The Veteran (Blu-ray)
- Regie:
- Hope, Matthew
- Jahr:
- 2011
- Genre:
- Action
- Land:
- Großbritannien
- Originaltitel:
- The Veteran
1 Review(s)
09.10.2011 | 13:28Der Krieg ist heimgekehrt: Ein Veteran räumt auf
Als der Veteran Robert Miller (Toby Kebbell) aus Afghanistan heimkehrt, hat sich seine Nachbarschaft verändert. Brutale Drogenhändler kontrollieren seinen Wohnblock in Südlondon. Auf der Suche nach einer Aufgabe bringt ihn sein alter Freund und Ex-Marine Danny (Tom Brooke) zum mysteriösen Geheimdienstler Langdon (Brian Cox). Dieser wirbt Miller für eine Undercover-Mission an: Er soll Terroristen observieren, die einen Anschlag vorbereiten. Doch Miller findet viel mehr raus, als seinen Vorgesetzten lieb sein kann. Die Spuren führen von den Drogenhändlern seines Wohnblocks in den britischen Geheimdienst. Der zunehmend paranoide Veteran wittert eine unfassbare Verschwörung. Miller sieht nur noch einen Weg: Er muss handeln. (Verleihinfo)
Handlung
Mit schrecklichen Erinnerungen im Kopf kehrt Robert Miller in seine frühere Wohnung in einem Londoner Wohnblock zurück. Hier sieht er Fahad Salah wieder, einen schwarzen Muslim, der seinen jungen Bruder Ryan vor der Gang des Drogenhändlers Tyrone Jones bewahren will. Als Bobby Ryan seine Pistole wegnimmt, erregt er die Aufmerksamkeit von Jones. Der will ihn rekrutieren, doch Bobby will sich erst mal ehrliche Arbeit suchen. Leider kriegt er keine, die seinen Führungsqualitäten - er führte offenbar eine Kompanie in Afghanistan - angemessen erscheint.
Durch die Veteranenkontakte gerät er an Chris Turner, der für Gerry Langdon fähige Kämpfer sucht, um gegen die 2000 Terrorverdächtigen in Großbritannien vorzugehen. Langdon (Cox) vermittelt den Eindruck, dass er für das Innenministerium arbeitet, was Bobby OK findet. Als ersten Auftrag soll er einen Terrorunterstützer namens Fawaz Abdullah beschatten. Auf den sei die Informantin Alyana Wallace, eine Libanesin, angesetzt gewesen. Doch die habe sich seit drei Monaten nicht mehr gemeldet. Bevor er Alyana kontaktiert, folgt er einem ihrer Kontakte - in ein Sprengstofflabor. Wusste sie wirklich nichts davon?
Turner warnt Miller vor Bodyguards Abdullahs, doch zu spät: Miller wird überrascht. Nur indem er die drei Entführer fertigmacht, kann er entkommen. Als er endlich Alyana trifft, erzählt sie ihm, dass sie Langdon und Turner geholfen habe, aus zwölf Briten ausgebildete Terroristen zu erschaffen, deren Zellen nun in England auf ihren Einsatz warten würden - und auf eine Waffenlieferung. Der zweite Hammer ist ihre Aussage, dass der observierte Fawaz Abdullah gar kein Terrorist sei, sondern ein Agent des militärischen Geheimdienstes von Pakistan, des ISI, sei. Und das wahrscheinlich mit Erlaubnis der CIA. Das klingt gar nicht gut.
In einer Konfrontation mit Turner und Langdon werfen sich die zwei Typen und Alyana nur die Beschuldigungen an den Kopf. Immerhin ist bald klar, wer die Waffenlieferung abfangen soll: Miller. Doch dies erweist sich genauso als Falle wie die Wohnung von Abdullah ...
Mein Eindruck
Man merkt dem Film an, dass hier jemand am Werk war, der etwas vom Thema der heimgekehrten Soldaten versteht. Dieser Jemand ist der Drehbuchautor Robert Henry Craft, selbst mit 24 Jahren Militärdienst ein Geschädigter des Systems und der Einsätze. Bobby Miller ist sein jüngeres Alter Ego, wie er im Interview zugibt. Aber neben der Schilderung des inneren und äußeren Zustands eines Veteranen geht es dem Autor auch um viel weitergehende Aussagen: Warum werden heutzutage überhaupt Kriege geführt?
Kriege
Kriege werden geführt, weil sie Unmengen von Geld einbringen. Das ist die schlichte, aber hässliche Wahrheit, die Gerry Langdon, der "Berater der Regierung Ihrer Majestät", Bobby in seinem letzten Abgesang ins Gesicht schleudert. Und auch Drogenboss Jones hat Bobby eine bittere Pille zu verabreichen: "Hey Mann, ihr seid doch nicht wegen der Taliban oder Al-Quaida in Afghanistan einmarschiert. Nein, Mann, ihr seid hin, um die Transportwege für die DROGEN aus dem Scheißland zu SICHERN." Was ist denn nun die Wahrheit? Keiner kennt sie, und selbst wenn er sie kennen würde, dürfte er sie nicht sagen, denn jeder ist seinem Dienstherrn verpflichtet.
