Tanguy - Der Nesthocker
- Regie:
- Étienne Chatiliez
- Jahr:
- 2001
- Genre:
- Komödie
- Land:
- Frankreich
- Originaltitel:
- Tanguy
1 Review(s)
21.01.2008 | 22:08Daten:
Regie: Etienne Chatiliez
Filmografie Etienne Chatiliez:
- Confiance règne, La (2004)
- Tanguy - Der Nesthocker (2001)
- Drogenszenen (2000)
- Glück liegt in der Wiese, Das (1995)
- Tante Daniele (1990)
- Leben ist ein langer ruhiger Fluß, Das (1988)
Darsteller:
Sabine Azema (Edith Guetz)
Andre Dussollier (Paul Guetz)
Eric Berger (Tanguy Guetz)
Helene Duc (die Großmutter)
Aurore Clement (Carole)
Handlung:
Der End-Zwanziger Tanguy (Eric Berger) ist vom Erscheinungsbild ein netter, intelligenter junger Mann, der großen Erfolg bei Frauen hat und ein starkes Faible für die asiatische Kultur bzw. deren Denkweise an den Tag legt. Er spricht fließend Chinesisch und auch Japanisch, gibt an der Uni Seminare über chinesische Philosophie und bereitet gerade seine Doktorarbeit vor. Für die kleinen Probleme des Alltags hat er immer einen schlauen chinesischen Spruch auf den Lippen.
Sein Leben läuft aus seiner Sicht perfekt! Er wohnt noch bei Papa und Mama und braucht sich um nichts zu kümmern. Putzen, Waschen, Essen kochen – alles wird von seinen netten Eltern erledigt. Diese beschweren sich auch nicht, wenn er jede Nacht eine andere Freundin mit nach Hause bringt. Er liebt seine Eltern und hat sich sein kindliches Gemüt bewahrt.
Familienidylle pur? Nicht ganz!
Denn die Eltern finden, dass es nun langsam an der Zeit wäre, dass Tanguy auf seinen eigenen Beinen steht. Seine Mutter muss wegen dieser unerträglichen familiären Situation sogar zum Psychologen und hat Schluckauf, sobald sie Tanguy nur sieht. Da ist guter Rat teuer.
Man muss Tanguy davon überzeugen, dass es zu Hause gar nicht so schön ist. Anfangs werden nur kleine fiese Attacken auf seine heile Welt unternommen und die Vorzüge der "Rundumversorgung" werden drastisch beschnitten. Doch Tanguy nimmt diese für ihn kleinen Unannehmlichkeiten mit asiatischer Gelassenheit hin.
Jetzt müssen schwerere Geschütze aufgefahren werden! Egal wie, der Nesthocker muss aus der Wohnung verschwinden...
Kritik:
Tanguy ist ein bitterböser Film, der locker-flockig daherkommt und wirklich sehr gut unterhält. Mit der Entwicklung der Handlung lässt sich der Film am Anfang sehr viel Zeit – vielleicht zuviel Zeit – um die Familienverhältnisse detailliert darzustellen. Dadurch werden zwar die Charaktere gut eingeführt, aber es entsteht die eine oder andere Länge im ersten Drittel des Films.
Die anfänglichen Zweifel, ob der Film wirklich so gut ist, wurden dann aber zum Glück sehr schnell zerstreut als es schließlich richtig zur Sache ging. Ab diesem Zeitpunkt bleibt kein Auge trocken und man kann seine Schadenfreude so richtig ausleben. Es macht wirklich Spaß die Eltern zu beobachten, wie sie den inzwischen verhassten "Ableger" mit allerlei phantasievollen Ideen zum Ausziehen bewegen wollen.
Den Schauspielern kann ich in diesem Film nur Höchstnoten ausstellen. Eric Berger als Tanguy muss man einfach gesehen haben! Am Anfang sympathisch, immer gut aufgelegt und er kann offensichtlich keiner Fliege etwas zu Leide tun – und doch ist seine zuckersüße Art zum Kotzen. Er spielt diese vermeintliche Unschuldigkeit so phantastisch, dass man nach kurzer Zeit selbst anfängt ihm gegenüber einen gewissen Hass zu entwickeln. Er ist einfach ein Schmarotzer!
Den armen Eltern Sabine Azema (Edith Guetz) und Andre Dussollier (Paul Guetz) möchte man einfach nur sein Beileid aussprechen und der Zuschauer leidet aufgrund der toll dargebrachten schauspielerischen Leistung dann auch mit den "Erzeugern" die gleichen Qualen. Besonders Sabine Azema mit ihrem Schluckauf ist der gelungenste "Running-Gag" seit Jahren.
Ich habe mich sehr gut amüsiert und die knapp zwei Stunden Laufzeit vergingen wie im Fluge. Doch Vorsicht! Diese Komödie kann und will ihre französischen Wurzeln nicht verbergen. Wer also nur Hollywood-Kost gewöhnt ist, der sollte diesen Film vielleicht erst einmal ausleihen.
Die DVD:
Das anamorphe Bild dieses recht aktuellen Werkes ist leider nur als Durchschnitt zu bezeichnen. Schade, denn der Film ist ja gerade mal vier Jahre alt. Die Farben sind etwas blass, der Kontrast einen Tick zu steil und die Schärfe ist auch nicht ganz optimal. Dafür sind dann aber fast keine Bildfehler oder Verschmutzungen zu erkennen. Ich will Universal mal zu Gute halten, dass die Techniker vielleicht keine besseren Master für den Transfer zur Verfügung hatten.
Der Ton in Deutsch und Französisch (Dolby Digital 5.1) ist sehr gut verständlich, die Vertonung fällt aber weder positiv noch negativ auf - wie bei diesem Film nicht anders zu erwarten gibt es eben kein Effektfeuerwerk. "Tanguy" ist eben eine dialoglastige Komödie mit einem leichten Hang zur Frontlastigkeit.
Für Freunde des O-Tons hat Universal zum Glück sehr gute Untertitel in Deutsch auf die Disk gebracht.
Die Extras:
- Trailer
- Deleted Scenes
- Biographien
Fazit:
"Tanguy - Der Nesthocker" ist eine locker–luftige, pechschwarze Komödie mit anfänglichen Startschwierigkeiten aus Frankreich. Tanguy ist ein wirklich sehr typischer Vertreter französischer Komödien und kann deshalb nur bedingt dem großen Kinopublikum empfohlen werden. Wer allerdings auf kleine, feine und sehr gut besetzte Filme aus Europa steht, der kann hier bedenkenlos zugreifen.
Nach der etwas faden ersten dreiviertel Stunde gehts endlich richtig zur Sache und der Filmfan wird bestens unterhalten. Ich denke auch, dass der Film seine große Faszination aus der Tatsache bezieht, dass wohl jeder einen ähnlichen "Nesthocker" im Verwandten- oder Bekanntenkreis hat.
Schadenfroh muss man allerdings auch ein wenig sein, um den Film richtig genießen zu können.
- Redakteur:
- Detlev Ross