Transformers
- Regie:
- Bay, Michael
- Jahr:
- 2007
- Genre:
- Action
- Land:
- USA
1 Review(s)
30.11.2007 | 17:20Seine Filme spielen unzählige Millionen ein, er selbst kann auf eine weitreichende Fangemeinde zurückgreifen und obendrein gilt er als das Action-Genie seiner Zeit. Die Rede ist von Filmemacher und -produzent Michael Bay, der am Anfang seiner Karriere als Regisseur in der Werbebranche fungierte und diese Erfahrung in seine heutige Arbeit transportiert, zieht er die visuelle Ästhetik dem eigentlichen Handlungsgeschehen vor und verliert diese in zahlreichen Actionsequenzen aus dem Auge. Bay "himself" muss sich aufgrund dieser Tatsache schon immer vor nicht wenigen Kritikern rechtfertigen ("Ich mache Filme für Teenager. Oh Gott, was für ein Verbrechen") und wurde schon zweimal für den Anti-Oscar "Die Goldene Himbeere" ("Armageddon", "Pearl Harbor") nominiert. Seine Werke sind Unterhaltung in Reinkultur, bieten dem Action-Liebhaber gewaltige Genremomente und geben sich voll und ganz dem Mainstream hin. Mit diesem Konzept tangiert er nicht nur den Erfolg, er pachtet ihn. Dabei versuchte sich Michael Bay bei "Die Insel" (Ot: "The Island", 2005) an einem intelligenten Sci-Fi-Thriller mit durchaus komplexer Handlung und gesellschaftskritischen Aspekten. Von Kritikern gelobt, spielte "Die Insel" nicht einmal ansatzweise Bays vorherige Box-Office-Ergebnisse ein. Die Wege Hollywoods sind eben unergründlich. Mit seiner Realverfilmung "Transformers" geht Bay daher wieder altbewährte Wege und zaubert genau das auf die Leinwand, was ihn so berühmt macht: pure (Action-)Unterhaltung.
Auf dem Planeten Cybertron ist vor Jahren ein erbitterter Krieg zwischen zwei verfeindeten Roboter-Gruppierungen ausgebrochen. Das Besondere an diesen hochentwickelten und -technologisierten Maschinen: Sie können sich in jedes beliebige Fortbewegungsmittel transformieren, sei es Fahr- oder Flugzeug. Um die Herrschaft an sich zu reißen, begannen die Deceptions unter Führung Megatrons (der Mega-Böse) einen Krieg gegen die Autobots (die Guten) zu kämpfen. Optimus Prime, Anführer der Autobots, schoss als Gegenmaßnahme den Allspark, ein Artefakt, das den Maschinen einst das Leben schenkte, ins Weltall und hinderte die Deceptions somit daran, ihre Macht zu vergrößern.
Schnitt. Ein Deception, vorerst getarnt als Kampfjet, zerlegt einen militärischen Außenposten der US Army in seine Einzelteile. Alles fliegt in die Luft. Jeder Widerstand ist zwecklos. Die Militärbasis ist zerstört. Und die einzigen überlebenden Soldaten können nicht glauben, was sie eben gesehen haben.
Schnitt. Sam Witwicky (Shia LaBeouf, Constantine), mehr Klassenloser als Schulikone, will endlich ein eigenes Auto besitzen. Nicht nur, um nicht mehr mit dem Fahrrad in die Schule fahren zu müssen, sondern auch um seine Angebetete Mikaela zu beeindrucken. Aufgrund seiner guten Schulnoten kauft ihm sein Vater bei einem nicht gerade seriös wirkenden Autohändler namens Bobby Bolivia (Bernie Mac) einen alten Chevrolet Camaro. Sam wird schnell bewusst, dass mit seinem neuen Ofen irgendetwas anders ist. Seine Eindrücke bestätigen sich auf einen Schlag, als Sam sieht, wie sich sein Camaro in einen gelben Riesenroboter, einen Autobot, transformiert, der kurze Zeit später Sam und Mikaela vor einem wütenden Deception das Leben rettet. Wieso gerade Sam von einem dieser Riesenroboter angegriffen wird, kommt schnell ans Tageslicht: Sams Ur-Onkel Professor Archibald Witwicky machte vor fast hundert Jahren während einer Arktis-Expedition den wohl größten Fund der Menschheit, als er eingefroren in einer Eishölle einen Riesenroboter vorfand. Durch puren Zufall gravierte der Roboter die Koordinaten des Allsparks in die Brillengläser des alten Mannes. Diese Koordinaten sind das Ziel der beiden Roboter-Fronten. Und deshalb wird der Krieg nun auf der Erde weitergeführt.