Feinde
Bobby kommt denn auch schon bald dahinter, dass er nur benutzt wird. Turner und Langdon haben ihre jeweils eigene Agenda. Langdan kooperiert mit dem ISI-Agenten Fawaz Abdullah, und Chris Turner entpuppt sich selbst als Terrorist. (Bobby merkt es schnell, weil Turner nämlich nicht den speziellen Handschlag der Militärs praktiziert.) Und dem liefert Bobby auch noch Waffen, die er fast mit seinem Leben bezahlt hätte. Außerdem ist die Zelle, die er ausheben will, schon vorgewarnt. Mit anderen Worten: Bobby wird von jedem aufs Kreuz gelegt.
Freunde
Deshalb sind seine Freunde umso wichtiger. Da wäre als erster Danny, der Halbbruder von Chris, der als Fallschirmjägerveteran über Millers Leben Bescheid weiß (und dies in einer geschnittenen Szene erzählt). Und Danny warnt ihn vor Chris. Zum zweiten ist da Fahad, der seinen kleinen Bruder Ryan nicht an die Drogengang von Jones verlieren will. Deshalb bekämpft Fahad sinnloserweise Jones in dessen Hauptquartier - und verschwindet spurlos. Bobby beschließt, ihn zu rächen.
Der eigentliche Grund aber, warum Bobby am Schluss das schwer verteidigte Hauptquartier von Jones angreift, ist Alyana Wallace. Die Libanesin (gespielt von einer Israelin) hat ihm das Leben gerettet und genauso ein zum Scheitern verurteilter Handlanger der Kriegsspieler Turner und Langdon wie Bobby selbst.
Zwischen ihm und ihr entwickelt sich eine leise Romanze, doch es kommt nicht einmal zu einem Kuss beim Abschied, denn Bobby hat um seine Gefühle einen dicken Panzer gelegt. Als Langdon behauptet, Alyana sei von Jones entführt worden (was wenig Sinn ergibt), stürmt Bobby diese Burg, als wäre er wieder in Afghanistan. Um ein Haar hätte er auch Erfolg gehabt. Der Krieg ist heimgekehrt. Das tut er immer.
Mein Eindruck: die Blu-ray
Bild und Ton sind, wie beim Format der Blu-Ray zu erwarten, von bester Qualität. Die deutsche und englische Tonspur liegen in DTS HD Master Audio vor, also Topqualität. An Untertiteln findet man zum Hauptfilm und zu sämtlichen Extras (außer Trailern) entsprechende deutsche Untertitelung vor. Hier kann man echt nicht meckern.
EXTRAS:
1) Interviews mit Cast und Crew (ca. 15 min.)
Der Regisseur und Skriptautor Matthew Hope berichtet, wie ihm die Idee zu den veteranen kam und dass er sie mit dem Plot von "Taxi Driver" verbinden wollte. Der Veteran Robert Henry Craft fungierte dabei nicht nur als Ko-Autor, sondern auch als technischer Berater. Craft lässt sich so interviewen, dass man sein Gesicht nicht von vorn sieht. Dies soll seine Identität schützen.
Er war 24 Jahre im Militärdienst und leidet jetzt wie Bobby Miller, sein junges Ego, unter posttraumatischem Stress-Syndrom PTSS). Er wollte zum Ausdruck bringen, warum heute Kriege geführt werden (siehe Langdons Monolog) und dass mindestens ein Drittel von Londons Obdachlosen Veteranen sind, nämlich solche, die es nicht in private Sicherheitsdienste geschafft haben. Und es werden mehr.
Die Schauspieler sprechen in der Regel über ihre Rolle und deren Aufgabe im Film. Der Hauptdarsteller lernte die Veteranenhilfsorganisation "Combat Stress" kennen, die PTSS-Geschädigten beisteht. Adi Bielski, die Darstellerin der Alyana, war selbst beim Militär, und zwar in Israel. Als sie ein M-16 auseinandernimmt, sieht das deshalb ganz natürlich aus. Brian Cox, der schon in den "Jason Bourne"-Filmen auftrat, lobt den Regisseur für seinen Verstand.
2) Deleted Scenes
Diese fünf Beiträge von 10:30 min. Länge füllen Lücken aus, bringen Gerry Langdons Monolog nochmals und zeigen ein alternatives Ende. Letzteres besteht lediglich darin, dass Jones abwesend ist und nur Ryan, Fahads kleiner Bruder, als Mörder auftritt.
