The Philly Kid - Never Back Down (BD)
- Regie:
- Connery, Jason
- Jahr:
- 2011
- Genre:
- Action
- Land:
- USA
- Originaltitel:
- The Philly Kid - Never Back Down
1 Review(s)
31.05.2013 | 19:00Verlogene Kämpfer-Mär in Edeloptik
Dillon McCabe ist der geborene Kämpfer. Doch in derselben Nacht, in der er die NCAA Wrestling Meisterschaft gewinnt, wird er in einen Vorfall verwickelt, der mit dem Tod eines Polizisten endet und Dillon hinter Gitter bringt. Zehn Jahre später ist er wieder auf freiem Fuß und versucht sein Leben in den Griff zu bekommen. Doch ausgerechnet jetzt gerät sein bester Freund Jake in Schwierigkeiten. Um Jake zu helfen und so schnell wie möglich genügend Geld aufzutreiben, beginnt er an Mixed-Martial-Arts-Kämpfen teilzunehmen. Als ihm sein Erfolg nur noch mehr Ärger einbringt, muss er erkennen, dass sein wahrer Gegner ein korruptes System ist, welches von ihm das Unmögliche verlangt: Verlieren. (Fehlerhafte Verleihinfo)
Filminfos
O-Titel: The Philly Kid (USA 2011)
Dt. Vertrieb: Universum Film
VÖ: 31.05.2013
EAN: 887654476593
FSK: ab 16
Länge: ca. 94 Min.
Regisseur: Jason Connery
Drehbuch: Adam Mervis
Musik: Ian Honeyman
Darsteller: Wes Chatham (Dillon), Devon Sawa (Jake), Sarah Butler (Amy), Neal McDonough (LA Jim), Michael Jai White (Arthur Letts), Chris Browning (Marks) u.a.
Handlung
Für einen Mord, den er nicht begangen hat, ist Dillon McGuire in den Knast gewandert. Nach zehn Jahr kommt er wieder raus, überwacht von seinem Bewährungshelfer. Er ist allein, denn Mutter und Schwester sind aus seiner Stadt in den Südstaaten weggezogen. Nur Jake, ein alter Freund, hat einen Job für ihn: Da Dillon früher ein Mixed Martial Arts Champion war, soll er wieder im Cage Fight antreten. Im Texas Club könne man 5000 Mäuse pro Abend verdienen, schwärmt Jake - nicht ohne Hintergedanken.
Da hier um viel Geld gewettet wird, hat auch die Unterwelt ihre Finger im Spiel. Der Gangster Ace bestimmt im Voraus, wer gewinnt und wer verliert. Folglich macht er den größten Reibach. Auf seiner Gegenseite agiert der korrupte Cop Marks, der Dillon in den Knast gebracht hat: Er dealt mit Kokain. Erneut will Marks Dillon ausbeuten, alle drei Jahre seiner Bewährungszeit.
Vorerst schlägt sich Dillon auf keine Seite, während zu trainieren beginnt. Erst als Ace sich Jake vorknöpft und ihn wegen hoher Schulden umzubringen droht, schließt Dillon einen Teufelspakt: Er soll drei Siege einfahren, deren Einnahmen Ace zu fallen. Im Hintergrund geht es auch um das Schicksal der schönen Amy, der Tochter von Dillons Arbeitgeber, einem Weinhändler. Sie bringt ihn Aces Hauptquartier, um ihren Freund Jake rauszuhauen.
Nach dem ersten Sieg nimmt ein Trainer namens L.A. Jim Dillon unter seine Fittiche. Ace schließt einen Deal mit Jim, wonach Dillon im dritten Kampf nicht siegen, sondern verlieren soll. Dillon hat jedoch ganz andere Pläne, nicht zuletzt mit Amy. Es kommt zu einem komplex eingefädelten Showdown, dessen Ausgang völlig offen ist...
Mein Eindruck
Von den Produzenten der Blockbuster "Stirb langsam" und "Sherlock Holmes" hätte ich mehr erwartet. Sie versuchten wohl ein Remake der größten Boxfilm-Erfolge, darunter die Reihe mit Sylvester Stallone. Aber sie vermitteln die Botschaft, dass Boxen einfach nur ein Krieg mit anderen Mitteln ist. So etwas wie gut und böse gibt es dabei nicht. Der Kämpfer, der im Vordergrund steht, kann nur versuchen, sich mit Hilfe seiner Freunde (und Freundin) so gut es geht aus der Affäre zu ziehen. Vielleicht überlebt er ja sogar. Das tun Helden in Filmen wie diesen ja immer.
Dummerweise könnte uns der Held einiges sagen, wenn er nicht so sehr aufs Maul gefallen wäre. Wes Chatham, bekannt aus so dubiosen Meisterwerken wie "The Unit - Eine Frage der Ehre" zeigt seine Muckis und kann sich gut bewegen, doch die Sache mit dem Grips hat er anderen überlassen. Das Denken übernehmen der schlaue, hinterlistige Jake, der Drogenbaron Ace und der Trainer LA Jim. Neal McDonough, der den Trainer spielt, trat schon in "Captain America" auf, und Ace wird von Michael Jai White gespielt, einem Actiondarsteller der Oberliga (vgl. "Schwermetall-Chroniken"). Leider darf er nicht boxen, wodurch sein Auftritt völlig verschenkt wirkt.