Als bekannt wurde, dass Michael Bay nicht mit Jerry Bruckheimer, seinem Hausproduzenten und ebenso Garant für sehenswerte Action, zusammenarbeitet, sondern mit Steven Spielberg ("E.T.", "Krieg der Welten") den "Transformers"-Film inszenieren wird, polarisierte sich die Filmgemeinschaft zügig in zwei Lager. Während die enthusiastische Seite diese Kombination als perfekte Entscheidung festlegte, schließlich ziehen somit die beiden erfolgreichsten Filmemacher einen Blockbuster groß, verstand der Rest die Welt nicht mehr, hat doch Steven Spielberg den Drang zur kindlichen Naivität und Michael Bay zum kompromisslosen Materialverschleiß. Daher kam es, wie es kommen musste. Die Letzteren behielten Recht - kann man Spielbergs Handschrift in nahezu jeder Szene wiedererkennen - und verließen enttäuscht den Kinosessel. So ist der gesamte Coming-of-Age/Teenager-Handlungsstrang auf Produzent Spielberg zurückzuführen. Ein Handlungsstrang, der seinerseits Mittel zum Zweck ist, um die Geschehnisse auf die Erde zu verlegen, aber in seiner Fülle schlichtweg zu viel Zeit während der etwas zu lang geratenen 144 Minuten Spielfilmlänge in Anspruch nimmt. Denn so wirkt "Transformers" kaum mehr bedrohlich, das gegenteilige Extrem von "Krieg der Welten", in der die Menschheit vor dem nahe liegenden Untergang zu fliehen versucht. Den letzten Rest verpassen die Drehbuchautoren Roberto Orci und Alex Kurtzman mit ihren aufgesetzten, pseudo-coolen und oberflächlichen Dialogen, die sie ihren Charakteren (Ja, man möge es kaum glauben, auch die Autobots und Deceptions können sprechen) in den Mund legen. Nicht düster, bedrohlich und/oder panisch ist "Transformers" geworden, nein, sondern knallig, bunt und mit zwanghaftem Drang, die jugendlichen Zuschauer mit ihren Onelinern auf ihre Seite zu ziehen, obgleich einige der Gags zünden. Das Maß an Situationskomik füllt sich dabei doch allzu schnell.
Die einst von "Hasbro" vermarkteten Spielzeug-Actionfiguren fanden vor allem in den 80er Jahren regen Anklang und zeigten sich darüber hinaus als Zeichentrickserie und Comicheft. Optisch können die Riesenroboter auch im Kinofilm überzeugen, hält Bay seine individuelle, stets gelungene Visualisierung bereit und zaubert ein wahres CGI-Spektakel auf die Leinwand. So transformieren sich die Autobots und Deceptions in Sekundenschnelle vom jeweiligen Transportmittel zum arsenalbepackten Maschinenroboter. Die Liebe zum Detail, die Vielzahl der einzelnen Bewegungen bei Anbetracht des Optimus Prime und Co. und die beeindruckenden Verwandlungselemente überzeugen auf ganzer Linie. Obwohl man dem Comic und der Serie treu geblieben ist, können die Roboter doch sprechen, wirken gerade diese Momente deplatziert und lassen - gepaart mit dem zu dick aufgetragenen, menschlichen Verhalten - die geheimnisvolle Mystik dieser außerirdischen Wesen in nichts aufgehen.
Michael Bay macht seinem Status als Action-Genius alle Ehre und bietet die wohl größte Materialschlacht aller Zeiten, jagt er doch mit Raketen, Flammenwerfern, Granaten, einer Vielzahl an Feuerwaffen und sonstigen tödlichen Spielereien ganze Häuserblocks in die Luft und derangiert alles, was ihm zwischen die Finger kommt. Das grandiose Finale zwischen hiesigen Skylinern ist somit das größte und opulenteste an Zerstörungswahnsinn, was die Filmgemeinschaft je gesehen hat. Doch einmal mehr verliert sich Michael Bay in seiner Ästhetik und platziert derart schnelle und hektische Schnitte, dass man als Zuschauer von den Actionsequenzen und den zahlreichen Spezialeffekten erdrückt wird.
Eins ist jedoch sicher: Ohne großzügiges Budget ist solch ein aufwendiger Actionfilm keineswegs realisierbar. Doch darüber musste sich der wehrte Herr Bay keine Sorgen machen, ist ihm mit "DreamWorks Pictures" ein annehmbarer Finanzgeber zuteil geworden. Darüber hinaus konnten sich Bay/Spielberg eine weitere Geldquelle zueigen machen. Und zwar, man höre und staune, die US Army, die "Transformers" nicht nur finanziell, sondern auch mit reichlich Arsenal und Soldaten ausstattete. Eine Entscheidung, die man so nie hätte treffen dürfen. So wurde aus "Transformers" nicht nur ein potenzieller Sommer-Blockbuster, sondern der wohl patriotischste Propagandafilm, den die "US Army" je finanziert hat. Kaum zu glauben, dass dem Zuschauer heutiger Generation eine derart unmoralische Art und Weise zuzutrauen ist. Denn neben ähnlich klingenden Sätzen wie "Ich würde seiner Anweisung lieber Folge leisten. Denn ein Soldat der US Army stirbt lieber, als dass er verliert" muss sich dieser auch mit unzähliger Schleichwerbung, die niemals schleichend daherkommt, herumplagen. Außerdem ist es nur allzu unglaubhaft, dass die USA einmal mehr (siehe "Armageddon") die einzige Instanz dieser Welt zu sein scheint, die gegen eine gefährliche Invasion vorgehen kann.
Fazit:
Michael Bays "Transformers" wird trotz überladener Klischees, zahlreicher Logiklöcher, wie aus etlichen Bay-Filmen bereits bekannt, durchschnittlichen, wenn auch schön anzusehenden Schauspielern, allen voran Mikaela Banes (absolute Fehlbesetzung: John Turturro als Agent Simmons), aufgesetzten und platten Dialogen, schwacher Handlung und der militärisch unterschwelligen Botschaft an den Kinokassen einschlagen. Dafür sorgt alleine der Name Michael Bay, der, und das kann man keineswegs abstreiten, atemberaubende Actionsequenzen zur größten Materialschlacht aller Zeiten formiert. Das zu erwartende, leicht düstere Actionspektakel bleibt trotz aller Effekte aus. Grund: zu bunt, zu (lächerlich) komisch, zu massentauglich.
http://www.transformers-film.de/
- Redakteur:
- A. C.