3) Behind the Scenes
Diese dreiminütige B-Roll zeigt diverse Dreharbeiten ohne jeden Kommentar, ist also nur für Fachleute von Interesse.
4) Originaltrailer (1:45 Min.)
Der Trailer zeigt die Höhepunkte der Story, aber zu einer fetzigen Heavy-Metal-Musik, die im Film selbst nicht vorkommt.
5) Trailershow
a) "Sturm auf Festung Brest"
b) "Große Tricks und kleine Fische"
c) "Charlie Valentine"
d) "Buffalo Soldiers 44"
e) "Stolen Lives"
f) "La Linea 2"
g) "Ritterfürst Jaroslaw"
h) "Mulan - Legende einer Kriegerin"
i) "Three Burials" (mit und von Tommy Lee Jones)
j) "A Little Trip to Heaven" (Thriller)
Unterm Strich
Die Kurzformel für diesen Film lautet, wie auf der Verpackung gedruckt: "'Taxi Driver' trifft 'Children of Men'." Allerdings hat diese Gleichung mehrere Fehler. Erstens spielt "Children of Men" (mit Clive Owen in der Hauptrolle) in der nahen Zukunft, in dem das zu sehende London schon wesentlich demolierter aussieht als das hübsch ordentliche London in "The Veteran".
Zweitens spielt in "Taxi Driver" ein Soziopath die Hauptrolle - und Robert de Niro machte damals einen phantastischen Job. Doch Bobby Miller ist kein Soziopath. Er knallt keine Leute auf offener Straße ab, er ist der beste Freund eines schwarzen Muslim, und er ist noch zu Loyalität und liebesähnlichen Gefühlen fähig.
Obwohl er unter dem PTSS leidet, findet sich bei ihm keine Spur von Besessenheit, denn das würde seinem militärischen Ethos zuwiderlaufen. Sein Sturmlauf auf Jones' Bandenhauptquartier sieht nur aus wie ein Himmelfahrtskommando, doch in Wahrheit ist es eine Search-&-Rescue-Mission nach dem Prinzip: Leave no man behind. Er will Alyana herausholen, wird wieder mal gelinkt und muss dafür bezahlen.
In den meisten Veteranen- oder Söldnerfilmen werden die Figuren nur dazu benutzt, um Action zu inszenieren, man denke etwa an den unsäglichen Dolph Lundgren. In "The Veteran" folgt die Action aus der Entwicklung des Plots und der Hauptfigur heraus. Von Feuerwerk keine Spur, auch nicht im Finale.
Die Action ist nicht Selbstzweck, sondern Ausdruck der unterschwelligen Gewaltbereitschaft einer Gesellschaft, die sich bereits permanent im Krieg befindet, ohne dies zu zuzugeben. Der Krieg ist heimgekehrt, der Schnitter unterwegs, doch bis zum Sommer 2011 konnte man davor die Augen verschließen. Das geht nun nicht mehr.
Die Blu-Ray
Ton und Bild zeigen sich hier in Topqualität, was akustisch besonders der nervenaufreibenden Musik und den Geräuschen zugutekommt. Das Bonusmaterial zeigt sich besonders in den Interviews, die insgesamt eine Viertelstunde lang sind, informativ. Ein Making-of sucht man nämlich vergeblich, und auf Trailer und B-Roll kann ich dankend verzichten.
Insgesamt zeigt sich der Film also durchweg als guter Durchschnitt. Das zeigt, dass man auch mit einem schmalen Budget und absoluten Nobodys als Darstellern - einzige Ausnahme ist Brian Cox - eine anständige und optisch-akustisch ansprechende Leistung zustande bringen kann, solange man auf ein gut funktionierendes Drehbuch bauen kann.
Technische Infos:
O-Titel: The Veteran (GB 2011)
Dt. Vertrieb: Ascot Elite
VÖ: 18.10.2011 [Kauf-DVD]
EAN-Nummer: 4048317475087
FSK: ab 16
Länge: ca. 94 Min.
Regisseur: Matthew Hope
Drehbuch: Robert Henry Craft, Matthew Hope
Darsteller: Toby Kebbell, Brian Cox, Tony Curran, Adi Bielski, Tom Brooke, Ashley Bashy Thomas, Mem Ferda, Ivanno Jeremiah, Selva Rasalingam, Eboseta Ayemere u. a.
Bildformate: Widescreen (1.78:1 - anamorph)
Tonformate: DTS HD Master Audio 5.1 in Englisch, Deutsch
Untertitel: Deutsch
Extras:
1. Interviews mit Cast und Crew
2. Deleted Scenes
3. Behind the Scenes
4. Originaltrailer & Trailershow
- Redakteur:
- Michael Matzer