Tough Luck
- Regie:
- Gary Ellis
- Jahr:
- 2003
- Genre:
- Thriller
- Land:
- USA
1 Review(s)
03.08.2005 | 07:31Archie sitzt in einem Cabrio. Neben ihm auf dem Sitz ein Koffer voller Geld, in seiner Hand das Bild eines kleinen Jungen, an seinem Bauch eine stark blutende Schusswunde. Wütend hält ihm der ältere Mann die Pistole vors Gesicht. Ein Schuss und Archie ist tot.
Wenn das nicht mal nach einer interessanten Vorgeschichte schreit. Diese beginnt genau ein Jahr zuvor, als Archie, der sich ausschließlich von Kleinkriminalität über Wasser hält, auf den Rummelbesitzer Ike trifft. Er soll dessen Frau töten und dafür richtig abkassieren. Archie willigt ein, träumt aber bald den Traum, beides, die Frau und das Geld, zu besitzen. Doch er ist nur das Werkzeug in einem perfiden Plan …
Ein zwiespältiges Gefühl bleibt als erster Eindruck dieses Thillers zurück. Zweifellos ist das Verwirrspiel um den Streuner Archi gelungen, doch man erkennt auch, wie viel mehr Potenzial die Story hat. Man versucht zwar, die Geschichte in Geheimnisse zu hüllen, doch können das Thriller wie "Wild Things" tausendmal besser. Letztlich hat die Handlung nämlich nur einen Erzählstrang, was der Spannung nicht gut tut.
Interessanter ist es da schon, an einigen Stellen der Hauptfigur Archi in die Seele blicken zu können. Was den Zuschauer am Ball hält, ist die allgegenwärtige Gewissheit um das Schicksal des Protagonisten. In nicht wenigen Momenten kann man mit Archi fühlen, seine Ohnmacht nachempfinden, dem eigenen verhassten, verlogenen und verstohlenen Leben zu entkommen, in anderen sieht man nur einen Schauspieler, der unendlich viele Zigaretten in sich hineinqualmt. Im Großen und Ganzen ist die Rolle des Antihelden jedoch sehr passend für Norman Reedus. Etwas weiter zurück bleiben die weiteren Hauptdarsteller Dagmara Dominczyk und leider auch Armand Assante.
Leider büßt der Film besonders zum Ende hin, als sich der Kreis zur Eingangssequenz schließt, viel Qualität ein. Für den Showdown blieben die Glaubwürdigkeit und die Beklemmung, die noch während des Films herrschten, auf der Strecke. Für einen erfahrenen Filmkenner ist das Ende ganz und gar vorhersehbar und einem kleinen "Wow!" folgt postwendend ein kritischer Blick mit der Frage: "Wie soll das gehen?"
Wovon "Tough Luck" wirklich lebt, ist mehr der visuelle als der inhaltliche Genuss. Ellis erzählt die Erlebnisse von Archi zwar geradlinig, jedoch in teilweise genialen Aufnahmen, wie durch "Zurückspulen", Überschneidungen oder Bildteilung mit Simultanablauf. Außerdem taucht er die gesamte Optik in warme Gelb- und Rot-Töne. In einer der besten Szenen sieht man Archi in Gedanken versunken an seinem Rummelstand, wie immer rauchend, doch der Qualm der Zigarette zieht rückwärts. Absolutes Highlight ist aber der Moment, in dem Divana Archi zu überreden versucht und Archi unversehens auf einem Satz von ihr hängen bleibt, der sich für ihn immer wieder wiederholt. Ellis hat hier das in die Praxis umgesetzt, wovon Renee Zellweger in "Jerry Maguire" nur spricht. "Du hattest mich schon bei >Hallo<"
Insgesamt kann man den Film als guten, seriösen B-Movie mit einigen Spannungsmomenten empfehlen. Etwas mehr Verflechtung durch mehr Handlungsstränge und eine logischere Story wären der Schlüssel gewesen. Dennoch sehenswert, nicht zuletzt wegen des coolen Norman Reedus und der bildschönen Dagmara Dominczyk.
- Redakteur:
- Michael Langlotz