".
Nur einer strengte sich mächtig an, und das war Kamermann Russell Metty, dessen Handschrift eigentlich in dicken roten Lettern über jedem einzelnen Bild stehen müsste. Seine Techniscope-Fotografie versteigt sich zu Motiven, die aus jedem banalen Vorgang ein Rätsel und ein Mysterium zu machen versuchen. Seine Kamera versteckt sich hinter Grashalmen, zwischen Steigbügeln und wo noch überall. Wunderbar sind seine Interieur-Aufnahmen in Trinis Gemächern - das Mysterium des Weiblichen herrscht hier in zwielichtigen Schatten.
Metty hatte zuvor schon mit Orson Welles "Im Zeichen des Bösen" (auch so ein verstümmelter Film) und Kubricks "Spartacus" gedreht und jedes Mal bestehende Motive gefunden, welche die Story erhöhten, ohne sie zu erschlagen. Hier ist ihm das nicht gelungen. Die Bilder und die raschen Schnitte lassen die dünne Story maniriert erscheinen. Hinzu kommt, wie ein Kritiker moniert hat, dass dem Verständnis des Zuschauers nichts geliefert wird, was man einen "Establishing shot" nennt, eine Aufnahme also, die eine Szene einführt. Fast alle (bis auf den langsamen Anfang) fallen sozusagen mit der Tür ins Haus und gehen sofort in media res. Das sorgt offenbar für Verwirrung und könnte es nötig machen, den Film mehrmals zu sehen.
Hinweis am Rande: In "Duell - Enemy at the Gates" liefert der russische Meisterschütze, gespielt von Jude Law, eine Hommage an Matt Fletcher, wenn er ein Lasso improvisiert. Matt flicht eine Hutschnur und einen Lederriemen zusammen, um sein Gewehr vom Pferdesattel zu zerren, ohne die Deckung verlassen zu müssen.
Die DVD
Technische Infos
Bildformate: 2,35:1 (16:9)
Tonformate: D und Englisch in DD 2.0
Sprachen: D, Englisch
Untertitel: D
Extras:
- Bildergalerie mit seltenem Werbematerial
- Original-Kinotrailer
- 4-seitiges Booklet
Mein Eindruck: die DVD
Die digital überarbeitete Fassung zeigt den Film im ursprünglichen 2,35:1-Format und zwar in prächtigen Farben. Diese kommen besonders den Szenen in Mexiko zugute, so etwa dem roten Poncho Brandos und dem roten Kleid Trinis. Beim Ton verhält es sich ein wenig anders. Bei der deutschen Tonspur fällt ein etwas dumpfes Klangbild auf, was bei der englischen Tonspur ganz anders ist. Dort allerdings reden die "Mexikaner" ein so verzerrtes Englisch, dass es kaum zu verstehen ist. Und da die Untertitel fehlen, haben nur Experten eine Chance, diesen Slang zu verstehen.
Die Bildergalerie ist mit 34 Bildern äußerst umfangreich. Und hier geht der Ärger los.
Zwei der gezeigten Filmszenen kommen in der gezeigten Filmfassung gar nicht vor - warum? Die eine zeigt einen gefesselten Lazaro, der vor Matt herreitet, die andere einen Matt, der in der finalen Szenen nicht wie im Hauptfilm eine doppelläufige Winchester bedient, sondern jenen einläufigen Büffeltöter, den er während des Raubes seines Hengstes abfeuerte. Wie sind diese Diskrepanzen zu erklären?
Es muss eine erweiterte Fassung des Films geben. Beleg Nummer zwei ist das deutsche Presseheft, das über die genannten apokryphen Inhaltsbeschreibungen den Leser mehrmals verblüfft. (Diese Diskrepanzen tauchen bislang in keiner einzigen Kritik auf, die ich gelesen habe).
Der apopkryphe PROLOG erklärt, warum Matt Fletcher a) dieses Pferd besitzt und b) keine Frau hat:
"Matt steht unter dem Galgen. Der Büffeljäger hat den Mörder seiner Frau getötet, aber diese war nur eine Indianerin. Deshalb soll er [nach dem rassistischen Gesetz des weißen Mannes] hängen. Tiota, sein indianischer Schwager, rettet ihn in letzter Sekunde und gibt ihm Osaca mit auf den Weg, einen pfeilschnellen Hengst aus hervorragender Zucht, die in ganz Texas berühmt ist [der Appaloosa]."