Devon Sawa als Jake, bekannt aus "388 Arletta Avenue", ist das Alter Ego des aufrechten Helden: ein Gollum, für den Werte wie Loyalität und Freundschaft einfach nicht existieren. Ihn erwartet ein entsprechender Lohn. Diese Werte wiederum vertritt die schöne Amy, die zwar mit Jake Geschäfte macht, aber ihre Zukunft (und ihre Kinder) eher in den Armen des starken Kämpfers Dillon sieht. Merke: Testosteron schlägt Egoismus. Und wenn es den fiesen Cop Marks (aus "Cowboays und Aliens") nicht gäbe, dann könnten sich die beiden stante pede in die Arme fallen. So aber ist Amys medizinisches Grundwissen gefragt.
Es ist eine Story aus dem amerikanisches Bilderbuch. Boy meets Girl, Boy gets Girl. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann boxen sie noch heute.
Die Blu-ray
Technische Infos
Bildformate: 1,78:1 (anamorph)
Tonformate: D in HD-DTS 5.1, Englisch in HD-DTS 5.1
Sprachen: D, Englisch
Untertitel: D für Hörgeschädigte
Extras:
- Trailer
- Trailershow
Mein Eindruck: die Blu-ray
Die Qualität von Bild und Ton auf dieser Blu-ray ist erwartungsgemäß hoch. Neben den schnellen Bewegungssequenzen, die man in jedem Detail genau mitbekommt, profitiert auch die Musik von gutem Sound. Tatsächlich fand ich sogar den Song bzw. die Songs im Abspann als das Beste am ganzen Film. Da kam mein Fuß richtig ins Wippen. Die Farben des Sonnenuntergangs, in den die Gewinner fahren ("Go west, young man!"), glühen auf einer DVD wesentlich blasser als hier.
EXTRAS
1) O-Trailer
Kann man sich denken, was dieser Trailer bietet: vor allem die dynamischen Kampfszenen, vermischt mit dramatischen oder romantischen Impressionen, die als Garnitur dienen.
2) Trailershow
a) Arbitrage (mit Richard Gere & Susan Sarandon, nominiert für einen Golden Globe)
b) Hit & Run (Romantic Thriller)
c) The Awakening (Horror)
d) The Tall Man
e) Killing Them Softly (mit Brad Pitt)
f) Casino Barcelona
g) House at the end of the street
Dass es also außer Werbung keinerlei Bonusmaterial gibt, fand ich nicht so prickelnd. Schämten sich die Macher, ihre Mitwirkenden ans Mikro zu lassen?
Unterm Strich
Sind Mixed Martials Arts - also Boxen plus Tritte und Ringergriffe - schon zur Vorstufe des Militärtrainings verkommen? Fast, aber nicht ganz, wenn man die Handlung verfolgt. Zwar ist die Rhetorik - "niemals aufgeben" - die gleiche wie im Bootcamp, aber beim Barras fehlen wenigstens die Manipulatoren der Kämpfe, die mit allen Tricks arbeiten: von Drogen über gezinkte Wetten bis zu Psychotricks. Ich würde zumindest annehmen, dass es beim Militär fairer zugeht, aber Jack Reacher, der Militärpolizist, hätte dazu wohl eine andere Meinung.
Wie schon Sylvester Stallone in seinen stilbildenden "Rocky"-Boxfilmen verficht auch Wes Chatham, der längst nicht Rocky Balboas Größe erreicht, den amerikanischen Mythos, dass sich ein wahrhaft starker und ehrlicher Mann nicht unterkriegen lassen kann, komme, was da wolle. Da ist zwar Blödsinn, aber schön romantischer Blödsinn. Und so darf auch die zu erringende Jungfer in Not nicht fehlen, die es - gegen einen Rivalen, versteht sich - zu erringen gilt. Die Story ist so abgedroschen, dass ihr Ende schon meilenweit vorauszusehen ist.
Bleiben also nur die Fights übrig. Ich kenne mich ja mit den Regeln von MMA nicht so aus, aber sollte ein Fight nicht aufhören, wenn einer der beiden Kämpfer aufgibt? In meinem Judo-Grundkurs (immerhin errang ich den gelben Gürtel) brauchte man jedenfalls nur auf den Boden zu schlagen, um das Signal zum Aufgeben zu erteilen, und der Kampf wurde ehrenvoll zu Ende gebracht. Nicht so hier: Wie zu erwarten, wird jede Sauerei geduldet und jetzt Trick genutzt, um den Gegner fertigzumachen. Wo sind die Samurai, wenn man sie braucht? Sie würden samt und sonders alle Kämpfer einen Kopf kürzer machen, weil die Regeln verletzt wurden.
Die ethischen Werte, die der Film vermittelt, sind genauso minderwertig wie der Zustand der heutigen US-Politik, wie sie seit den beiden Golfkriegen praktiziert wurde. "Realpolitik"ist jedoch ein deutscher Begriff, und genau den setzen die Amis um, in dem Sinne, dass der Augenblick das ethische Handeln diktiert, nicht etwa eherne Ideale, die sich eh nicht befolgen lassen. Es lebe also Charles Peirce, der amerikanische Erfinder des Pragmatismus.
Zum Titel: "The Philly Kid" bedeutet, dass der Held, der mal McCabe, mal McGuire heißt, aus Philadelphia stammt, der "Stadt der brüderlichen Liebe". Na, von dieser Liebe ist im "Texas Club" offensichtlich wenig übrig geblieben. Hier wird nur mit harten Bandagen gekämpft. Insofern ist der Titel eher ironisch zu verstehen, denke ich.
Die Blu-ray
Trotz edler Optik und gutem Sound konnte mich der Film nicht überzeugen. Ebensowenig erfreut registrierte ich das Bonusmaterial, das durch Abwesenheit glänzte. Lediglich Werbung in Form von Trailern erfreut das Auge des Boxfilm-Aficionados.
Michael Matzer (c) 2013ff
- Redakteur:
- Michael Matzer