Es geht mit unbekannten Szenen weiter:
"Nachdem Matt Chuys Geld für Osaca abgelehnt hat, versucht es Chuy mit Gewalt. Ein Warnschuss aus Matts Büffeltöter besiegelt die Feindschaft."
Und: "Cocatlan, ein Gasthaus. Eines der Mädchen in dieser Spelunke ist Trini. Matt sieht mit an, wie Lazaro an einem ihrer Ohrringe zieht, bis Blut fließt. Matt kann sich nicht zurückhalten und schreitet ein. Sein Hemd wird zerrissen, und an seinem Büffelmesser wird er wiedererkannt. Die Bande überwältigt ihn, doch Trini setzt die Spelunke in Brand und entkommt mit Matt. Es kommt zu einer Krise in der Scheune, wo sich die beiden verstecken: sowohl Chuy als auch eine Klapperschlange nähern sich. Doch Chuy tötet das Reptil und entdeckt die beiden nicht. Unter freiem Himmel suchen die beiden Zuflucht und entdecken ihre Liebe zueinander. Trini erzählt, wie sie von Chuy zu einem entwürdigenden Dasein gezwungen wurde. Bevor Matt nach Cocatlan zurückkehrt, um den Hengst zu holen, muss er noch ein Duell mit Lazaro überstehen. [was das eine Szenenfoto erklären würde]
In Cocatlan (= Sonora) ist Fiesta. Matt nutzt die Gelegenheit und stiehlt seinen Hengst. Mit Trini jagt er über die Grenze, verfolgt von Chuys Bande. Kurz vor Pacos Farm muss er sich hinter einem Felsen verschanzen. Trini soll Paco benachrichtigen, der den Büffeltöter bringen soll. Sie trifft aber auf der Farm keinen an und bringt die Donnerbüchse selbst. Die beiden überstehen das Feuergefecht leicht verletzt. Chuy hat die gerechte Strafe ereilt." Damit ist das Szenenfoto erklärt, auf dem Matt mit seinem Büffeltöter abgebildet ist. Es erklärt auch, wie es Matt gelingt, auf die enorme Distanz den winzigen Körper von Chuy zu treffen. Ob das mit einer Winchester gelungen wäre?
Das Problem mit diesem Handlungslauf ist aber, dass weder der Heiler Ramos noch der Wettstreit mit dem Armdrücken und den Skorpionen vorkommen. Wieso? Möglicherweise besteht die Erklärung darin, dass sich der Autor des Pressehefts nicht auf den Film stützte, sondern auf eine andere Textvorlage, die sich auf die Buchfassung stützte. Aber das erklärt nicht, warum die beiden Szenenfotos hier auftauchen, die nicht in der Endfassung zu sehen sind.
Das Booklet geht in keiner Weise auf diese Problematik ein, liefert aber jede Menge andere Informationen.
Unterm Strich
Unter dem Vorbehalt, dass ich eine endgültige und vollständige Version gesehen habe, würde ich meinen, dass dieser Western einer langweiligsten ist, die ich je gesehen habe, aber zugleich einer der optisch interessantesten. Russell Metty hat sich hier wirklich verewigt und jedem Bild seinen Stempel aufgedrückt. Brando spielt einen sehr ruhigen Matt Fletcher, der aber zwielichtig genug ist, um einen sadistischen Chuys, gespielt von John Saxon, als schwächeren Charakter aussehen zu lassen. Diese Opposition trägt den zentralen Konflikt, der sich um Potenz bzw. Impotenz dreht (s. o.).
Dass das Bonusmaterial so viele Fragen aufwirft und nicht beantwortet, finde ich nicht sonderlich zufriedenstellend. Ein klarer Fall für die Privatdetektive der Filmgeschichte. Ich habe keine Hinweise gefunden, welche die Diskrepanz erklären würden. Der Unterschied in der Lauflänge zwischen deutscher Version (knapp 95 Minuten) und Original (98-99 Minuten, je nach Quelle) lässt sich eventuell durch die unterschiedliche Bildkodierung zwischen NTSC und PAL erklären.
Die Möglichkeit, dass dies nicht die vollständige Fassung ist, vergällt mir den Genuss dieser DVD-Fassung. Ich hoffe, dass andere Zuschauer mehr Vergnügen an Brandos Performance finden.
- Redakteur:
- Michael Matzer